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Nach der Demokratie

Ein neues Schlagwort machte 2006 die Runde: Postdemokratie. Auslöser waren Umfragen, nach denen jeder zweite Deutsche Zweifel an der Demokratie hatte. Auf Grundlage der Erkenntnisse Colin Crouchs  – britischer Politikwissenschaftler und Autor des Buches „Post-Democracy (2004)”  – wurde auf hohem Niveau analysiert und debattiert.

Vereinfacht formuliert lautet Crouchs Analyse so: Die westlichen Demokratien haben ihren Zenit überschritten; kapitalkräftige Lobbygruppen, illegitime Expertengremien, Umfragen und Fokusgruppen drängen allenthalben die Bedeutung der Wahlentscheidung zurück. Ursache sind die immer komplexer werdenden Probleme und Aufgaben, die Politiker alleine nicht mehr begreifen, geschweige denn gestalten können.

Da diesen Experten, Lobbyisten und Kommissionen eine demokratische Legitimierung durch Wahl aber  fehlt, reagiert der Bürger mit Wahlverweigerung und ständigem Vertrauensverlust in die politische Klasse. Der Ansehensverlust der Politik, das Auseinanderklaffen der Zustimmungswerte für Theorie und Praxis der Demokratie in den Umfragen – all das gilt als Indiz für einen Niedergang der Demokratie selbst.

Die JF hat jetzt in ihrer neueste Ausgabe ein Interview mit Colin Crouche, das man online lesen kann: „Die Demokratie ist im Verfall

5 Kommentare zu „Nach der Demokratie“

  • Aus Zeitgründen habe ich dieLinks nicht angeklickt, möchte aber darauf hinweisen, daß die Ergebnisse der Umfragen auch so verstanden werden könn(t)en, daß die Deutschen im Prinzip keine Zweifel an der Demokratie selbst, wohl aber an der Art und Weise haben, wie diese umgesetzt wird.
    Ich kenne zwar die Items, sowie mögliche Kontrollfragen der Fragebögen nicht, aber ich kann mir durchaus vorstellen, daß in den Antworten der Befragten die Einstellung zur Demokratie und deren Umsetzung konfundiert sind.

  • MoMo:

    @Entenmann

    Die Presse bevorzugt einfache Überschriften für ihre Artikel, aber innerhalb des Artikel war schon klar, daß das Umfrageergebnis kein Votum ‚gegen die Demokratie‘ war, sondern das, was der Bevölkerung als Demokratie ‚verkauft‘ wird.  Deshalb waren Crouchs Thesen hochaktuell, der den Verfall der Demokratie beschreibt.

  • BerlinerJung:

    Die Mehrheit der Bürger spielt dabei eine passive, ja sogar apathische Rolle, sie reagieren nur auf Signale, die man ihnen gibt. Im Schatten dieser Inszenierung wird die reale Politik hinter verschlossenen Türen gemacht: von gewählten Regierungen und Eliten, die vor allem die Interessen der Wirtschaft vertreten.

    Man sollte sich nicht täuschen lassen, nur weil Crouch in der JF ein Interview gegen hat.  Er ist ein links orientierter Schwätzer, für den vor allem die mächtige Wirtschaft und seine Wirtschaftslobbyisten den Verfall der Demokratie zu verantworten haben.

    Kein Thema ist bei ihm das korrupte, erstarrtes Parteiensystem, das sich vor allem durch Mittelmäßigkeit und Stromlinienförmigkeit auszeichnet. 

    Kein Thema ist bei ihm der Einfluss mächtiger Zuwanderungslobbys und Migrationsdienstleister,  die vor allem aus seinem Fach kommen(Sozialwissenschaftler u.ä. „Geisteswissenschaftler). Im Gegenteil,  der ‚Rassismus‘ muss nach seiner Meinung dringend bekämpft werden.

    Das typisch linke Geschwätz: Bürgerbeteiligung und Bürgerwille nur bei den „richtigen“ Politfeldern. Kotz. Da  kann ich auch Gysi, Roth oder Lafontaine zuhören. Ist die gleiche Quintessenz.

  • virOblationis:

    „… Umfragen, nach denen jeder zweite Deutsche Zweifel an der Demokratie hatte.“

    Es mag ja sein, daß man – noch – ausschließlich mit dem Personal unzufrieden ist, nicht mit dem System an sich. Doch irgendwann geht man zwangsläufig mit der Kritik von ersterem zu letzterem über, weil es sonst wie bei Radio Eriwan hießet: „Im Prinzip ist der Bürger zufrieden mit der parlamentarischen Demokratie, nur…“

  • […] postete ich einen Beitrag über Colin Crouch – britischer Politikwissenschaftler und Autor- und sein Buch “Post-Democracy [2004]” . Zu dem Thema legte der neurechte Publizist Karlheinz Weißmann ebenfalls ein eigenes […]

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