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Zur Aufhebung der Exkommunikation

Autor: virOblationis

Von 1962 bis 1965 tagte das Vaticanum II, ein Konzil von Bischöfen des gesamten Erdkreises unter dem Vorsitz des Papstes. Zahlreiche Dokumente wurden verabschiedet, darunter so folgenreiche wie die Erklärung „Dignitatis humanae“, die nicht nur den persönlichen Glauben des einzelnen respektiert, sondern ihm auch zugesteht, seinem Glauben öffentlich Ausdruck zu verleihen. Dies gewährt z.B. Muslimen die beliebige Errichtung von Moscheen und hat damit unsere heutige Situation – nicht nur in dieser Frage – gedanklich ermöglicht.

Was Dignitatis humanae u.a. Dokumente des Vaticanums II für die Kirche so problematisch macht, ist die Neuheit gewisser Aussagen. Die Grundlagen der Lehre sind aber in der Zeit der Apostel ein für allemal gelegt worden, und seit ihrem Tod wird die Lehre nur noch entfaltet, aber nichts gänzlich Neues hinzugefügt. So reichen manche Wurzeln der hl. Messe im Alten Ritus bis in die apostolische Zeit zurück. An ihre Stelle setzte Rom 1969 einen neugeschaffenen Novus Ordo, der nun auch in der Landessprache gefeiert werden durfte. Das Latein als Universalsprache der Kirche geriet fast in Vergessenheit, die Handkommunion wurde zugelassen, schließlich auch Meßdienerinnen, obwohl das Ministrantenamt niederen Weihen entspricht, die derjenigen des Priestertums vorangehen und deshalb nur ausnahmsweise von ledigen Laien männlichen Geschlechts übernommen werden können.

Hellsichtige befürchteten angesichts dieser Neuerungen einen allgemeinen Glaubensabfall und den Zusammenbruch der kirchlichen Ordnung, der inzwischen eigentlich von niemandem mehr übersehen werden kann. So verglich Benedikt XVI. kurz vor seiner Papstwahl die Kirche mit einem Schiff, in das von allen Seiten her Wasser eindringt.

Um die Tradition zu bewahren, gründete der im Ruhestand lebende französische Erzbischof Marcel Lefebvre eine Priesterbruderschaft, d.h. eine priesterliche Gemeinschaft ohne Mönchsgelübde, deren Mitglieder zu zweien oder dreien zusammenleben. Die geistliche Aufgabe dieser 1970 gegründeten und bischöflich anerkannten Priesterbruderschaft ist die Bewahrung der kirchlichen Tradition und damit auch der traditionellen lateinischen Messe, was durch die Wahl des Patrons, St. Pius X., zum Ausdruck gebracht wird. – Zwar hat man in den siebziger Jahren die Auflösung verfügt, sich dabei jedoch nicht genau an das Kirchenrecht gehalten und auch keinen Widerspruch dagegen verhandelt, so daß Monseigneur Lefebvre die Auflösung als nicht gegeben betrachtete.

Der Konflikt zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. eskalierte 1988. Da Rom der Bruderschaft auf absehbare Zeit keinen bischöflichen Nachfolger des greisen Monseigneurs zu geben versprach, drohte die Bruderschaft mit dessen Tod das Ende, da niemand mehr die Priesterweihen hätte spenden können. So sah der Erzbischof eine Notlage für die Bewahrung der Tradition in der Kirche gegeben und konsekrierte drei Jahre vor seinem Tod ohne Roms Einwilligung vier Weihbischöfe. Rom reagierte darauf mit der Exkommunikation der vier und auch des Erzbischofes

Um zu einer Verständigung mit Rom zu finden, erbat der Generalobere der Priesterbruderschaft, Bernhard Fellay, einer der vier 1988 geweihten Bischöfe, als Zeichen des guten Willens die allgemeine Wiederzulassung der traditionellen Messe und die Aufhebung der Exkommunikation. Der ersten Bitte kam der 2005 gewählte Benedikt XVI. mit dem Motu proprio „Summorum Pontificum“ vom 7. Juli 2007 weitgehend nach, der zweiten vor wenigen Tagen, am 21. Januar 2009;

Versuche, das Erscheinen der Declaratio am 24.1. zu verhindern, insbesondere durch die Veröffentlichung eines Interviews  , sind erfolglos geblieben. Nun geht es darum, in Gesprächen eine theologische Verständigung zu erzielen und der Bruderschaft eine kirchenrechtlich von beiden Seiten anerkannte Form wiederzugeben, um aus der ehemaligen Oppositionsgruppe einen Motor der Erneuerung innerhalb der Kirche zu machen

25 Kommentare zu „Zur Aufhebung der Exkommunikation“

  • Ich bin nicht so beschlagen in den Riten der kath. Kirche, aber besteht nicht die Gefahr, daß sich die Fronten zwischen den Religionen verhärten?

    Und wären die Moscheen nicht auch gebaut worden, wenn dieses Vaticanum nicht abgehalten worden wär. Schließlich haben wir eine Trennung von Kirche und Staat.

  • Sir Toby:

    „… darunter so folgenreiche wie die Erklärung „Dignitatis humanae“, die nicht nur den persönlichen Glauben des einzelnen respektiert, sondern ihm auch zugesteht, seinem Glauben öffentlich Ausdruck zu verleihen. Dies gewährt z.B. Muslimen die beliebige Errichtung von Moscheen und hat damit unsere heutige Situation – nicht nur in dieser Frage – gedanklich ermöglicht.“

    Ich bin kein Katholik, und meine religiöse Orientierung liegt ausserhalb der Amtskirche, aber ich denke, man wird zumindest vermuten dürfen, dass die kath. Kirche als nach wie vor starke, organisierte Glaubensgemeinschaft ohne diese Erklärung in der Lage gewesen wäre früher (wesentlich früher) auf eine falsche Entwicklung hinzuweisen und ihre Schäfchen auch dahingehend zu informieren und zu orientieren, dass sie auch an der Basis wesentlich früher Einspruch gegen die Mohammedanisierung des Landes bzw. Europas hätten erheben können.

  • BerlinerJung:

    Versuche, das Erscheinen der Declaratio am 24.1. zu verhindern, insbesondere durch die Veröffentlichung eines Interviews  , sind erfolglos geblieben

    Falls das so ist, ist es nicht gelungen, der Papst hat sich nicht beirren lassen.  Mutig ist das allemal, vor allem weil er Deutscher ist. Ich möcht nicht wissen was für ein Empörungssturm da hinter den Kulissen abläuft.

  • virOblationis:

    Sir Toby schrieb:
    „…dass die kath. Kirche als nach wie vor starke, organisierte Glaubensgemeinschaft ohne diese Erklärung in der Lage gewesen wäre früher (wesentlich früher) auf eine falsche Entwicklung hinzuweisen…“

    Gewiß, sie wäre in der Lgae gewesen, aber sie will es nicht mehr, weil seit dem Vat. II der Dialog statt der Mission die Geister beherrscht, und so sieht man fremde Religionen nicht mehr als (u.U. zu tolerierende) Irrwege an, sondern als potentielle Bereicherungen der eigenen, defizitären Spiritualität. – Gedankliche Parallelen zu der unter uns propagierten kulturellen Bereicherung durch Zuwanderung sind sicherlich nicht zufällig.

  • @Sir Toby

    Ich versteh was du meinst Sir Toby, nur ist das Recht auf freie Religionsausübung im GG verankert. Insofern  hätte eine konservative Kirche wohl mahnen können, ich bezweifele aber ob das ernsthaften Erfolg gehabt hätte.

    Vielleicht hätte eine konservative kath. Kirche die Säkularisierung der Gesellschaft  mit all ihren Auswirkungen (hohe Scheidungsraten, hohe Abtreibungsraten usw) verlangsamt aber das sind Mutmassungen. Ich muss auch dazu sagen daß ich evangelisch bin und aus einem säkularisierten Elternhaus stamme.

  • virOblationis:

    Das DK-Team schrieb:
    „Ich bin nicht so beschlagen in den Riten der kath. Kirche, aber besteht nicht die Gefahr, daß sich die Fronten zwischen den Religionen verhärten?“
    Nun, ich hoffe, daß an die Stelle des Dialogs wieder der missionarische Eifer tritt. Natürlich möchte man anderen die Wahrheit nahebringen, nachdem man sie selbst entdeckt hat. Dies muß aber keine Feindschaft bedeuten. Wenn ich den anderen irren sehe, bedaure ich seinen Irrtum, weil ich darum fürchte, daß er das ihm durch sein Dasein als Geschöpf vorgegebene Ziel verfehlt. Doch niemandem kann der persönliche Glaubensakt durch Zwang, auch  wenn er gut gemeint sein sollte, abgenommen werden. Insofern muß keine Verhärtung eintreten, aber ich hoffe, daß man religiöse Gegensätze als solche auch wieder benennt.
    „Und wären die Moscheen nicht auch gebaut worden, wenn dieses Vaticanum nicht abgehalten worden wär. Schließlich haben wir eine Trennung von Kirche und Staat.“
    Katholische Staaten, wie es sie bis zu ihrer Abschaffung – zuletzt durch Rom selbst (!) – gegeben hat, duldeten gemäß trad. kath. Lehre den öffentlichen Kultus anderer Religionen, wenn diese zahlreiche Anhänger im Lande hatten, aus politischer Klugheit, ohne das Recht auf solchen öffentlichen Gottesdienst anzuerkennen.  Laizistische Regimes, in denen Kirche und Staat radikal getrennt sind, müßten öffentlichen Kultus einzuschränken in der Lage sein, wenn dieser die öffentliche Ordnung zu gefährden droht. Ich fürchte nur, dies wird in unserem Lande fast eher die kath. Kirche treffen als den Islam.

  • Blond:

    Erstens ist es m.M.n. immer gut, wenn "zwei" Zerstrittene wieder mit einander (reden) können – dazu dient der  Ex-Exkommunizierungsvorgang gewiss – die andere Seite ist zweifellos die Wirkung nach außen!
    Zweitens aber, viel wichtiger, ist doch der "innere Antrieb" dieser Aktion –
    und da habe ich doch sehr große Zweifel, ob dieser der Friedens- und Wiederversöhnugsgedanke ist !

  • BerlinerJung:

    @virOblationis

    aber ich hoffe, daß man religiöse Gegensätze als solche auch wieder benennt.

    Da Sie sich scheinbar in der Religion gut auskennen (hab schon öfters was hier gelesen) frag ich jetzt einfach und oute mich als religiös ungebildeter Berliner Hobel. Was sind denn genau die ‚religiösen‘ Unterschiede. An Gott glauben alle drei großen Religionen, das weiß sogar ich.

  • Na die Befürchtung ist nicht unbegründet virOblationis.  Die 68iger zeigen es jeden Tag, wenn sie gegen die Kirche hetzen, bei den grausamen und frauenfeindlichen Praktiken des Islam (Zwangsehe Kopftuchzwang Todesstrafe für Homosexuelle usw) dagegen keinen Mucks von sich geben. Das kann man schon als Zukunftsgeläut betrachten.

    Marina vom DK-Team

  • Herr Schleckriegel:

    Ein interessanter Beitrag. Danke.

    Ich muß zugeben, daß mir, als jemandem der ohne nennenswerten christlichen Einfluß aufgewachsen ist, die Art und Weise imponiert, mit der dort Leute für ihre Meinung einstehen. Sei es die Pius Bruderschaft, die mit dem Kirchenbann ja nicht weniger als ihr Seelenheil für ihre Ansichten aufs Spiel gesetzt hat, oder sei es der Papst, der sicher auch darum weiß, daß sich diese Entscheidung als Steilvorlage für die achso aufgeklärte Presse eignet.

    Solches Rückgrat ist leider selten in der heutigen Zeit.

  • virOblationis:

    Berliner Jung fragte:
    „Was sind denn genau die ‘religiösen’ Unterschiede … [zwischen den] drei großen Religionen… “

    Das Christentum wurzelt im Volke Israel, das jahrhundertelang auf das Erscheinen des Heiland gewartet hat. Als dieser dann in Jesus Mensch geworden war, hat ihn nur ein Teil des Volkes angenommen; dieser wurde zum Grundstock der Kirche.

    Ein Großteil des Volkes lehnte Jesus als Heiland ab. Daraus ging das Judentum hervor, im Grunde also die religiöse Antithese des Christentums.  Die Juden selbst sehen natürlich sich als einzig legitime Nachkommen des alttestamentlichen Volkes Israel.

    Die Anhänger des Islam führen das Volk der arabischen Halbinsel auf den Stammvater des alttestamentlichen Gottesvolkes zurück, nämlich auf dessen Sohn Ismael, den Halbbruder Isaaks, des Vaters Israels. Durch Eroberungszüge, nicht Mission, verbreitete sich der Islam während des 7. Jahrhunderts vom Atlantik bis an die Grenzen Chinas und Indiens und später noch darüber hinaus.

    Die Anhänger des Islam bilden eine religiöse Gemeinschaft bilden, die nicht wie das Christentum nur gewisse soziale, rechtliche und politische Aspekte aufweist,vielmehr will sich die islamische Religion in einer ihr entsprechende staatlichen Ordnung verwirklichen. Das Ziel besteht also nicht wie beim Christentum in einer weltweiten Verkündigung und Annahme des Glaubens, sondern in der Unterwerfung der Welt unter die staatliche Ordnung der islamischen Gemeinde und ihrer Rechtsordnung (Scharia).

  • BerlinerJung:

    @virOblationis

    Jetzt blick ich ein bischen besser durch. Und dann war das der Grund

    Durch Eroberungszüge, nicht Mission, verbreitete sich der Islam während des 7. Jahrhunderts vom Atlantik bis an die Grenzen Chinas und Indiens und später noch darüber hinaus.

    für das Zitat das Papst Benedikt gewählt hat und in der (tschuldigung) versifften BRD zum üblichen Empörungstsunami geführt hat. Genauen Wortlaut kenn ich nicht aber irgendwas mit dem Schwert das Mohamed eingesetzt hat um seinen Glauben zu „verbreiten“.  Ähnelte wohl der Verbreitung der kommunistischen Glaubenslehre „Und willst du nicht mein Bruder sein dann schlag ich dir den Schädel ein“.   Bzw. ab.

  • AvK:

    Der Papst ist ein mutiger Mann und verdient Respekt.

  • Anna Luehse:

    „Wenn Osama bin Laden oder wer auch immer zum Heiligen Krieg aufruft, ist das seine private Meinung. Er spricht nicht für den Islam. Verabschieden Sie sich von allen christlichen Vorstellungen! Islam und Judentum sind nicht Religionen im christlichen Sinn. Es sind Lebensweisen, deren Strukturen sehr ähnlich sind.“
    Joel Berger, württembergischer Landesrabbiner und Sprecher der Rabbinerkonferenz in Deutschland
    Das Ostpreußenblatt 08.12.2001

  • virOblationis:

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    @ Berliner Jung

    Ja, Berliner Jung. Der Papst zitierte in seiner Regensburger Vorlesung über Glauben und Vernunft (12.9.2006) einen der letzten Kaiser Konstantinopels, Manuel II. (1391 – 1425), der schrieb: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur, so sagt er Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.“

    @ Anna Luehse
    Das Zitat verstünde ich besser, wenn es hieße: „Er (sc. Osama bin Laden) spricht als irgendein Vertreter des Islam.“

    Wenn des weiteren von Ähnlichkeiten von Judentum und Islam im Gegensatz zum Christentum die Rede ist: Ja, solche Parallelen sind mir auch schon aufgefallen.

  • Anna Luehse:

    #virOblationis – „Wenn des weiteren von Ähnlichkeiten von Judentum und Islam im Gegensatz zum Christentum die Rede ist: Ja, solche Parallelen sind mir auch schon aufgefallen.“ Ich selbst gehöre keiner Kirche an, sehe natürlich den prägenden Einfluß des Christentums auf unsere Kultur. Seit einigen Jahren befasse ich mich auch intenisver mit den Religionen Islam und Judentum. Berger sprich m.E. von Lebensform, weil in beiden Religionen das Leben bis ins Detail geregelt wird. Was hier weniger bekannt ist: der Staat Israel versteht sich als jüdischer Staat im Sinne von jüdischer Religion. Aufschlußreich dazu ist das Buch von Prof. Israel Shahak, „Jüdische Geschichte, Jüdische Religon – Der Einfluß von 3000 Jahren“. Für mich ein spannendes und interessantes Thema.

  • virOblationis:

    @ Anna Luehse
    Shahak ist natürlich etwas Besonderes, eine seltene Erscheinung innerhalb des Judentums. – Ja, die Reglementierung des Alltagslebens ist ein gemeinsamer Aspekt von Judentum und Islam. Es kommt aber – vielleicht noch wichtiger – hinzu, daß man die Welt weiterhin in einen reinen und einen unreinen Bereich aufgeteilt sieht, während der Heiland diese Grenze für unwirksam erklärt hat. Die Aufteilung in Rein und Unrein betrifft nicht nur die Speisen, sondern auch die Menschen, die man in Juden / Gojim bzw. Gläubige / Ungläubige einteilt. Die Kirche hingegen geht davon aus, daß man – ohne besondere Umstände (wie z.B. bei der Muttergottes) von keinem Lebenden sagen könne, ob er das Ziel erreicht, bevor er das Ende erreicht hat; schon dies relativiert alle Einteilung der Menschen in Gott Zugehörige / Nicht-Zugehörige.

  • Es ist kein Zufall, dass auf die Wiedereinführung der lateinischen Messe posthum die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Priesterbruderschaft St. Pius X. folgt. Doch Lefebvre-Bischof Richard Williamson, der die Existenz von Nazi-Gaskammern und des Holocausts an den Juden leugnet, verdient es einfach nicht, von Papst Benedikt XVI. dafür auch noch mit der Aufhebung der Exkommunikation belohnt zu werden, weil er aufgrund dieser menschenverachtenden Äußerungen in meinen Augen stattdessen vor ein internationales Tribunal gehört. Benedikt XVI. ist damit nach seiner berühmten Regenburger Rede ein zweites Mal in ein überaus fatales Fettnäpfchen getreten. Eine mögliche Reise eines deutschen Papstes nach Israel könnte somit zu einem „Gang nach Canossa“ werden. Mit der Aufhebung der vier Exkommunikationen haben sich in der katholischen Kirche endgültig die gegenreformatorischen Kräfte durchgesetzt, die das II. Vatikanische Konzil (1962-65) gerne ungeschehen machen wollen und dafür lieber die Annäherung an die Priesterbruderschaft St. Pius X. suchen, welche die Hl. Messe in der jeweiligen Volkssprache, die Relgionsfreiheit, die Ideale der Französischen Revolution, die Kollegialität der Bischöfe, die Demokratie bzw. den ökumenischen und den interreligiösen Dialog – besonders mit den Juden – grundsätzlich ablehnen. Deshalb erübrigt sich die Frage, wann es zur längst überfälligen Aufhebung der Exkommunikation Martin Luthers (1483-1546) und zur Wiedervereinigung aller christlichen Kirchen kommen wird.

  • AvK:

    André F. Lichtschlag in Eigentümlich frei zu dem medialen Hetzjagd auf den Papst
    Die Medien könnten sich diesmal ein zu starkes Opfer ausgesucht haben

    Zu den vier Bischöfen gehört auch der Brite Richard Williamson, der in einem bereits im November aufgezeichneten und „zufälligerweise“ genau jetzt gesendeten Interview gegenüber einem schwedischen Fernsehsender eine in Deutschland strafbare Meinung kundtat, im Amtsdeutsch „den Holocaust leugnete“.

    Gregor Hoppe vom ARD-Hörfunkstudio Rom kommentiert in der Tagesschau: „Der Papst will seine Kirche offenbar gesundschrumpfen, zurück auf eine noch kleinere, dafür aber erzkonservative Klientel. Und nimmt dabei in Kauf, dass ihm alle anderen davonlaufen.“ Vieles spricht für die Umkehrung dieser These: Konservative Kirchen (und vorneweg der „Popstar unserer Zeit“, der „ultrakonservative“ Papst Benedikt) haben großen Zulauf. Die 68er-(Ex-)Zeitgeistkirchen aber mit all ihrem antikapitalistischen Öko- und Drittweltklimbim – beispielhaft sei die großspurige Coca-Cola-Boykottkampagne des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) genannt – sind längst nur noch zum Davonlaufen

    So ist es.

  • Fabian:

    @Roland Klose: „…weil er aufgrund dieser menschenverachtenden Äußerungen in meinen Augen stattdessen vor ein internationales Tribunal gehört.“

    Von „internationalen Tribunalen“, namentlich wenn sie die Meinungsfreiheit betreffen, habe ich die Nase voll. Soll der Priester glauben was er will. Glaubensfragen werden im Jenseits von einer anderen Instanz be- und verurteilt.

  • virOblationis:

    @ Fabian
    Es sind ja noch nicht einmal Glaubensfragen, sondern historisch-politische, die allerdings hierzulande mit einem Denkverbot belegt sind: Warum überläßt man ihre Beantwortung nicht der Geschichtswissenschaft, ohne ihr die Ergebnisse vorzugeben?

    Bischof Williamson ist nicht zur Verkündigung historisch-politischer Wahrheiten oder Unwahrheiten berufen, sondern zur Verkündigung des Glaubens. Darum hat ihm die Bruderschaft nunmehr historisch-politische Äußerungen untersagt und den Heiligen Vater um Verzeihung gebeten.

    Wie ich im Rundfunk gerade höre, hat der Staat Israel die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan – nicht nur, wie bisher zu vernehmen war – für drei Monate eingefroren, sondern abgebbrochen, wofür die Aufhebung der Exkommunikation der Anlaß gewesen sein soll.

    Ich halte Bischof Williamsons Interview nur für einen äußeren Anlaß zu solchen Aktionen. In Wahrheit will man die seit dem Vat. II unterdrückte trad. Theologie nicht, die selbstverständlich im Judentum keinen zweiten Heilsweg neben der Kirche erblickt und deshalb zur Verbreitung des Glaubens auch unter den Juden aufruft. – N.B.: Bald soll ein Hamburger Jude seilggesprochen werden, Hermann Cohen, ein gefeierter Konzertpianist des 19. Jh’s, der konvertierte und als Karmeliterpriester Pater Augustin segensreich wirkte und bei der Pflege von Kranken in Berlin starb.

  • virOblationis:

    Ein bemerkenswertes Interview
    http://www.kreuz.net/article.8581.html

  • @vir Oblationis

    Ja, das ist es wirklich, aber wird es in Spiegel, Welt, FAZ kommen? Wird er bei Anne Will oder Plasberg als Gast geladen werden? Leider nicht.

    Ich sah mir gestern abend [kurz] die Phoenix-Runde zu diesem Thema an: Das war keine Diskussionsrunde, das war ein Tribunal a la Kerner  – Ankläger und Richter in einer Person, vertraut in einer Runde, absolut einstimmig.

    Ekelerregend. Ich schaltete nach ca. 10 Minuten ab.

  • virOblationis:

    Ein Kampf um Rom ( http://www.kath.net/detail.php?id=22256 )

    „Voci di corridoio“ heißen solche Gerüchte gewöhnlich in Rom: Stimmen auf dem Flur. Über diesen Status sind diese Stimmen jedoch seit einem Artikel im „Foglio“ vom 7. Februar weit hinaus, der seitdem von Hand zu Hand im Vatikan weiterger eicht wird und inzwischen entfernte Nuntiaturen erreicht hat.

    Das sind die Namen und Nachnamen der anti-Ratzinger Fronde“, heißt das Stück lapidar. Es ist die Zusammenfassung eines Artikels aus dem „L’Homme Nouveau“, einer zweiwöchigen katholischen Zeitschrift aus Frankreich.

    Abbé Claude Barthe, dem Autor des Enthüllungsartikels, hatte Joseph Ratzinger im Jahr 2000 ein langes Interview gewährt, der hier nun verrät, in „strategischen Positionen“ des Staatssekretariates gebe es eine Opposition zum Papst, die sich nicht nur durch „abweichende Sichtweisen“ von Benedikt XVI. unterscheide.

    Dass etwa der ehemalige Zeremonienmeister Piero Marini – um wenig zu sagen – nicht glücklich ist, dass Benedikt XVI. ihn durch den konservativeren Guido Marini ausgewechselt hat, ist in Rom ein offenes Geheimnis.

    Nun taucht jedoch auch Prälat Gabriele Caccia, zweiter Mann in der Staatskanzlei des Papstes, ebenso in der Liste der „Fronde“ auf wie Erzbischof Paolo Sardi, „der einflussreiche Koordinator der päpstlichen ghost-writer“, oder Erzbischof Gianfranco Ravasi, Präsident des päpstlichen Rates für die Kultur, dem hier bescheinigt wird, er vertrete eine exegetisch völlig andere Linie als der Papst.

    In dieser Opposition gehe es etwa um die Abschaffung des Zölibats (wie sie von vielen Dekanen des Bistums Linz de facto schon umgesetzt wird) bis hin zu einer Infragestellung des Petrus-Amtes.

    Dies sei „schwarz auf weiß“, was man sich in den „Sacri Palazzi“ Roms erzähle, heißt es am Schluss des Stücks. „Einiges mag übertrieben sein, doch nicht sehr.“

    Der Vatikan kommentiert oder dementiert solche Berichte grundsätzlich nicht. Dennoch summt es seitdem über den „Heiligen Palästen“ verdächtig wie über einem Wespennest. Eine „Wespenkönigin“ nennt das Stück nicht. Römischen Beobachtern fällt gleichwohl auf, dass Kardinal Achille Silvestrini als „Stammvater“ der Anti-Ratzingerianer benannt wird, von dem die WELT schon am 18. April 2005 zu berichten wusste, dass er unmittelbar vor dem letzten Konklave die Wahl Joseph Ratzingers zum Papst mit einer Verschwörung in der „Villa Nazareth“ im letzten Moment zu verhindern suchte.

    Die „giftigste Seite“ des Dossiers ist jedoch Kurienkardinal Giovanni Battista Re vorbehalten, einem Purpurträger von bemerkenswerter „elasticità“, wie es im Vatikan heißt, von dem jedoch viele der Ansicht sind, dass er dem Papst höchst eigenmächtig auf der Nase herum tanze.

    In der ganz aktuellen „Causa Wagner“, in der Benedikt XVI .. ein von ihm selbst ernannter Bischof für das „Problembistum“ Linz auf einmalige Weise weg gekegelt wurde, spielt Giovanni Battista Re eine Schlüsselrolle.

  • virOblationis:

    Benedikt liest die Leviten:
    http://www.kath.net/detail.php?id=22345

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