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Offener Brief von Leo Lennartz an Merkel

Leo Lennartz, der schon in der Causa Hohmann quer zur Merkel-CDU stand und dafür abgestraft wurde, hat einen offenen Brief an Merkel geschrieben und ihre  anmaßende Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Vatikans scharf kritisiert. Wir stellen den Brief hier im Wortlaut ein.
……

Dr. Angela Merkel
Bundeskanzleramt
Willy Brandt-Str. 1

10557 Berlin

per Telefax: 030 40002357

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

Sie haben am 03.02.2009 den Heiligen Vater Papst Benedikt XVI. in einer Pressekonferenz gezielt und öffentlich angegriffen. Ich werde deshalb mein Schreiben an Sie ebenfalls veröffentlichen.

Am Ende der Pressekonferenz anlässlich des Besuches des Herrn Präsidenten der Republik Kasachstan haben Sie auf eine ausdrücklich außerhalb der Tagesordnung an Sie gerichtete Frage des Berliner dpa-Vertreters geantwortet.

Gefragt wurde nach Ihrer Bewertung der Konsequenzen der persönlichen Entscheidungen des Papstes und der Diskussion in Europa, vor allem aber in Deutschland.

Die wenig präzise Frage und Ihre ausführliche Antwort in nicht weniger als acht Sätzen nähren den Verdacht, dass die Frage für Sie nicht unerwartet kam sondern Sie von ihr bereits vorher wussten und sich auf sie vorbereiten konnten. Für diese Vermutung spricht auch die auszugsweise Wiedergabe Ihrer Antwort in den Tagesthemen am 03.02.2009.

In Ihrer Äußerung haben Sie, obwohl Sie es besser wissen mussten, zumindest die Einschätzung vermittelt, durch eine Entscheidung des Vatikans sei der Eindruck entstanden, dass es die Leugnung des Holocaust geben könnte und hinzugefügt, das dürfe, da es sich um eine Grundsatzfrage handele, nicht im Raum stehen bleiben.

Ich sehe für Sie als Bundeskanzlerin keinerlei Rechtsgrundlage dafür, sich in eine Diskussion über einen nicht einfachen Prozess innerhalb der katholischen Kirche überhaupt und gar in dieser Form einzumischen. Deshalb bedaure ich feststellen zu müssen, dass Sie Ihr Amt missbrauchen, wenn Sie vom Heiligen Vater und dem Vatikan eine „Klarstellung“ in einem Punkt verlangen, der wegen der vielfachen eindeutigen Aussagen Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. wie seiner Vorgänger keiner erneuten Klarstellung bedarf.

Sie haben mit Ihren Äußerungen den Heiligen Vater in besonders schlimmer Weise verunglimpft und berechtigte Empörung hervorgerufen. Es musste Ihnen klar sein, dass es Ihnen nicht zustand, sich in Ihrem Amt über Vorgänge innerhalb der katholischen Kirche zu äußern, dazu noch in einer Art und Weise, die die Person des Heiligen Vaters zu beschädigen geeignet war. Als katholischer Staatsbürger dulde ich es genauso wie viele andere nicht, dass Sie sich so gegenüber dem geistlichen Oberhaupt meiner Kirche verhalten.

Ich kann Ihnen nur dringend raten, sich wegen Ihrer unakzeptablen Äußerungen gegenüber Seiner Heiligkeit und Ihren Mitbürgern zu entschuldigen.

Sollten Sie das nicht für notwendig erachten, wird das natürlich politische Auswirkungen haben. Demokraten, die wissen, was sich der Inhaber Ihres Amtes erlauben darf oder nicht und Sinn für Fairness haben, werden in Zukunft zögern, Sie als Politikerin zu unterstützen. Gerade bei katholischen Wählern in Deutschland ist bereits seit einiger Zeit eine bedauerliche aber verständliche Wahlenthaltung zu verzeichnen, die darauf beruht, dass sich diese Wähler durch die Partei, deren Vorsitzende Sie sind, nicht mehr hinreichend vertreten fühlen. Ihr Auftritt am Dienstag wird die Zahl der Wahlverweigerer mit Sicherheit erhöhen. Auch das will ich als CDU-Mitglied nicht hinnehmen.

Und wenn Sie glauben, Sie hätten dem von Ihnen in Ihrer Antwort bemühten Judentum einen Dienst erwiesen, irren Sie. Solche Auslassungen dienen weder einer sorgfältigen Auseinandersetzung mit unserer nationalen Vergangenheit noch einem friedlichen Zusammenleben von Juden und Nichtjuden in der Zukunft

Mit vorzüglicher Hochachtung
Leo Lennartz

(Dank an Anna Luehse)
…….

Anbei die Rede Leo Lennartz im Wortlaut zu dem Parteienausschluss von Martin Hohmann in 2003. Für alle, die sich lieber ein eigenes Bild machen, als es sich von der veröffentlichten Meinung vordiktieren  zu lassen.

18 Kommentare zu „Offener Brief von Leo Lennartz an Merkel“

  • BerlinerJung:

    Ein mutiger ehrlicher Brief,  der Hosenanzug wird ihn nicht lesen geschweige denn beantworten. Trotzdem zieh ich meinen Hut von diesem Lennartz. Ausnahmeerscheinungen die in diesem System gnadenlos geschasst werden.

  • gast:

    Meinen Respekt vor Herr Lennartz. Aber was hier in den Medien in ekelerregendster Weise kolportiert wurde ist dem Wirken einer Phalanx zu verdanken, der die religiöse Wertehierarchie schon lange zuwider ist.

    Ein großer deutscher Sohn, konservativ,  und doch von den Massen, vor allen den jungen Menschen,, geliebt und gefeiert – da haben die antideutschen Hasser sich erbrochen vor Wut und Neid.  Mit Williamson war ihre Stunde gekommen.  Gott mit Ihnen Herr Lennartz.

  • Wahr-Sager:

    Wie wahr, wie wahr. Allerdings erweist das Merkel eher dem ZdJ einen Dienst und nicht dem Judentum. Ich bin gespannt, was sich die CDU noch so alles an Ködern einfallen lässt für die bevorstehende Wahl. Selbstverständlich werde ich die CDU nicht wählen – komme, was will.

  • Sir Toby:

    Wer ist Leo Lennartz?

  • Blond:

    Wenn Hr. Lennartz damit recht hat – und viele Zweifel bleiben bei den genannten Tatsachen ja nicht –  und Frau M. durch die verbalen Angriffe die Spaltung der Menschen in D geplant an die Öffentlichkeit lanciert hat,
    muss man sich da nicht fragen, was das politische Oberhaupt unter dem Schwur "zum Wohle des deutschen Volkes zu handeln" versteht?
    AUSZUG AUS
    http://de.wikipedia.org/wiki/Amtseid#Situation_in_Deutschland
    Unter anderem wurde der Artikel 56 GG in Maunz/Dürig/Herzog/Scholz, Kommentar zum Grundgesetz (Artikel 56 Randnummern 4 und 10), wie folgt kommentiert:
    „ … Kein Bundespräsident (und übrigens auch kein Bundeskanzler und kein Bundesminister) wird so zynisch und so machtbesessen sein, dass es ihm im Augenblick des Amtsantritts ausschließlich um die Macht, das Ansehen oder die persönlichen Vorteile geht, die mit dem anzutretenden Amt verbunden sind. … verpflichtet sich der neue Amtsträger vor der Öffentlichkeit zusätzlich, und wenn er sie halbwegs ernst nimmt, erwächst für ihn daraus ein Bündel zusätzlicher – eben außerrechtlicher – Motive, das Amt so zu führen, wie es der Verfassung und vor allem seinen verfassungsrechtlichen Möglichkeiten und Grenzen entspricht.“

  • virOblationis:

    Hier kann man sich mit dem Papst solidarisch erklären:

    http://www.ja-zu-benedikt.net/

  • BerlinerJung:

    Wer möchte kann dem Papst hier mit seiner Unterschrift unterstützen. Jetzt gerade sind fast 26000 Unterschriften geleistet.
    Ich bin kein Kirchengänger und bibelfest bin ich auch nicht, geb ich zu, das Ding hab ich trotzdem unterschrieben. Ich hab die Schnauze voll von den Hetzjagden, die die Schmierfinken immer wieder veranstalten.

  • AvK:

    Gerade bei katholischen Wählern in Deutschland ist bereits seit einiger Zeit eine bedauerliche aber verständliche Wahlenthaltung zu verzeichnen, die darauf beruht, dass sich diese Wähler durch die Partei, deren Vorsitzende Sie sind, nicht mehr hinreichend vertreten fühlen. Ihr Auftritt am Dienstag wird die Zahl der Wahlverweigerer mit Sicherheit erhöhen. Auch das will ich als CDU-Mitglied nicht hinnehmen.

    Möge Herr Lennartz recht behalten. Frau Merkel ist eine Zumutung.

    @virOblationis, BerlinerJung

    Ich habe meine Unterschrift geleistet, es war mir ein echtes Anliegen.

  • Anna Luehse:

    # Sir Toby
    „Wer ist Leo Lennartz?“

    Einer der Wenigen, die sich in der CDU immer wieder laut und kritisch zu Wort melden.

  • Sir Toby:

    # Anna Luehse

    Danke. Meine Frage zielte einfach dahin, ob es sich um einen  Bundestagsabgeordneten der CDU, einen Minister irgendeines Bundeslandes oder eine parteiungebundene Person handelt, die man vielleicht kennen müßte. Mir war einfach der Name gänzlich unbekannt.

  • Anna Luehse:

    Das Spiel geht weiter.  Friedman und Kramer greifen jetzt Lammert an.

    http://www.abendblatt.de/daten/2009/02/06/1038138.html

  • @Anna Luehse

    Friedman leidet schon lange darunter, daß er seit seiner Koks- und Hurenaffäre aus dem Mittelpunkt ins Nirwana rutschte. Ich glaub, für einen Narzissten wie Friedman kommt das der Todesstrafe gleich.

    Marina vom DK-Team

  • Die Unterschriften zur Petition die BerlinerJung verlinkt hat wachsen rasend schnell. Innerhalb von knapp 4 Stunden sind fast 500 neue dazu gekommen.

    Ich glaub viele Leute haben die Nasen von diesen Hetzjagden richtig voll, egal ob katholisch, evangelisch oder atheistisch.

    http://www.soutienabenoitxvi.org/index.php?lang=ge

    Marina vom DK-Team

  • virOblationis:

    Marina schrieb:
    „Ich glaub viele Leute haben die Nasen von diesen Hetzjagden richtig voll, egal ob katholisch, evangelisch oder atheistisch.“

    Man mag ja von Mehdorns Datenabgleich bei den Bahnbeschäftigten halten, was man will, doch ich denke: Wenn er sich etwas hat zu Schulden kommen lassen, dann soll man ihn anzeigen. Wenn aber, was er getan hat, kein Vergehen war, weshalb sucht man ihn dann so unter Druck zu setzen, daß er sein Amt aufgibt?

    Ich halte von Mehdorn nicht viel, schon angesichts dessen, daß er sich und seinesgleichen nach einem Börsengang der Bahn erst einmal eine kräftige Zulage spendieren wollte. – Doch von Kampagnen habe ich auch genug.

  • @virOblationis

    Geht mir genauso. Ist es nicht so, daß diese Hetzparaden dazu dienen einem ordentlichen Gerichtsverfahren aus dem Weg zu gehen? Ist jedenfalls der Eindruck der sich mir so aufdrängt. 

  • virOblationis:

    Ja, die Meute soll wohl an die Stelle der Gerichtsbarkeit treten.

  • Wahr-Sager:

    Ich habe den Papst auch mit meiner Unterschrift unterstützt – auch wenn ich kein Katholik bin und dem Katholizismus nicht zugeneigt bin. Hier geht es aber ums Prinzip. Mögen sich noch sehr viele Menschen mit Herrn Ratzinger solidarisch erklären.

  • sowai:

    Auch ich hätte sehr gerne meine Unterschirft zur Unterstützung des Papstes geleistet, aber

    „…mit Ihnen die Kirche auf dem Grund der Tradition wieder aufbauen möchten…
    Damit drücken wir aus, dass wir mit Ihnen eine Christenheit für die kommenden Generationen aufbauen wollen, die, wie wir von ganzem Herzen hoffen, ohne Zurückhaltung in der ganzen Welt das Credo verkünden wird. Im Geiste kindlichen Respekts versichern wir Sie unserer Unterstützung und unserer täglichen Gebete für den weiteren Verlauf Ihres Pontifikats, damit es zur Gröβe von Gottes Kirche beitrage.“
    kann ich leider nicht unterschreiben, da ich weder dem katholischen noch dem christlichen Glauben angehöre.Trotzdem stehe ic voll und ganz hinter dem Papst und seiner Entscheidung.

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