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Ausgerauscht

Die Herde der Konsumschweinchen ist doch recht klein, wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes vom heutigen Tage offenbaren – die SpOn-Redaktion knirscht mit den Zeilen. Und die letzte Jubelmeldung eines angeblichen Konsumrauschs ist damit eindeutig als Propagandameldung entlarvt.

Die Rezession trifft den deutschen Einzelhandel mit voller Kraft: Im Vergleich zum Juni 2008 sank der reale Umsatz in der Branche mit 1,6 Prozent unerwartet stark. Das teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Beide Monate zählten je 25 Verkaufstage, so dass der Rückgang nicht auf Sondereffekte zurückgeht. Von Januar bis Juni setzte der Einzelhandel 2,3 und real 2,1 Prozent weniger um als noch vor einem Jahr.

Auch die aktuellen Zahlen sind mies: Im Juni nahmen die Händler 1,6 %  weniger ein als im Vormonat – Experten hatten ein Plus von 0,5 erwartet.  Aber Expertentum in der BRD ist eh so eine Sparte für sich [siehe Bankkollaps, den keiner kommen sah]: Selbst ständige Fehleinschätzungen können am „Expertenruf“ – ist er erst einmal erworben – nicht mehr kratzen.

7 Kommentare zu „Ausgerauscht“

  • ThePassenger:

    Natürlich ist dies das berühmte „Pfeiffen im Walde“. Ähnliche Aussage, wenn auch auf wirtschaftlich höherem Niveau, auch hier:
    Bank-Analysten misstrauen dem Kursaufschwung
    http://www.welt.de/finanzen/article4242448/Bank-Analysten-misstrauen-dem-Kursaufschwung.html

    Wobei ich sagen muss, dass ich schon denke dass es einen gewisse Tendenz gibt mehr Geld auszugeben, schliesslich weiss keiner so genau wie lange es noch was wert ist. Wer einigermaßen gut situiert ist zieht vielleicht doch div. Anschaffungen vor, dann hat man wenigstens Sachwerte mit einem gewissen praktischen Nutzen (Spülmaschine, Kühlschrank, Auto, TV etc,).

    Bei mir saß das Geld die letzten Monate auch etwas lockerer als sonst, aus genau der obigen Überlgegung – von meinen schweizer Franken in der Sparsocke mal abgesehen.

    Wäre sicherlich interessant zu sehen welche Bereiche eingebrochen sind (Gastronomie z.B.) und welche ggf. sogar Zuwächse haben (hochwertige Güter).

    In jedem Fall meine ich subjektiv festgestellt zu haben, dass so mancher Einzelhändler das Wort „Kundenfreundlichkeit“ in den letzten Monaten wiederentdeckt hat. Beim meinem letzten TV-Kauf wurde der Prolet, der sich den dicksten & grössten TV rausgesucht hat und anschliessend einen auf Finanzkauf machte mir noch vorgezogen (hab‘ jetzt keine Zeit für Sie) – ob das heute noch so wäre bezweifle ich, denn nur Bares ist wahres, das weiss in soclhen Zeiten niemand besser als der Einzelhandel.

  • Ich sage gerade heraus, dass mich diese Nachricht freut – wenn auch nicht für die Angestellten im Einzelhandel. Aber die damit weiter einbrechenden Steuereinahmen [MwSt.], das freut mich ungemein.

    Und weil die vorherigen Jubelmeldungen damit eben als reine Propagandameldungen entlarvt wurden – anscheinend hat man auf den Herdentrieb gehofft.

  • Wahnfried:

    So sehr auch ich mir umfassende Reformen herbeiwünsche, in diesem Fall ist es etwas diffiziler.
     
    Die Konjunkturindikatoren unterscheiden sich in vor-, mit- und nachlaufende Indikatoren. Jetzt ist das schon eine Weile her, aber ich meine der private Konsum wäre ein mit- oder nachlaufender Indikator gewesen, der nichts über die zukünftige, sondern über die vorangegange Entwicklung aussagt. Um die weitere Entwicklung zu deuten, würde man eher Aktienkurse oder den Ifo-Index nehmen.
     
    Den Druck für umfassende Reformen kriegen wir aber so oder so. Nach der Wahl fallen dann die Milliardenlöcher mit der Regelmäßigkeit eines Naturgesetzes vom Himmel. Das wird sicher ne spannende Sache…

  • Klaus-Dieter:

    „Ich sage gerade heraus, dass mich diese Nachricht freut – wenn auch nicht für die Angestellten im Einzelhandel. Aber die damit weiter einbrechenden Steuereinahmen [MwSt.], das freut mich ungemein.“
    Mich freuen solche Meldungen auch. Der BRD-Sozialstatt MUSS zusammenbrechen. Heute ist ein richtig guter Tag für mich. Die Meldung „Die Eurozone bröselt“ hat mich auch schon sehr erfreut.

  • Ich sehe es genau umgekehrt, weil ich seit Monaten vor allem die Katastrophenszenarien aus den Medien höre und sie darauf zurückführe, dass die linke Journaille sich gar nicht genug an der Krise des Kapitalismus aufgeilen kann.
    Wie auch immer: Interessant ist jedenfalls, dass es offenbar überhaupt niemanden mehr gibt, der auch nur für halbwegs bare Münze nimmt, was in der Zeitung steht.

  • Volker:

    @Judith
    „Ich sage gerade heraus, dass mich diese Nachricht freut“
    Der Freude schließe ich mich an, aber die Zahl -1.6% glaube ich nicht. Wenn ich sowas hier lese
     
    http://www.haz.de/Nachrichten/Wirtschaft/Deutschland-Welt/Hannover-rechnet-mit-dramatisch-sinkenden-Gewerbesteuer-Einnahmen
     
    dann gehe ich von ganz anderen Zahlen aus. Meiner Meinung nach herrscht längst tiefste Depression. Wenn ich solche Meldungen dann sehe und mir die langen Gesichter der linken Geldverschwender vorstelle, dann könnte ich den hier machen….

    http://img524.imageshack.us/img524/7731/219521336avatar.gif

  • karl-friedrich:

    @ Volker

    Hast Du den Artikel letzte Woche in der Welt-Online nicht  gelesen?

    http://www.welt.de/wirtschaft/article4210799/Deutsche-Kommunen-unter-dem-Fallbeil-der-Krise.html

    Wenn es nur Hannover wäre, es gibt glaube ich, in Deutschland nicht eine Stadt, die in diesem jahr Einnahmen aus der Gewerbesteuer generiert, im Gegenteil, die müssen Kredite aufnehmen um die Steuer zurück zahlen zu können.

    Die Krise hat auch was gutes, der Mist bricht zusammen, hoffentlich bald.

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