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Egon Flaig, Weltgeschichte der Sklaverei

Egon Flaig, Professor für Geschichte in Rostock, wurde über Fachkreise hinaus bekannt durch verschiedene, meist in Zeitungen erschienene Essays, insbesondere seit einem 2006 erschienenen islamkritischen Beitrag für die FAZ.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte er seine „Weltgeschichte der Sklaverei“. Darin wird ausgeführt, was Flaig schon zuvor verteten hat: Die Menschenrechte sind im Zuge der Abschaffung der Sklaverei formuliert worden, nicht etwa im Kampf um bürgerliche Rechte. – Die Abschaffung der Sklaverei ist einzigartig in der Weltgeschichte, eine Errungenschaft des Christentums, die mit seinem Untergang verschwinden würde, wie man hinzufügen könnte.

„Manfred“ hat bereits eine Besprechung des Buches geliefert und darin besonders auf die islamische Herrschaft als Motiv zur Versklavung hingewiesen, der vor allem Schwarzafrika traf. – Was bei Flaig etwas zu kurz kommt, ist der Anteil des Judentums am Sklavenhandel zwischen dem werdenden Abendland als Lieferanten und dem islamischen Machtbereich als Käufer während des Frühmittelalters; darauf hat Lorenz Jäger in der FAZ hingewiesen (12. August 2009).

Die Einteilung der Gesellschaft in drei Stände ist nahezu universal (vgl. noch die französische Nationalversammlung von 1789): Lehrstand (mit Priesterschaft), Wehrstand (häufig Adel), Nährstand (Handwerker, Kaufleute und Bauern). Was wenig Beachtung findet, ist der „Rest“: Der Dienststand. Dessen Angehörige sind teils freie Tagelöhner, teils unfreie Arbeiter. Schon im Alten Testament heißt es (vgl. Flaig, S. 131 – 136), daß Ham, einer der drei Söhne Noes, samt seinen Nachkommen auf Grund einer Verfehlung seinen Brüdern zu dienen hat (Gen. 9, 25).

Die Sklaverei erscheint auf Grund ihrer weiten Verbreitung geradezu als eine natürliche Einrichtung. Nach einigen Gedanken zur Gleichheit der Menschennatur durch die antike griechische Philosophie warf die biblische Lehre von der Gottebenbildlichkeit des Menschen sowie die Menschwerdung Gottes in Christus die Frage nach der Würde des Menschen auf. So wurde – wahrscheinlich im 5. Jahrhundert – ein Gebet in die lateinische Messe aufgenommen, das der menschlichen Natur, an der jeder Anteil hat, Würde zuerkennt: „Gott, der du die Würde des Menschen wunderbar erschaffen und [noch] wunderbarer erneuert hast…“ Humanisten des 15. Jahrhunderts begannen von der „Menschenwürde“ zu sprechen, und im 16. Jahrhundert führte die theologische Diskussion angesichts des neu entdeckten amerikanischen Kontinents und seiner Bewohner dazu, daß Rom 1537 die Versklavung der Menschen in neuentdeckten Ländern verbot. Es folgte die Formulierung der Menschenrechte – und daran eben knüpft Flaig an mit seiner These: Die Menschenrechte sind im Zuge der Abschaffung der Sklaverei formuliert worden, nicht etwa im Kampf um bürgerliche Rechte.

Das Verbot von 1537 führte freilich nicht sofort zur Abschaffung der Skalverei, denn dort, wo man Zwangsarbeiter einsetzen wollte, verlegte man sich darauf, bereits Versklavte zu erwerben und importierte sie deshalb aus afrikanischen Ländern, die Sklaven zum Verkauf anboten.

Die Diskussion um die Menschenrechte führte zuerst in den Mutterländern dazu, alle Formen der Unfreiheit abzuschaffen; bereits 1570 forderte Jean Bodin die Abschaffung jeglicher Sklaverei (Flaig, S. 165). Endlich folgten im 19. Jahrhundert auch die Kolonien.

8 Kommentare zu „Egon Flaig, Weltgeschichte der Sklaverei“

  • Antifo:

    So wurde – wahrscheinlich im 5. Jahrhundert – ein Gebet in die lateinische Messe aufgenommen, das der menschlichen Natur, an der jeder Anteil hat, Würde zuerkennt: “Gott, der du die Würde des Menschen wunderbar erschaffen und [noch] wunderbarer erneuert hast…”

    Der zweite Teil wird heute ja gern unterschlagen!

    (1) Karl Kraus wies zurecht darauf hin, daß Würde eine Möglichkeitsform von Sein ist.
    (2) Nach Carl Schmitt handelt es sich bei der Menschenwürde um einen „dilatorischen Formelkompromiss“, weil sich darin disparate
    religiöse, philosophische und rechtliche Vorstellungen bündeln – ein Einfalltor für Synkretismen jeder Art!
    (3) Die Russisch-Orthodoxe Kirche lehrt, daß Sünde die Menschenwürde mindert. Sie verschwindet damit zwar nicht, aber ein sittlich unwürdiges Leben trübt die Würde sie so weit ein, daß sie von anderen kaum wahrnehmbar ist.

  • Freidenker:

    Ich habe es in einem früheren Kommentar schon mal beschrieben, einen entscheidenten Unterschied zwischen dem Islam, Judentum, und dem Christentum liegt darin das das Christentum eine Unterscheidung/Wertung zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen nicht kennt.
    Die anderen beiden Religionen sehrwohl, was aber gerne unterschlagen wird.
    Aufklärung, neues Testament, Reformation, gab es auch nur im Christentum, etwas vergleichbares ist mir aus den anderen Religionen nicht bekannt.
    Ob dies die Stärke oder aber die Schwäche des Christentums ist bleibt abzuwarten.

  • Das stimmt nicht, Freidenker: Gehe auf diese Seite

    http://www.bibel-online.net/

    und gib als Suchwort „Ungläubige“ bzw. „Gläubige“ ein. Du wirst feststellen, dass es diese Unterscheidung im NT sehr wohl gibt, nicht aber im AT.

  • Canuck:

    „“ …Suchwort “Ungläubige” bzw. “Gläubige” …: Du wirst feststellen, dass es diese Unterscheidung im NT sehr wohl gibt, nicht aber im AT.“

    Das ist richtig, ein gewaltiger Unterschied liegt aber darin, dass die Bibel nicht auffordert Andersgläubige zu vernichten oder als Ausbeutungsobjekte zu betrachten.

    Jesus, wie in den Episteln beschrieben, demonstrierte und lebte enorme Toleranz, betrachtete die Mosaischen Gesetze nicht dogmatisch, machte aber deutlich, welche Gründe für den Verfall des alten jüdischen System verantwortlich sei.

    Trotzdem war sein Wirken in allem friedlich (von dem Rauswurf der Geldwechsler im Tempel einmal abgesehen).
    Seine pivotal Aufforderung war, dem Schöpfer und allen Mitmenschen (Agape) Liebe zu zeigen.
    Ungläubigen den Kopf abzuschlagen, zu versklaven oder deren Besitz zu ergaunern gehört nicht dazu.

    Was die verschiedenen christlichen Religionen in ihrer Historie getan haben, war nicht im Einklang mit seinen Lehren und Gewalt wird in der Regel auch heute nicht mehr praktiziert.

  • Anna Luehse:

    # Manfred
    …nicht aber im A.T.“

    Die jüdische Religion, die sich am A.T. orientiert, trennt allerdings dennoch Gläubige und Ungläubige und zwar durch die Lehre/Talmud.. Israel Shahak hat in seinem Buch „Jüdische Geschichte, Jüdische Religion -Der Einfluß von 3000 Jahren“ an etlichen Beispielen dargestellt. Hier nur ein Auszug:

    Im Jahre 1962 wurde in Jerusalem ein Teil des schon oben erwähnten Gesetzbuches des MAIMONIDES, das sogenannte „Buch des Wissens“ als zweisprachige Ausgabe veröffentlicht, das die grundlegendsten Richtlinien des jüdischen Glaubensbekenntnisses und der jüdischen Gebräuche enthält, wobei die englische Übersetzung jeweils dem hebräischen Text gegenüberstand. Der letztere ist in seiner ursprünglichen Echtheit wiederhergestellt worden, und das Gebot, jüdische Ungläubige auszurotten, erscheint darin in vollem Wortlaut-. „Es ist eine Pflicht, diese mit seinen eigenen Händen zu vernichten.‘ In der englischen Übersetzung ist dies etwas gemildert: „Es ist eine Pflicht, aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu vernichten.“
    Dann aber fährt der hebräische Text fort, um die Hauptbeispiele der „Ungläubigen“, die vernichtet werden müssen, im einzelnen anzuführen: „Solche wie Jesus von Nazareth und seine Schüler, und Zadok und Baitos und deren Schüler, möge der Name der Verruchten verrotten.“ Hiervon erscheint im englischen Text auf der gegenüberliegenden Seite (78a) „kein einziges Wort“.

    Die Bezeichung Ungläubige kann sich auf „ungläubige Juden“ beziehen, aber auch auf Nichtjuden.

  • Karl Eduard:

    Da wo der Islam dominiert, gibt es immer noch Freie und Unfreie. Und das hat natürlich nichts mit dem Islam zu tun, sondern mit dem Spass von Leuten, anderen körperlich ganz zu gehören.

  • Freidenker:

    @ Manfred

    Es werden in der Bibel Gläubige und Ungläubige erwähnt,
    aber die Gläubigen werden nicht über die Ungläubigen gestellt,
    für alle gelten die gleichen „Menschenrechte“.
    Das ist der entscheidende UNTERSCHIED !!!
    Das ist wohl auch ein Grund dafür warum das Christentum bei den Negersklaven in den USA so populär wurde, Christentum und Sklaverei ist unvereinbar.
    Bin aber nicht der Bibelfesteste, und kann mich durchaus auch irren.

  • Karl Eduard:

    Ich habe ja keine Ahnung davon aber das Christentum hat durchaus Sklaverei akzeptiert. Es hat sich allerdings auch weiter entwickelt. Die Menschenrechtserklärung wurde ja nicht von Atheisten verfasst, sondern von Christen und Washington selbst hat noch Sklaven gehalten. Das Christentum versprach aber Gerechtigkeit nach dem Tode, wo der Sklave Herr sein konnte und der Herr, wenn er ein Schinder war, der kam in die Hölle. Das sind doch Aussichten, da lohnt es sich, Christ zu werden. Oder nicht?

    Christen sind auch zur Erkenntnis erlangt, daß Andersfarbige oder Andersgläubige durchaus gleichberechtigte Menschen sind, daß Sklaverei nicht gottgewollt ist und daß Sklaverei der Nächstenliebe wirklich widerspricht. Nächstenliebe und die Aufforderung, den Nächsten zu lieben und ihm zu helfen, beschränkt sich im Christentum allerdings nicht nur auf die Christen. Im Islam schon, da soll der Muslim dem Muslim helfen, weshalb sich eine Versklavung Andersgläubiger auch nicht verbietet.

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