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In der Hetzmasse

Zum [vorhersehbaren] Verlauf der Sarrazin-Treibjagd nur so viel: Selbstverständlich wird Intelligenz vererbt und unterliegt, genau wie Augen,- Haar und Hautfarbe etc.pp. den Vererbungsgesetzen. Mit, gemäß der Gausschen Verteilungskurve, nach oben und unten stattfindenden „Ausreißern“.   Wobei die Ausschöpfung dieser Intelligenz natürlich durch Faktoren wie Erziehung und Förderung mitbestimmt wird. Trotzdem ist der IQ nicht grenzenlos pushbar und prinzipiell jeder fähig, ein zweiter Einstein zu werden oder ein zweiter Friedrich Hölderlin. 

Und selbstverständlich kann man an Hand der DNA die Zugehörigkeit des Menschen zu einer Ethnie feststellen  – unzählige Firmen haben auf der Grundlage der modernen  Genomforschung ein einträgliches Geschäftsmodell initiiert:  Herkunftsanalyse mittels DNA. Ebenso wie die moderne pharmazeutisch-wissenschaftliche Forschung mittlerweile dem Umstand Rechnung trägt, dass unterschiedliche Ethnien teilweise unterschiedlich auf  Wirkstoffe reagieren.

Es ist erschreckend, wie eine ehemals führende Wissens- und Wirtschaftsnation sich mehr und mehr in ein hysterisches rückständiges Dritt-Welt-Land entwickelt, wo naturwissenschaftliche Erkenntnisse entweder nicht [mehr] gewusst, oder zu Gunsten einer Ideologie negiert und bekämpft werden.

Wird Sarrazin die Hetzjagd überstehen? Ehrlich gesagt ich weiß es nicht. Und ehrlich gesagt: Es ist mir auch egal. Ich habe die innere und äußere Sezession von diesem BRD-Konstrukt endgültig vollzogen und lebe meine Überzeugungen ohne auf eine Erlaubnis oder eine neue Partei zu warten.

Weshalb knüpfe ich trotzdem an die Hysterisierung um Sarrazin an? Weil ein Artikel von Doris Neujahr in der JF  das Phänomen und seine Ursachen sehr gut beschrieben hat. Er erschien schon 2007 und wer die Massenhysterie um z.B. Hohmann, Herman, Robert Emke oder eben jetzt Sarrazin verfolgt[e] und sich fragt[e] was um Himmels Willen der Auslöser dieser – ganz offensichtlich restlos durchgeknallten – hysterischen Gefühlsaufwallung ist, findet in dem Essay eine exzellente Erklärung.

Doris Neujahr [alias Thorsten Hinz] knüpft  an Elias Canettis „Masse und Macht“ : Darin analysiert Canetti die Skandalisierungen, Stigmatisierungen, Demütigungen und, im äußersten Fall, Existenzvernichtungen als archaisches Verhaltensmuster, das es den – aus allen tradierten Bindungen herausgefallenen – Individuen von Konsum-und Massengesellschaften ermöglicht, für einige Zeit aus ihrer Entwurzelung und Einsamkeit zu fliehen und ein rauschhaftes „Wir-Gefühl“ zu erleben. Ist die Hysterisierung vorbei, zerfällt diese  Masse  wieder in ihre atomisierten Einzelteile: Ihre Mitglieder kehren in ihren früheren, unbefriedigten Zustand zurück. Die Erinnerung an die Glücksmomente steigert aber ihre Bereitschaft und Erwartung, das Massenerlebnis zu wiederholen. So befinden sich Individuen von Konsum-und Massengesellschaften ständig in der Latenzphase neuer Hetz – und Hysterisierungsphasen.

IN DER HETZMASSE [in Ausgabe 21/07 vom 18. Mai 2007]

Eigene Anmerkung: Mein persönlicher Eindruck ist, dass diese Hysterisierungsphasen immer kürzer werden, so dass ein neuer auslösender Reiz immer schneller und stärker auftreten muss – sie  ähneln darin einem Drogensüchtigen, der immer stärkere Dosen braucht bei gleichzeitig immer kürzer werdenden Rauschphasen. Wo das enden wird? Keine Ahnung. Drogensüchtige schaffen an diesem elenden Punkt entweder den Absprung von der Droge  – oder sie machen weiter  und sterben letztendlich daran.

16 Kommentare zu „In der Hetzmasse“

  • Wahr-Sager:

    Thilo Sarrazin hat den Vorteil, Mitglied einer gesellschaftlich anerkannten Partei zu sein. Hätte er den gleichen Wortlaut als NPD-Anhänger von sich gegeben, wäre er mindestens ein Rechtsextremer.
    Sarrazin ist heute abend übrigens bei Beckmann (ARD, 22.45 Uhr) zu sehen. Mit zumindest einer Person, die einer ziemlichen Nervenstärke bedarf: Renate Künast. Ebenfalls eingeladen ist ein Sozialpädagoge namens Thomas Sonnenburg, der, wie ich gerade sehe, Coach und Streetworker in der RTL-Serie „Die Ausreißer – Der Weg zurück“ ist. Mal gucken bzw. hören, was der verzapft.

  • Man man man – Karlheinz Weißmann hat Recht: Die Wortkombination „Jude“ und „Gen“ löst in großen Teilen der neurotischen BRD-Gesellschaft wirklich zuverlässig den pawlowschen Reflex aus. Wessen Gehirn bei dieser Wortkombination nicht auf auschließlichen Amygdala-Modus umschaltet – einfach hier in Ruhe nachlesen:

    Abrahams Kinder

    Jews share a ‘genetic signature’

    Haben aschkenasische Juden ein Intelligenz-Gen?

    Gleiche Thematik über Basken
    genetic study confirms basques different europeans 2010

    und hier auf deutsch: Herkunft steckt den Basken im Blut

    Nachtrag: noch zwei vom Info-Kopp-Verlag : Das Erbe der Ahnen [Deutschlandradio 2006], Ahnenpass aus dem Labor [SpOn von 1999!!] und last but not least Virs vorheriger Artikel „Ich bin kein Rassist“.

  • Und die kostenlose Werbung für das Buch von Sarrazin geht weiter. Wer den ganzen Tag die Schlagzeilen beherrscht, dem sind Mega Verkaufszahlen sicher. Jetzt bleibt mal abzuwarten ob der Gabriel ihn aus der SPD wird und die Merkel aus der Bundesbank. Ich glaube, wenn das Thema in ein paar Tagen durchgekaut ist, verlauft sich das bis zum nächsten Buch von Sarrazin im Sande.

  • Freidenker:

    Eines ist gewiss, eine bessere PR-Argentur als die empörten Gutmenschen hätte Sarrazin für sein Buch kaum finden können.
    Ich denke mal das Thema Juden hat er in sein Buch eingebaut, um sich von den N-Sozialisten abzugenzen, das dies ein zusätzlicher Brandbeschleuniger in der Debatte werden würde, war sicher nicht geplant, aber egal, die Auflage wird eben noch weiter steigen.
    Schade das Sarrazin nicht „1939 Der Krieg der viele Väter hatte“ geschrieben hat, wäre sicher interessant die öffentliche „Diskussion“ zu verfolgen.
    So oder so, es bleibt spannend.
    Ich persönlich werde das Buch nicht kaufen/lesen, weil ich glaube für mich steht da nicht wirklich was neues drinn, aber für den „Durschnittsmichel“ muss die Lektüre des Buches ja geradezu eine „Offenbarung“ sein.
    Und die PC-Blockwarte müssen zusehen wie ihre Deutungshoheit, was der Michel zu lesen hat, und was nicht, schwindet. *freu*

  • Ulli:

    Was dem Chinesen seine Mao Bibel, ist dem Deutschen nun sein Sarrazinbuch.

    Je mehr Werbung, umso besser für uns alle.

  • @Wahrsager, Freidenker, Ulli

    Das Buch werde ich mir trotzdem kaufen, auch wenn Sarrazin mir darin keine neuen Erkenntnisse nahebringen wird. Einfach um ihn entsprechend zu unterstützen: Gezielter Konsum ist in einer Gesellschaft, in der Geld alles ist, eine mächtige Waffe.

    Dagegen werde ich mir garantiert keine der jetzt folgenden Talk-Shows über oder mit Sarrazin zu dem Thema anschauen – und das nicht nur, weil ich gar keinen Fernseher mehr besitze. Schlicht, weil ich genau weiß, welche Positionen die einzelnen Teilnehmer darin vertreten werden. Es ist ergo pure Zeitverschwendung. Und mit meiner Zeit weiß ich besseres anzufangen.

  • Freidenker:

    „Zum [vorhersehbaren] Verlauf der Sarrazin-Treibjagd….“
    Ganz so habe ich es nicht vorhergesehen, es geht nicht mehr nur um das Migrantenproblem, Sarrazin ist mittlerweile das Synonym dafür, das sich eine Mehrheit des Volkes/Bevölkerung von den Politikern nicht mehr vertreten fühlt.
    Und ich glaube das unsere „Politikgrößen“ diesen Sachverhalt vor lauter Sarrazinschelte viel zu spät erkannt haben. *freu*
    Selbst manchem Sarrazingegner fällt es wie Schuppen von den Augen, das das was hier abläuft, so nicht richtig sein kann. Der Medienphilosoph Bolz nannte es ein Geschichtszeichen, und ich denke so falsch liegt er nicht.
    Alle mir bekannten Volksentscheide endeten mit einer „Überraschung“, ob Rauchverbot in Bayern, Schulreform in Hamburg, oder die vieldiskutierte Minarretabstimmung in der Schweiz. Es fragt sich nur wer da immer so überrascht war, ich zumindest mal nicht.
    Leider glaube ich nicht das sich in der Politik wirklich was ändern wird, nachdem die Politikhuren mit der EU nun eine klasse Ausrede haben.
    Ich höre sie schon: „Wir würden ja gerne, aber Brüssel lässt uns nicht“ !!!

  • @ Freidenker

    Ich habe die einschlägigen Debatten in den einschlägigen Talkshows nicht verfolgt – erstens bin ich im Ausland, zweitens sind mir die Worthülsen der ewig gleichen Talkshow-Gäste hinreichend bekannt.

    Was ich mir allerdings angesehen habe, sind die Einschaltquoten der Talkshows, die Sarrazin zum Thema machten. Außer dem Kerner-Klon Beckmann, der die Schauprozesse eröffnete, konnte keine weitere der Quasselrunden vom Sarrazin-Thema profitieren, heißt: höhere Einschaltquoten einheimsen. Und das, obwohl Sarrazins Buch DER Verkaufsrenner ist.

    Anscheindend mögen die Leute Sarrazins Thesen lesen, aber nicht das stereotype Gerede der ewig Gestrigen. Und das finde ich ein wirklich positives Fanal.

    Gruß aus dem sonnigen Primosten 🙂

  • Nachtrag

    Am treffendsten hat es m.E. Weißmann in der Sezession auf den Punkt gebracht. Die  Wortkombination „Jude“ und „Gen“ funktioniert in Teilen der neurotischen BRD-Bevölkerung  mit der Sicherheit des Pawlowschen Reflexes. Wäre es nicht so lächerlich, müsste man glatt heulen über so viel Blödheit.

  • Meyer:

    Ein hervorragender Vergleich mit den Drogen. Die „Empörten“ sind doch offenkundig nicht selbststeuerungsfähig. Steigende Dosis, verkürste Frequenz. Irgendwann kommt der „Goldene Schuß“.

    Diese Vögel brauchen uns, wie der Junkie sein „H“. Aber wir brauchen die nicht. Diese Menschen sind nur die sinnlose Schaumkrone der Menschheit. Sie sind sich ihrer Subszanzlosigkeit bewußt, sie können keinen gesellschaftlichen Gegenentwurf entwickeln. Jede funktinonierende Gesellschaft bräuchte immer Menschen wie uns. Und jede funktionierende Gesellschaft könnte auf diese Typen verzichten und würde dabei sich dabei noch verbessern. Ihre Existenzberechtigung leiten sie von der unseren ab. Und das ist einigen von denen sogar bewußt.
    Auch wird einigen von den bewußt, daß sie absolut unrecht haben. Deshalb klammern sie sich an ihre Ideen, wie ein ertrinkender an ein Stück Holz, während das Schiff ohne sie weiterfährt.

    Eine neue Zeit geht einfach über diese Existenzen hinweg. Viele werden sich wieder anpassen und sogar die neue Avantgarde bilden, wie immer. Das sind mir die ekelhaftesten.

  • Anna Luehse:

    Mein persönlicher Eindruck ist, dass diese Hysterisierungsphasen immer kürzer werden, so dass ein neuer auslösender Reiz immer schneller und stärker auftreten muss
    Hallo Judith,
    wie recht Du doch hast. Die neue Hysteriewelle läuft gerade mit Erika Steinbach ab. Es hat sich für die Dame nicht ausgezahlt, immer wieder nachzugeben und einen Rückzieher nach dem anderen zu machen.
    Vielleicht wird sie ja jetzt tatsächlich schlau und schmeißt der verkommenen CDU das Parteibuch vor die Füße.

  • Freidenker:

    Ich habe so das Gefühl, das bei Frau Steinbach die PC-Gestapo innerhalb von kurzer Zeit das zweite Eigentor geschossen hat.
    Erst durch die Berufsempörten wurde der geschichtlich unstrittige Sachverhalt einer polnischen Mobilmachung in den Medien breitgetreten.
    Für den Durchnittsmichel, der bisher in dem Glauben gehalten wurde, das alle Regierungen in Europa aus friedensverliebten Hippis bestanden, außer der deutschen natürlich, ist dies eine geradezu ungeheuerliche Neuigkeit.
    Selbstverständlich kann man selbiges in der einschlägigen Literatur nachlesen, aber dahin verirrt sich der Michel kaum, dehalb geht auch diesmal mein Dank an die Berufsempörten.
    😉

  • @ Anna

    Momentan ist es Steinbach. Die Erregungskurve zeigt aber bereits nach unten und ich bin gespannt, was morgen oder übermorgen als neues Dorfschweinchen genutzt wird.

  • Kleine Andekdote am Rande zu der angeblich großen Medienmacht in D.

    Gute Freunde aus Weida [Thüringen] schrieben mir in einer Mail, dass im Zuge des Weidaer Kuchenfestes diverse westdeutsche Zeitungen – darunter z.B. die FAZ – ihre Blätter massenweise kostenlos verteilen ließen.

    Vermutlich werden bald die neusten Absatzzahlen gemeldet  und da wird mit allen Tricks gearbeitet um sie nach oben zu drücken. Selbst wenn man seine Druckerzeugnisse dazu verschenken muss.

  • Wahr-Sager:

    @Judith:
    Aber es kommen doch hin und wieder mal gute Filme im Fernsehen (die lade ich mir dann über Onlinetvrecorder.com runter, weil die dann meist von Werbung befreit sind).
    GEZ muss man aber ja schon zahlen, wenn man einen PC hat. Diese Halunken finden immer einen Weg, selbst wenn man vieles gar nicht guckt.
    Normalerweise gucke ich mir diese seichten Talkshows auch nicht an – genausowenig wie die manipulativen Nachrichten. Dafür gibts als gute Alternative die Kopp-News.

  • Wahr-Sager:

    PS. Das neue Layout gefällt mir gut.

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