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Mauerfall

Am Tag,  als die Mauer fiel, war ich noch jung. Dazu kommt:  Meine Familie lebte am anderen Ende des Landes, Saarland, und wir hatten keine Verwandten in der DDR, weshalb mir dieses „andere Deutschland“ auch aus diesen Gründen nicht präsent war. Lediglich an einer Reaktion meiner Mutter, selbst bereits ein sogenanntes Nachkriegskind, merkte ich, dass etwas Merkwürdiges dieses Land umgab. 1988, als in Calgary Witt ein Medaille holte, freute sich meine Mutter. Meine Verblüffung, wieso sie sich über die Medaille eines fremden Landes freut, brachte mir die harsche Reaktion ein, das sei genauso Deutschland und genauso Deutsche, wie wir hier auch. Ich war ein Teenager, weshalb mich die Heftigkeit einerseits überrumpelte andererseits keinen wirklich nachhaltigen Eindruck hinterließ.

An eines erinnere ich mich aber genau. An dem Tag, als diese Mauer fiel, strahlte meine Mutter und meine Großmutter weinte. Nicht, weil sie traurig war,  sondern weil ihre Freude tiefer ging. Da, wo man nicht einfach nur froh ist oder erleichtert oder glücklich, sondern erschüttert. Das habe ich sogar als Teenager kapiert.  Sie weinte auf diese stille Art, wo einfach nur die Tränen über die Backen laufen. Es ist für Kinder  immer ein merkwürdiges Gefühl, wenn sie merken, dass Eltern und Großeltern tatsächlich ein Leben hatten und Erfahrungen lange bevor sie selbst geboren waren.

Im Juni 1989, fünf Monate, bevor die Mauer fiel, tötet das chinesische Militär brutal Hunderte seiner Studenten,und verletzt Tausende seines eigenen Volkes. Sie haben ihre Menschen einfach erschossen und brutal niedergeknüppelt. Das erzählte mir später mein Vater. Und auch, dass der Platz des himmlischen Friedens rot gewesein sei vor Blut. Er hat mir Bilder gezeigt. Das Politbüro der SED habe den chinesischen „Genossen“ rückhaltlos applaudiert und die Bilder des Massakers immer wieder im DDR-Fernsehen gezeigt. Psychoterror gegen das eigene Volk, denn zu diesem Zeitpunkt hat sich auch in der DDR bereits ein Freiheitsdrang artikuliert. Das Wort von der „chinesischen Lösung“ machte die Runde.

Wer heute behauptet, die Deutschen in der DDR seien im September 89 nur wegen „Bananen und D-Mark“ auf die Straße gegangen, hat entweder die Bilder des chinesischen Massakers nie gesehen, ist phantasielos oder schlicht bösartig. Ich lasse mir keine Mauer in den Kopf quatschen. Ich bin froh, dass wir Deutschen wieder vereint sind.

Bild: Montagsdemos in Leipzig

8 Kommentare zu „Mauerfall“

  • Paul:

    „Nach 40 Jahren Bundesrepublik sollte man eine neue Generation in Deutschland nicht über die Chancen einer Wiedervereinigung belügen. Es gibt sie nicht. Und es gibt wichtigere Fragen der deutschen Politik in Europa.“ (Gerhard Schröder, SPD, 12. Juni 1989)

    „Die Lösung der deutschen Frage ist daher gegenwärtig nicht zu erreichen.“ (Von Generalsekretär Heiner Geißler am 18.2.1988 vorgestellter Entwurf für das CDU-Programm zur Deutschland-Politik)

    „Herbeigeredeter Einheitswillen“
    „Der Nationalstaat hat schon heute die Vernünftigkeit seiner Idee überlebt.“ (Oskar Lafontaine, damals SPD, 1988)

    „Wir sollten das Wiedervereinigungsgebot aus der Präambel des Grundgesetzes streichen.“ (Joschka Fischer, Grüne, Juli 1989)

    „Beklommen bis verschreckt nehmen unsere Nachbarn den rücksichtslos herbeigeredeten Einheitswillen der Deutschen zur Kenntnis.“ (Günter Grass, Schriftsteller, am 18.12.1989)
    „Gerippe der deutschen Einheit“

    „Eingedenken tut not und kein geschichtsferner Traum von einer Wieder-Vereinigung, die in Wahrheit, da es Auschwitz gab, undenkbar ist.“ (Walter Jens, Publizist, Juni 1990)

    „Die Neuerrichtung eines großen deutschen Staates, noch dazu ’Wiedervereinigung`genannt, kann kein reales Ziel von deutschen Vorstellungen sein. … Der Appell des Grundgesetzes, das einschlägige Urteil von Karlsruhe, alle möglichen Schwüre zur deutschen Einheit – man lasse sie liegen, wo sie hingehören: in den Prozeßakten der Vergangenheit.“ (Leitartikel der Süddeutschen Zeitung im Jahr 1984)

    „Wer heute das Gerippe der deutschen Einheit aus dem Schrank holt, kann alle anderen nur in Angst und Schrecken versetzen. … Es läßt sich deutschen Einheit auch in der Form der Zweistaatlichkeit denken.“ (Theo Sommer, Herausgeber der Zeit, im Jahr 1989)

    http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M5dee9783a79.0.html

    Schaut euch die Namen genau an. Das sind sie die roten Volksverräter die ihre klammheimliche Freude über die deutsche Teilung hinter pseudointellektuellem Wortgeklingel zu verbergen suchten. Die selben Leute und ihre Brüder im Geiste, die Sarrazin meint  wenn er in seinem Buch von der klammheimliche Freude schreibt über die Zurückdrängung der Deutschen in ihrem Land. Vaterlandsverräter von der übelsten Sorte.

  • Freidenker:

    Der Mauerfall ist eine glückliche Fügung der Geschichte, und Leute die sich die Mauer wieder zurückwünschen kann man wohl mit Fug und Recht als Vollidioten bezeichnen.

    Mit dem 3. Oktober als Nationlafeiertag habe ich aber trotzdem so meine Probleme, und das nicht nur weil er unter anderem dazu missbraucht wird das der unvermeidliche Wulff seine Wortdiarröh über dem Restvolk auskippt.

    Ein Nationalfeiertag sollte wie das Wort schon sagt einen Bezug zur Findung der NATION haben,
    und ich mit meinen bescheidenen Geschichtskentnissen gehe mal davon aus das die Deutschen sich schon vor 1990 oder 1953 als Nation betrachtet haben.
    962, 1871 fällt mir dazu spontan ein.

    Und hier fange ich an zu Glauben die „jungen“Nationalfeiertage sind nur ein weiterer Puzzelstein in der Systematik zur Abkoppelung der Bürger von ihrer Geschichte.
    Die Wiedervereinigung, man mag mich einen Rosinenpicker nennen, aber für mich ist es „nur“ eine Teilwiedervereinigung, soll der Startpunkt einer neuen Nation werden, sozusagen Wulffs bunte Republik.

    Einen Gedenktag zum Mauerfall ja, aber ein Nationalfeiertag ist was anderes, hier zeigen uns die USA ausnahmsweise mal wie es gemacht wird.

  • Freidenker:

    @ Judith

    Recht oft bemerke ich erst nach dem Absenden eines Kommentars das sich ein Fehler eigeschlichen hat.
    Über den Butten „Bearbeiten“ kann ich leider nur die ersten paar Zeilen ändern, sobald ich im Text nach unten fahre „hüpft“ er von alleine wieder nach oben zurück.

    Wollte es nur mal so anmerken, vielleicht kannst Du da ja relativ einfach Abhilfe schaffen.
    Danke schonmal im Vorraus.  😉

  • @ Freidenker

    Leider nicht. Das Plugin, das die nachträgliche Editierung ermöglicht, arbeitet nicht richtig und ich habe bisher null Ahnung, woran das liegt. Ich arbeite aber an der Problemlösung.

  • @Paul

    Dass westdeutsche Salonbolschewiken teilweise fanatischer waren und sind, wenn es um die DDR ging, ist glaube ich heute Allgemeinwissen. Für sie war dieses sozialistische Deutschland das „bessere Deutschland“ – freilich ohne darin leben zu wollen.

    Aber dieses Phänomen westlicher Salonbolschewiken ist ja keines, das nur die DDR betraf. Auch Pol Pot, Mao, Stalin, Castro und Kim Jong Il hat und hatte glühende Verehrer in diesem Lager. Nur leben wollen sie in deren Ländern nie.

  • Freidenker:

    Vorhin nach Hause gekommen und den Radio angeschaltet, in den Nachrichten dann die Meldung das Wulffs Rede sehr positiv aufgenommen wurde.
    Dann ein wenig durchs Netz gesurft, die Foren von Spon, FAZ und Welt überflogen, und ich würde mal sagen gefühlte 90% der Kommentatoren lassen an Wulff kein gutes Haar, um nicht zu sagen sie wünschten ihm die Pest an den Hals.
    Die Parallelen zur DDR, ihrer Führung und die  Berichterstattung darüber sind schon fast unheimlich.
    Bin mal gespannt wenn der erste Gutmensch auf der Strasse steht und schreit „Wir sind die Bevölkerung“.  😉

  • Ich habe die Rede Wulffs nicht angehört, wozu auch – man wusste bei DDR-Feierlichkeiten ja auch vorher, was die Sozialistische Einheitspartei zu Sozialismus und Mauer sagen würde. Ich habe aber mittlerweile einige Kommentare aus deutschen Foren zugesendet bekommen und die sprechen eine eindeutige Sprache. Blanke Wut.

    Weitere Meldungen aus anderen Mitgliedsländern der EU:

    Der Sunday Telegraph meldet, dass an drei Schulen in Großbritannien, der Schleier für alle Schülerinnen obligatorisch wird. Die Madani Girls ‚School in East London; die Jamea Al Kauthar in Lancaster und die Jameah Girls’Academy in Leicester.

    British schools where girls must wear the Islamic veil

    In Frankreich, genauer: in Toulouse, wurde ein Mädchen angegriffen und verletzt weil es blond ist. Kein Einzelfall in Frankreich, wie der Artikel verrät.

    Gymnasiastin wegen ihrer blonden Haare attackiert.

    Und wie es an den deutschen Schulen zugeht, müsste sich mittlerweile auch mehr herumgesprochen haben. Eure gesamte politische Kaste und Journaille verlangt von euch, das ohne zu Murren zu akzeptieren.  Die Zeichen stehen riesengroß an der Wand für die, die sehen wollen.

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