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Der arme Herr Chodorkowski

In der veröffentlichten Meinung der BRD firmiert der Ex-Oligarch Michail Chodorkowski als Opfer Putinscher Ranküne – gerade aktuell wieder in schöner Einhelligkeit zu lesen.

Peter Hänseler, der ein Unternehmen in Russland leitet, sieht das ein wenig anders und publizierte  zum Chodorkowski-Fall in Köppels Weltwoche [42/2010] seine Sicht: Chodorkowskis Irrtümer. Da Hänselers Artikel nur für Abonnenten der Weltwoche zu lesen ist,  hier ein Auszug aus Wiesbergs Artikel – er  publizierte ihn in der Jungen Freiheit und bezieht sich darin ausdrücklich auf Hänseler. 

Zunächst zeichnet er nach, wie der naturwissenschaftlich begabte Chodorkowski, Mitglied der Jugendorganisation der KPdSU (Komsomol), durch gezielte Instrumentalisierung der Parteinetzwerke Karriere machte. Diese Netzwerke brachten ihn in der Wendezeit 1989/90 unter anderem eine Banklizenz für seine Menatep-Bank ein. Chodorkowskis Bank steht bis heute im Geruch, Milliarden aus dem Fond, der für die Opfer der Tschernobyl-Katastrophe bestimmt war, für betuchte Russen ins Ausland geschafft zu haben.

Yukos Grundstein für Milliardenvermögen

Seinem Aufstieg in der Jelzin-Ära, die durch eine Art „Wildwest-Kapitalismus“ geprägt war, tat dies indes keinen Abbruch. Der Oligarch legte in dieser Phase den Grundstein für sein Milliardenvermögen, als er den staatlichen Ölkonzern Yukos weit unter Marktwert erwarb. Auch politisch profilierte sich Chodorkowski; einmal als Unterstützer von Jelzin, zum anderen als Geldgeber der liberalen Jabloko-Partei, die dann zu den Kritikern Putins gehörte. Putin war es, der dem Treiben der Oligarchen klare Grenzen setzte.

Kurz nach seiner Wahl zum russischen Präsidenten soll er den mächtigsten Oligarchen des Landes laut Hänseler auseinandergesetzt haben, daß sie in Zukunft die Finger von der Politik zu lassen hätten. „Den Anwesenden muß bewußt gewesen sein“, so Hänseler, „daß sie in ernsthafte Schwierigkeiten gerieten, würde der Kreml seine Drohung wahrmachen und rückwirkende Untersuchungen anstellen.“ Der Hinweis auf die „rückwirkenden Untersuchungen“ betraf vor allem die, um es vorsichtig zu sagen, zweifelhafte Art und Weise, mit der so mancher Oligarch in der Ära Jelzin sein Vermögen zusammengerafft hatte. […]

[1] Wiesbergs Artikel kann man online komplett  lesen: Aufstieg und Fall eines Oligarchen
[2] Russisch Monopoly – Wie entstanden Rußlands große Vermögen? Biografie des ehemaligen Oligarchen Chodorkowski von netstudien.de.

4 Kommentare zu „Der arme Herr Chodorkowski“

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  • Paul:

    In Amerika gelang es Chodorkowskij, Kontakt mit George Bush Senior und dem ehemaligen Außenminister James Baker zu pflegen, er spendete dreistellige Millionensummen für amerikanische Stiftungen wie Carnegie oder für die Library of Congress in Washington. Zu seinen Vertrauten gehören Lord Rothschild, der englische Bankier, ebenso wie Henry Kissinger oder Prinz Michael von Kent. Einer seiner Vorbilder, die er kennelernte, ist Bill Gates, ein anderes George Soros, der ungarische Philanthrop und Milliardär. Soros verließ mit seiner Stiftung „Offene Gesellschaft“ Rußland, nachdem Chodorkowskij seine eigene Stiftung, „Offenes Rußland“, eröffnet hat, die nicht zufällig ähnlich heißt und sich mit einem Jahrestat von zweihundert Millionen Dollar um Bildungsprojekte und die Förderung der Zivilgesellschaft kümmert.

    All diese Kontakte haben zum Mißtrauen gegenüber Chodorkowskij im Kreml beigetragen, der sich selbst zwar als russischer Patriot sieht, aber aus der Sicht der russischen Geheimdienstleute, die in Rußland wieder das Sagen haben, nicht für Rußland arbeitet. Daß die jüdischstämmigen Partner von Chdorkowskij, Leonid Newslin und Michail Brudno, sich vor dem Zugriff der russischen Justiz nach Israel abgesetzt haben und daß ein weiterer Hauptaktionär, Wladimir Dubnow, sich trotz des von Rußland erwirkten internationalen Haftbefehls dort aufhält, bestärkt sie in ihrer Sicht, daß Chodorkowskij kein „nationaler Oligarch“ sei, sondern für die falsche Seite tätig.

    Aus: Yukos – Gesichter eines Weltkonzerns
    http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~E7334FC23984647D7BD8C4EEDE5167F3F~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    Putin ist gerissen und nach dem leicht lenkbaren Säufer Jelzin ein echtes Ärgernis. Gut so. 

  • Paul:

    …und Colin Powell hat unlängst in Moskau deutliche Worte der Kritik daran gefunden, daß die Demokratie in Rußland Schaden genommen hat.

    Zitiert aus dem verlinkten Artikel in der FAZ. Colin Powell, das ist der, der  den Angriffskrieg gegen den Irak mit der Lüge von irakischen Massenvernichtungswaffen zu legitimieren trachtete. Später sagte er gegenüber der Tagesschau, die Mehrheit der Anwesenden im Sicherheitsrat hätten gewusst, daß die Geschichte nicht stimmte.
    http://www.faz.net/s/Rub510A2EDA82CA4A8482E6C38BC79C4911/Doc~E0B50052F716D4631A749AF7C3B662425~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    Da machen sich genau die richtigen Sorgen um die Demokratie in Russland. Verlogene Bagage, eine wie die andere.

  • Freidenker:

    So wie ich das sehe könnte man Chordorkowski auch als Spekulant bezeichenen, der mit fadenscheinigen Geschäften Milliarden verdient/ergaunert hat.
    Und so einer muss für den volkswirtschaftlichen Schaden welcher er angerichtet hat nun tatsächlich in den Knast.
    Bei uns wird die selbe Klientel als Systemrelevant bezeichnet,
    und wird von IM-Erika zu essen eingeladen.
    Kein Wunder das die westliche Presse geifert….!!!

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