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Demenz

Gerade erst konnte ich einen geistigen Zusammenbruch im fortgeschrittenen Alter mitverfolgen. Den äußeren Anlaß bildete angesichts einer zunehmenden Anzahl technischer Neuerungen deren scheinbares Versagen und die dadurch ausgelöste Konfusion; natürlich hatte die Geisteskraft zuvor schon sehr abgenommen, doch gelang bis dahin immerhin noch die Orientierung im Alltag.

Den tieferen Grund sehe ich aber in der Verunsicherung des modernen Menschen, dem seine früheren Gewißheiten abhanden gekommen sind. So schreibt Hans Carossa: „Ja, zum ersten Mal erkannte ich [im Jahre 1914] das Vaterland als etwas in seinem Bestande Angreifbares, auf die Treue seiner Kinder Angewiesenes. Denn obwohl ich aus der Weltgeschichte wissen konnte, daß mächtige Staaten sich innerhalb weniger Jahrzehnte aufgelöst haben, so wäre es meiner allzu sorglosen Natur doch niemals in den Sinn gekommen, auch das Reich der Deutschen für ein sterbliches Gebilde zu halten. Heimat hatte ich als etwas Gottgegebenes empfunden, das mir so wenig je fehlen würde wie das tägliche Brot, und nicht geahnt, wie nahe die Zeit war, wo uns gerade dieses nur noch in schmalen unschmackhaften Bissen zugeteilt werden konnte.“ Führung und Geleit. Ein Lebensgedenkbuch (1933)

Wieviel unsicherer noch ist das Leben seit dem Vaticanum II (1962 – 1965) geworden, da nicht einmal das sprichwörliche „Amen in der Kirche“ mehr gewiß ist. Selbst der Himmel scheint zu wanken!

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