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Unternehmen „Blaue Karte“

Wenn ein Arzt, Mathematiker, Ingenieur o.ä. aus der Fremde zu uns kommt, um hier als Inhaber einer „Blauen Karte“ für 33.000 Euro Jahresgehalt zu arbeiten, kann man davon ausgehen, daß er einem ärmeren Volk enstammt, denn sonst würde er ein solches Angebot kaum annehmen; seinem Volk wird er künftig fehlen, da er nicht mehr zur Vergrößerung von dessen Wohlstand beitragen kann. Was aber bleibt dem deutschen Arzt, Mathematiker, Ingenieur etc.: Wenn er überhaupt noch eine Anstellung findet, dann wird sie bei 33.000 Euro Jahresgehalt liegen, sobald der Zustrom an fremdstämmigen Konkurrenten ausreichend ist.

Niemand gebe sich niemand Illusionen hin! Die Hochschulabsolventen sind nur die Avantgarde der geplanten „Arbeitsmigration„: „Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme den Gesetzentwurf ausdrücklich begrüßt, weil damit nicht nur die EU-Richtlinie umgesetzt werde, sondern auch Verbesserungen in der Arbeitsmigration geschaffen würden. Die Länderkammer möchte den Anwendungsbereich der Blauen Karte EU nicht nur auf Hochschulabsolventen begrenzen. Die Regierung will von dieser Einschränkung [z.Z.] jedoch nicht abrücken.“

Was fordert die politische Linke, die doch vorgibt, die ökonomischen Interessen von Lohnabhängigen zuvörderst zu vertreten? Höhere Löhne für alle. Dabei muß doch selbst ihren beschränktesten Vertretern dämmern, daß bei massiver Ausweitung des Angebots an Arbeitskräften (durch Grenzöffnungen) der Preis der Ware Arbeitskraft  sinkt. Deshalb wäre natürlich zu fordern, daß die Grenzen für die Zuwanderung aus ökonomischen Gründen geschlosssen bleiben bzw. werden. Das aber bringt die politische Linke nicht über sich; sie sieht sich an ihre kosmopolitischen Grundsätze gebunden: Dabei schadet ihr Verhalten nicht nur uns, sondern ebenso den ärmeren Völkern jenseits der Grenzen, denen die fortziehenden Fachkräfte fehlen. Daher muß man es schon so sagen: Die politische Linke verrät die ökonomischen Interessen beider, hüben wie drüben, als deren Patronin sie sich ausgibt; sie ist nur noch eine Karikatur dessen, was sie einmal darstellte.

Das Unternehmen „Blaue Karte“ zeigt, wie die vom Liberalismus beherrschte politische Klasse den Staat den ökonomischen Interessen von Großbetrieben und Finanzkapital preisgibt. Der 1989 geschlagenen politischen Linken, die ihr Dasein im Dienst der Betreuungsindustrie und als Knüppelgarde gegen alles Rechte fristet, überläßt man die Kultur: Dort vorherrschend, mag die Linke von der Rückgewinnung der politischen Macht auf Grund kultureller Hegemonie träumen.

Warum handelt der Liberalismus in dieser Weise? Warum das Einreißen der Grenzen? – Der Liberalismus räumt den ökonomischen Interessen bestimmter Kreise und damit auch der Ökonomie an sich die höchste Priorität ein, und es sei angemerkt, daß er darin mit der marxistischen Linken übereinstimmt, nur daß diese dabei das Unterste zuoberst kehren will.

Zu politischen Entscheidungen, die die ökonomischen Interessen aller Stände eines Gemeinwesens berücksichtigen, sind weder der Liberalismus noch die mit ihm in politischer Korrektheit vereinte Linke fähig, da sie nur Partikularinteressen vertreten; zumindest gilt dies für den Liberalismus, während die politische Linke es inzwischen bloß noch vorgibt. – Eine politische Rechte, die ihren Namen verdient,  vermag jedoch nicht nur, in ökonomischen Fragen das Gemeinwohl zu verfolgen, sondern sie weist der Ökonomie auch insgesamt den ihr zukommenden Platz an, und das ist nicht der oberste: Eine Legende erzählt, daß der Staufer Friedrich II. ein Experiment durchführte, um die Ursprache der Menschen zu entdecken: Er ließ Säuglinge ausreichend ernähren und leiblich pflegen, wobei aber die Ammen nicht mit ihnen sprechen oder sonstwie kommunizieren durften, und es heißt, daß diese Kinder bald sämtlich starben. Der Mensch lebt eben nicht vom Brot allein.

 

3 Kommentare zu „Unternehmen „Blaue Karte““

  • Georg Mogel:

    „Die Wissenschaft ist im Kern rein amoralisch – darauf beruht ihre Kraft,
    die sie verliert, sobald sie zu moralisieren beginnt.
    Musterbeispiel: die Psychologie. Es gibt eine wissenschaftliche,
    eine moralische und eine journalistische Form. Wo die Forschung sich auf Zwecke einläßtund sich vom Experiment entfernt, wird sie unwissenschaftlich, ja ärgerlich.

    Hier muß die Politik eingreifen, damit es nicht zum „fiat scientia, pereat mundus“
    kommt. Die Griechen trieben die Enthaltsamkeit noch weiter: wo die Forschung sich dem Experiment näherte, galt sie als banausenhaft…“

    Ernst Jünger,
    „Siebzig verweht IV“
    23. August 1987

  • Georg Mogel:

    Durch die Rekrutierung zugereister, billiger Arbeitskräfte als Reservearmee des Kapitals steigt der individuelle Gewinn. Für die gesamten immensen Folgekosten und die unübersehbaren gesellschaftlichen Verwerfungen im „Zuwanderungsland“, ist jedoch die Allgemeinheit zuständig. Dieses Rad wird seit den 1960 er Jahren von Wirtschaft und Politik der „BRD“ gedreht. Auch den Gewerkschaften ist hier das ideologische Hemd des Internationalismus näher als der Rock der einheimischen Werktätigen.
    Was für ein schamlos-verlogenes System.

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