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Archiv für 2013

Gesegnete Weihnachten!

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Die geistigen Wurzeln der Neuen Linken 2a: Das manichäische Denken (erster Teil)

von virOblationis

Der hl. Augustinus* charakterisiert das manichäische Denken, dem er selbst eine Zeit lang angehangen hatte, als ein dualistisches: „Iste [Manis] duo principia inter se diversa atque adversa, eademque aeterna et coaeterna, hoc est semper fuisse, composuit: duasque naturas atque substantias, boni scilicet et mali, sequens alios antiquos haereticos, opinatus est.“ So heißt es in „De haeresibus“ bei Augustinus.** Dieser [persische Religionsstifter namens Mani***] fügte zwei untereinander verschiedene und [einander sogar] entgegengesetzte Prinzipien zusammen, und dieselben [sollten auch] ewig und gleichewig, d.h. immer gewesen sein: Sowohl zwei Naturen wie Substanzen, nämlich des Guten und des Bösen, hat er sich anderen alten Häretikern folgend eingebildet. – Die materielle Welt gilt dem Manichäer als absolute Finsternis, Gott als das Licht. Beides ist unvereinbar. Vom Menschen kann nur dessen göttlicher Lichtanteil aus der ewigen Finsternis errettet werden; eine leibliche Auferstehung erschiene sinnlos. Dem gemäß stellte sich Augustinus in seiner Zeit als Manichäer Gott als „corpus lucidum et immensum“ vor, als lichten, unermeßlichen Körper, sich selbst aber als ein Teilstück davon, „frustum“.**** Diesen Beitrag weiterlesen »

Die geistigen Wurzeln der Neuen Linken 1: Die Gleichheitsideologie

von virOblationis

Drei Artikel zur Entstehung der Neuen Linken sind von mir geplant. Zwei widmen sich den geistigen Wurzeln, der letzte der Bildung der Neuen Linken im Verlauf des 20. Jahrhunderts. – In dem nachfolgenden Artikel über die Gleichheitsideologie, der sich auf deren Entstehung im 18. Jahrhundert und die Folgen konzentriert, wird hin und wieder auf die Gegenwart vorausgeblickt, ohne dies weiter auszuführen; es geschieht nur, um anzudeuten, wie die weitere Entwicklung bis heute ausgesehen hat. Auch wird die Entstehung des Liberalismus berücksichtigt und dieser in seiner traditionellen Form dem Bürgertum zugewiesen, das die Gleichheitsideologie aufnahm, aber dann auf einen Aspekt beschränkte, während andere, in die Neue Linke mündende Strömungen die ausgegrenzten Aspekte der Gleichheitsideologie aufnahmen. Der letzte der drei Artikel soll die Enstehung der Neuen Linken als Pendant des Neoliberalismus zeigen. Diesen Beitrag weiterlesen »

Der Kurs der Ukraine

von virOblationis

Gleicht es nicht fast der Szenerie einer Heldensage: Ein finsteres Drachenungeheuer hat eine schöne Prinzessin geraubt und hält sie in seinem Schloß gefangen. Die tapferen Ritter der Brüsseler Tafelrunde fordern vom Drachen, die Prinzessin freizulassen; eigentlich müßten sie zu ihrer Befreiung ausziehen und den Drachen erschlagen, doch sie beschränken sich darauf, dem zu Kiew hausenden Ungeheuer zu drohen; man fragt sich allerdings, womit sie ihren Worten Nachdruck verleihen wollen. Diesen Beitrag weiterlesen »

Nach der Frankfurter Schule 2: Sloterdijk

von virOblationis

Der wenigstens seit der Jahrtausendwende in der bundesdeutschen Öffentlichkeit als Philosoph weithin bekannte Germanist Sloterdijk reiste während der zweiten Hälfte der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts, wie viele seiner Zeitgenossen, die etwas auf sich hielten, zum Ashram in Poona*. Dort wurden die animalischen Triebe nicht nur möglichst uneingeschränkt ausgelebt wie zuvor bei den „Achtundsechzigern“ und in der unpolitischen „Hippie-Bewegung“, sondern dies Geschehen wurde von Bhagwan**, dem Erleuchteten, auch noch religiös überhöht. Die Vernunft sollte völlig aufgegeben werden, damit der Adept als leeres Gefäß das Nirwana erreiche; und da die Persönlichkeit des Menschen unlöslich mit seiner Vernunftbegabung verbunden ist, verliert er zusammen mit dem Verstand auch sein Ich: Dies versetzt den Sanyassin Bhagwans bzw. Oshos, wie er sich später nannte, in die Lage, sich dem Meister bedingungslos zu unterwerfen, ohne mit Hilfe eines Restes kritischen Denkens dessen primitives Protzen irgendwie anstößig zu finden: „Wer bist du, daß du wissen könntest, was richtig oder falsch ist?“ Diesen Beitrag weiterlesen »

Nach der Frankfurter Schule 1e: Habermas (letzter Teil)

von virOblationis

„…mir wird ja von meinen marxistischen Freunden nicht ganz ohne Grund vorgeworfen, ein Radikalliberaler zu sein.“* So Habermas. – Auch wenn er auf Marx dem Buchstaben nach immer wieder verweist, ist er von dessen Geist doch weit entfernt: Marx wäre nie darauf verfallen, den „Legitimationsproblemen im Spätkapitalismus (1973)“ ein Buch zu widmen, sondern hätte sich ganz darauf konzentriert, Versuche der Legitimierung einer Klassengesellschaft zu entlarven. An die Stelle des Proletariates bei Marx tritt die Masse von Arbeitnehmern, die sich in keinem unversöhnlichem Gegensatz zum Kapital befindet, weshalb der Staat, dem Habermas eine so große Eigenständigkeit zumißt, daß er nicht etwa als ausführendes Organ der Interessen der herrschenden Klasse erscheint, sich genötigt sieht, um seine Legitimatierung im Ansehen der Öffentlichkeit zu werben. Marx hingegen schreibt: „Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuß, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.“** Diesen Beitrag weiterlesen »

Nach der Frankfurter Schule 1d: Habermas (4. Teil)

von virOblationis

In „Erkenntnis und Interesse (1968)“ hat Habermas seine Gedanken noch vergleichsweise verständlich ausgedrückt. Dennoch findet sich auch dort bereits die Tendenz, Sachverhalte mittels Näherbestimmungen mehrfach einzuhüllen wie in einer russischen Schachtelpuppe. So weist Habermas z.B. auf Marx‘ Satz von der Bildung der fünf Sinne als Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte [im dritten der „Ökonomisch-philosophischen Manuskripte (1843/1844)“] hin, wobei es ihm (wie Marx) nicht um biologische Aspekte geht. Statt mit Bezug darauf ganz schlicht von Lebensprozessen und der Konstitution von Lebenswelten zu sprechen, sagt Habermas: „Die materialistische Untersuchung der Geschichte zielt auf Kategorien der Gesellschaft, die gleichermaßen den realen Lebensprozeß wie die transzendentalen Bedingungen der Konstitution von Lebenswelten bestimmen.“* Dieser Satz wurde oben bereits zitiert.** Diesen Beitrag weiterlesen »

Nach der Frankfurter Schule 1c: Habermas (3. Teil)

von virOblationis

Habermas‘ bedeutendste Veröffentlichung der sechziger Jahre bildet „Erkenntnis und Interesse (1968)“, an der er ab 1964 in Frankfurt lehrend arbeitete. Es geht darin um die philosophische Erfassung von Subjekt und Objekt und die davon abgeleiteten Konsequenzen für die Gesellschaft. – Im Hintergrund steht die Entwicklung der neuzeitlichen Philosophie, der keine Erfassung sowohl des Subjekts als auch des Objekts gelingt, ohne daß eines von beiden dem anderen untergeordnet wird. Diesen Beitrag weiterlesen »

Nach der Frankfurter Schule 1b: Habermas (2. Teil)

von virOblationis

1954 promovierte Jürgen Habermas in Bonn mit einer Dissertation über Schelling*, dessen einhundertsten Todestages man in jenem Jahr gedachte. Habermas‘ für damalige Verhältnisse recht umfangreiche Arbeit – sie umfaßt über vierhundert Seiten – trägt den Titel „Das Absolute und die Geschichte. Von der Zwiespältigkeit in Schellings Denken“. Die Zwiegespaltenheit, die Habermas bei Schelling nachzuweisen sucht, kennzeichnet sehr viel deutlicher sein eigenes Denken. Immer wieder begegnen in seinen theoretischen Entwürfen Doppelkonstruktionen, deren beide Elemente Habermas miteinander zu vereinbaren sucht. Letztlich vergeblich will er damit in verschiedenen Anläufen das Subjekt-Objekt-Problem lösen. Diesen Beitrag weiterlesen »

Nach der Frankfurter Schule 1a: Habermas (1. Teil)

von virOblationis

Ernst Habermas wuchs in Gummersbach bei Köln auf, wo sein Vater, ein ehemaliger protestantischer Geistlicher, das örtliche Lehrerseminar leitete, eine Ausbildungsstätte für Volksschullehrer im preußischen Staate. Es handelte sich bei Friedrich Habermas, dem Vater von Ernst Habermas, um einen früheren Pfarrer der Evangelischen Kirche der Union, die 1817 auf Veranlassung des preußischen Königs aus Lutheranern und Reformierten gebildet worden war. Friedrich Habermas war 1889 auf Grund eines Streites um den rechten Platz für einen Kirchenneubau mit einem Teil seiner Gemeinde aus der Landeskirche ausgetreten. Die neu konstituierte Freie Evangelische Gemeinde von Oberrahmede bei Lüdenscheid kehrte jedoch aus Geldnot 1894 in die Landeskirche zurück; noch in Oberrahmede wurde Friedrich Habermas Sohn Ernst 1891 geboren.* Diesen Beitrag weiterlesen »