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Archiv für März 2014

Die Entstehung der Neuen Linken 5d: Das Erscheinen der Neuen Linken (vierter Teil)

von virOblationis

Im Sommer 1962 äußerten sich – laut einer Meinungsumfrage – 88% der Schwarzen in den USA positiv zu der von Martin Luther King repräsentierten Bürgerrechtsbewegung; doch dann nahm die Zahl ab. Den äußeren Anlaß bildeten vor allem Anschläge weißer Racisten, deretwegen die Gewaltlosigkeit der Bürgerrechtsbewegung kritisiert wurde. Die Enttäuschung vieler Schwarzer hatte jedoch tiefere Gründe: Wenn man deren Stellungnahmen aus der Zeit zwischen 1954 und 1964 betrachtet, in denen es um die Aufhebung der Racentrennung geht, dann wird im Zusammenhang damit häufig auch die Hoffnung auf ökonomische Gleichheit geäußert: „Wenn nur die Racenschranken zwischen uns Schwarzen und den Weißen beseitigt werden, dann hält uns Schwarze nichts mehr von den Fleischtöpfen fern, an denen bisher nur die Weißen sitzen!“ So dürften allzu viele gedacht haben; dabei wird ihnen das Bild wohlhabender Weißer vor Augen gestanden haben, während sie die ärmeren Weißen übersahen. – Die Racenschranken fielen, doch der Zugang zu den Fleischtöpfen war damit keineswegs so frei wie erhofft. Diesen Beitrag weiterlesen »

Die Entstehung der Neuen Linken 5c: Das Erscheinen der Neuen Linken (dritter Teil)

von virOblationis

Der prominenteste Führer der schwarzen Bürgerrechtsbewegung zwischen 1954 und 1964 war Michael King Jr., besser bekannt unter dem Namen Martin Luther King Jr.*. Zusammen mit zwei Geschwistern wuchs er in Atlanta, Georgia, auf, wo der Vater als Baptistenprediger wirkte, die Mutter als Lehrerin. Seit der Mitte der dreißiger Jahre nannte sich der Vater nicht mehr Michael King, sondern erst Michael Luther King, dann Martin Luther King, und seinem gleichnamigen Sohn verordnete er dieselben Namenswechsel, so daß aus Michael King Jr. der später weltbekannte Martin Luther King Jr. wurde; immerhin muß der Vater ein gewisses Verständnis für die Größe und Bedeutung der eigenen Person besessen haben, da er sich als Protestant nach der Gründungsgestalt seiner Glaubensrichtung benannte, wenn Martin Luther** auch ganz und gar kein Wiedertäufer, kein Anabaptist, war. Diesen Beitrag weiterlesen »

Die Entstehung der Neuen Linken 5b: Das Erscheinen der Neuen Linken (zweiter Teil)

von virOblationis

Die K-Gruppen hatten kaum politische Erfolge zu verzeichnen, da ihre Ideologie von der großen Mehrheit in der BRD gänzlich abgelehnt wurde. – Erfolgversprechend entwickelte sich vielmehr eine ganz andere Strömung, der sich im Verlauf der siebziger Jahre etliche Mitglieder erfolgloser K-Gruppen, ins Besondere des KB, anschlossen: Die Anti-AKW*-Bewegung. Die praktische Anwendung von Atomtechnologie impliziert stets die Frage nach atomarer Bewaffnung. Auch wenn die BRD 1954 offiziell darauf verzichtet und (ebenso wie die DDR) 1969 den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet hatte,** steckte in der angewandten Atomtechnologie und damit in den AKWs noch immer die theoretische Möglichkeit eines Zugangs zu atomarer Bewaffnung. Außerdem enthielt die Atomtechnologie tatsächlich das Risiko katastrophaler Strahlenunfälle. Damit bot die Ablehnung der Atomkraft verschiedenen Motiven eine Heimstatt: Man konnte ganz allgemein gegen einen wieder erstarkten deutschen Staat opponieren, pazifistischen Sehnsüchten oder einer grundsätzlichen Kritik an der Industriegesellschaft Ausdruck verleihen. Im baden-württembergischen Whyl begann 1973 eine Bürgerinitiative, gegen den Bau eines AKWs zu protestieren. Einen frühen Höhepunkt der Anti-AKW-Bewegung stellte die Massendemonstration im schleswig-holsteinischen Brokdorf 1981 dar. Der endgültige Triumph der Bewegung manifestierte sich – nach dem Konsens mit der Energiewirtschaft über einen „Atomausstieg“ (2000) – in der sog. Energiewende (2011), obwohl noch im Jahr zuvor eine Laufzeitverlängerung für AKWs beschlossen worden war. Diesen Beitrag weiterlesen »

Exzerpt von Manfred Kleine-Hartlages „Die liberale Gesellschaft und ihr Ende. Über den Selbstmord eines Systems (2013)“

von virOblationis

In meinem Exzerpt von Manfred Kleine-Hartlages „Die liberale Gesellschaft und ihr Ende. Über den Selbstmord eines Systems (2013)“ habe ich versucht, die Grundgedanken des Buches durch Zitate zusammenzufassen. Dies soll denen, die sich damit auseinandersetzen oder schon auseinandergesetzt haben, die Rezeption erleichtern und diejenigen, die es noch nicht kennen, anregen, es zu lesen. Diesen Beitrag weiterlesen »

Die Entstehung der Neuen Linken 5a: Das Erscheinen der Neuen Linken (erster Teil)

von virOblationis

Nachdem sich Roosevelts* Neue Weltordnung international durchgesetzt hatte, entstanden zwei Machtbereiche, der sog. Westen und der Ostblock; 1949 wurde die NATO** gegründet, 1955 die Warschauer Vertrags-Organisation, der Warschauer Pakt; den Anlaß dafür bildete die Einbeziehung der BRD in die NATO (1955). Als West und Ost während des Kalten Krieges in einen immer schärferen Gegensatz zueinander gerieten, fand sich die Sozialdemokratie mit ihrem Versuch, parlamentarische Demokratie und Sozialismus zu verbinden, zwischen die Fronten wieder, denn die parlamentarische Demokratie gehörte zum Westen, den real existierenden Sozialismus repräsentierte der Osten. Dort beseitigte man die Sozialdemokratie kurzer Hand; so wurden 1946 in der Ostzone die bereitwilligen Genossen der SPD*** in die bolschewistisch dominierte SED**** integriert und die Widerstrebenden aus dem politischen Leben entfernt. Diesen Beitrag weiterlesen »

Die Entstehung der Neuen Linken 4: Die manichäischen Umkehrungen

von virOblationis

Das im vorigen Abschnitt beschriebene Feld der Beliebigkeit stellt ein Ideal dar, nämlich das des vollendeten neueren Liberalismus, in der angelsächsischen Version mit zwei Toren an den beiden Schmalseiten. Während der ältere Liberalismus im 19. Jahrhundert vom Bürgertum getragen wurde, von schöpferischen Individuen, ist der neuere Liberalismus dadurch geprägt, daß die Gesellschaft wesentlich bestimmt wird von multinational tätigen Aktiengesellschaften, in denen die Menschen gut(bezahlt)e Jobs suchen so wie das Kapital in aller Welt die lukrativsten Anlagemöglichkeiten. – Zwar besteht weiterhin das Ziel des Liberalismus darin, alle überlieferten Formen des sozialen Lebens zu zerstören, um das Individuum zu befreien, doch dieses wird nicht mehr durch Kraft aus einem Rest an Gewißheiten schöpfenden Persönlichkeiten repräsentiert, sondern durch eine durcheinanderwirbelnde Menge sozialer Staubkörner. Diesen Beitrag weiterlesen »