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Stagnation 2015

von virOblationis

Die ILO* meldet, daß die Erwerbslosigkeit im Jahre 2015 weltweit angestiegen ist. Es wäre demnach möglich, mehr zu produzieren, doch dies geschieht nicht. Aus welchem Grunde? Steht in der globalisierten Wirtschaft etwa nicht genügend Investitionskapital zur Verfügung? Das dürfte kaum der Fall sein. Also wird es an mangelnder Nachfrage liegen; es wird ja nicht produziert, was keinen Käufer fände. M.a.W. der Konsum ist zu gering im Verhältnis zu dem, was sich produzieren ließe. Liegt dies etwa daran, daß die Güter nicht gebraucht würden? Wohl kaum. Also werden diejenigen, die sie gebrauchen könnten, sie nicht erwerben, kein Geld dafür ausgeben, und zwar entweder weil sie es nicht haben oder weil sie es lieber sparen; letzteres erscheint angesichts der global praktizierten Niedrigzinspolitik der Zentralbanken sehr unwahrscheinlich. Demnach wird dem Konsum zu wenig Geld zur Verfügung stehen, um die Nachfrage zu beleben.

* Internationale Arbeitsorganisation: eine Sonderorganisation der UN mit Sitz in Genf

Es bestand bereits 2015 ein Überangebot an seltenen Erden sowie Metallen, und Erdöl ließ sich nur noch in steigender Menge verkaufen, wenn es immer günstiger angeboten wurde, obwohl dies zuerst die us-amerikanische Fracking-Industrie und danach endlich auch Saudi-Arabien zu ruinieren droht.* Wenn die Produzenten Rohstoffe aber nur noch kaufen, soweit sie zunehmend preiswerter angeboten werden, dann offenbar deshalb, weil die Gewinnspanne geringer geworden ist und als Alternative nur die Einschränkung der Produktion bleibt. – Was nicht hergestellt wird, wird auch nicht verschifft: Dem entsprechend sank 2015 die Menge der weltweit mit Schiffen aller Größenordnungen transportierten Güter.

* Bereits im Nov. 2015 wurde gemeldet, daß Saudi-Arabien ein Haushaltsdefizit in Höhe von über 20% des Bruttoinlandsprodukts erwartet.

All dies weist auf Stagnation des Konsums hin; dieses Bild zeigt auch der „Dow Jones“ von 2015, der New Yorker Börsenindex, der lediglich in der zweiten Hälfte des Sommers für kurze Zeit einbrach und sonst auf einem Niveau zwischen etwa 17.500 und 18.000 Punkten verharrte. – Wo nicht mehr konsumiert wird, da wird auch nicht mehr produziert; wo aber nicht mehr produziert wird, da wird auch nicht mehr transportiert. Wo nicht mehr konsumiert, produziert und transportiert wird, wohin sollte da über das Bisherige hinaus investiert werden?

Um den Konsum doch irgendwie anzukurbeln, wurden in China, einem Land mit sehr ungleicher Vermögensverteilung,* also der Neigung zu schwachem Konsum und starker Produktivität, gewaltige Projekte mit Schulden finanziert, von ganzen [unrentablen] Geisterstädten ist die Rede. – In der BRD verfährt man anders. Durch eine extrem hohe Steuerbelastung wird noch das Letzte aus den Bürgern herausgepreßt, die ohnehin schon durch die Niedrigzinspolitik genötigt werden, all ihr Geld auszugeben, statt für Notzeiten zu sparen. Zugleich steht der wachsenden großen Menge zunehmend weniger Geld zur Verfügung, denn durch Niedrigzinspolitik nimmt, wie das Beispiel der USA seit 2008 deutlich gezeigt hat, die Vermögenskonzentration um so rascher zu, und die wenigen sich in beschleunigter Weise vergrößernden Vermögen dienen nicht hauptsächlich dem Konsum, schon weil die menschlichen Möglichkeiten dazu nicht unbegrenzt sind, sondern dem Investment, und das dafür bestimmte Geldkapital soll nach seiner inneren Logik nicht abnehmen, sondern stets weiter anwachsen; darauf basiert das Geschäft der Investmentfonds als eines Zweiges des Bankenwesens. Dazu sei angemerkt, daß dies die Folge einer – verkehrten – Ordnung ist, die die Ökonomie an die oberste Stelle setzt und ihr alle Lebensbereiche unterordnet; der Mensch besteht jedoch nicht nur aus Händen und Bauch.

* Etwa ein Prozent der Bevölkerung besaß 2014 ein Drittel des Reichtum Chinas. – Nach offiziellen Angaben soll der Gini-Index Chinas zwar ab 2008 von 49,1 auf 46,9 im Jahre 2014 gesunken sein, doch werden diese Zahlen auch als bloße Wunschwirklichkeit angezweifelt und von vielen Chinesen recht sarkastisch kommentiert.

Der durch Steuereinnahmen von 2015 in der BRD erzielte Haushaltsüberschuß von über 12 Milliarden Euro soll – nebst weiteren Mitteln – für die „Refugees“ ausgegeben werden, so wurde vor wenigen Tagen gemeldet. – Abgesehen von dem Skandal, daß man den von den Steuerbürgern erwirtschafteten Reichtum an Fremde verschenkt,* soll damit wieder Konsum hergestellt werden, eben durch Ausgaben für „Refugees“, die der Steuerzahler sonst womöglich trotz aller Widrigkeiten noch gespart hätte. Er darf aber keine Reserven bilden, denn jetzt muß alles, was irgendwie verfügbar ist, an die Konsumfront geworfen werden. – In diesem Zusammenhang macht auch die moderate Erhöhung der Zinsen durch die FED am 16. Dez. 2015 Sinn, denn wenn der US-Dollar im Wert steigt, dann kann dafür mehr konsumiert werden. Die weitgehende Aufhebung der Sanktionen gegenüber dem Iran erscheint ebenfalls sinnvoll, verspricht man sich doch Absatz „westlicher“ Waren in Milliardenhöhe davon; die Lockerung der Sanktionen gegen Kuba in demselben Jahr 2015 fällt dagegen wohl eher unter die Rubrik „Kleinvieh macht auch Mist“.

* Daß die Meldung einer solchen Unverfrorenheit der Exekutive keinen empörten Aufschrei in der Öffentlichkeit verursacht hat, bleibt mir vollkommen unverständlich.

Vor dem Hintergrund stagnierenden Konsums erscheinen die „Refugees“ in der BRD als ein dorthin in Gang gesetztes Millionenheer von Konsumenten, von Empfängern verschiedenster Leistungen. Wenn nun von Politikern als Alternative vorgeschlagen wird, die „Refugee“-Massen gar nicht erst eindringen zu lassen, sondern sie in ihren Heimatländern oder den Nachbarstaaten Syriens zu versorgen, so löst dies zwar das Problem der Überfremdung, aber es läßt die tieferen Ursachen unangetastet, die das Wahnsinnsprojekt erst möglich gemacht haben und die ein ebenso unglaubliches gewiß jeder Zeit hervorzubringen vermögen.

Es besteht in einem Staat, der die Ökonomie an die oberste Stelle setzt, mittlerweile ein Grundwiderspruch zwischen der in immer weniger Händen versammelten größten Menge des Investitionskapitals, das ins Unendliche wachsen soll, und dem Konsum der Vielen, dem gerade dadurch die von ihm benötigten Mittel entzogen werden. Es tritt eine Situation ein, die – bildlich gesprochen – gekennzeichnet ist von zunehmendem Hunger angesichts immer vollerer Weiden, von denen aus aber das Schlachtvieh kaum mehr in die Fleischtöpfe wandert, weil immer weniger Hungrige ihre Essensration zu bezahlen vermögen. – Am Ende mag aus dem bildlich Gesprochenen etwas wörtlich zu Nehmendes werden; all sein Gold füllt Midas nicht den Magen.

 

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