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Aktuelle Notiz (20. Dez. 2016)

Natürlich sind sämtliche Repräsentanten der Politischen Klasse in Deutschland angesichts des Anschlages auf den Berliner Weihnachtsmarkt tief betroffen, erschüttert, entsetzt o.ä. Der Bürgermeister der Stadt will abends an einem gemeinschaftlichen Klagen teilnehmen. – Der Bundespräsident zeigt sich entschlossen: Er will um so unbedingter weitermachen wie bisher; „unser Zusammenhalt wird…stärker, wenn wir angegriffen werden.“ Aber deswegen werden wir nicht etwa beginnen, uns zu wehren, nein: „Wir suchen einander, wir sprechen miteinander, und wir sorgen füreinander.“ Ursache des Anschlags sei der „Terror gegen die Freiheit überall auf der Welt“; nicht das Oberhaupt eines bestimmten Staates scheint zu sprechen, sondern ein sich der Menschheit widmender Therapeut, „über unsere [kaum vorhandenen] Landesgrenzen hinaus“.

Die Menschen wollten doch fröhlich den Advent genießen, so der Berliner Bürgermeister; „das Leben feiern“, nannte es die Kanzlerin. Die Untat wird vor allem emotional betrachtet. Sie erscheint – wenn denn der Festgenommene der Täter sein sollte – „besonders widerwärtig gegenüber den vielen, vielen Deutschen, die tagtäglich in der Flüchtlingshilfe engagiert sind“. Man zeigt Emotionen; gedankt wird immer wieder den Sicherheitskräften und Helfern, was ihnen persönlich gewiß zukommt, nur hat der Anschlag gerade gezeigt, wie sehr unsere Sicherheit im Alltag geschwunden ist. Das gälte es doch zu analysieren. – Tatsächlich versprach die Kanzlerin, Beratungen „über mögliche Konsequenzen, die sich daraus ergeben“, abzuhalten, doch man ahnt schon, worauf so etwas hinausläuft; es werden die persönlichen Freiheiten der Bürger weiter eingeschränkt werden. Wenn man zugleich weiterleben soll wie bisher, kann sich dies nur auf einen ganz unpolitischen Menschen beziehen, der keinerlei Verantwortung für das Gemeinwesen trägt, in dem er lebt, der sich nicht als zoon politikon versteht, sondern ganz mit seinen Vergnügungen, seinem Konsum beschäftigt ist, ggf. neben seiner Erwerbstätigkeit.

Von Politikern wären jedoch vor allem Ankündigungen zu erwarten, und zwar solche, die der Öffentlichkeit mitteilen, welche Maßnahmen sie zu treffen gedenken, um die Interessen der von ihnen regierten Gemeinschaft durchzusetzen; unter diesen stehen die Erhaltung von Leben und Gesundheit ja obenan. In diesem Sinne äußerte sich der künftige US-Präsident: „These [Islamist] terrorists and their regional and worldwide networks must be eradicated from the face of the earth…” Diese [islamistischen, wie er an anderer Stelle bemerkte,] Terroristen und ihre regionalen und weltweiten Netzwerke müssen vom Angesicht der Erde getilgt werden… Das mag zwar zu kurz greifen, stellt aber immerhin eine politische Reaktion dar. – Wer sich allerdings ausschließlich als Teil der Menschheit begreift, vermag nicht mehr zwischen Freund und Feind zu unterscheiden, sondern ist genötigt, den Gegner entkonkretisiert darzstellen, etwa als neuen „Führer“, oder ihn gänzlich ins Mythische zu entrücken. So hieß es heute von Seiten der Bundeskanzlerin: „Wir wollen nicht damit leben, dass uns die Angst vor dem Bösen lähmt. … Wir werden die Kraft finden für das Leben“, damit wir es wieder feiern und den Advent erneut genießen. Unbeirrt machen wir weiter; man gewöhnt sich ja an vieles.

 

5 Kommentare zu „Aktuelle Notiz (20. Dez. 2016)“

  • Guenther Katzlberger:

    Ja neben Betroffenheitsgesülze habe ich den ganzen Tag medial nichts vernommen, daß meine Sorgen lindern könnte.

    Und der Zynismus mag manchen entgangen sein, mir aber nicht. Millionen Menschen nach Europa einzuladen, die es als ihre von Allah verordnete Pflicht ansehen, den Unglauben zu bekämpfen, und sich dann betroffen zeigen, wenn die das auch wirklich tun, empfinde ich als zynisch.

    Ist der Islam Mittel zum Zweck?

    Die Menschen werden nach Sicherheit rufen. Sie werden erhört werden. Unsere Eliten werden die Meinungsfreiheit weiter einschränken, in Richtung totalitärer Übewachungsstaat gehen, und uns verklickern, daß eine Lösung nur zentral und europäisch gefunden werden kann.

    Ist der Islam das Mittel, um die totalitär regierte europäische Union zu schaffen?

    Ich selber, ein arbeitsloser Philosopie- und Geschichtelehrer aus Wien weiß wie gefährlich der Islam ist, was Dschihad bedeutet, wie die Söhne Allahs ticken.
    Kann mir nicht vorstellen, daß Minister und Kanzler mit gigantischen Beraterstäben, versorgt mit Informationen von Geheimdiensten weniger wissen als ich.

    Also kann das Fördern islamischer Massenmigration nur einem zynischen Kalkül entspringen. Natürlich macht der OIC Druck, sind alle um die „guten“ Beziehungen mit Saudi Arabien und Katar besorgt. ‚Aber das kann ja nicht Alles sein an der Sache?

  • Alexander Rostert:

    Mit einer Woche Abstand zu dem Anschlag kann man sich immer weniger wundern über die Reaktionen des politisch-medialen Komplexes. Denn diesem ging es ja von allem Anfang der Völkerwanderung an bei dem ganzen Thema nicht um kopfgesteuerte Faktendiskussion, sondern um bauchgesteuerte Gefühligkeit – was kümmert uns die Wirklichkeit, die wir schaffen, so lange wir die moralischen Herrenmenschen sind mit unserer überlegenen Ethik. Die „Rechten“ waren hierbei stets nur die notwendige Projektionsfläche zur Wahrnehmung des eigenen Besserseins, ebenso wie die Neusiedler und das staunende Publikum nur die Spielzeuge des Laborexperiments sind – und die haben gefälligst zu funktionieren.

    Niemand hat diese Geisteshaltung prägnanter zusammengefasst als Angela Merkel selbst mit ihrem „Besonders widerwärtig gegenüber den vielen, vielen Deutschen, die tagtäglich in der Flüchtlingshilfe engagiert sind“. Jemand mit korrekter Synapsenverdrahtung im Oberstübchen wäre womöglich stattdessen auf den Gedanken gekommen, der Anschlag sei vor allem den toten und verletzten Opfern gegenüber besonders widerwärtig gewesen.

  • Teresa:

    Kleines „Erlebnis“ am anderen Rand der Republik. – Die Kollegin „entschuldigt“ sich, sie gehe nach dem Anschlag in Berlin nicht mehr auf die örtlichen Weihnachtsmärkte, um das ‚Risiko‘ für sich und die Familie zu reduzieren. Man könne seinen Glühwein ja auch zu Hause trinken: „Hauptsache ich bleibe meinen Prinzipien treu und glaube weiterhin, dass alle Religionen gleich sind“, dabei schaut sie mich, die „fundamentalistische“ Katholikin böse an. Ich kontere: „Glaubst du das wirklich? … dass alle Religionen ‚gleich‘ sind? Was ist mit der Religion der Atzteken, die Menschenopfer gefordert hat? Was ist mit dem Hinduismus, der in manchen seiner Kulte Tempelprostitution verlangt, der glaubt, dass man armen Menschen nicht helfen darf, weil man ihnen sonst die Chance nimmt, ihr Karma abzuarbeiteten und ein besseres nächstes Leben zu erlangen? Glaubst du wirklich, dass unterschiedliche Menschenbilder zu den gleichen Lebensbedingungen für die Menschen, die unter diesen Religionen leben, führen?“ Antwort: „Ich glaube, du wirfst mal wieder alles zusammen (sic!). Ich wollte das auch gar nicht diskutieren. Es ist nun einmal meine Überzeugung dass alle Religionen gleich sind. Daran wirst du nichts ändern.“

  • Peter Voit:

    Der Blick soll gelenkt werden auf die „vielen, vielen Deutschen, die tagtäglich in der Flüchtlingshilfe engagiert sind“. Und damit weg von den Toten und Verletzten in Berlin und anderswo, die Merkels „Willkommenskultur“ gefährden würden.
    Doch dieses Verfahren wird auch von jenen praktiziert, denen man es nicht sofort ansieht, zur Gefolgschaft der Kanzlerin zu gehören. Jene etwa, die sich seltsam akrobatisch gebärden, um angesichts der Karikatur „Krippe 2016“ von Horst Haitzinger ihr Entzücken zum Ausdruck zu bringen: „prägnant auf den Punkt gebracht“, „ins Schwarze getroffen“, „Danke für die gelungene Karikatur“.
    Tote und Verletzte sind da nicht zu sehen, wohl aber jener LKW, der gegen den Stall von Betlehem kracht. Seltsam nur, daß die Heilige Familie nichts davon mitzubekommen scheint, sondern ruhig und gelassen das Kind in der Krippe betrachtet. Weiter so wie bisher? Man gewöhnt sich ja an vieles, um es mit Herrn Kleine-Hartlage zu sagen?
    Erstaunlich auch, daß man zu damaliger Zeit bereits motorisiert war und nicht mit Kamelen anreiste, um dem Kind in der Krippe einen Besuch abzustatten, sondern mit einem LKW.
    Einer der Leser schreibt, bei dem terroristischen Anschlag handele sich um einen Angriff „auf unsere Art zu leben“, was in der Karikatur in verdichteter Form zum Ausdruck komme. Einem anderen sagt die Karikatur, daß es dem brutalen Attentäter nicht gelungen sei, die „Weihnachtsbotschaft von Frieden und Versöhnung niederzuwalzen“. Mein Gott!
    Ins Schwarze treffen dürfte der Karikaturist dagegen insofern, als er diese Ablenkungen von, was wirklich geschah, auf seine Weise zum Ausdruck bringt und dem Spott preisgibt.
    Doch wie dem auch sei, nach wie vor gilt wohl das, was Kurt Tucholsky über die Satire schrieb:
    „Warum sind unsere Witzblätter, unsere4 Lustspiele, unsere Komödien und unsere Filme so mager? Weil keiner wagt, dem dicken Kraken an den Leib zu gehen, der das ganze Land bedrückt und dahockt: fett, faul und lebenstötend.“

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