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Leichenschau im Zahlenfriedhof

[Den Blogeintrag hatte ich schon auf dem alten DK. In Anbetracht  des anstehenden Wahlmarathons aber hier noch einmal das Berechnungsprinzip. Oder, besser: Der Berechnungsbeschiss]

Nach jeder Bundestags- oder Landtagswahl und sofort nach Schließen der Wahllokale, wird von Politikern und Parteien – unterstützt durch Medien und ”Parteienforscher”- vor unseren Augen eine eingeübte Anmaßung in Form einer plumpen Täuschung zelebriert: Die Wahlberechtigten unter uns, die keiner Partei/keinem Kandidaten ihre Zustimmung geben wollten, werden bei der prozentualen Berechnung der Stimmenanteile schlicht ignoriert.

Die Vorgehensweise ist so alt wie  erfolgreich: Als prozentuale Berechnungsbasis wird nicht die Zahl der Wahlberechtigten, sondern nur die der Wahlurnengänger herangezogen und als 100%-Berechnungsgrundlage  genommen. Selbst wenn die Wahlbeteiligung bei  z.B. nur 35 %, lag.  Zur Verdeutlichung dieses Sachverhaltes seien die traditionell irreal errechneten Wahlergebnisse  den realen Wahlergebnisse bei der Hessen-Wahl 2008  gegenüber gestellt

Hessenwahl 2008: Wahlbeteiligung 64,3 %

 Parteien  Irreal [100%]  Real [64,3%]
 CDU  36,8  23,7
 SPD  36,7  23,6
 Grüne   7,5   4,8
 FDP   9,4   6,0
 Linke   5,1   3,3
 Sonstige   4,5   2,9
 Nichtwähler  zählen nicht  30.7 %

Und so ist es für die Parteien und Kandidaten völlig ohne Bedeutung, ob sie von insgesamt 90% oder auch nur von 5% der Wahlberechtigten”legitimiert” wurden, im Parlament an der Sitzverteilung teilzuhaben. „Betroffenheitsbekundungen“ über die niedrige Wahlbeteiligung gehören deshalb zur Kategorie „Krokodilstränen“.

9 Kommentare zu „Leichenschau im Zahlenfriedhof“