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Berlin schweigt, und schweigt, und schweigt…

Anknüpfend an den Bericht über das Massengrab in Marienburg, das Berlin so tapfer beschweigt: Genauso tapfer wird Danzig  und Podla Góra beschwiegen – dort gibt es nämlich weitere Hinweise auf Massengräber mit vermutlich mehr als eintausend deutschen Zivilisten. Podła Góra, berichtet Polskaweb, sei in den Jahren 1945/46 ein Ort zur Ablagerung toter Deutscher gewesen.

An dieser Stelle muss man den jungen Polen ehrlichen Dank zollen. Nicht nur, dass sie versprechen, auch darüber ausführlich zu berichten [was von den Medien in Deutschland, außer JF,  nicht zu erwarten ist], sie liefen auch Hintergrundinformationen zur deutsch-polnischen Politik. Z.B das hier:

Am Fundort sind zur Aufklärung und Weiterbearbeitung dieses wahrscheinlichen Genozids inzwischen Mitarbeiter des polnischen Institutes der Erinnerung (IPN) und der von Deutschland finanzierten Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung” (Fundacja „Polsko-Niemckie Pojednanie”)eingetroffen.

Beide Organisationen sind allerdings kaum für diese Sache geeignet, da das IPN von den Kaczynski Brüdern kontrolliert wird, die ja bekanntlich die Deutschen am wenigsten mögen. Die „Polnisch-Deutsche Aussöhnung” wurde zuletzt von Herrn Mariusz Muszynski geführt der in seiner Funktion als Chef der Stiftung entlassen wurde. Seine Deutschlandkritik hatte die deutsch-polnischen Beziehungen erheblich erschwert.

Darüber hinaus standen gerade erst fast ein Dutzend polnische Mitarbeiter vor dem Kadi weil sie sich am deutschen Gelde für Zwangsarbeiter über ein selbst eingeführtes Prämiensystem bereichert hatten.

Diese jungen Polen verstehen auch nicht , dass deutsche Politiker wie Angela Merkel sich so unterwürfig vor einer gemeinsamen Aufarbeitung der wahren Geschichte drücken und den polnischen Politikern den Zucker in den Hintern blasen [wortwörtliches Zitat].
 
Hier der ganze Bericht

19 Kommentare zu „Berlin schweigt, und schweigt, und schweigt…“

  • Tobias:

    Ich kenne mehrere Polen der jüngeren Gereration und ich habe nie eine anti-deutsche Haltung bei ihnen bemerkt. Mir scheint, der übertriebenepolnische  Nationalismus ist eher eine Sache der Älteren. Nicht akzeptabel, aber dennoch verständlich – zum einen wegen des zweiten Weltkriegs, dessen Folgen Polen wie kein anderes Land zu spüren bekam, zum anderen wegen der vier Jahrzehnte kommunistischer Diktatur, die eigenständigem Denken bekanntermaßen feindselig gegenüberstand. 
    Wichtig ist, diesen Zwist unter Europäern zielstrebig beizulegen. Wir haben drängendere Probleme.

  • virOblationis:

    „…des zweiten Weltkriegs, dessen Folgen Polen wie kein anderes Land zu spüren bekam…“

    Wenn ich mich recht entsinne, hat ein Historiker nachgewiesen, daß die polnischen Opferzahlen durch – sagen wir – ein methodisches Versehen zu hoch berechnet worden sind. Ich meine, man hätte die Differenz der Bevölkerungszahlen innerhalb der Grenzen Nachkriegspolens berechnet, wobei Schlesien, Hinterpommern und das südliche Ostpreußen enthalten sind, die ihre deutsche Bevölkerung verloren haben. Die JF berichtete einmal darüber.

    Erinnert sich vielleicht noch jemand genauer?

  • Man kann getrost davon ausgehen, dass jede Kriegspartei in diesem Konflikt Kriegsverbrechen begangen hat. Dass die Bundesregierung sich des diplomatischen Friedens willen zu diesen Massengräbern nicht äußert, ist traurig und kriecherisch.

  • BerlinerJung:

    „… wie kein anderes Land…“

    Lassen Sie mich bloß mit diesem Scheiß zufriefen, verehrter Forist Tobias. Hier geht es um deutsche Opfer und  es ist bezeichnend, daß dieses Thema mit dem Hinweis „man habe wichtigeres zu tun“ abgebügelt wird.

    Da frage ich mich, warum der Einwurf „wichtigeres“ nie erfolgt, wenn es um andere Opfer geht, oder haben sich dann die drängenden Probleme, um derentwillen deutsche Opfer vernachlässigt werden müssen, in Luft aufgelöst.

    Und ich frage mich noch eines, verehrter Forist Oliver.  Wir haben wichtigeres zu tun? Für wen wichtiger. Für mich jedenfalls nicht.

  • BerlinerJung:

    @virOblationis

    Ich erinnere mich auch an eine dementsprechende Passage, vermag den Namen des Historiker aber nicht mehr abzurufen. Vermutlich landete er mit dieser Aussage auf der schwarzen Liste für politisch nicht korrekte Historiker /Zynismus aus.

  • Tobias:

    Lieber virOblationis, ich habe nicht in Abrede stellen wollen, dass die Zahl polnischer Opfer manipuliert worden sein könnte. Ich habe mich hierzu überhaupt nicht geäußert, weil mir die diesbezügliche Sachkenntns fehlt. Fakt ist aber, dass Polen nach dem sog. 2. Weltkrieg ein verwüstetes Land war und dass man dafür nach einer Erklärung gesucht hat. Eine offene Diskussion über Geschichte war im kommunistischen Polen darüber hinaus nicht möglich. Daher – und natürlich auch von der schuldhaften Verstrickung in die Vertreibung von ca. 12 Millionen Ostdeutschen – rührt der Nationalismus der, wie ich glaube, vornehmlich älteren Generation Polens. Das ist es was ich mit meinem Eintrag zum Ausdruck bringen wollte.

    Und, BerlinerJung, Dir möchte ich sagen, dass m.E. ein rustikales Auftreten wie Deins hier nicht zielführend ist. Erst ziterst Du mich falsch, dann behauptest Du, ich hätte mich gegen die Aufklärung des vermutlichen  Massenmords an deutschen Zivilisten ausgesprochen. Das genaue Gegenteil habe ich von mir gegeben. Nur bin ich der Meinung, dass die Aufarbeitung der deutsch-polnischen Geschichte, heute, 2009, im Geist europäischer Freundschaft vonstatten gehen muss. (Und Freundschaft, darunter verstehe ich, offen und direkt miteinander umzugehen. Wenn gewisse deutsche Politiker freundschaftlich mit kriecherisch verwechseln, dann ist das ein anderes Thema.)

  • BerlinerJung:

    @Tobias

    Ob die rustikal Ausdrucksweise zielführend ist ist mir pieps wie schnuppe. Ich könnte mich auch nicht erinnern Ihnen das Du angeboten zu haben. Soviel zu den Manieren. Der „Geist europäischer Freundschaft“  ist Wortgeklingel.  Der überaus freudigen ‚Selbstkritik‘ von Seiten deutscher Regierungen in Bezug auf den WK II steht nämlich kein ähnliches Verhalten von Seiten anderer EU-Mitgliedsländer gegenüber.

    Vielmehr hat man sich in der EU  gut darauf  eingerichtet, Deutschland als alleinigen Agressor des WK II  in die ewige Schuldnerrolle zu drängen.  Und deshalb nenne ich diese Worthülsen Scheiß und werde sie auch weiter so nennen.

  • BerlinerJung:

    Korrektur. Die obige Antwort ist eine Replik auf  das moralisierende Post des Foristen Tobias.

    Ich habe das für Sie verbessert auch wenn ich sonst nur in fremde Posts hineinpfusche, wenn ich darum gebeten werde oder der Poster und ich vertraut miteinander sind.

    Und eine gemäßigtere Ausdrucksweise ist auch nicht verkehrt – versuchen Sie es, es wird Ihnen gefallen. Judith

  • virOblationis:

    @ Tobias

    Es war nicht meine Absicht, Ihnen irgendetwas zu unterstellen. Ich hatte lediglich ein Zitat von Ihnen gewählt, um an Hand dessen auf eine bestimmte Problematik hinzuweisen.

    ps.: Ich werde noch einmal weiter im Archiv der JF nach besagtem Artikel suchen. Vielleicht mögen sich auch andere – dabei u.U. erfolgreichere – Leser daran beteiligen.

  • AvK:

    Drei  Massengräber und unser wandelnder Hosenanzug samt Hofstaat hüllt sich in vornehmes Schweigen.  Ab welcher Anzahl Massengräber sie wohl endlich den Mund aufmacht. Fünf? Acht? Zehn? Ein Volk das solche Politiker hat braucht keine Feinde mehr.

  • virOblationis:

    Ich hab’s:
    http://www.jungefreiheit.de/Archiv.364.0.html

    Zu bedenken ist auch noch, daß zahlreiche der verbleibenden 2,6 Mill. Toten jüdischen Bekenntnisses gewesen sein werden – und der unter Polen damals verbreitete Antisemitismus (s. Pogrom noch nach Kriegsende zu Kielce(?)) wird diese nicht uneingeschränkt bedauert haben.

  • virOblationis:

    Oh, die kopierte Adresse führt nicht zum Ziel.

    Daher hier der Text des Artikels: <!– @page { margin: 2cm } P { margin-bottom: 0.21cm } –>
    © JUNGE FREIHEIT 31-32/08 25. Juli 2008
    „So etwas fasse ich überhaupt nicht an!“
    Polnische Opferzahlen des Zweiten Weltkriegs aus der Propagandaküche: Der Osteuropa-Historiker Rudolf Jaworski und sein Verständnis von Wissenschaft
    Hans-Joachim von Leesen
    Sommersemester 2008. In der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel liest der Direktor am Historischen Seminar, Rudolf Jaworski, über „Polen im 20. Jahrhundert“. Der große Hörsaal ist nur mäßig besetzt: vielleicht ein Dutzend ältere Gasthörer und kaum mehr Studenten folgen der Vorlesung. Grundsätzlich Abweichendes von der in der Bundesrepublik üblichen polonophilen Geschichtsdeutung bzw. dem gleichlautenden, jenseits von Oder und Neiße immer noch nationalchauvinistische Züge offenbarenden polnischen Verständnis erfährt man allerdings nicht vom für osteuropäische Geschichte zuständigen Lehrstuhlinhaber, nichts etwa über die ständige Bedrohung, der sich das Deutschland der Weimarer Republik durch Polen ausgesetzt sah, nichts über die teilweise brutalen Methoden, mit denen Polen vor 1939 die über dreißig Prozent der Bevölkerung ausmachenden nationalen Minderheiten (nach Jaworskis eigener Angabe „Arbeits- und Interessenschwerpunkt“) in seinen Grenzen entweder polonisieren oder vertreiben wollte, nichts über Polens Anteil am Ausbruch des Krieges. In der Darstellung Jaworskis erfüllte der polnische Staat stets nur die Opferrolle gegenüber den aggressiven Nachbarn.
    Am Ende des Zweiten Weltkrieges wies Polen über sechs Millionen Tote auf, wie der Professor die amtliche von der polnischen Regierung veröffentlichte Verlustzahl weitergab. An dieser Stelle meldete sich einer der „Altkommilitonen“. Er erinnert an einen älteren wissenschaftlichen Beitrag, der die zweifelhafte Ermittlung dieser Verlustzahlen zum Inhalt hatte. So habe Polen nämlich auch die Verluste der Bevölkerung in den damals deutschen Ostprovinzen wie Allenstein, Köslin, Stettin, Breslau, Oppeln und Gleiwitz mit hinzugezählt, die wohl kaum als polnische Opfer zählen dürften. Jaworski zeigte sich überrascht; davon habe er noch nie gehört. Der Frager erbot sich, den von ihm zitierten Aufsatz zu beschaffen.
    Schon bei der nächsten Vorlesung präsentierte der Student eine Fotokopie des 18seitigen Aufsatzes „Die polnischen Kriegsverluste 1939-1945“ aus der Zeitschrift für Politik, dem renommierten Organ der Hochschule für Politik München aus dem März 1977. So nahm das Mitglied der deutsch-polnischen Schulbuchkommission, das sich gern der Freundschaft seiner polnischen Fachkollegen rühmt, den ihm unbekannten Aufsatz widerwillig entgegen, blickte rasch darauf und warf ihn demonstrativ mit einer großen Geste auf das Pult. Jaworski, der bislang durch Temperamentsausbrüche kaum aufgefallen war, brauste auf und rief dazu laut: „Der ist von Schickel! So was lese ich nicht!“
    Allgemeines Erstaunen breitete sich aus. In die fragenden Gesichter der Studenten entgegnete der 64jährige Dozent hektisch, er kenne diesen Schickel. Das sei ein „kalter Krieger“, der schon in den fünfziger Jahren „gehetzt“ habe. Den Einwand eines Studenten, daß er doch einen Aufsatz, den er zugegebenermaßen nicht kenne, auch nicht verurteilen könne, beantwortet Jaworski mit aller Beharrlichkeit: „Jawohl! So etwas fasse ich überhaupt nicht an!“
    In der Tat hat Alfred Schickel, Gründer und Betreiber der unabhängigen „Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt“ (ZFI), seit vielen Jahren durch eigene Archivstudien immer wieder Unruhe in die staatlich etablierte Historikerzunft gebracht (JF 26/08), indem er seinen Fokus auf geschichtspolitisch unbequeme Fragestellungen lenkte. So machte er – der als angeblicher „Kalter Krieger in den fünfziger Jahren“ noch Schüler auf der Jesuitenschule war – beispielsweise auf sich aufmerksam, als er im Rahmen seiner Forschungen zum deutsch-polnischen Verhältnis im Zweiten Weltkrieg nachwies, daß in jedem der insgesamt zwölf Offizierslager für polnische Kriegsgefangene in Deutschland nicht nur jeweils eine Bibliothek mit einem Bücherbestand von bis zu 25.000 Bänden vorhanden war, sondern daß in den meisten Offizierslager sogar „Lageruniversitäten“ funktionierten. Polnische Professoren hielten Vorlesungen und veranstalteten Seminare zu den verschiedensten Themen. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes versorgte die Lageruniversitäten mit Lehr- und Lernmitteln. Als Schickel diese Forschungsergebnisse in den siebziger Jahren veröffentlichte, wurden sie von vielen der großen deutschen Zeitungen aufgegriffen und fanden nicht zuletzt darum Beachtung, weil die Vorgänge in bemerkenswertem Gegensatz standen zu der bis dahin in der offiziellen polnischen Diktion behaupteten Verantwortung der Deutschen für die Massaker an polnischen Offizieren, unter anderem in Katyn.
    In seinem Aufsatz in der Zeitschrift für Politik analysierte Schickel detailliert die amtlichen polnischen Verlautbarungen – übrigens die gleichen „Historiker“, die auch die selbst in der polnischen Bevölkerung als Lüge offenbarten Katyn-Thesen verbreiteten – über die angeblichen polnischen Verluste. Diese offiziellen Zahlen waren von polnischer Seite dadurch ermittelt worden, daß man die Einwohnerzahlen polnischer Provinzen von 1931 (letzte polnische Volkszählung vor dem Kriege) und 1946 verglich. Die Differenz wurde als die Zahl der polnischen Kriegsverluste gewertet. Erstaunlicherweise waren aber in dieser Tabelle nicht nur die Zahlen der traditionell polnischen Provinzen wie etwa Warszawa, Łódź, Kielce, oder Białystok genannt, sondern auch die Zahlen von Olsztyn (Allenstein), Gdańsk (Danzig), Koszalin (Köslin), Szczecin (Stettin), Zielona Góra (Grünberg), Wrocław (Breslau), Opole (Oppeln) und Katowice (Kattowitz).
    Es fällt schwer, ein solches Vorgehen nicht als zynisch zu bezeichnen, wenn man die toten und vertriebenen Deutschen in den damals deutschen Gebieten als polnische Verluste reklamiert. 1946 lebten in Allenstein etwa 588.000 Menschen weniger als vor dem Krieg, in Stettin betrug die Differenz 633.000, in Breslau 835.000 usw. Addiert man diese tatsächlich deutschen Verluste und zieht sie von der amtlichen Gesamtzahl der postulierten polnischen Opferzahl ab, dann bleiben etwas mehr als 2,6 Millionen Tote übrig. Selbst wenn man davon die vielen im Westen verbliebenen polnischen „displaced persons“ (DPs) abziehen würde, die sich nach 1945 als befreite Kriegsgefangene oder als Kämpfer der alliierten polnischen Westarmee für eine Auswanderung nach England oder Übersee entschieden – es bliebe immer noch eine schrecklich hohe Opferzahl.

  • @virOblationis

    Du bist genial 🙂  Ich habe auch gewühlt und gesucht, gegoogelt und geknobelt – nichts. Ich stelle den Text als Artikel ein. Es dauer nur ein wenig, bis ich ihn formatiert habe.

  • […] 01/09/2009: Berlin schweigt, und schweigt, und schweigt… […]

  • Sind inzwischen Statements oder News von deutscher Seite veröffentlicht?
    Sowas kann man doch gar nicht ignorieren…

    Interessant ist auch die Reaktion der jungen Polen wie es in einem Artikel angedeutet wird: Überraschung, Ansätze von Schamgefühl…

  • […] wurden die Ausgabungen am Marienburger Massengrab fortgesetzt, informiert PolskaWeb [DK informierte hier]. Bisher schwanken die Zahlen zwischen 1750 und 2034 Schädel – der Bagger gestern habe nicht lange […]

  • […] gigantischen zivilen Massengrabes im ehemaligen Marienburg, heute Malbork [wir berichteten hier und hier] wurde nun offensichtlich eine ähnliche Stätte im Zentrum der polnischen Großstadt Lodz […]

  • […] Vertrauen und veröffentlichte einige interessante Informationen zu IPN, die ich im Blogeintrag Berlin schweigt, und schweigt und schweigt..einstellte. Der Fundort des Massengrabes in Marienburg ist unterdessen wieder zugeschüttet und […]

  • […] von Marienburg [1] Berlin schweigt, und schweigt, und schweigt… [2] Gutachten: Massengrab von […]

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