Inhaltsverzeichnis

Erdogans Energiekarte

Tobias und MoMo posteten im Kommentarbereich zwei Links. Erdogan weilt in Brüssel – es geht um den Türkei-Beitritt zur EU postet MoMo, und Tobias weist darauf hin, dass Erdogan die Nabucco-Pipeline als „Argument“ einsetzt um die Verhandlungen in seinem Sinn zu beeinflussen. Heißt: Er spielt die „Energiekarte“. Und das zu einem Zeitpunkt, wo das Ding noch gar nicht gebaut ist, wie VirOblationis richtig feststellt.

AvK wies im Beitrag ‚ Gasstreit Russland/Ukraine‘ schon darauf hin, dass die Entscheidung über den Bau der Pipeline diesen Monat fällt und fragte, wem der Streit zwischen Russland und der Ukraine eigentlich alles nützt [cui bono?].

Schaut man sich die Bilder der beiden Pipelines an – Nabucco [Bild oben] und Ostsee – erkennt man unsere  jeweiligen Abhängigkeiten sehr gut. Bei  Nabucco außer der Türkei die Transitländer Georgien, Aserbaidschan, Iran, Bulgarien, Rumänien und Ungarn. Bei der Ostseepipeline ist kein Transitland beteiligt, dafür  ‚garantiert‘ sie  die totale Abhängigkeit von Russland.

„Kriege“ werden zwischen industrialisierten Ländern heute nicht mehr via Bomben und Armeen  geführt, sondern mit Währung, Krediten, Import/Export und Energie. Da wir Deutschen immer von Energielieferanten  abhängig sein werden,  muss m.M. nach eine Diversifizierung das Gebot  unserer Stunde sein, um diese Abhängigkeiten zu minimieren.

Weiter Informationen
Nabucco – Europas lange Leitung
Ostseepipeline

15 Kommentare zu „Erdogans Energiekarte“

  • MoMo:

    Erdogan ist ein Falschspieler und die Karte ist gezinkt. Wenn wir uns in die Abhängigkeit begeben sind wir am A… Dann hat er innenpolitisch über seine Religionsbehörde die Zügel mit in der Hand und außenpolitisch über Transportleitungen. Nein Danke, da bin ich lieben von Russland abhängiger.

  • AvK:

    An der Kehle.

    Betrifft zwar Ukraine/Russland gilt in Grundtenor auch für Deutschland/Türkei

  • Ich habe ohnehin das Gefühl, als hätte die EU gewisse neue Mitgliedsländer nur deshalb zugelassen, weil zukünftig irgendwelche Pipelines da durchlaufen (werden) und man durch die EU-Mitgliedschafft hofft, wenigstens ein bisschen Einfluss auf diese Nationen nehmen zu können. Nicht, dass irgendwann einfach das Gas weg ist.

  • @Alexander

    Deine Reportage über die Stuttgart-Demo ist super. Ich hab sie jetzt einfach ohne Rückfrage mit Judith eingestellt, aber Judith ist garantiert einverstanden. Sehr schönes Blog hast du, ich verlink dich in unserem Blogroll.

    Marina vom DK-Team

  • Tobias:

    Der Blick auf die Karte macht dann auch sofort klar, weshalb Russland auf georgischem Staatsgebiet letztes Jahr dringend nicht-russische Minderheiten ’schützen‘ musste. Eine Leitung von Aserbaidschan würde – durch Georgien – durch das Schwarze Meer direkt auf EU-Gebiet laufen können. Der Weg unter Wasser wäre dann nur halb so lang wie der über Land durch Kleinasien, was den technischen Mehraufwand, der mit einem Unterwasserweg verbunden ist, teils kompensieren würde.

  • virOblationis:

    Der nächste Winter kommt bestimmt, und der nächste Gasstreit sicherlich auch, denn 2009 bekommt die Ukraine 20% Nachlaß, soll aber im nächsten Jahr den vollen Preis bezahlen. Nach einem für die Ukraine sicherlich schweren Jahr 2009 wird sie dies nicht wollen und nicht können. – Aber deshalb eine Gasleitung unter Ankaras Aufsicht? Da werden wir vom Regen in die Traufe kommen.

  • @Tobias

    Jeder kämpft halt mit den Waffen die er hat. Da unterscheidet sich Russland in nichts von anderen. Die Frage ist, wie wir Deutschen uns energiepolitisch am besten positionieren.

    Marina vom DK-Team

  • @virOblationis

    Sehen wir genauso, die Nabuccopipeline ist für uns keine gute Sache. Als Privathaushalt kann jeder von uns anderen Heizungen den Vorzug geben und seine eigene Abhängigkeit vom Gas so reduzieren. Das Problem ist unsere enorme Wirtschaftsmacht, die fossile Brennstoffe, zu denen Gas nun mal gehört, noch lange brauchen wird.

    Marina vom DK-TEAM

  • virOblationis:

    Tobias schrieb:
    „Der Blick auf die Karte macht dann auch sofort klar, weshalb Russland auf georgischem Staatsgebiet letztes Jahr dringend nicht-russische Minderheiten ’schützen’ musste.“

    Das verstehe ich nicht. Die Trasse einer Gasleitung  durch Georgien zum Schwarzen Meer betrifft doch die Georgien unter Stalin angeschlossenen Nord-Gebiete mit überwiegend nicht-georgischer Bevölkerung in keiner Weise. Mit ihrem militärischen Vorgehen gegen die Georgier könnten die Russen ein solches Projekt doch nur dann blockieren, wenn sie das gesamte Land besetzten, wovon aber keine Rede sein kann.

  • BerlinerJung:

    Erdogans Drohgebärden sind reine Windschlägerei. Die USA unter George Dabbelju Bush hat die Nabuccopipeline strikt unterstützt und Obama wird von dem Kurs garantiert nicht abweichen. EU und Russland in enger Zusammenarbeit ist der Alptraum der USA, da kann Erdogan maulen soviel er will. Wenn er nicht aufpasst zieht die USA  ihre schützende Hand von der Türkei und dann ist es ganz aus mit Erdogans Träumen.

  • Tobias:

    Nun, virOblationis, sieh Russlands Vorgehen gegen Georgien einfach als deutliche Drohgebärde und Maßnahme zur Einschnürung. Und vergiss nicht, dass während des Konflikts die Schwarzmeerflotte die georgische Küste belagert hat. 

  • Das Schwarze Meer ist für Russland, die EU und die USA sowohl von strategischer als auch von energiepolitischer Bedeutung. Die Kontrolle über den Transport von Erdöl und Erdgas in der Region ist hart umkämpft.

    Arte hatte im Oktober und November des letzten Jahres zwei sehr gute Beiträge: Mit offenen Karten ist eine Serie des Arteprogramms die die geostrategische Verflechtungen und Motive der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit Hilfe von Karten und Informationen exzellent vermittelt.

    Leider kann man die Serien [jede dauert ca. 15 Min.] nicht als Video ansehen – ein Manko der Arte-Seite –  stellt aber eine kurze Einleitung und Karten mit Erklärungen online. Nicht so gut wie die Sendung – aber doch informativ. Sobald ich das Video dazu finde, stelle ich es ein.

    Geopolitik der Pipelines

  • Tobias:

    Ich halte die arte-Reihe »Mit offenen Karten« für einer der informativsten Sendungen im ö.r. Fernsehen. Sie kommt, nebenbei bemerkt, übrigens von der französischen arte-Redaktion. Der Blick auf geo-strategische Gegebenheiten macht Zusammenhänge zumeist schlagartig klar.
    Im Videoarchiv Arte+7 ist nur die aktuelle Sendung zum Persischen Golf abrufbar. (Nicht minder interessant.)
    http://plus7.arte.tv/de/detailPage/1697660,CmC=2401158,scheduleId=2373888.html 

  • Anna Luehse:

    @AvK „An der Kehle“ Eine etwas andere Meinung auch unter Bezug auf den Beitrag von Schuller ist hier zu finden: http://ef-magazin.de/2009/01/17/893-energiepolitik-ukraine-russland-und-deutschland#comments

  • […] Zurück auf Start [1] Siehe auch: Die neuen Weltkriege [2] und Erdogans Energiekarte […]

Kommentieren