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Bye bye Euro?

Ach Gottchen, der Euro, die Währung, zu deren Einführung wir Deutschen (auch) nicht befragt wurden sondern einfach als alternativlos aufs Auge gedrückt bekamen, dieser Euro „schwebt in höchster Gefahr“ trompetet WeltOnline angsterfüllt.

Spekulanten hätten die Währungsunion ins „Visir genommen“ und auf einen „Zerfall der Gemeinschaft gewettet“. Huuuu das klingt ja gefährlich.

Nehmen wir an, das träte tatsächlich ein. Warum soll so ein Zerfall sooo schlimm sein: Die Sowjetunion ist auch zerfallen (auch wenn die Gewinner des System „Sowjetunion“ das mit aller Kraft verhindern wollten) und Russland muss jetzt einen eigenen, vollkommen neuen Weg finden. Weltonline aber  macht sich fast in die Hosen. Ich frage mich, wer die wirklichen Angstschisser hier in Deutschland sind. Außerdem steht schon da, was das Angstgeschrei bewirken soll: Barroso mahnt einen restriktiveren Sparkurs an.

11 Kommentare zu „Bye bye Euro?“

  • Avk:

    Na wenn das jetzt schon offen in der Mainstreampresse diskutiert wird, ist es wohl kurz vor knapp. Wird in diversen Blogs schon seit Monaten diskutiert. Guten Morgen liebe Welt 🙂

  • @AvK

    Am 10. Geburtstag des Euros, der fälschlicherweise als Triumph gefeiert wurde, hat der britische Europaabgeordnete der UKIP Partei, Nigel Farage, ein seltenes Wort des Widerspruchs geäussert, in dem er die Länder in der Europäischen Währungsunion als Gefangene eines Völkerkerkers verglich.

    Wie Nigel Farage in seiner Rede gesagt hat, wenn die Menschen nicht mehr über die Wahlurne ihr Schicksal bestimmen können, sondern von nichtgewählten Bürokraten fremdbestimmt sind, dann werden sie ihren Frust zum Ausdruck bringen. Wahlverweigerung, Entpolitisierung,  Leben nach dem Prinzip des ausschließlich privaten, Straßenkrawalle  uswusw.

    Mit der Zwangsherrschaft des Euros, wird eine Union aus Schulden geschaffen, was völlig gegen die EU-Gesetze verstösst. Die Verbindlichkeiten ganz Europas werden faktisch still und heimlich dem deutschen Steuerzahler untergejubelt. Was passiert, wenn die hart arbeitenden Menschen in Deutschland aufwachen und merken, daß sie wie Weihnachtsgänse ausgenommen werden, die ganze Zeche für Europa zahlen und selber bald pleite sind?

    Marina vom DK-Team

  • AvK:

    Hier ein  Artikel aus dem Daily Telegraph der richtig schön ungeschminkt daherkommt.
    Es geht im Prinzip darum, daß der Euro die nötige Flexibilität verhindert. Die Währungsunion werde auseinanderfliegen, vorher werde Deutschland aber noch schön zur Kasse gebeten, was zu erheblichen Spannungen führen werde.

    Passt gut zum Pamphlet von WelOne, denn so wie ich das verstehe, soll Deutschland stärker finanziell zur Kasse gemolken werden um die schwachen EU-Wirtschaften (Griechenland, Italien usw) zu unterstützen.

  • BerlinerJung:

    Vergangene Woche erhielten die Wetten gegen die Gemeinschaftswährung neue Nahrung durch die Ratingagenturen: Die Nummer eins unter den Bonitätsprüfern, Standard & Poor’s, stufte die Kreditwürdigkeit von Spanien und Portugal zurück
    Ähem, sind das die gleichen Ratingagenturen die wie lange Tripple-A-Rankins hyperfaule Kreditpapiere gaben? Die JF schreibt in ihrer neuen Ausgabe unter „Fatale Brüsseler Euro-Märchen“:
    Europa steht vor der Wahl, entweder seine Wähungsunion oder seine Staaten zu retten. Beides zusammen geht nicht; denn mit dem Euro stürzen seine Staaten in die schwerste Wirtschafts- und Beschäftigungskrise sein den 1930 Jahren. Dieses Wissen fehlt den Euro-Jubilaren.
    Die Welt oder welt-online bringt schon seit Wochen auch immer wieder dieses Thema auf den Tisch. Unsere Journalisten vertuschen gerne Wahrheiten zwecks political correctness, aber blöd sind unsere Journalisten nicht, das muss man schon sagen. In der FAZ gab es auch schon mal einen Artikel darüber. Alle schreiben, aber so direkt auf den Punkt gebracht hat es nur die JF.

  • Tobias:

    Auf den Euro wirken zu viele Kräfte. Eine Währung, auf die verschiedene Regierungen mit verschiedenen finanzpolitischen Traditionen bzw. Vorstelungen Einfluss nehmen wollen, ist naturgemäß nur eingeschränkt belastbar. In diesem Dilema des Euro spiegelt sich das Dilema der derzeitigen EU wider. Wir brauchen eine EU, die sich aus einem Guss um Außen- und Verteidigungspolitik und Binnenmarkt samt dafür notwendiger Finanzpolitik kümmert und dabei nicht von diversen Nationalregierungen reingeredet bekommt. Von allem anderen sollte die EU die Finger lassen; für Gurkenkrümmungswerte sind regionale Regierungen zuständig. Kurz und gut: die Gemeinschaftswährung ist eine gute Sache, die EU muss für ihr Funktionieren allerdings reformiert werden. Und dies besser heute als morgen. Denn die Gemeinschaftswährung aufzugeben, hieße, der Dollar-Hegemonie wieder den Weg zu bereiten.
    Übrigens: die, die bemängeln, die Bevölkerung sei zur Euroeinführung nicht befragt worden, seien daran erinnert, dass 1948 niemand zur Einführung der D-Mark, 1871 der Reichsmark, bzw. davor des Talers, Gulden, Franken undwasweißich befragt wurde. 

  • gast:

    Deutschland nach dem Krieg, ein aufstrebendes Land, mit den Händen aufgebaut, jede und jeder hat mitgeholfen dem zerstörten Land neue Lebenskraft zu geben, gearbeitet habt Ihr wie die Wilden, Wirtschaftwunder, Aufschwung! Die ganze Welt hat Euch bewundert und jetzt? Deutschland ein trauriges Gebilde, durch die Verpflichtung gegenüber der EU!

    Wenns irgendwo brennt, springt Deutschland ein, ohne auf die eigene Bevölkerung zu schauen! Mililarden werden „verpulvert“, Steuergelder des deutschen Volkes, Banken und Wirtschaft wird mit Euren sauer verdienten Geld über Wasser gehalten! Nur um ein Beispiel zu nennen:

    Abwrackprämie! Sorry, aber das ist einfach pervers! Na, 2010 gibts dann ein Abwrackprämie für 9-jähriges Autos, 2011 gibts eine Abwrackprämie für 8-jährige Autos usw.usw.! Selbstverständlich gibts zwischendurch ein Abreissprämie für das eigene Häusle! Und bald gibts eine Prämie für Familien ohne Kinder. Sorry Leute, in Eurer Situation möchte ich nicht stecken! Ehrlich, ich bedaure das deutsche Volk!

  • virOblationis:

    Tobias schrieb:
    „Wir brauchen eine EU, die sich aus einem Guss um Außen- und Verteidigungspolitik und Binnenmarkt samt dafür notwendiger Finanzpolitik kümmert und dabei nicht von diversen Nationalregierungen reingeredet bekommt.“

    Wenn ich es recht verstehe, wird von Dir ein europäischer Zentralstaat befürwortet. Dem möchte ich unsere mehr als tausendjährige Geschichte entgegenstellen, die sich gerade durch ihre Vielfalt ausgezeichnet hat, nicht durch eine Einförmigkeit, die unserer kulturellen Vergangenheit nicht entspricht. Selbst im weströmischen Reich, das neben dem lateinischen Nordafrika auch Hispanien, Gallien, Britannien, einen Teil Germaniens, Italien, Pannonien und Dalmatien umfaßte, gab es keine Uniformität, sondern ganz verschiedene geographische Räume, die schon vor dem Ende des Reiches (476) immer wieder Loslösungstendenzen zeigten und sich nach dem Untergang als eigenständige Staaten (unter Führung eingewanderter Germanenstämme) konstituierten. Wenn man die letzten eineinhalb Jahrtausende überblickt, so sind diese Strukturen erstaunlich stabil geblieben; in Mittel- Nord, und Osteuropa haben sich zudem vergleichbare herausgebildet (Ungarn, Finnland, skandinavische und slawische Staaten etc.). Dies einer – von wem autorisierten? – Zentralregierung zu unterwerfen, scheint mir unserer Geschichte kaum gerecht zu werden.

  • Tobias:

    VirOblationis, eine europäische Zentralregierung, die eine bestimmte schlanke Aufgabe wahrnimmt führt nicht zu einem ahistorischen europäischen Zentralstaat. Einen europäischen Zentralstaat befürworte ich, nebenbei bemerkt, keineswegs. Europa muss aber nach außen als Einheit auftreten. Das ist m.E. der beste Weg, um die Vielfalt unsrer Kultur(en) zu sichern. Die heutige EU muss und darf allerdings nicht das letzte Wort hinsichtlich eines europäischen Zusammenschluss‘ sein. Ein Europa der Regionen und Volksgruppen steht nicht im Widerspruch zu einer vereinheitlichten Sicherheits- und Finanzpolitik. Anderfalls wäre es auch nicht vertretbar, dass Mecklenburg und Oberbayern eine gemeinsame Sicherheits- und Finanzpolitik betreiben – ökonomisch und kulturell gibt es zwischen beiden Regionen bekanntlich auch ein großes Gefälle.

  • Anna Luehse:

    #Tobias „…dass 1948 niemand zur Einführung der D-Mark…“
    SHAEF Gesetz Nr. 61 der USA vom 20.06.1948 (Amtsbl. US Mil.-Reg. Deutschl. Ausg. J, S. 10) Währungsgesetz zur Abschaffung der Reichsmark und Einführung der D-Mark und heißt korrekt: Erstes Gesetz zur Neuordnung des Geldwesens.
    Es handelt sich dabei um eines der Militärgesetze in einem Deutschland, das rechtlos den Besatzern ausgeliefert war und dessen Nichtbefolgung unter Strafe stand.

    Der Berichterstatter des »Army Talk«, Julian Bach, brachte die Lage auf den Punkt: »In Amerikas Deutschland geschieht, was uns paßt. Paßt es uns, daß die Deutschen verhungern, werden sie verhungern. Paßt es uns, daß sie Aluminiumfabriken in die Luft sprengen, werden sie Aluminiumfabriken in die Luft sprengen. Paßt es uns, daß sie Thomas Jefferson lesen und Mickey Mouse anschauen, werden sie Thomas Jefferson lesen und Mickey Mouse anschauen.«

    Die G.I.’s ließen die Deutschen hungern, Aluminiumfabriken in die Luft sprengen, Jefferson lesen, Mickey Mouse anschauen und vergaßen nicht, sie zu demokratisieren (to democratize).

  • Blond:

    @ Anna Luehse
    Die D-Mark hatte aber fast nur Freunde, wenn ich mir die Reaktionen (auch heute noch) von denen anschaue, die diese Zeit noch erlebten!
    D.h., die Akzeptanz des Erzwungenen war da – und so wird es auch mit dem "TEURO" kommen – falls es ihn dann noch gibt (und nicht etwa Perlen, Muscheln und hübsche Steine :-)) ) 
    Die EU ist sicher auch eine "Zwangsveranstaltung", aber in wirtschaftlicher Hinsicht keine Schlechte – nur die politische "Voll-(Volks-)Knebelung, die ist ausgesprochener Mist und wird sich bitter rächen – leider dann zum Schaden Aller in Europa!

  • Herr Schleckriegel:

    Ich sehe das weniger problematisch.

    Die schwachen EURO-Länder tragen dazu bei, daß die Gemeinschaftswährung nicht allzu stark gegenüber den anderen Währungen aufwertet, was konkret dazu führt, daß die europäischen Firmen und ganz besonders die Deutschen ihre Produkte noch auf dem Weltmarkt zu guten Preisen verkaufen können, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen damit – so gut es eben geht – erhalten bleiben.

    Gäbe es die schwachen Länder und den EURO nicht, man müßte sie erfinden, denn ohne beide wäre die D-Mark, als Garant für Wertstabilität und Solidität in der heutigen Zeit wahnsinnig viel wert, was unsere Exporte aber unbezahlbar machen würde, die aber fast die Hälfte unserer produzierten Waren und Dienstleistungen ausmachen.

    Letztlich ist die Angst unbegründet und der Artikel der Welt offenbar von jemanden geschrieben, der entweder wenig Kenntnisse hat oder absichtlich etwas Stimmung machen will. Gegen den Euro zu spekulieren geht schlichtweg aufgrund seines Gewichts nicht. Die Summen die dazu notwendig wären müßten gigantisch sein…

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