Inhaltsverzeichnis

"Die Deutschen"

Eine kleine Diskussion mit Forist/Foristin „diegedankensindfrei“ gab mir den Anstoß für diesen Blogeintrag.

Ist das Verhalten, lieber unter fremde Machtdecken [tatsächliche oder auch nur vermeintliche] zu schlüpfen und auf Brosamen/Wohlwollen zu hoffen ein spezifisch Deutsches? Oder ist es generelles menschliches Verhalten?

Ich meine, dass es in diesem Ausmaß ein spezifisch deutsches der Nachkriegsdeutschen ist. Der Grund dafür liegt m.M in den zwei verlorenen Weltkriegen und der danach einsetzenden Umerziehung. Als Verlierer beider Weltkriege wurde Deutschland nicht nur die alleinige Schuld an den Weltkriegen zugeschustert, gleichzeitig wurde damit suggeriert, dass die Kriege, die dem vitalen Macht-Interesse und auch der Verteidigung Deutschlands dienten „unmoralisch“ bzw. „verbrecherisch“ gewesen seien.

Weil außerdem der äußere Bestandsschutz der BRD lange in den Händen der vier Siegermächte lag – eine eigene Wehrhaftigkeit war weder vorgesehen noch erwünscht – hat sich in Nachkriegsdeutschland nie eine eigene Idee von Nation/Vaterland/Wehrhaftigkeit entwickeln können.

So ein System schwemmt auf Dauer logischerweise  den angepassten Polit-Kastraten nach oben, der in seiner Konstitution eher an einen Verwaltungsbeamten erinnert als an einen souveränen Politiker. Verwaltungsbeamte, die Politik mit dem Scheckbuch betreiben und sich in zentralistischen Gebilden wie der EU am wohlsten fühlen.

Und es bringt logischerweise eine „Bevölkerung“ hervor, die Verteidigung lieber anderen überlässt, sich in Abhängigkeitsverhältnissen wohler fühlt als auf den eigenen zwei Füßen und sich mit [tatsächlichen oder vermeintlichen] starken anderen Staaten lieber identifiziert als mit dem eigenen, schwachen.

Soweit meine Einschätzung.

30 Kommentare zu „"Die Deutschen"“

  • Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht hier nicht darum einem politischen Autismus das Wort zu reden – Deutschland muss schon alleine auf Grund seiner Lage im Herzen Europas immer in guter Zusammenarbeit mit seinen Nachbarn agieren. 

    Ich meine die  Liebe  zur Abhängigkeit unter dem Deckmantel „Partnerschaft“, wie sie  conditio sine qua non der BRD ist.

  • vakna:

    Meine ganz persönliche Erklärung setzt anders an:
     
    Lange, lange Zeit waren die Deutschen Diener. Sie hatten Kaiser, Könige, Fürsten usw. über sich. Das legt man nicht ohne weiteres ab. Die wenigen Versuche, sich (von wasauchimmer) zu befreien, sind in die Hose gegangen (also nicht wie bei den Schweizern, die beschlossen haben, nicht mehr in Knechtschaft zu leben und das auch durchzogen).
     
    Dazu kommt, daß Deutschland eigentlich zu groß ist.
    Wenn es ein wirklicher Bundesstaat wäre, in dem sich relativ eigenständig agierende, untereinander konkurrierende Länder zu einem Bund zusammengeschlossen haben, würden die Leute ihr Nachbarland beobachten: Welche Steuern sind dort, ist der Schulunterricht besser, wie ist die Lebenssituation usw. Also eine Konkurrenzsituation, die alle weiterbringt. Stattdessen besteht das große Land aus 16 Verwaltungseinheiten, die im wesentlichen Bundesbeschlüsse umsetzen müssen. Jeglicher Unterschied wird weggebügelt, statt befruchtender Konkurrenz macht sich schläfiger Einheitsbrei breit.
    Und so sind die Leute dann auch: Schläfrig und desinteressiert. Man beschäftigt sich höchstens mit sich selbst, der Blick über die Grenze (wie bei kleinen Ländern schon wegen ihrer Größe üblich) wird nicht getan. Man macht ja sowieso alles besser.
     
    Das ist meine Meinung (als Deutscher im Ausland) über die Masse der Deutschen.
    Es gibt natürlich auch andere, die sehen, wohin der Zug fährt, aber das sind wenige und es sind oft die, die Deutschland mal längere Zeit von außen gesehen haben.
    Es scheint wirklich so zu sein: Man muß weggehen, um den Berg als Ganzes zu sehen.

  • gast:

    Die letzte Generation mit der ungeheuren Kraft und Beharrlichkeit die den Deutschen bis dahin eigen war,  war die Generation, die ihre Sozialisierung noch in den „alten“ Reichen erhalten hat.

    Erst ihre vollgefressenen Wohlstandssöhnchen, geboren und aufgewachsen im  deutschen Wirtschaftswunder haben D. das Rückgrat gebrochen.

  • gast:

    @vakna

    Die Schweiz kannst du abhaken, die marschiert direkt und freudig in die Abhängigkeit mit der EU. Von ihrer eigenen Zuwanderungsschwemme mal gar nicht zu reden.

    Die Abstimmung war mit großer Spannung erwartet worden. Denn ein Nein der Schweizer Bevölkerung hätte nichts Geringeres bedeutet als das Aus für alle bisherigen Verträge das Landes mit der Europäischen Union. Doch die Eidgenossen stimmten bei dem Referendum am Sonntag klar für die Verlängerung und Ausweitung ihres Freizügigkeitsabkommens mit der EU.
    „Ja“ der Schweizer rettet Vertragswerk mit der EU

  • Anna Luehse:

    Ohne Frage war die Umerziehung – geplant und durchgeführt nach 1945 – von den USA erfolgreich. Dazu werde ich mich später noch einmal äußern. Es liegt aber offenbar doch auch generell im Menschen begründet. Wie sonst könnte es z.B. sein, daß sich die Amerikaner stets als die Guten empfinden und nicht bemerken, was ihre Politiker alles so anrichten. Auch hier prägt die Schule in eine bestimmte Richtung und sorgt dafür, daß die Masse den MSM folgt. Ein weiteres Beispiel ist Europa. Ich möchte behaupten, daß es im sog. EU-Raum keine Regierung gibt, die tatsächlich die Interessen ihres Volkes vertritt. Schauen wir auf unsere unmittelbaren Nachbarn. Noch vor einigen Jahren konnte man in Frankreich 1 Million Menschen auf die Straße bringen, weil die Privatschulen abgeschafft werden sollten. Heute ist es „die Bereicherung“, die sich auf der Straße tummelt. In den Niederlanden hat eine verfehlte Zuwanderungspolitik auch die Einheimischen in arge Bedrängnis bringt – Demos dagegen? Die Möglichkeit einer Abwehr Fortune wurde (leider) rechtzeitig beseitigt. An der Südküste Europas landen nahezu täglich Boote mit Fremden – alle werden hereingelassen. Den Abwehrmeldungen aus Italien glaube ich nicht. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß sich hier der Wunsch von Coudenhove-Kalergi erfüllen soll, der alle Nationalstaaten beseitigt sehen wollte und bereits 1923 schrieb: „Der kommende Mensch der Zukunft ird ein Mischling sein. Für Paneuropa wünsche ich mir eine eurasisch-negroide Zukunftsrasse…“

  • @Anna Luehse

    Die Massenzuwanderung, die ohne nennenswerten Protest des rechtmäßigen „Ur-Volks“ durchgesetzt wurde [und wird], ist kein spezifisch deutsches Problem. Da gehen wir d’accord.

    Allerdings sind die deutschen Polit-„Eliten“ die größten Treiber in der EU – kein anderer EU-Mitgliedsstaat treibt die Umwandlung des ehemaligen Wirtschaftsraumes EU in die „vereinigten Staaten von Europa“ so vehement voran, wie sie. Niemand zahlt so viel in diesen Moloch und knickt doch immer wieder ein. [Beispiel: Deutsche Sprache auf EU-Ebene].

    Der Eifer, mit dem souveräne Rechte an die EU verscherbelt werden, ist vor allem einer deutscher „Eliten“.

    Jede deutsche Polit-Regierung zelebriert zudem den Schuldkult penetranter, als dies ihre Vorgänger-Regierung tat, so dass wir heute das Paradoxon haben, dass, je länger der Krieg vorbei ist, die „Schuldbekenntnisse“ umso inbrünstiger gepflegt werden. 

    Die Selbstauflösung wird in D. mit einem messianischen Eifer voran getrieben, der in anderen EU-Staaten so nicht zu finden ist. Vom widerwärtigen Rassimus gegen das eigene Volk von Seiten neurotischer deutscher „Eliten“ ganz zu schweigen.

    Das meinte ich mit „in diesem Ausmaß“.

  • dieGedankensindfrei:

    „Doch die Eidgenossen stimmten bei dem Referendum am Sonntag klar für die Verlängerung und Ausweitung ihres Freizügigkeitsabkommens mit der EU.“

    Sind 59% ein klares Votum? Ich finde davon kann man vielleicht bei einem Verhältnis von mindestens 2:3 sprechen. Und dann muß das Ergebnis immer noch von externen Störfaktoren wie in diesem Fall von mir vermuteter Pro EU Propaganda bereinigt werden.

    Am dreistesten schlachtet Bild die Sache aus. Danach wollen die Schweizer jetzt gar offene Grenzen.
    http://www.bild.de/BILD/news/vermischtes/2009/02/08/schweiz-will-offene-grenzen/mehrheit-fuer-personen-freizuegigkeit.html

    Ja, man kann zum Schluß gelangen daß  Deutschland eine unheilvolle Vorreiterrolle im sich beschleunigenden EU Zentralisierungsprozess übernimmt.  Und sicher liegt es ganz wesentlich am Nachkriegstrauma.  Umso mehr muß man ja eigentlich darauf hoffen, daß der Handlungsspielraum dieses Systems durch eine handfeste Krise eingeschränkt wird. Nachher sind wir es wieder gewesen die Europa in den Abgrund geritten haben…ein drittes Mal verkraftet die Volksseele das nicht mehr.

  • Sir Toby:

    # Judith

    „Die Selbstauflösung wird in D. mit einem messianischem Eifer voran getrieben, der in anderen EU-Staaten so nicht zu finden ist.“

    Der Schlüssel scheint mir nicht die ‚Selbstauflösung‘, sondern der ‚messianische Eifer‘ … wenn man das mal in Beziehung setzt zu dem, was man den Deutschen nicht nur früher, sondern auch heute noch gelegentlich (allerdings noch im Kontext alter Bilder) nachsagt, ist doch ‚Gründlichkeit, das ‚an-die-Wurzel-gehen‘, exzessiv radikal (also im Wortsinne ‚an die Wurzel gehend‘).

    DAS ist das deutsche Wesen … nicht das Objekt bezüglich dessen es sich jeweils engagiert. Und insofern sind wir mal wieder  ….  sehr deutsch! Durchaus!! Und das ausgerechnet die Anti-Deutschen; wenn das keine Ironie der Geschichte ist…

  • @diegedankensindfrei

    Umso mehr muß man ja eigentlich darauf hoffen, daß der Handlungsspielraum dieses Systems durch eine handfeste Krise eingeschränkt wird

    Ja, darauf die Hoffnung.

  • @Sir Toby

    Die Anti-Deutschen sind nicht typisch deutsch sondern das „gelungenste“ Objekt der Umerziehung.  Die wirklichen Anti-Deutschen sind aber eine verschwindende Minderheit.

    Das konsequente, das „an die Wurzel“, das ist Deutsch und in dem Sinn ist das „typisch deutsche“  – wie du richtig sagst – vorhanden. Man muss nur das „Objekt“ auf das sich diese Konsequenz bezieht verändern: Weg vom Wunsch zur Selbstauflösung hin zum Wunsch der Selbstbehauptung.

    Dazu braucht es aber nicht die Masse [das „ganze Volk“] – 200/300 Deutsche an den richtigen Stellen reichen vollkommen aus.

  • Anna Luehse:

    @Judith Jedes Volk hat seine Stärken und Schwächen, so auch wir. Vielleicht sind wir besonders bedacht, alles „richtig“ zu machen – positiv oder negativ. Ich bin dennoch nicht bereit uns deshalb schlecht zu reden, weil wir ein mieses „Führungspersonal“ haben. Wir leiden heute unter dem Ergebnis der Re-education, aber wie waren die Schritte bis hierhin? Wir sollten uns fragen, woher kam der Deutschenhaß, wer waren die Betreiber einer Umerziehung des deutschen Charakters? Wer waren die neuen Lehrmeister, der heutigen deutschen Demokraten? Wer weiß denn, daß die USA auch Hunger als Mittel eingesetzt haben, damit die Deutschen „artig“ werden. Und so wird der „Krieg“ gegen uns bis heute mit anderen Mitteln fortgesetzt. Mit dem Internet haben wir, die wir ein anderes Deutschland wollen, wieder eine Stimme bekommen. Und wenn mich meine Beobachtungen nicht täuschen, sind wir auch schon ein gutes Stück vorangekommen. Noch vor zwei, drei Jahren wäre eine solche Diskussion, wie wir sie hier führen nicht möglich gewesen. Je mehr Menschen über die tatsächlichen Geschichtsabläufe aufgeklärt werden, je besser wird unsere Chance.

  • Anna Luehse:

    #Judith – an Sir Toby

    Volle Zustimmung – danke!

  • @Anna Luehse

    Soweit Zustimmung. Allerdings sehe ich mich und meine Generation nicht in der Breite so „umerzogen“, wie die Generation 1940 bis 1970. [gilt nicht für die hier Postenden, die event. dieser Generation angehören. Denn wäre die Umerziehung lückenlos erfolgreich gewesen, könntet ihr hier nicht posten]

    Ich denke, das hat damit zu tun, dass wir die dritte/vierte Generation sind und der „Schuldkult“ einfach nicht so flächendeckend verfängt – schlicht weil für uns das dritte Reich tatsächliche Geschichte ist,  und wir deshalb weder in „Demutstarre“ [ein treffender Ausdruck, den Wahr-Sager einbrachte] verfallen noch in seinen Gegenreflex „Alles nur Kriegspropaganda“.

    Eine auschließliche Beschäftigung mit der Vergangenheit ist deshalb meiner Einschätzung nach so wenig „gewinnbringend“ wie sein Extrem, die komplette Ausblendung geschichtlicher Ereignisse auf die gegenwärtige Politik/Verfasstheit.

  • @Anna Luehse

    Wie war das eigentlich mit den Flugblättern, die die deutschen Flieger vor einem Bombenangriff abwarfen um die Zivilbevölkerung zu warnen. Du erwähntest das einmal in einem Post, wo es um Polen [?] ging.

    Wurde das in mehreren angegriffenen Städten praktiziert, oder nur in diesem einen, von dir angesprochenen, Fall.

  • AvK:

    @Judith

    Die Aussage mit den Flugblättern stammt von einem Forist „Tricky“ im Beitrag Massengrab in Polen – Behörden im Widerspruch.
    Es wurde angeboten, die Stadt kampflos zu übergeben. Das wurde von polnischer Seite abgelehnt. Trotz mehrfacher Vorwarnung durch Flugblattabwurf seitens der deutschen Luftwaffe, durfte die Zivilbevölkerung die Stadt nicht verlassen!
    Würde mich auch intressieren ob das stimmt. Ich habe davon noch nie etwas gehört oder gelesen.

  • virOblationis:

    Judith schrieb:
    „Jede deutsche Polit-Regierung zelebriert zudem den Schuldkult penetranter, als dies ihre Vorgänger-Regierung tat, so dass wir heute das Paradoxon haben, dass, je länger der Krieg vorbei ist, die “Schuldbekenntnisse” umso inbrünstiger gepflegt werden.“

    Dies stimmt mit meinen beobachtungen überein. Ich bin um die Mitte der fünfiger Jahre geboren, und während meiner Knabenjahre gab es durchaus noch eine kulturelle Kontinuität mit der eigenen Geschichte; vgl. die heutige Diffamierung dieser Zeit. Diejenigen, die sich während der NS-Zeit sich etwas hatten zu Schulden kommen lassen, wurden bestraft, und im übrigen forderte Konrad Adenauer „Schluß mit der Nazi-Riecherei“.

    Die Atmosphäre änderte sich, als Deutschland – angesichts immer gewaltigerer atomarere Bewaffnung auf A-Waffen verzichtete und – im Kalten Krieg zunehmend an Bedeutung einbüßte, während die umerzogene „Elite“ sich immer stärker zu rühren begann und gleichzeitig die Linke an Stärke gewann: Durch den Mauerbau (1961) hatte der Ostblock gezeigt, daß er sich zu verteidigen gedachte, wodurch das Gefühl der Bedrohung im Westen abnahm; so konnte man sich ungehemmter linker Utopie hingeben.

  • virOblationis:

    (Fortsetzung) Gleichzeitig mit dem Vordringen der amerikanisch erzogenen „Elite“ und der Linken („Studentenrevolte“) trat auch Israel seit dem Eichmannprozeß (1961) aus der Rolle des Opfers heraus und übernahm diejenige des Anklägers. Diese drei Faktoren verschmolzen im Laufe der Zeit zur „PC“, deren gemeinsamer Gegner der Nationalsozialismus war, doch eben nicht nur er, sondern auch das vom Christentum geprägte, konservative Bürgertum, so daß dieses vom „Kampf gegen Rechts“ erfaßt wurde. Eiin Ereignis von besonderer Folgewirkung war aus meiner Sicht das Einschwenken des Bundespräsidenten auf diese Linie Mitte der achtziger Jahre. — @page { margin: 2cm } P.sdfootnote { margin-left: 0.5cm; text-indent: -0.5cm; margin-bottom: 0cm; font-size: 10pt } P { margin-bottom: 0.21cm } A.sdfootnoteanc { font-size: 57% } –> Bundespräsident von Weizsäcker (1984 – 1994) sagte in seiner Rede zum 8. Mai 1985: „Der Völkermord an den Juden jedoch ist beispiellos in der Geschichte.“ Damit nahm er sozusagen bereits von höchster Stelle eine Stellungnahme im 1986 ausgebrochenen „Historiker-Streit“ vorweg, ja er entschied ihn bereits im Vorwege.
    Zwar, heißt es bei von Weizsäcker weiter, dieser Völkermord wurde insgeheim von wenigen durchgeführt, dennoch habe damals jeder wissen können, ja eigentlich sogar müssen, was geschehen sei, allein das volle Außmaß nicht. „Wer konnte arglos bleiben nach den Bränden der Synagogen [etc.] …“ Mit anderen Worten: Es sind also alle Angehörigen der damaligen Generation – zumindest – als Mitwisser schuldig.
    Dagegen könnte sich Widerstand beim Hörer regen. So wiegelte von Weizsäcker im Folgenden ab: „Schuld oder Unschuld eines ganzen Volkes gibt es nicht. Schuld ist, wie Unschuld, nicht kollektiv, sondern persönlich.“ – Doch dies stellt sich mehr als rhetorischer Kniff dar, denn gerade zuvor war das Gegenteil ausgeführt worden.
    Dies wird dann fortgeführt: „Der ganz überwiegende Teil unserer heutigen Bevölkerung war zur damaligen Zeit entweder im Kindesalter, oder noch gar nicht geboren. Sie können nicht eine eigene Schuld bekennen für Taten, die sie gar nicht begangen haben. Kein fühlender Mensch erwartet von ihnen, ein Büßerhemd zu tragen, nur weil sie Deutsche sind. Aber die Vorfahren haben ihnen eine schwere Erbschaft hinterlassen.“
    Ja, ist denn die Schuld durch Mitwisserschaft vererbbar? Zuvor hieß es doch: „Schuld ist, wie Unschuld, nicht kollektiv, sondern persönlich.“ Nun heißt es offenbar, wir seien zwar nicht persönlich schuldig, aber hätten gewissermaßen Schuld ererbt, und so fährt von Weizsäcker fort: „Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen die Vergangenheit annehmen. Wir alle sind von ihren Folgen betroffen und für sie in Haftung genommen.“
    Wenn von „schuldig oder nicht“ die Rede ist, so ist dies angesichts des zuvor Ausgeführten nur eine Floskel ohne tiefere Bedeutung. Es mag allenfalls als Parallele zu „alt oder jung“ dienlich sein im Sinne einer persönlich schuldigen Tätergeneration und einer nachgeborenen Generation mit ererbter Schuld. – Mit „Vergangenheit“ kann in diesem Zusammenhang nur der o.g. „Völkermord an den Juden“ gemeint sein, und „in Haftung genommen“ bedeutet sicherlich nicht finanzielle Lasten zu tragen o.ä. Es bleibt nichts anderes, als von der moralischen Haftung auszugehen, die ein als Erbe Schuldiger trägt – wer sonst?
    So hat von Weizsäcker den „Gründungsmythos der BRD“ präsentiert, noch bevor Josef „Joschka“ Fischer ihn verkündete. -Das erste Opfer der darauf folgenden „Säuberungen“ war dann Philipp Jennninger  (1988).

  • virOblationis:

    Nachtrag:
    …das vom Christentum geprägte [und vom Vaticanum II (1962 – 1965) erschütterte], konservative Bürgertum,…

  • Blond:

    `n OT, aber m.M.n. wichtig:
    http://polskaweb.eu/massengrab-marienburg-vertuscht-56789.html
    Marienburg: Heuchler, Lügner und Grabschänder
    " … Zunehmende Hinweise und Indizien deuten vielmehr darauf hin, dass in Kellern am Fuße der Marienburg die deutsche Bevölkerung der Stadt nach Kriegsende komplett exekutiert wurde, was man u.a. schon davon ableiten kann, dass die Behörden von Malbork, früher Marienburg, noch heute alles tun um die wahren Ereignisse zu verschleiern. …   "

  • Ana Luehse:

    @Judith – AvK – Flugblätter Die Vorwarnung mit Flugblättern ist mir bisher nur aus Warschau bekannt. Nachweislich ist, daß die deutsche Luftwaffe keine Angriffe gezielt gegen Zivilisten geflogen ist. Ich gebe hier einmal einen Ausschnitt über die Sache in Warschau – Quelle Großer Wendig, Band 1:
    Oft wird in der Öffentlichkeit noch immer der Vorwurf erhoben, mit dem Luftangriff auf Warschau – neben den späteren Bombenangriffen auf Rotterdam und Coventry – am 25. September 1939 hätten die Deutschen den Luftterrorkrieg gegen die Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg begonnen. Diese Beschuldigung trifft jedoch nicht zu. (…)

    Der in Warschau tätige französische Luftwaffenattaché General ARMENGAU meldete am 14.9. 1939 nach Paris, »daß die deutsche Luftwaffe nach den Kriegsgesetzen gehandelt (und) nur militärische Ziele angegriffene habe, wobei Zivilisten nur dann getötet worden seien, wenn sie sich in der Nähe dieser Anlagen befunden hätten. Das gilt auch im Fall der Bombardierung Warschaus. (…)

    Am 8.9. 1939 hatten die Spitzen der deutschen 4. Panzerdivision unter Generalleutnant REINHARDT den Stadtrand von Warschau erreicht, bis zum 19. 9. war die polnische Hauptstadt eingeschlossen, aus der sich am 18. September die polnische politische Führung und das Oberkommando nach Rumänien abgesetzt hatten. Obwohl der Krieg – insbesondere nach dem Einmarsch der Sowjets ins östliche Polen ab 17. 9. 1939 – praktisch entschieden war, wurde die Stadt von starken militärischen Streitkräften – mehr als 120000 Mann – verteidigt. Fünfmalige deutsche Aufforderungen in den folgenden Tagen zur Beendigung des sinnlosen Widerstandes und zur kampflosen Übergabe wurden vom polnischen Kommandanten General Juliusz Rommel nicht befolgt, sondern im Zusammenhang mit dem Stadtpräsidenten Starzynski wurden von ihm weitere Verteidigungsmaßnahmen getroffen.

    Millionen Flugblätter wurden über der Stadt von deutschen Flugzeugen abgeworfen mit Texten wie: »Wir führen keinen Krieg gegen Frauen und Kinder, bringt euch nach Praga (dem Warschauer Stadtteil östlich der Weichsel, R.K.) in Sicherheit! Soldaten, ergebt euch! Die in Warschau tätigen ausländischen Vertreter durften auf ihren Wunsch hin nach einer deutsch-polnischen Vereinbarung die Stadt verlassen: » I78 Diplomaten und 1205 sonstige Ausländer wurden am 23. 9. von deutschen Offizieren empfangen und noch in der Nacht mit Zügen nach Königsberg. . . befördert.
    Nachdem am 24. 9. noch einmal vergeblich zur Kapitulation aufgefordert war, begann am Montag, dem 25.9., mit starker Unterstützung durch Artillerie, und seit dem Vortag durch rund 400 Flugzeuge der eigentliche Sturm auf die befestigte Stadt. Schon am folgenden Tag bat General Rommel um Kapitulationsverhandlungen die am 27.9. begannen und am 28.9. zur Unterzeichnung der Kapitulation Warschaus führten. Der aussichtslose und dann auch in einem Tage gebrochene Widerstand soll 2000 polnischen Soldaten und 10 000 bis 15 000 der rund 1,6 Millionen zu der Zeit in der Stadt befindlichen Zivilisten das Leben gekostet haben7 und hat weite Teile der Stadt zerstört.

  • Anna Luehse:

    @viroblations Ihre Zusammenstellung deckt sich weitgehend mit meinen Beobachtungen. Was sich in den Köpfen festgesetzt hat, ist 1. Deutschland habe beide Weltkriege angezettelt und deshalb Strafe verdient (z.B. Gebietsverluste) und 2. das, was seit der Hollywood-Verfilmung Holocaust genannt wird. Bis zur Verbreitung des Internet waren die einzigen Quellen für die Masse, die Linzenzpresse und die öffentlich-rechtlichen Medien. Eine Zensur wurde über viele Jahre gar nicht bemerkt und vor allem gar nicht für möglich gehalten. Solange man an einer Aussage nicht zweifelt, wird man nicht nach anderen Quellen suchen. Wecken wir Zweifel, durch Aufklärung über unsere Geschichte. Da ist durch das Medium Internet ein Menge geschehen. Nicht umsonst will Schäuble auch das Kontrollieren. Ungeachtet der Umerziehung gehe ich davon aus, daß noch eine Menge guten Geistes in unserem Volk steckt. Die Rede von Weizäckers wurde mit einer Anzeige in der FAZ beanwortet, in der ihm in der Öffentlichkeit bekannten Personen widersprachen. Von Weizäcker hat nicht nur die in Nürnberg durch die Sieger festgeschriebene These der Kollektivschuld in Erinnerung gerufen, er arbeitet auf diese Weise offenbar auch die Verstrickung seines Vater ab. Als die Mauer 1989 fiel und das Volk ungebremst war, zeigte sich ebenfalls noch Substanz – auch hier stoppte v. Weizäcker. Wie Judith richtig vermerkt: 200-300 Deutsche an der richtigen Stelle.

  • Blond:

    Die Formung der deutschen Nachkriegsgenerationen hat dann aber bei meinen Eltern (*33/37) und mir (*56) so gut wie versagt (ein Glück) .

  • vakna:

    @gast:
     
    Ein kleines Land inmitten der EU IST nunmal von ihr abhängig, ob man das will oder nicht.
     
    Einige SP-Leute haben wegen der gestrigen Abstimmung (in völliger Verkennung der Ursachen für die 59% Ja-Stimmen) die Hoffnung, die Schweiz jetzt endlich in die EU zu bringen. Irgendwie scheinen sie keinen Kontakt zum normalen Volk zu haben, denn da ist die Ablehnung der EU seit der letzten Abstimmung noch größer geworden.
     
    An dieser Stelle kann ich auch noch anknüpfen und meine gestrigen Gedanken ergänzen:
     
    Es scheint allgemein ein linkes Phänomen zu sein, sich unter Fittiche zu begeben. Da wo die Linken die Lufthoheit haben (Deutschland z.B.) ist das auch in der Bevölkerung weit verbreitet. Bestes Beispiel für die Schweiz ist die SP-Tante mit ihren feuchten EU-Träumen: Sie sieht die Zeit gekommen, ins EU-Großreich einzuziehen. Nachdenken über die weiteren Konsequenzen ist eh nicht angesagt.
    Mit der Herde ziehen, sich vom Schäfer pflegen lassen und vom Hütehund bewachen – ist doch schön!
    Ab und an wird man geschoren, aber das wächst ja wieder nach!
    Und die Geschichte mit dem Schlächter ist sicher nur erfunden. Bestimmt!
     

  • virOblationis:

    @ Anna Luehse

    Auch ich denke, daß von Weizsäcker mittels dieser Rede, die allen ein Wissen um das Geschehen unterstellt, nachträglich die Verstrickung seines Vaters relativieren will, den er ja selbst während des Wilhelmstraßen-Prozesses (1947 – 1949) als Jura-Student und Hilfs-Advokat zu verteidigen geholfen hat.  Dabei ging es eben um von Weizsäcker sen.’s „Unwissen“. Der Botschafter Ernst Heinrich von Weizsäcker soll also unwissend gewesen sein, obwohl er eine gehobene Stellung innerhalb des Staatsapparates bekleidete, während die Menge der Deutschen, die über keine solchen Informationen verfügte, durch ihr Mitwissen schuldig geworden sein soll.

  • Anna Luehse:

    @vir Oblationis Doris Neujahr hat einmal sehr schön über v. Weizäcker geschrieben: http://www.jungefreiheit.de/Archiv.364.0.html

  • virOblationis:

    @ Anna Luehse

    Die angegebene Adresse führt leider lediglich zur Seite der Archiv-Anfrage. Ich meine aber, den Artikel seiner Zeit gelesen zu haben.

  • Anna Luehse:

    #viOblationis Über google habe ich noch diesen Link gefunden. http://www.read-all-about-it.org/archive/politiker/weizsacker_jf0507.html

  • virOblationis:

    @ Anna Luehse

    Vielen Dank, ein schöner Artikel.

  • @ Judith:
    Ich bin etwas spät dran, weil ich heute eher zufällig auf diesen Artikel gestoßen bin, aber eines möchte ich doch wissen:
    „Als Verlierer beider Weltkriege wurde Deutschland nicht nur die alleinige Schuld an den Weltkriegen zugeschustert, gleichzeitig wurde damit suggeriert, dass die Kriege, die dem vitalen Macht-Interesse und auch der Verteidigung Deutschlands dienten “unmoralisch” bzw. “verbrecherisch” gewesen seien.“
    Verstehe ich Dich richtig, dass Du der Auffassung bist, nicht nur der erste, sondern auch der Zweite Weltkrieg
    1. habe dem deutschen Interesse gedient,
    2. sei ein Verteidigungskrieg gewesen,
    3. sei nicht von Deutschland bewusst und ohne  Not herbeigeführt worden?
    Falls Du dieser Meinung bist, wüsste ich schon gerne, auf welche Argumente Du sie stützt. (Nochmal: Ich beziehe mich auf den Zweiten, nicht den Ersten Weltkrieg.)
     
     
     

  • @ Manfred

    Nein, bin ich nicht.

    Nur war Deutschland weder im ersten noch im zweiten Weltkrieg alleiniger Aggressor, umgeben von friedliebenden Staaten, die alle Opfer des bösen Deutschland wurden und es deshalb, leider, leider [vor allem im WK II] in Schutt und Asche legen mussten.

    Das ist nämlich – zugespitzt formuliert – das, was heute, außerhalb akademischer Historiker-Zirkel, als Konsens formuliert wird. Historiker wie Stefan Scheil und Bodgan Musial [um zwei zu nennen] werden nicht umsonst mit dem „Ruch“ des „Geschichtsklitteres“, des „Revisionismus“, des „Relativierers“ belegt. Von Nicholson Baker ganz zu schweigen – sein Buch wird jetzt schon weitestgehend kräftig zerrissen. Denn alle drei rütteln an dem Dogma des alleinigen, ausschließlich und ohne Grund kriegerischen Deutschland.

    Das war die Intention meiner von dir zitierten Aussage.

Kommentieren