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Appell de Blois: Wider staatlich verordnete Geschichtsbilder

Anfang Oktober 2008 veröffentlichten renommierte Wissenschaftler aus Frankreich, Italien, Belgien, Holland, England, Polen, Deutschland u. a., den „Appell de Blois“: Einen Appell wider staatlich verordnete Geschichtsbilder

Auslöser war der Rahmenbeschluss des „EU-Rat für Justiz und Innenpolitik“, der die „öffentliche Billigung, Leugnung oder Verharmlosung von Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen“ in allen EU-Mitgliedsstaaten mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren zu ahnden forderte. Federführend war dabei Brigitte Zypries [SPD], Justizministerin.

In diesem Appell mahnen die Historiker:

Die Geschichte darf nicht Sklave der Aktualität sein noch unter dem Diktat konkurrierender Erinnerung geschrieben werden. In einem freien Staat steht es keiner politischen Autorität zu, die historische Wahrheit zu definieren und die Freiheit der Historiker unter der Androhung von Strafen einzuschränken.

Wir rufen alle Historiker auf, ihre Kräfte in ihren jeweiligen Ländern zu sammeln und unseren Strukturen vergleichbar aufzubauen. Jeder soll unverzüglich diesen Appell unterzeichnen, um die Pläne für Gesetze zum historischen Erinnern aufzuhalten.

Die verantwortlichen Politiker – die für den Erhalt der kollektiven Erinnerung eintreten – rufen wir dazu auf, sich bewusst zu machen, nicht durch das Gesetz und für die Vergangenheit staatliche Wahrheiten aufzustellen, deren juristische Anwendung schwerwiegende Folgen für die Historiker und die intellektuelle Freiheit im Allgemeinen haben.

In einer Demokratie ist die Freiheit der Geschichte die Freiheit aller.

[Übersetzung von WeltOnline: Gegen die Geschichtspolizei, Original auf Liberté pour l’histoire und in Le Monde ].

In Deutschland fand der Appell kaum Beachtung.
……

Schon Ende 2005 trat die französische Vereinigung „Liberté pour l´Histoire“ erstmals mit einem Appell an die Öffentlichkeit: Die Vereinigung verwahrte sich gegen jede Form von Gängelung der Geschichtsschreibung. „Der Historiker“, zitiert die NZZ aus dem Gründungsaufruf, „anerkennt kein Dogma, respektiert kein Verbot, kennt kein Tabu.“

3 Kommentare zu „Appell de Blois: Wider staatlich verordnete Geschichtsbilder“

  • Sir Toby:

    Inwiefern fand dieser Appell in Deutschland keine Beachtung, d.h. inwiefern fand er in den anderen genannten Staaten Beachtung? Gab/gibt es dort eine ‚breite gesellschaftliche Debatte‘ oder auch nur eine Debatte in den überregionalen Zeitungen der genannten Länder (wenn ja, in welchen?)? Ist diesem Appell mit irgendwelchen gesetzlichen Entschließungen entsprochen worden?

  • AvK:

    Federführend war dabei Brigitte Zypries [SPD], Justizministerin

    Passt doch. Am deutschen Wesen soll die EU genesen.

  • […] 130 ist bisher nicht gekippt und jede Petition auf Streichung abgelehnt worden – statt dessen wurde § 130 immer weiter verschärft. Die Wahrscheinlichkeit […]

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