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Frankreich, Initiator der Währungsunion: Ärgernis D-Mark

Der Wirtschaftsjournalist David Marsh hat eine Darstellung der Ereignisse vorgelegt, die zur europäischen Währungsunion und zum Euro führten – Grundlage waren zahlreicher Gespräche mit Spitzenpolitikern und Beteiligten.

Eines wird dabei klar: Frankreich –  und insbesondere dem sozialistischen Staatspräsidenten Francois Mitterand – war die mächtige D-Mark ein gewaltiges Ärgenis, das sie unbedingt beseitig sehen wollten. So war Frankreich dann auch Hauptinitiator der europäische Währungsunion. David Marshs Buch „Der Euro. Die geheime Geschichte der neuen Weltwährung„, erscheint aktuell im Murmann-Verlag.

Der Historiker Gérard Bökenkamp schreibt in seiner Buchrezension dazu u.a. auf Eigentümlich frei

Auf deutscher Seite stießen die Bestrebungen, die D-Mark abzuschaffen, jedoch auf wenig Gegenliebe. Besonders die Bundesbank stand der Währungsunion mit großer Skepsis gegenüber. Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl sah für die europäische Währungsunion eher einen Zeithorizont von hundert Jahren als eine Verwirklichung im kommenden Jahrzehnt. Mitterand grübelte darüber nach, wie trotz der ablehnenden Haltung der Bundesbank und der deutschen Bevölkerung das Ziel erreicht werden konnte […]

Der Prozess der Wiedervereinigung beschleunigte die Debatte und die Aufgabe der D-Mark rapide. Gegenüber der britischen Premierministerin Thatcher erklärte der französische Präsident: „Deutschland wird, nachdem die Schwierigkeiten der Vereinigung überwunden sind, wahrscheinlich stärker werden, aber ich denke, dass diese Macht durch die Europäische Union und nur durch sie eingedämmt werden kann. […]

Den ganzen, sehr lesenswerten Artikel von Bökenkamp findet man hier: Französische Deutschlandpolitik: Die Deutsche Mark ist gewissermaßen ihre Atomstreitmacht. Auf meiner Wunschliste wird das Buch jedenfalls ganz oben stehen.

6 Kommentare zu „Frankreich, Initiator der Währungsunion: Ärgernis D-Mark“

  • frank:

    Dass es unter den Nationalstaaten weltweit eine ständige Konkurrenz gibt ist normal und erwünscht. Durch den Wettbewerb wird jeder Staat zu besseren Leistungen angespornt und treibt so die Weiterentwicklung der Zivilisation voran. Dies wäre der Idealfall, wobei in der Realität einigen Staaten der normale Weg, über Disziplin und Fleiß zum Erfolg zu kommen, zu mühsam ist. Daher setzen sie unlautere Mittel ein, um erfolgreiche Staaten zu schwächen. Diese Mittel können von Schutzzöllen, Handelsboykott und Währungsreform bis zum Krieg reichen. Am Ende solcher neidgesteuerten Untaten stehen alle schlechter da als vorher. Der Fortschritt von Kultur und Wissenschaft wird so gehemmt. Frankreich und GB stehen heute trotz der gewonnenen Kriege im 20. Jahrhundert ohne Kolonialreich schwächer da, als davor. Deutschland wurde erheblich geschwächt, aber um welchen Preis?  Ganz Europa wurde geschwächt und gibt um des Friedens Willen seine Idendität auf und wird von Kriminellen und Ausländern aus fremden Kulturkreisen überrannt. Die USA scheinen heute noch die Sieger zu sein, doch haben sie in ihrer Machttrunkenheit übersehen, dass die Welt viel zu komplex ist, um von ein paar elitären Wirrköpfen kontrolliert zu werden. Das System lässt sich nicht vorausberechnen, und das ist der Denkfehler von „Weltregierungsfanatikern“ wie den Bilderbergern. Die Torheit der Menschen kennt eben keine Grenzen.

  • Tobias:

    Bei aller berechtigen Diskussion über die Gefahren der EU-Einheitswährung kann ich nicht wirklich eine Alternative erkennen. Die D-Mark war im übrigen spätestens nach der Ausweitung auf die DDR bzw. – ab Ende 1990 – das Beitrittsgebiet volkswirtschaftlich gesehen ebenso fragwürdigen Experiementen ausgesetzt. Und demokratisch legitimiert war sie  genausowenig wie der Euro. 
    Jeder Wärungsraum muss ausgleichend mit Vor- und Nachteilen hantieren. Beispiel US-Dollar: Produktiv- bzw. Kaufkraft sind zwischen, sagen wir Arizona und New York City, recht unterschiedlich.

  • virOblationis:

    frank schrieb:
    „…dass die Welt viel zu komplex ist, um von ein paar elitären Wirrköpfen kontrolliert zu werden. Das System lässt sich nicht vorausberechnen, und das ist der Denkfehler von “Weltregierungsfanatikern” wie den Bilderbergern. …“

    Das beste Argument gegen Verschwörungstheorien.

    Selbst wenn es solche Pläne gibt, muß nicht mehr daraus werden als ein geplatzter Wunschtraum, da auch den Verschwörern die Komplexität der Weltwirklichkeit das Geschäft unendlich erschwert. Es sitzt eben nur einer „im Regimente“.

  • AvK:

    Die unübersichtliche geopolitische Lage nach dem Umbruch im Osten nutzte die französische Führung, um den Druck zur Durchsetzung der Währungsunion auf die Bundesregierung massiv zu erhöhen. Mitterand forderte die Bundesregierung auf, sich zu Verhandlungen bereit zu finden, die zur Währungsunion führen sollten. Andernfalls drohte er mit einer „Trippelallianz“ zwischen Frankreich, Großbritannien und der Sowjetunion, um Deutschland in Europa so zu isolieren wie vor dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Gegenüber Außenminister Genscher bemerkte er: „Wir werden in die Welt von 1913 zurückfallen.“ In Gesprächen mit Thatcher bekräftigte Mitterand seine Absicht, dass Deutschland sich auf die „Einkreisung“ in Europa gefasst machen müsste.

    Das Buch wird meine nächste Anschaffung sein. Einige Passagen bestätigen etwas, was ich selber schon länger so ähnlich vermutet habe.

  • […] Der Wirtschaftsjournalist David Marsh legte mit seinem Buch “Der Euro. Die geheime Geschichte der neuen Weltwährung” eine Darstellung der Ereignisse, die zur europäischen Währungsunion und zum Euro führten. Eine Rezension des Buches findet ihr in Auszügen auf Vaterland: Frankreich, Initiator der Währungsunion: Ärgernis D-Mark […]

  • […] der Ereignisse, die zur europäischen Währungsunion und zum Euro führten. Ich hab darüber hier schon mal etwas geblogt. Marshs Buch erschien im Mumann Verlag und Marshs Darstellung basiert auf zahlreichen Gesprächen […]

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