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Amoklauf in einer Realschule

Deutschland 11:14 Uhr

In einer Schule in Winnenden bei Stuttgart hat es einen Amoklauf gegeben: Die genaue Zahl der Toten und Verletzten ist noch nicht bekannt – man spricht aber von mindestens 10 Toten und mehreren Verletzten. Bei den Todesopfern handelt es sich vermutlich um Schüler.  
 
Der Täter, ein schwarz gekleideter Mann, sei gegen 9.30 in die Schule eingedrungen, habe mit einer Waffe, vermutlich Maschinenpistole,  um sich geschossen und sei dann Richtung Innenstadt geflohen. Die Identität des Mannes ist nicht eindeutig geklärt, man vermutet aber, es sei ein Ex-Schüler der Schule, zwischen 17 und 19 Jahre alt. Autofahrer werden über das Radio gewarnt, keine Anhalter mitzunehmen. Die Polizei hat das Gelände komplett abgeriegelt und fahndet mit einem Großaufgebot und mit drei Helikoptern nach dem Täter.

Update 11:50 Uhr: Nach Aussage des leitenden Notarztes wurden in zwei Klassenräumen jeweils vier Tote gefunden. Zwei weitere Opfer hätten außerhalb des Gebäudes gelegen. Der Täter, ein 17jähriger, soll eben festgenommen worden und der Polizei kein Unbekannter sein. Genaue Fakten dazu sind aber noch dürftig.

Update 12:43 Uhr: Die Pressekonferenz, die um 12:30 Uhr  stattfinden sollte, ist verschoben worden – sie warten auf Ministerpräsident Öttinger.

Update 14:19 Uhr: Die Pressekonferenz ist vorbei und nun ist es definitiv. Bei dem Amokläufer handelt es sich um den 17-jährigen Tim K., ehemals Schüler der Albertville-Realschule, die er im letzten Jahr mit einem Abschluss beendet hat.

Insgesamt hat er heute  15 Menschen getötet: Neun Schüler im Alter von 14 und 15 Jahren, davon 8 weiblich, drei Lehrerinnen und drei weitere Menschen während seiner Flucht. Einer davon ist ein Beschäftigter des nahe gelegenen Krankenhauses für psychisch Kranke. Bei einem Schusswechsel vor einem Briefverteilzentrum in Wendlingen kam es dann zum finalen Schusswechsel: Dabei verletzte Tim K. zwei Polizisten schwer und tötet sich dann selbst.

Tim K. stammt aus Leutenbach im Rems-Murr-Kreis in der Nähe von Winnenden aus einem gutsituierten  Elternhaus. Seine  Eltern  besitzen lt. Polizei legal Waffen. Ihr Haus wurde durchsucht: Die Tatwaffe gehört zum elterlichen Waffenarsenal, eine Beretta Parabellum [M9]. Der Täter, so der Polizeipräsident,  habe in erheblichem Maße Munition mitgenommen.

Diverse Politiker haben ihre Statements schon abgegeben – deren Wortlaut spare ich mir hier. Man kann sie aber überall hören und nachlesen.

24 Kommentare zu „Amoklauf in einer Realschule“

  • AvK:

    Ich habe es gerade eben in den Nachrichten gehört. Herrgott so langsam dreht die Jugend komplett durch.

  • Herr Schleckriegel:

    Kollateralschaden der Amerikanisierung.

  • Tobias:

    Der Täter sei der Polizei bereits bekannt gewesen, heißt es. Wir wüssten gerne mehr dazu.

  • Andre:

    Judit haben Deinen Beitrag in

    die-gruene-pest

    ubernommen ! Bei solchen Bestialischen Taten denkt man sonst immer zuerst an die USA ! Solche Taten lassen sich allerdings auch durch noch so Hohe Waffengesetze verhindern ! Da Wer will sich immer und überall schwarz Waffen besorgen kann!

    Gruß Andre

  • Mingana:

    Die armen Angehörigen der Opfer, mein Beileid. Sie werden viel Kraft brauchen.

  • frank:

    Ich sage nur: Verbot von Killerspielen und nochmalige Verschärfung des Waffengesetzes. Objektivität wird jetzt in den Nachrichten  ganz klein geschrieben werden. Aktionismus und politische Schaupielerei können endlich wieder brillieren.
    Normal wäre seelische Betreuung der Angehörigen und objektive, bestmögliche Aufklärung des Verbrechens. Um mir die sinnlosen Spekulationen und Mutmaßungen zu ersparen, werde ich in den nächsten Tagen keine Fersehnachrichten anschauen.

  • Wahr-Sager:

    Das Thema kommt heute übrigens in der Hart aber fair-Sendung. Mit dabei: Wolfgang Bosbach und – natürlich – Christian Pfeiffer.

  • AvK:

    Das Thema kommt heute übrigens in der Hart aber fair-Sendung.

    Nicht mal eine Woche können sie warten bis sie das Drama ‚verwursten‘. Und da wird sich über eine ‚Jugend ohne Werte‘  echauffiert.

  • Einige Medien in BRD haben schon über einen „rechtsradikalen“ Hintergrund spekuliert: Man merkte richtig, wie sie eifrig mit den Hufen scharrten. Ein Polizeisprecher hat das jetzt definitiv ausgeschlossen.

    So ein Pech aber auch. [wer hier Sarkasmus liest, liest richtig]

  • Teutonia:

    Es ist wieder soweit, nachdem Amoklauf  braucht die Politik und die Medienwelt einen Schuldigen – und was ist da einfacher als die Schuld wieder auf die „Killerspiele“ zu schieben. Dabei ist die Wechselwirkung zwischen Computerspielen und Gewalttaten wissenschaftlich keinesfalls erwiesen. Die Gründe für den Amoklauf sind  nicht Counterstrike & co, viel mehr ist es ein Problem der Gesellschaft.

  • Wahr-Sager:

    Naja, typisch Sensationsmedien halt. Die gierigen geradezu nach Mord und Totschlag. Solange es geht, wird ein Thema dann in allen möglichen Talk-Sendungen breitgetreten. Mit eigentlich immer den gleichen Leuten – schön politisch korrekt.
    Aber wirklich dumm, dass die Tat keinen rechtsradikalen Hintergrund hat. Na, man wird in der Zukunft sicherlich noch den einen oder anderen Nazi finden. Zur Not werden die Hakenkreuze halt selbst gesprüht, um auf die drohende Gefahr von rechts aufmerksam zu machen…

  • Die Gründe für den Amoklauf sind  nicht Counterstrike & co, viel mehr ist es ein Problem der Gesellschaft.

    Nein. Es ist kein Problem der „Gesellschaft“.  Auch kein „Problem“ von Videospielen oder Brutalo-Filmen. Der Täter ist ein Mörder, und das „Problem“ haben seine Opfer.

  • Teutonia:

    @ Judith
    gemeint war, das die Häufung solcher Amokläufe bzw. das Hervorbringen von gestörten Persönlichkeiten, nicht einfach (wie es gerne Beckstein macht) auf sogenannte Killerspiele zurückzuführen ist.  Ich bin der Meinung das man hier eher den Gesamt“gesellschaft“lichen Kontext sehen muss. Egomanische Konsumkultur, Verrohung, Vereinsamung, ….
    Die Politik sucht nach schnell zu greifenden Sündenböcken und fordert ein Verbot von Killerspielen, aber ist es so einfach…

  • Wahr-Sager:

    Nun ja, diese sog. „Killerspiele“ stellen aber sicherlich ein Mosaiksteinchen im gesamten Gefüge dar. Mit einer gewissen Besorgnis sehe ich den nicht abebbenden Trend von sog. „Torture Porn“-Filmen, in denen die Lust am Foltern im Mittelpunkt steht. Wo eine Nachfrage besteht, da wird auch produziert – egal, ob das Waffen, Drogen, Gewaltspiele oder Folterfilme sind. Insofern sind also die Produzenten ins Visier zu nehmen, die aus kommerziellen Gründen jegliche Gewissensbisse ausschalten.

  • Anna Luehse:

    @Teutonia

    Ich glaube zu wissen, wie du es meinst, aber die Gesellschaft ist mir zu anonym. Da  gibt es ein  Elternhaus, eine Schule,  Freunde  – alles  gehört zum  unmittelbaren  Erfahrungsbereich  und zur Prägung eines jungen Menschen.  Und  wenn  junge Menschen  ihre Tage mit „Killerspielen“, also mit Zerstörung verbringen, dann fehlt es ihnen vielleicht an anderen Angeboten?

  • Jetzt therapieren die Soziologen und Psychologen die Angehörigen der Opfer zu Tode – ob die Angehörigen das wollen oder nicht. 

  • virOblationis:

    Ich schließe mich Herrn Schleckriegels Wort von der „Amerikanisierung“ an und ergänze dies zugleich: Mir scheint, daß die mit diesem Begriff bezeichnete Umformung unserer Kultur – zusammen mit der geistigen Vorherrschaft der „Linken“ seit vier Jahrzehnten – letztlich auch der Grund für solche Gewaltexzesse ist wie der, der sich gestern ereignet hat.

    Da mag jede Schule einen Psychologen o.ä. bekommen. Dadurch wird man solchen Verbrechen kaum den Boden entziehen.

  • Teutonia:

    @Anna Luehse Da stimme ich dir zu, nur denke ich nicht , dass es an mangelnden Angeboten fehlt.  Derjenige muss schon lange psychische Probleme haben und eine Neigung  zur Gewalt. Dementsprechend wird er auch konsumieren – seien es Spiele, Filme oder Musik. Das ist individuell. Jeder hat seine Vorlieben. Die Frage ist einfach nur wie man damit umgeht. Jeder ist mal gefrustet oder fühlt sich mal unverstanden. Um sich abzureagieren gehen gesunde Menschen Joggen oder sonst was. Wenn einer es darauf anlegt, dann kann man noch so viele „Killerspiele“ verbieten, denn es  gibt andere Medien die die „Neigung“ befriedigen. Phsychisch stabile Personen können  mit dieser Art von Unterhaltung umgehen.

  • sowai:

    Auch diesmal wurde der Amoklauf davor angekündigt, wie es aussieht: http://www.sueddeutsche.de/panorama/835/461461/text/

    Inklusive des Motivs, nach dem alle ja so verzweifelt suchen:
    „Scheiße, es reicht mir. Ich habe dieses Lotterleben satt. Immer dasselbe, alle lachen mich aus. Niemand erkennt mein Potential.“

    Warum ausgerechnet an einer Schule?  Mal raten, wo er Zeit seines bisherigen Lebens am meisten und häufigsten ausgelacht wurde.

  • virOblationis:

    Fortsetzung:
    Beides zusammen (sc. Amerikanisierung und linke Dominanz der Kultur) hat zu einem übersteigerten Individualismus geführt, der seine eigenen Normen setzt und nur noch diese anerkennt.

  • virOblationis:

    In diesem Sinne schreibt Karl-Heinz Weißmann (Sezession):
    „Ihre (sc. der modernen Gesellschaft) Individualisierung und die Auflösung der traditionellen Bindungen (vor allem für die jungen Männer) spielt dabei … eine Rolle“ –
    Dann fügt er hinzu:
    – „ebenso … wie das unvermittelte Nebeneinander von totaler Pazifizierung und Denunziation des Kriegerischen einerseits, virtueller Hochrüstung und Feier der Aggression in allen Medien andererseits.“

  • @vir Oblationis

    “Ihre (sc. der modernen Gesellschaft) Individualisierung und die Auflösung der traditionellen Bindungen (vor allem für die jungen Männer) spielt dabei … eine Rolle” –

    Diese Analyse Weißmanns las  ich auch. Und ich stimme ihr zu.  Aber hören wird doch, was die  „Studie“ des Aktionsrats Bildung rät, die der TaSp heute – auf Kurzformel gebracht – in einem ähnlichen Kontext veröffentlichte:

    Die Jungen sind die Bildungsverlierer,  stellt der Rat richtig fest  – und verortet  als Ursache prompt „Geschlechterstereotype“, denen Erzieher und Eltern immer noch „anhingen“ und damit „Jungen in für sie nachteilige Rollenmuster drängen“. Die Studienersteller kommen deshalb zu dem Schluss, mehr Gendermainstreaming müsse her: „Tradierte Rollenbilder“ stärker zu hinterfragen und aufzulösen.

    Also genau mehr von dem, was Weißmann [und nicht nur er] als Wurzel des zugrundeliegenden Problems betrachtet. Mehr von dem, was verkehrt war – wie die Not der Jungen beweist. Denn die Rollenauflösung wird ja schon länger hingebungsvoll betrieben. Bzw. der Rollentausch.

    Ich wüsste gerne, wieviele Frauen an diesen Studien mitarbeiten.

  • virOblationis:

    @ Judith

    Es ist wohl wirklich so, daß sich nicht Einsicht unter Entscheidungsträgern verbreitet, sondern daß erst Einsichtigere an deren Stelle treten müssen, damit eine falsche Richtung verlassen wird. – Vielleicht trägt ja die allgemeine Krise auch dazu etwas bei.

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