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Die Empörten

Polen ist wieder einmal empört: Die Titelgeschichte der neuen Spiegelausgabe thematisiert [ebenfalls wieder einmal] Adolf Hitler und den Nationalsozialismus. Hitler sells. In der Titelgeschichte geht es allerdings um eine neue Variante – er ist den ausländischen Helfern der Judenvernichtung gewidmet. Mehr als 200.000 Helfer aus nicht zum damaligen Deutschen Reich gehörende Länder seien beteiligt gewesen, heißt es in Spiegels Titelgeschichte  und die Polen kommen darin natürlich auch vor.

Als Beispiele für nichtdeutsche Helfer bei der Vernichtung der Juden führt Der Spiegel Denunzianten an, die in Polen Juden an die Nationalsozialisten verrieten, oder die Ermordung der Juden des ostpolnischen Dorfs Jedwabne durch ihre polnischen Nachbarn 1941.

„Die Deutschen waschen sich rein“, resümiert die polnische Springerzweigstelle „Fakt“, Piotr Semka sieht eine Relativierung der deutschen Schuld, Antoni Dudek findet das einen „Skandal“ und bezichtigt den Spiegel der „direkten Lüge“ und die Warschauer Außenministerin fordert die polnische Botschaft in Berlin auf, „sich Gedanken über eine Antwort auf den Artikel zu machen“.

Auf die Antwort bin ich gespannt.

15 Kommentare zu „Die Empörten“

  • frank:

    Der Spiegel liebt eben „seinen“ Führer und alles was mit dem dritten Reich zusammenhängt. Als von den Besatzern lizensiertes Propagandablatt hat er vorteilhafterweise Zugang zu allen Archiven und kann daher immer wieder mit „bisher nicht veröffentlichtem Material“ glänzen (besonders in Spiegel-TV). Sonst würde dieses Schmierblatt auch keiner mehr kaufen.

  • Sir Toby:

    Ich hab mir schon mal vorgestellt, sämtlich Hitler-Artikel des Spiegel würden in einem eigenen Buch zusammengefaßt. Wie dick das wohl wäre??

  • Volker:

    Immer dasselbe blöde Theater. Irgendwer sagt „Hitler“ und irgendeine Gruppierung aus dem Ausland, meistens aus Israel, meint sich empören zu müssen und irgendwelche Entschuldigungen zu fordern. Der ewige Kreislauf bis zum Erbrechen. Ritualisiert mit wechselnden Rollen.

    Wie naiv muß man sein, um diesen Propaganda-Schund überhaupt noch zu kaufen. Jedesmal, wenn ich einen Spiegel-Leser sehe, denke ich: Noch so ein armer Drogensüchtiger, der seine tägliche Dosis Gehirnwäsche zu sich nimmt.

    OT: Du bist Terrorist

    http://www.youtube.com/watch?v=SGD2q2vewzQ

  • gast:

    Kauft euch das Heft bloß nicht, die Titelgeschichte ist auf Englisch frei zu lesen.

    http://www.spiegel.de/international/europe/0,1518,625824,00.html

  • Zum Thema SPIEGEL als Propagandaplakat im Din-A4-Format:

    deutschlandpolitik.wordpress.com/2009/04/08/der-spiegel-din-a4-propagandaplakat-in-millionenauflage/

  • karl-friedrich:

    Es scheint dem Spiegel ein besonderes Anliegen zu sein, immer wieder Hitler und das Dritte Reich zu beleuchten, liegt das an der Auflage oder geht es doch nur um die Hetze?

    Ich kann es jedenfalls nicht mehr hören, genauso wenig wie den Namen Opel.

    @ gast

    In dieseVerlegenheit komme ich sicherlich nicht 🙂

  • Wahr-Sager:

    Zu diesem Thema las ich gerade einen sehr interessanten Beitrag von Gibor auf Fact-Fiction, den ich hier mal vollständig zitiere:

    “Hitler’s European Holocaust Helpers”

    Erst “Hitler’s European Holocaust” – danach aber, ab Mai 1945, als die Deutschen vogelfrei waren, kam die Zeit der jüdischen Rache 

    (Über jüdische “Rachekommandos”)

    Shalom Gilad war im Sommer 1945 in Deutschland unterwegs: „Wir trugen die Uniform der britischen Militärpolizei. Klaus, unser blauäugiger ,Arier‘, führte die Gespräche, da er als einziger von uns fließend Englisch sprach. Er klopfte an die Haustür und fragte, ob Herr Soundso hier wohne. Er habe sofort zu einer Vernehmung auf die Kommandantur mitzukommen. Wir hatten einen Lastwagen mit Plane. In dem Moment, als das arglose Opfer auf die Ladefläche klettern wollte und seinen Kopf durch die Plane steckte, nahm ihn unser Mann in den Schwitzkasten, riß ihn nach vorne und ließ sich mit ihm fallen. Diese Methode reichte aus, um das Opfer zu erdrosseln oder ihm das Genick zu brechen. Und so starben viele, ohne einen Laut von sich zu geben.“

    Auch Zeev Keren war damals auf der Jagd nach Deutschen. Hatten er und seine Freunde ein Opfer ausgesucht, wurde rasch gehandelt: „Wir gingen an einen zuvor ausgewählten Platz im Wald. Ich legte meine Hände um seinen Hals, drückte zu. Er tat noch einige Atemzüge, und dann war es aus. Anschließend sorgten wir dafür, daß man seine Leiche nicht fand.“

    Vom Fahrrad gerissen

    Shalom Gilad und Zeev Keren – nur zwei Namen unter vielen – gehörten jüdischen Banden an, die nach der deutschen Kapitulation Hunderte, möglicherweise Tausende von Deutschen umbrachten. Ihre Bekenntnisse sind nachzulesen in dem Buch „NAKAM – Jüdische Rache an NS-Tätern“, das im Jahr 2000 im Hamburger Konkret-Literatur-Verlag erschienen ist. Die beiden Autoren Jim G. Tobias und Peter Zinke zählen zur linken Medien-Nomenklatura, und sie haben eine gehörige Portion Sympathie für die Täter. Das belegt schon der seltsame Titel des Buches. Denn von „Rache an NS-Tätern“ kann eigentlich nicht die Rede sein. Keines der Opfer war in einem Gerichtsverfahren als NS-Täter überführt worden. Die Rächer gingen meist willkürlich und wahllos vor.

    Sam Halevi, Mitglied der 1944 von den Briten aufgestellten „Jewish Brigade“, berichtet: „Wenn wir mit dem Lastwagen auf der Landstraße unterwegs waren, überholten wir häufig Radfahrer. Allein der Anblick eines Deutschen erweckte in uns den Wunsch nach Rache. Wir fuhren dicht an den Radfahrer heran, gaben Gas und rissen die Wagentür auf. Dabei wurde der Mann vom Rad geschleudert und überrollt.“

    Deutsche Soldaten, die sich ergeben hatten, wurden kurzerhand erschossen. „Andere haben deutsche Frauen vergewaltigt und haben dann gesagt: Das ist unsere Rache“, räumt der Tatbeteiligte Ollie Giveon ein, der heute – völlig unbehelligt – als Fabrikant in Israel lebt.

    Protest gegen die Veröffentlichung

    Frauen und Radfahrer, Menschen, die den selbsternannten „Rächern“ zufällig über den Weg liefen – sie waren keine „NS-Täter“, wie der Titel des Buches behauptet. Alle Rechtfertigungsversuche der beiden Autoren scheitern letztlich an den Fakten. Wohl auch deshalb ist der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, Arno Hamburger, ausgesprochen sauer. Das Buch sei „überflüssig wie ein Kropf“, schimpft er, „absolut kontraproduktiv“ und schöpfe „Wasser auf die Mühlen der Rechtsextremen“. Arno Hamburger, auch als SPD-Kommunalpolitiker in Nürnberg aktiv, war 1945 selber als Angehöriger jener „Jüdischen Brigade“ nach Deutschland gekommen. Aus der Brigade rekrutierte sich die besonders skrupellose Gruppe „NAKAM“ (hebräisch für Rache).

    Den „Rächern“ ging es nicht darum, Rache an einzelnen, tatsächlichen NS-Tätern zu üben, sondern um „Racheaktionen im großen Maßstab“. Auf dem Plan stand, wie Jim G. Tobias und Peter Zinke akribisch ermittelt haben, die „Ausrottung ganzer Großstädte“ – mit einigen Millionen Todesopfern. Zu diesem Zweck sollte das Trinkwasser in Hamburg, Frankfurt, Nürnberg und München vergiftet werden.

    Der jüdische Schriftsteller Yitzak Katzenelson sah in den Deutschen so etwas wie Ungeziefer: ein „verfaultes Verbrechervolk“, „ein abscheuliches Volk mit verseuchten Seelen, alle Millionen von ihnen sollen erlöschen samt ihren Alten und ihren Jungen, ihren Frauen und Kindern.“ Und in der zionistischen Zeitschrift „Dawar“ hieß es: „Unser brennender Haß muß das deutsche Volk verfolgen… Rache, selbst wenn sie alle umkommen, wenn sie alle verhungern und von Fremden regiert werden.“

    Kriegsgefangene vergiftet

    Kein Geringerer als Chaim Weizmann, damals Präsident der Zionistischen Weltorganisation und später der erste Präsident des Staates Israel, empfing den NAKAM-Anführer Abba Kovner. Weizmann, ein ausgebildeter Chemiker, stimmte der „Vergeltung“ zu und gab Kovner den entscheidenden Tip, wie er in den Besitz des Giftes kommen könne. Auch einen Geldgeber für die geplanten Verbrechen soll Weizmann vermittelt haben.

    Zu einer Art Generalprobe kam es im April 1946 in Nürnberg-Langwasser. Dort waren in einem US-Konzentrationslager zwischen 12.000 und 15.000 Deutsche inhaftiert, zumeist ehemalige Angehörige der Waffen-SS. In einer Bäckerei gelang es den „Rächern“, rund 3.000 Brote für die Internierten mit Arsen zu bestreichen. Rund 2.000 Kriegsgefangene erkrankten, davon Hunderte schwer, manche erblindeten. Es habe auch einige hundert Todesopfer gegeben, rühmten sich die Täter noch nach Jahrzehnten, doch läßt sich das nicht mehr beweisen. An der Massenmordabsicht besteht kein Zweifel.

    1946 konnte die Nürnberger Justiz der – sofort nach Palästina geflüchteten – Täter nicht habhaft werden. Als es über die Buch-Recherchen von Jim G. Tobias und Peter Zinke vorab Presseberichte gab, leitete die Nürnberger Staatsanwaltschaft 1999 gegen zwei der in Israel noch lebenden Tatverdächtigen ein Ermittlungsverfahren ein. Aus Israel war sogleich zu hören, man denke an keine Form der Amtshilfe. Auch die Staatsanwaltschaft in Nürnberg zeigte sich bemerkenswert lustlos. Am 8. Mai 2000, dem 55. Jahrestag der deutschen Kapitulation, wurde das Verfahren eingestellt. Begründung: „Der gescheiterte Anschlag ist wegen außergewöhnlicher Umstände des Falles verjährt.“

    Zwar verjähre Mord sowie versuchter Mord nach deutschem Recht nicht, erläuterte Oberstaatsanwalt Klaus Hubmann: „Versuchter Mord kam hier deswegen in Betracht, weil das unbemerkte Vergiften der für die Lagerinsassen bestimmten Brote als heimtückisch im Sinne des Mord-Tatbestandes gewertet werden konnte.“ Doch sei der Anschlag „nach Abwägung aller Gesichtspunkte“ als ein „Sonderfall“ zu betrachten. Wegen des „besonderen historischen Hintergrunds des Geschehens“ sei von „weiteren Ermittlungen abzusehen und das Verfahren einzustellen“.

    Juristen sind darüber einigermaßen fassungslos. Sie weisen darauf hin, daß es im Strafgesetzbuch nirgendwo einen Passus gibt, der Morde und versuchte Morde wegen „historischer Hintergründe“ straffrei stellt. Es wird vermutet, daß bei der Nürnberger Entscheidung politische Einflüsse mitspielten. Deutsche Täter können jedenfalls mit solcher Nachsicht nicht rechnen, auch nicht, wenn sie die damaligen geschichtlichen Umstände geltend machen.

    Glück gehabt 

    In dem Buch werden drei Gründe angesprochen, weshalb die begonnenen Vernichtungsaktionen damals nicht fortgesetzt wurden. Zum einen fürchteten die Täter, bei großflächigem Gifteinsatz auch alliierte Besatzungssoldaten und jüdische Remigranten zu treffen. Zum anderen konnte man bei der beabsichtigten Gründung des Staates Israel keine negative Begleitmusik brauchen. Außerdem wurden alle Kräfte zum Kampf gegen einen neuen Feind – die Araber – benötigt. Das rettete vielen Deutschen das Leben.

    Einer der in Israel noch lebenden „Rächer“ hat die Buchautoren übrigens veranlaßt, seinen tatsächlichen Namen durch ein Pseudonym zu ersetzen. „Olek Hirsch“ läßt sich nämlich gern nach Deutschland einladen, um sich hier an Schulen als Versöhnungsvorbild feiern zu lassen. Über seine „Vergeltungsaktionen“ verliert er dabei kein Wort. Unter den Zuhörern seiner Vorträge könnten die Nachkommen von Deutschen sitzen, die damals nach einer Fahrradtour nicht nach Hause zurückgekehrt sind.

  • gast:

    Jahrzehntelang sind die Deutschen  für die Morde in Jedwabne verantwortlich gemacht worden. Erst 2002 hat ein offizieller Bericht festgestellt, daß nicht Deutsche, sondern Polen die Juden umgebracht haben.

    Macht doch mal eine Übersicht aller Vergehen, die erst D. angelastet wurden und dann zurückgenommen werden mussten. Wäre als Übersicht hoch interessant.

  • Wahr-Sager:

    Apropos „Relativierung der deutschen Schuld“: Ist ja klar, dass Polen sich wieder mal als Unschuldslamm präsentiert. Es ist halt bequem, mit dem Finger nur auf andere zu zeigen und sich selbst von jeglicher Schuld auszunehmen.
    Und was den SPIEGEL betrifft, eignet der sich wohl am besten als Heizmaterial.

  • Zu Jedwabne fand ich das hier

    Der Fall Jedwabne sorgte im Jahr 2000 weltweit für Aufmerksamkeit, nachdem der polnische Historiker Jan Gross den Hergang aufgearbeitet hatte und viele Polen ihn als Nestbeschmutzer verunglimpften. Inzwischen hat eine polnische Historikerkommission die Untersuchung von Gross im Wesentlichen bestätigt und zudem die gesamte Region in den Blick genommen.

    Und so ist heute ziemlich genau bekannt, was Menschen in Jedwabne und vielen anderen Orten 1941 zu Mördern werden ließ. Manchmal ging es um Geld. Einige Täter hatten offenbar Schulden bei Juden, derer sie sich durch das Verbrechen zu entledigen suchten. Vor allem aber scheint es sich bei den Pogromen um eine Art imaginäre Rache gehandelt zu haben

    Denn die Annahme, dass „die“ Juden eine Art Basis für die sowjetische Herrschaft bildeten, zog weite Kreise, weil Kommunisten jüdischer Herkunft zeitweise in einigen Bereichen des sowjetischen Apparats überrepräsentiert waren. Die Täter machten daher „die“ Juden für jene Verbrechen verantwortlich, welche die Sowjets in den Jahren der Besatzung Ostpolens zwischen 1939 und 1941 begangen hatten

    Stalins Geheimpolizei NKWD hatte nämlich im Baltikum, in Ostpolen und der Ukraine vermeintliche und tatsächliche Gegner des Regimes erschießen oder in den Gulag deportieren lassen. Als die deutschen Truppen vorrückten, hinterließen die Sowjets zwischen Ostsee und Karpaten eine zutiefst traumatisierte Gesellschaft und vielerorts frische Massengräber.

  • @ gast schreibt u.a.: Macht doch mal eine Übersicht aller Vergehen, die erst D. angelastet wurden und dann zurückgenommen werden mussten.

    So eine Aufstellung, sauber recherchiert und seriös gearbeitet, stellt eine Menge [zusätzlicher] Arbeit dar, die ich nicht zusätzlich schultern kann: So ein Blog ist arbeitsintensiver, als man sich das als Nicht-Blogbetreiber vorstellen kann.

    Aber eine Gegenfrage: Warum  machst du es nicht selbst ?

  • Wird Zeit der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Auch in Polen. Wird es doch noch eine differenzierte Geschichtsschreibung geben?

  • Wahr-Sager:

    Das erleben wir wohl nicht mehr. Oder?

  • Anna Luehse:

    „Neulich in der Hölle, soll A. Hitler von Mao und Stalin neidisch gefragt worden sein: Wie machst du es bloß, dass du  andauernd in den Schlagzeilen bist?“

    Michael Klonovsky, „Jede Seite ist die Falsche – Aphorismen und Ähnliches“, Lichtschlag Nr. 11

  • gast:

    Aber eine Gegenfrage: Warum  machst du es nicht selbst ?

    # Judith

    Mir fehlt die Zeit und die Lust dazu. Öde langwierige Wühlarbeit ist nicht mein Ding, ich arbeite lieber spontan und wie ich Laune  habe. Es war auch nur ein Vorschlag.

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