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Stefan Scheil über Winston Churchill

Vor einer Woche bekam ich Stefan Scheils neuste Studie in der Reihe „Zeitgeschichtliche Forschungen“: Churchill, Hitler und der Antisemitismus. Die ruhigen Abende meines Kurzurlaubs nutzte ich und habe bereits angefangen zu lesen. Für mich besonders faszinierend ist darin die Beschreibung des Netzwerks „Focus“: Eine Gruppierung, die ab 1936 mit Hilfe von parlamentarischem und öffentlichem Druck einen Politikwechsel in England erzwingen will – weg von [vermeintlichem]“ Appeasement“ hin zu Churchill.

Eine Rezension von Manfred Backerra stelle ich in voller Länge ein – sie erschien im März dieses Jahres in Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e.V.  Hier die Rezension – und mich ruft das Abendessen mit der wunderschönen Elbe als Ausblick.

Manfred Backerra, Rezension
Stefan Scheil: „Churchill, Hitler und der Antisemitismus – Die deutsche Diktatur, ihre politischen Gegner und die europäische Krise der Jahre 1938/39“.

„Mit welchen Machenschaften heutzutage Kriege entfesselt werden, weiß man. Doch nur wenige schließen daraus zurück, daß der Zweite Weltkrieg auch anders entstanden sein könnte, als es vom Nürnberger Siegertribunal bis jetzt politisch verbindlich gemacht wurde. Einige angelsächsische Historiker haben das Geschichtsdekret zwar schon seit langem falsifiziert, doch politisch korrekte deutsche Historiker, Politik und Medien, beharren auf der Siegerversion.

Walter Post, Gerd Schultze- Rhonhof und Stefan Scheil haben seit einigen Jahren dieses Tabu durchbrochen. Letzterer hat seiner Trilogie zur Entstehung des Krieges bis zur Eskalation zum Weltkrieg nun eine weitere Studie hinzugefügt, deren Aussagen unglaublich anmuteten, hätte er sie nicht, aus über 650 Quellen schöpfend (darunter erstmals Churchill-Papiere, die oft abgebildet sind), mit rund 900 Fußnoten minutiös belegt. Er zeigt, welche politischen Strömungen, teils noch aus Zeiten des Ersten Weltkrieges, in England und den USA seit 1933 gegenüber Deutschland wirkten: Über die Kompromißbereiten gewannen die kompromißlosen Gegner schließlich die Oberhand.

Entscheidend dafür war, daß ab 1936 Vertreter liberaler, linker, konservativer, christlicher und jüdischer Organisationen zusammenwirkten, um Churchill an die Macht zu bringen, wozu letztere außer ihrer Medienmacht auch die finanzielle Basis boten. Damit konnte das „Focus“ genannte britisch-amerikanische Netzwerk ein Sekretariat und alle Kosten seiner umfangreichen Einflußarbeit in Europa und den USA bis hin zum Präsidenten bestreiten.

Eine jüdische Strömung zielte nur auf Beseitigung des NS-Regimes.Ihr ordnete sich zunächst auch Churchill unter. Doch je mehr er im „Focus“ an Macht gewann, desto unerbittlicher zielte er offen auf einen Krieg zur Vernichtung Deutschlands: „Was wir wollen, ist, daß die deutsche Wirtschaft vollkommen zusammengeschlagen wird“, zitiert ihn Brüning im Jahre 1938. Dazu war alles recht: Desinformationen jeder Art zulasten Deutschlands über die Presse und Zuspielung an Regierungen. Man erfand weit übertriebene Rüstungspläne, den Plan zur Beherrschung Südamerikas und Kriegspläne Hitlers. Letztere sollten Krieg provozieren. Deutsche Angebote zu einer gütlichen Einigung mit Polen wurden unterdrückt oder schlechtgemacht. Das brachte Chamberlain zu einer Garantie, die England Polens Absichten auslieferte. Als Churchill an der Macht war, torpedierte er alle deutschen Friedens- und Rückzugsangebote.

Nach der Lektüre dieses Musterbeispiels für politische Lobbyarbeit und zugleich für Blindheit gegenüber dem Risiko des Vabanqe-Spiels, fragt man sich, da es der Autor offen läßt: Was hätte das Reich tun oder lassen müssen, um den unbändigen Vernichtungswillen unwirksam zu machen? Ohne den Antisemitismus der deutschen Diktatur und ohne die Unterwerfung der Rest-Tschechei unter ein Protektorat hätte es der „Focus“ sicher schwerer gehabt, erfolgreich zu sein. Doch Antisemitismus war damals weit verbreitet.

In Polen hatte er bis dato mindestens so schlimme Folgen wie in Deutschland – für viel mehr Menschen. „Focus“ sah darüber hinweg. Der Rechtsbruch des Einmarsches in die Rest-Tschechei war wohl auch nicht entscheidend, denn der „Focus“ hatte vorher versucht, die Tschechoslowakei mit der Vortäuschung eines deutschen Aufmarsches in einen aussichtslosen Krieg zu treiben. Der deutschen Diktatur vorwerfbare Menschenrechtsverletzungen spielten sicher auch keine Rolle, denn der „Focus“ suchte die Verbindung zu Stalin trotz dessen Unterwerfungs- und Vernichtungspolitik. Wenn es wirklich um die friedliche Lösung von Interessenkonflikten gegangen wäre, hätte der „Focus“ darauf hinwirken müssen, Hitler entsprechende Forderungen zu stellen.

Doch dies wurde nicht einmal versucht. So bleibt, auch wenn man gemäß der Studie die polnischen Gelüste nach deutschem Land und Stalins Wille, „die Mine unter Europa zu sprengen“, einrechnet, nur der Schluß: Es war nicht, wie Scheil im Vorwort betont, „eine Kombination realpolitischer Faktoren der internationalen Politik“, die zum Desaster führte, sondern das unerbittliche Streben, durch wohlberechnete Stimmungsmache, Täuschungen und Torpedieren jedes friedlichen Lösungsansatzes Deutschland zu vernichten.

Scheil zeigt an vielen Beispielen, daß die gängige Geschichtsschreibung durch Auslassen wesentlicher Fakten, durch Behauptungen oder durch Akzeptieren leicht erkennbarer Fälschungen diesen Schluß verhindert. Seine Studie ist daher sehr mutig. Sie liest sich trotz ihrer wissenschaftlichen Faktenfülle wie ein Krimi.“

Rezension als pdf-datei
…..
[1] Eine weitere Rezension auf Amazon von  Thomas Dunskus

[2] Duncker & Humblot – Berlin: Der Buchverlag, der Stefan Scheils neuste Studie verlegt

[3] Das gesamte Geschichts-Archiv von Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e.V.

[4] Ähnliche historische Betrachtungen stellt sowohl Nicholson Bakers in Menschenrauch an, als auch Patrick J.Buchanan in Churchill, Hitler und der unnötige Krieg .

[5] Stefan Scheil schrieb für die Sezession einen Artikel über „Menschenrauch“ in dem auch sein Leserbrief an die FAZ abgedruckt ist. Churchill, der heiße Krieger.

30 Kommentare zu „Stefan Scheil über Winston Churchill“

  • fnord:

    “Sie müssen sich darüber klar sein, daß dieser Krieg nicht gegen Hitler oder den Nationalsozialismus geht, sondern gegen die Kraft des deutschen Volkes, die man für immer zerschlagen will, gleichgültig, ob sie in den Händen Hitlers oder eines Jesuitenpaters liegt”

    Winston Churchill

    Aus: Emrys Hughes: Winston Churchill – His Career in War and Peace, p. 145

    Viel mehr bleibt da wohl nicht zu schreiben…

    Gruß,

    fnord

  • virOblationis:

    Viele Nebelschwaden, die in der Vergangenheit die Sicht begrenzten, beginnen sich aufzulösen; man denke nur an die Enttarnung des Stasi-IM Kurras. Aus der Distanz wird ein realistischeres Bild der Vergangenheit gewonnen werden, so hoffe ich. Um so eindringlicher wird sich dann, wenn die einfachen Antworten verstummt sein werden, die Frage nach dem „warum“ unseres Schicksals stellen.

  • Anna Luehse:

    Stefan Scheil ist für sorgfältige Recherche bekannt – vielleicht ein Grund dafür, daß er sogar hin und wieder in der FAZ schreiben darf 🙂

    Auch lohnt sich hin und wieder ein Blick auf seine Seite:
    http://www.vernichtungskrieg.de/editorial.htm

  • Sir Toby:

    Dazu war alles recht: Desinformationen jeder Art zulasten Deutschlands über die Presse und Zuspielung an Regierungen. Man erfand weit übertriebene Rüstungspläne, den Plan zur Beherrschung Südamerikas und Kriegspläne Hitlers. Letztere sollten Krieg provozieren. Deutsche Angebote zu einer gütlichen Einigung mit Polen wurden unterdrückt oder schlechtgemacht. Das brachte Chamberlain zu einer Garantie, die England Polens Absichten auslieferte. Als Churchill an der Macht war, torpedierte er alle deutschen Friedens- und Rückzugsangebote.“

    Das Faszinierend(st)e wird wohl sein, die Abwehrmechanismen ‚at work‘ betrachten zu dürfen. Und wenn gar nichts mehr geht, dann bleibt immer noch: Aber Hitler hat angefangen…!  Am Ende ists wie bei Loriot: Herr Müller-Lüdenscheid! – Herr Dr. Klöbner!! …. Die Ente bleibt draußen! …… na gut – ….. aber ich kann länger als Sie!!

  • Wahr-Sager:

    „Bis zum heutigen Tag gibt es so etwas wie eine unabhängige Presse in der Weltgeschichte nicht. Sie wissen es und ich weiß es. Es gibt niemanden unter Ihnen, der es wagt, seine ehrliche Meinung zu schreiben, und wenn er es tut, weiß er im Voraus, dass sie nicht im Druck erscheint. Ich werde jede Woche dafür bezahlt, meine ehrliche Meinung aus der Zeitung herauszuhalten, bei der ich angestellt bin. Andere von Ihnen werden ähnlich bezahlt für ähnliche Dinge, und jeder von Ihnen, der so dumm wäre, seine ehrliche Meinung zu schreiben, stünde sofort auf der Straße und müsste sich nach einem neuen Job umsehen. Wenn ich meine ehrliche Meinung in einer Ausgabe meiner Zeitung veröffentlichen würde, wäre ich meine Stellung innerhalb von 24 Stunden los. Es ist das Geschäft der Journalisten, die Wahrheit zu zerstören, unumwunden zu lügen, zu pervertieren, zu verleumden, die Füße des Mammon zu lecken und das Land zu verkaufen für ihr tägliches Brot. Sie wissen es und ich weiß, was es für eine Verrücktheit ist, auf eine unabhängige Presse anzustoßen. Wir sind die Werkzeuge und Vasallen der reichen Männer hinter der Szene. Wir sind die Hampelmänner, sie ziehen die Strippen und wir tanzen. Unsere Talente, unser Fähigkeiten und unser ganzes Leben sind Eigentum anderer Menschen. Wir sind intellektuelle Prostituierte.“

    (John Swinton, US-amerikanischer Zeitungsverleger, 1829-1901; vor Redakteuren im Jahr 1889, zitiert nach: Richard O. Boyer und Herbert M. Morais, Labor’s Untold Story, NY: United Electrical, Radio & Machine Workers of America, 1955/1979)

  • gast:

    Kowalow vom „Institut Kriegshistorie“ des Verteidigungsministerium schreibt: „-Wer unvoreingenommen die Geschichte des Zweiten Weltkrieg studiert hatte, muss wissen, dass dieser begann, weil Polen sich weigerte deutsche Forderungen zu erfüllen. Weniger bekannt ist hierbei allerdings was Adolf Hitler eigentlich von Warschau wollte. Die deutschen Wünsche waren denn auch relativ bescheiden: Anschluss der freien Stadt Danzig an das dritte Reich, die extraterritoriale Autobahn und den Bau einer Eisenbahnverbindung nach Ostpreussen, ebenfalls wesentlicher Bestandteil Deutschlands. Die Deutschen waren durch den Vertrag von Versailles geknebelt und isoliert worden, die Menschen wünschten sich aufrichtig eine historische Wiedervereinigung des Vaterlandes. Polen aber hatte Großmachtsambitionen, die letztlich zum Kriege führten“.
    http://polskaweb.eu/polnische-schuld-am-zweiten-weltkrieg-6786866.html

  • Anna Luehse:

    Hallo Judith,

    Götz Kubitschek schreibt unter „AntiFAZ lesen…“ einen herrlichen Kommentar zu der Buchbesprechung von Rainer F. Schmidt.

    http://www.sezession.de/5380/antifaz-lesen.html

  • Wahr-Sager:

    OT:
    Kampf gegen Rechts
    BERLIN. Mehrere Politiker haben zu einem Boykott des Internet-Versandhandels Amazon aufgerufen. Grund ist die Netzseite „Nationales Tagebuch“, die vom NPD-Kreisverband Barnim-Uckermark in Brandenburg verantwortet wird. In einer Seitenspalte werden empfohlene Bücher der Autoren aufgelistet, die per Mausklick bei Amazon bestellt werden können. Kommt es zu einem Kauf, so erhält der Seitenbetreiber im Rahmen eines Partnerprogramms eine Provision.

    Quelle: Junge Freiheit

  • Wahr-Sager:

    Sorry für ein weiteres OT, aber es handelt sich hierbei um einen unglaublichen Skandal, dem man ein eigenes Thema widmen sollte.
    Offenbar hat sich der Softwaregigant Microsoft für seine neue Suchmaschine in der deutschen Version von der linken Antifa einen Filter programmieren lassen: Microsoft zensiert im Internet

  • Markus Oliver:

    Das scheint ja eine gute Seite hier zu sein/werden.

    Das mit Bing wird von der JF wohl falsch verstanden. MS zensiert nicht, sondern nutzt bei Bing das Entscheidungsverhalten anderer User. Wenn die Mehrheit der User bei den Begriffen „Junge“/“Freiheit“/“Jungefreiheit“ nicht zur JF kommt, dann wird dieser Treffer auch nicht angezeigt. Bing funktioniert eben ganz anders als der Google Algorithmus.

    Bing funktioniert semantisch, Google nach einer (geheimen) Formel, mit deren Hilfe Trefferwahrscheinlichkeiten berechnet werden.

    Bei einer semantischen Vorgehensweise muss eine Zeitung wie die JF, die ja kaum Leser hat, logischerweise bei den Suchergebnissen schlecht abschneiden. Einen Filter brauchen die dazu nicht einzubauen.

  • Rechtspopulist in den Niederlanden gewinnt

    Geert Wilders hat gewonnen!!!!!!!!!
    Gruß Andre
    Patriotisch,Antiislamisch,Proamerikanisch,Proisraelisch

  • Verzeihung, aber die Diskussion hier hat etwas merkwürdig Unaufrichtiges. Man kann mit guten Gründen argumentieren, dass das europäische Staatensystem, die „Balance of Power“, das „europäische Konzert“, sich überlebt hatte und dass dieser Sachverhalt spätestens mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges offensichtlich geworden war. 

    Man kann noch weitergehen und unter Verweis etwa auf das antike Griechenland, das Deutschland des späten Ersten Reiches und des Deutschen Bundes oder das italienische Staatensystem der frühen Neuzeit argumentieren, dass regionale Gleichgewichtssysteme immer nur Übergangsphänomene sein können; dass sie ständig Krisen und Kriege produzieren und über kurz oder lang unter den beherrschenden Einfluss ihrer eigenen stärksten Macht oder unter die Kontrolle auswärtiger Mächte geraten. 

    Bezogen auf Europa hieße das, dass es eine andere Wahl als die zwischen einer deutschen und einer amerikanischen (bzw. amerikanisch-russischen) Vorherrschaft nie gegeben hat, und dass Deutschland daher ein historisches Recht hatte, nach dieser Vorherrschaft zu greifen, um die außereuropäischen Mächte draußenzuhalten. Aber zu behaupten, dass es diesen Griff nach der Vorherrschaft nicht gegeben hätte – pardon, das ist absurd!

    Wenn man es aber unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, dann wirkt die Empörung über Churchill reichlich angestrengt. Wenn man berücksichtigt, dass es schon ewig englische Politik gewesen war, die Einigung Europas unter Führung von dessen jeweils stärkster Macht zu verhindern, dann war nicht Churchills, sondern Chamberlains Politik ein Bruch mit dieser Tradition, und dieser Bruch erfolgte nicht aus Überzeugung, sondern aus verachtenswerter Schwäche. 

    Und was die jüdischen Organisationen angeht, so wären die nach 1933 ja geradezu verrückt gewesen, wenn sie nicht gegen Deutschland gewesen wären.

  • @Manfred

    So wie ich die historischen Betrachtungen eines Stefan Scheil, eines Bogdan Musials,eines Patrick J.Buchanan  oder Nicholson Baker begreife, liegt der Schwerpunkt der Betrachtungen auf der Geschichtsschreibung einer ausschließlichen Alleinschuld der Nationalsozialisten am Ausbruch des WK II.

    Eine These, die neuere Historiker [dazu gehören einige aus dem angelsächsischen Sprachbereich] als eher „politisch motiviert“ definieren, denn als tatsächliches historisches Ereignis. Historiker untersuchen aber vergangene Ereignisse nicht nach politischen Richtlinien – jedenfalls nicht, wenn sie ihren Beruf als Berufung verstehen.

    Es geht ergo um historische Begebenheiten – weder ist damit eine „Relativierung“ der Verbrechen des NS-Regimes verknüpft, noch – im Fall Scheils – eine wie auch immer geartete Verurteilung dieses Focus Netzwerk.

    Deshalb verstehe ich nicht, wieso eine Diskussion darüber „unehrlich“ sein soll und „Empörung“ kann ich hier auch nicht lesen.

  • karl-friedrich:

    @ Markus Oliver

    Schön das Du meiner Empfehlung, diesen Blog mal zu besuchen gefolgt bist. 😉

  • @ Judith:

    „So wie ich die historischen Betrachtungen eines Stefan Scheil, eines Bogdan Musials,eines Patrick J.Buchanan oder Nicholson Baker begreife, liegt der Schwerpunkt der Betrachtungen auf der Geschichtsschreibung einer ausschließlichen Alleinschuld der Nationalsozialisten am Ausbruch des WK II.“

    Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die Bücher der genannten Herren nicht gelesen habe. Stefan Scheil steht zwar auf meiner Leseliste, aber ich bin bisher noch nicht dazu gekomme. Ich beziehe mich daher ausschließlich auf die obige Rezension. 

    Eins möchte ich aber klarstellen, damit hier niemand etwas in den falschen Hals bekommt: Ich habe keine Probleme damit, dass das etablierte Geschichtsbild angefochten wird – zumal es tatsächlich mindestens ebenso politisch wie wissenschaftlich begründet ist. Ich habe aber etwas dagegen, dem einen politisch motivierten Geschichtsbild ein anderes entgegenzusetzen, das mit der Wahrheit womöglich auch nicht mehr zu tun hat.

    Wenn ich allein den Stil des Rezensenten lese – “Machenschaften“ „Siegertribunal“, „Geschichtsdekret“, „Siegerversion“, „unbändiger Vernichtungswille“, „unerbittliche Streben, durch wohlberechnete Stimmungsmache, Täuschungen und Torpedieren jedes friedlichen Lösungsansatzes Deutschland zu vernichten“ -, dann wird man wohl sagen müssen, dass er empört ist. Oder liest Du da etwas anderes? 

    Und wenn ich seine hypothetischen Fragen lese „Was hätte das Reich tun oder lassen müssen, um den unbändigen Vernichtungswillen unwirksam zu machen?“ und von „friedlichen Lösungsansätzen“ lese, dann frage ich mich nur, warum der Rezensent nicht Nägel mit Köpfen macht und Joachim v. Ribbentrop posthum für den Friedensnobelpreis vorschlägt? Und ich wundere mich eben, dass ich zu einer solchen Rezension keinen einzigen kritischen Kommentar hier finde.

    Die Unaufrichtigkeit sehe ich darin, dass nach den Optionen einer friedfertigen und rechtschaffenen Regierung gefragt wird, die Deutschland zu diesem Zeitpunkt nun einmal nicht hatte; und dass die Frage unterbleibt – wenn wir schon hypothetischen Fragen nachhängen -, ob eine solche hypothetische Regierung ebenfalls auf die Ablehnung gestoßen wäre, auf die Hitler stieß.

  • Markus Oliver:

    @ karl-friedrich und den Betreibern dieses Blogs:

    Ja, er scheint gut zu sein. Mich beschleicht natürlich immer ein gewisses Misstrauen, aber das Problem habe ich Dir ja hinreichend geschildert.

    Die Aufmachung ist sehr gut, die Literaturempfehlung kann man so stehen lassen (ohne das ich das Buch gelesen hätte, schon alleine wegen des Verlags) einzig bin ich skeptisch, ob nicht evtl. versucht wird durch „auszugsweises zitieren“ Schwerpunkte zu verlagern, die so evtl. nicht vom Autor beabsichtigt waren.  Auch diese Manipulationsmöglichkeit ist mir natürlich bekannt. 😉 Aber ich bin eben auch eine misstrauische Person, ich weiss zu viel von „denen“, als das ich blind darauf vertrauen würde, dass eine ansprechend gestaltete Seite kein „Honigtopf“ sein könnte.

    Misstrauen ist leider mehr als angebracht, aber das muss ich Dir nicht erzählen. Du weisst wie ich darüber denke. Zu lange, viel zu lange schon, haben sich deutschnational orientierte Kräfte von Ideologen manipulieren lassen, haben erlaubt, dass Rassismus und anderer Unsinn das Erscheinungsbild dieser Kräfte in der Öffentlichkeit prägt. Es war eigenes Verschulden, eigene Feigheit, eigene Unfähigkeit, die uns dorthin gebracht hat, wo wir heute stehen.

    Man muss aber auch fair bleiben. Oft sind gewisse „Orientierungslosigkeiten“ auch aus jugendlichem Übermut oder durch falsche Anleitung, schlechte Vorbilder entstanden. Dann verrennen sich Leute und geraten in Kreise, von denen sie annahmen, dass sie deutsche Interessen vertreten würden.

    Das sie einer perfiden Intrige aufgessessen sind/ aufsitzen würden, konnten doch die meisten nicht ahnen.

    Solange sich jemand glaubhaft von diesem Dreck distanziert und das fundiert unterlegt, solange bin ich bereit solchen Leuten eine Chance zu geben. Ich habe auch kein Problem mit ehemaligen Stasi-Leuten, egal, ob sie es aus Überzeugung taten oder weil sie hingerutscht sind. Es gab sehr gute Leute in den Reihen der DDR-Regierung, das darf man nicht vergessen. Vor ideologischer Verblendung ist man normalerweise nicht geschützt, es ist eher ein Geschenk Gottes dieser nicht anheim zu fallen. Es ist die Ausnahme, nicht die Regel. Darum bin ich auch dafür solche Leute nicht auszugrenzen, wir brauchen ohnehin jeden, den wir kriegen können.

    Nur mit Verrätern, mit denen habe ich ein Problem. Diese Leute haben sehr oft nämlich nicht nur den Staat verraten (ich halte von solchen künstlichen Konstruktionen wie einem Staat ohnehin nicht viel), sondern – was entscheidend ist – sehr oft auch Menschen enttäuscht, deren Freunde sie zu sein vorgaben. Solchen Leuten mangelt es an Wahrhaftigkeit, und das ist ein Problem.

    Wir stehen auch deswegen heute so schlecht dar, weil es an der Entschlossenheit mangelte diesen Leuten ihre Grenzen aufzuzeigen.

    Wenn ich den Blogbetreibern noch einen Rat geben darf: Was in Deutschland fehlt ist Schönheit. Eine bittere Erkenntnis, aber leider wahr. Lasst Euch das von jemanden gesagt sein, der eine veneziannisch geprägte Umgebung gewohnt ist.

    Dieser/dieses Blog ist schon sehr gut gemacht. Man kann ihn aber noch verbessern. Weniger über Geschichte (die langweilt Frauen nur), mehr über tagesaktuelle Probleme schreiben.

    Wenn es irgendwie möglich ist, sich dabei auch den Problemen der ganz einfachen Leute orientieren. Wenn man das gut verpackt präsentiert, dann wird diese Seite erfolgreich sein. Nicht jeder kann mit einem kewil gleich mithalten, ich übrigens auch nicht. Mir fehlt dazu der Fleiß und Ausdauer, was daran liegt, dass ich vieles für vergebens halte. Frustration eben.

    Der Wert von Schönheit und Kultur wird in Deutschland leider sehr oft nur mit Literatur ausgedrückt oder gleichgesetzt und dann auch gleich auf die Meta-Ebene gehoben. Es sollte sie aber gerade im Alltag geben, nicht in Museen oder in Bibliotheken. Eine schöne Umgebung macht schöne Gedanken, sie regt die Kreativität an und weckt damit Schaffenskräfte.

    Frauen sind deswegen wichtig, weil sie eine wichtige Bremse beim politisieren sind. Sie haben ein ganz anderes Verständnis für Form als Männer und bewahren deshalb schnell davor sich zu verrennen.
    Und bevor ich mich verrenne mache ich jetzt Schluss und wünsche Euch mit diesem Blog alles Gute und viel Erfolg.

  • Sir Toby:

    # Manfred

    „Aber zu behaupten, dass es diesen Griff nach der Vorherrschaft nicht gegeben hätte – pardon, das ist absurd!“

    Entschuldigen Sie, Manfred, aber kann es sein, dass ich hier einen wichtigen Diskussionsstrang übersehen habe? Denn ich kann mich nicht erinnern wo und von wem diese Behauptung aufgestellt worden wäre…

    Und erlauben Sie mir noch ein Wort zu dem Unverständnis, das Sie bezüglich der ‚etwas angestrengten Empörung über Churchill‘ geäußert haben. Das, was mir zumindest immer wieder diese gallebitteren Gefühle verursacht, ist, dass ich seit wenigstens 35 Jahren von offizieller Seite (erst seitens der Schule, später dann von Zeitung und Fernsehen (ob öffentlich-rechtlich oder privat ist hier so gut wie gleich) mit ihrer ganzen totalen Übermacht gegenüber Einzelnen – besser Vereinzelten, denn über all diese Jahrzehnte gab es ja kein Internet über das man sich mit anderen ‚Einzelnen‘ hätte austauschen können – immer wieder dasselbe Bild vermittelt bekomme: Der Kaiser –  im günstigeren Fall lediglich unfähig und doof ; im ungünstigeren Fall, als Kompensation persönlicher Minderwertigkeitsgefühle (verkrüppelter Arm; Ablehnung durch die Mutter), ständig auf der Suche nach Weltmacht, welche durch Rüstungsanstrengungen zu erringen wäre, die eigentlich nicht nur an sich schon irgendwie unmoralisch waren, sondern darüberhinaus notwendig zum Großen Krieg führen mußten und sollten. Und nach dem Scheitern kaiserlichen Größenwahns … ein noch Verrückterer! Hitler!!  –  Hitler, der Teppichbeisser; Hitler, der Brüllaffe; Hitler, der Lebensraum-im-Osten-Fanatiker; Hitler, der Welteroberer; Hitler, der Größenwahnsinnige; Hitler, der Depp; Hitler, der Ahnungslose; Hitler, der Volltrottel; Hitler, der Verbrecher; Hitler, der Judenkiller; Hitler, das absolut Böse; Hitler … Hitler … Hitler … Hitler.

    Und auf der anderen Seite? Staaten, Mächte, die während dieser ganzen Zeit keinerlei eigene Interessen haben/hatten … und wenn doch, dann haben/hatten die aber nichts mit Macht zu tun. Mit Eroberung gar. Mit einem Wort: das Gute! Und weil ’nur gut‘ dann doch vielleicht nicht so hundertprozentig glaubwürdig ist, gesteht man dann schon mal hier und da einen kleinen Schönheitsfleck zu – ein bisserl Antisemitismus in Frankreich, der sich in der Dreyfuß-Affäre zeigen darf. Aber Gott, wer ist schon völlig ohne Fehl? Und diese Mächte des Guten müssen sich nun gegen das personifizierte Böse – Hitler – irgendwie zur Wehr setzen. Hitler, der seit seiner Festungshaft nur ein Ziel hat: Krieg! Den ganz großen Krieg. Um die Welt zu erobern. Und der – robotergleich – darauf zumarschiert; aber dann doch noch Zeit findet hin und wieder etwas Kreide zu fressen, um seine Mitwelt zu täuschen. Aber einen kann er nicht täuschen: Churchill! Eigentlich schon fast ein ‚elder statesman‘ spricht er seine Warnungen vor Hitler und dem Nationalsozialismus … in den Wind. Bis Chamberlain, das Weichei, einmal mehr vom Bösen an sich – Hitler – übertölpelt wird, und sich daraufhin urplötzlich die Einstellung des Volkes in England ändert. Und Churchill ruft, der sich diesem Ruf nicht verweigert. Und während Hitler mit dem ‚Überfall auf Polen‘ endlich seinen Krieg bekommt und, nach dem Sieg über Frankreich, seinem fetten Paladin Göring erlaubt mit dessen Lieblingsspielzeug, der Luftwaffe, ein bischen Luftkrieg über England zu spielen, steht das demokratische Urgestein Churchill mit nichts weiter als einer Zigarre im Mund, urdemokratischer Moral im Herzen und einem dieser abgrundtief häßlichen britischen Helme auf dem Kopf vor irgendeinem Mikrofon und verspricht seinem geknickten Volk ’nur Blut, Schweiß und Tränen … aber am Ende den Sieg über das Böse‘. Was dann auch eintritt: Das Gute hat gesiegt – die Geschichte ist aus, die Kinder gehn nach Haus…

    … bis sie einige Jahrzehnte später, als schon ziemlich reife Erwachsene, plötzlich eine neue Geschichte zu hören bekommen. Von anderen Geschichtenerzählern, die dann etwa Namen wie Schulze-Ronhof oder Post oder Scheil haben. Und da stellt sich die Sache auf einmal nicht nur ‚ein bischen anders‘, sondern ‚ganz anders‘ dar. Und wir erfahren staunend, dass nicht das ‚abgrundtief Böse‘ sondern das ‚abgrundtief Gute‘ den realen Beginn des zweiten Weltkrieges mit allen nur denkbaren Tricks, Finten und Finessen herbeizuführen versuchte – was ja dann schließlich auch gelang. Aber das ist noch nicht der Höhepunkt; der Höhepunkt ist – zumindest für meine Erfahrung – dass ich nicht nur in einem System lebe (von einem Staat kann ich in bezug auf die BRD beim besten Willen nicht mehr sprechen) in dem die Lüge als Wahrheit gelehrt wird und nicht nur erwartet wird, dass die Lüge als Wahrheit geglaubt, sondern dass sie auch als Wahrheit bekannt wird. Je lauter umso besser. Und überzeugend – weil überzeugt! Aber ich will nicht unfair sein, es hat ja auch seine positiven Seiten; die Kontakte zu denen, die freiwillig aussteigen und nicht (mehr) mitmachen, werden umso wertvoller.

  • Markus Oliver:

    Noch ein Nachtrag sei mir gestattet:

    Manfred schreibt:

    Wenn ich allein den Stil des Rezensenten lese – “Machenschaften“ „Siegertribunal“, „Geschichtsdekret“, „Siegerversion“, „unbändiger Vernichtungswille“, „unerbittliche Streben, durch wohlberechnete Stimmungsmache, Täuschungen und Torpedieren jedes friedlichen Lösungsansatzes Deutschland zu vernichten“ -, dann wird man wohl sagen müssen, dass er empört ist. Oder liest Du da etwas anderes?

    Ohne gleich wieder Kritik üben zu wollen, muss ich mich doch Manfred anschließen. Die Wortwahl ist wirklich etwas unglücklich und seinen Ausführungen zur Ablehnung des Austauschs eines politisch geprägten Geschichtsbildes gegen ein anderes möchte ich mich auch anschließen.

    Trotzdem soll man neuen Seiten doch eine Chance geben. Vielleicht ist ja doch möglich die Erweckung solcher Eindrücke zu vermeiden und damit der Form eine Chance zu geben.

  • virOblationis:

    @ Markus Oliver

    Ihre Sätze klingen in meinen Ohren so, als träten Sie nicht an, Ihre Ansichten zu äußern, sondern seien berufen, über diesen Blog ein Urteil abzugeben.
    „Trotzdem soll man neuen Seiten doch eine Chance geben. Vielleicht ist ja doch möglich die Erweckung solcher Eindrücke zu vermeiden und damit der Form eine Chance zu geben.“
    Zu gütig.
    „Dieser/dieses Blog ist schon sehr gut gemacht. “ Na, immerhin.
    „Man kann ihn aber noch verbessern. Weniger über Geschichte (die langweilt Frauen nur), mehr über tagesaktuelle Probleme schreiben.“
    Weshalb sprechen Sie im Namen gelangweilter Frauen. Sie sind doch keine, oder etwa doch? – Mehr „tagesaktuelle Probleme“ finde ich auch anderswo. Dazu brauche ich „Vaterland“ nicht aufzurufen.
    „Wenn es irgendwie möglich ist, sich dabei auch den Problemen der ganz einfachen Leute orientieren. Wenn man das gut verpackt präsentiert, dann wird diese Seite erfolgreich sein.“
    Ja, besteht das Ziel des Blogs denn darin, möglichst viele „der ganz einfachen Leute“ anzuziehen? Das war mir noch gar nicht bekannt.
    „Nicht jeder kann mit einem kewil gleich mithalten, ich übrigens auch nicht. Mir fehlt dazu der Fleiß und Ausdauer, was daran liegt, dass ich vieles für vergebens halte. Frustration eben.“
    Was ich bisher bei dem genannten „kewil“ gelesen habe, vermittelte mir nicht den Eindruck, daß dort jemand schreibe, der in geistiger Hinsicht Judith irgend etwas voraus habe. Oder worin sollten sonst seine Vorzüge bestehen?

  • @ Markus Oliver

    Nur einmal,  weil eine Entscheidung meines Kurzurlaubs die ist, dass ich mich künftig aus dem Kommentarbereich zum größten Teil heraushalten werde. Sie scheinen hinreichend intelligent zu sein, um auf Anhieb zu verstehen, was ich schreibe – das vorweg.

    Diese Seite ist weder neu, noch müssen Sie ihr „eine Chance“ geben.  Ich habe auch nicht die geringste Absicht, irgendwelche „Erweckung“ von irgendwelchen „Eindrücken“ zu vermeiden, weil mir 
    a. „Eindrücke“, die fremde Leser eventuell haben könnten, vollkommen gleichgültig sind und ich deshalb
    b. mit diesen absurden Distanzierungstänzchen ganz bestimmt nicht anfange.

    Von beidem gibt es genug in der BRD. 

    Ich habe auch nicht die Absicht, das Blog in der von Ihnen vorgeschlagenen Weise zu verändern. Blogs dieses Zuschnitts gibt es genügend und es ist auch nicht mein Anliegen.

    Weiter. Weder habe ich etwas mit Hitleristen am Hut, noch mit Hardcore-Revisionisten – und ich habe kein Problem, zur Kenntnis zu nehmen, dass Hitler-Deutschland 6 Millionen Juden vernichtete. Punkt.

    Wer trotzdem meint, dies sei eine „Naziseite“, dem bleibt das frei und unbenommen – und ich werde einen Teufel tun und mich in ewigen Distanzierungsritualen ergehen. So verunsichert bin ich nicht.

    Ich meine zu erinnern, dass Sie von der Seite Fakten und Fiktionen kommen [ein gutes, interessantes und amüsantes Blog]. Ich schlage vor, dass Sie dort bleiben, denn da passen Sie m.E. viel besser hin als hier.

  • @ Manfred

    Evt. habe ich mit meinem Hinweis auf das Focus-Netzwerk einen falschen Eindruck erweckt. Vielleicht ist es wirklich besser, du liest zuerst das Buch, bevor weiterdiskutiert wird.

  • @vir Oblationis

    Schön von dir zu lesen – hast du meine e-mail mit dem Raddatz-Aufsatz über den Papst und die Medien erhalten? Mein e-mail Anbieter funktioniert ab und an nicht einwandfrei – ich überlege, ihn zu wechseln.

  • karl-friedrich:

    @ Markus Oliver

    Ich bin etwas enttäuscht, ich hatte Dir diesen Blog nicht empfohlen, damit Du ihn bewertest oder dergleichen, das war nie das Thema.

    Es sollte nur eine Möglichkeit für dich sein, auch einen anderen Blog kennenzulernen in dem man mit anderen Menschen auf hohem Niveau diskutieren bzw. sich austauschen kann, fernab von PI und anderen.

    Gerade Du bist doch jemand der viel Wert auf Niveau usw. legt, um so weniger kann ich nun dein Verhalten verstehen.

    Bei mir kamen deine Kommentare auch etwas herablassend an, sehr zu meiner Verwunderung, weil ich dich anders kenne, natürlich ist dieser Blog anders als fact-fiction, aber das ist ja das schöne, möchtest Du, das alle gleich sind? Ich jedenfalls, möchte das nicht.

    Ich finde Judith macht eine tolle Arbeit, und gerade weil eine Frau diesen Blog leitet, finde ich es um so bemerkenswerter.

  • virOblationis:

    @ Judith

    Herzlichen Dank noch einmal für emails und Aufsatz. Ja, ich habe beides bekommen und gern gelesen.

  • Danke einigen Kommentatoren hier für ihren Klartext…

    Nur wird man das Gefühl nicht los was, dass Deutsche nicht in der Lage sind, auch und besonders angesichts herausfordernder Gefahren, ihre Meinungen und Ansichten so zu vereinen um eine reale Gegenkraft zu formen.
    Vielleicht wäre es doch ganz gut den Deutschen etwas mehr „Gleichschritt“ anzuraten.
    Vertretung von Meinung die Uneinigkeit fördern scheinen wichtiger zu sein als Herausarbeiten von Strategien und Aktionen die vereinen.

    Judith, dieser Blog  ist „thumbs up“ !

  • Sir Toby:

    # Canuck

    „Vielleicht wäre es doch ganz gut den Deutschen etwas mehr “Gleichschritt” anzuraten.

    Wenn der Druck da ist, dann ist die politische Klasse ohne Probleme in der Lage eine gemeinsame (!) Reaktion zu formulieren und durchzusetzen, die auch bei einer Diktatur kaum schneller sein könnte. Ich erinnere an den Oktober letzten Jahres; da wurden alle für notwendig erachteten gesetzlichen Änderungen, um der gerade voll ausgebrochenen Finanzkrise zu begegnen, in einer Woche (!) durchgezogen. Auch ein parlamentarisches System ist, entsprechend herausgefordert, also durchaus in der Lage seine Reakionsgeschwindigkeit dem Tempo der Herausforderung anzupassen.

  • Sir Toby:

    # manfred

    „Und wenn ich seine hypothetischen Fragen lese „Was hätte das Reich tun oder lassen müssen, um den unbändigen Vernichtungswillen unwirksam zu machen?“ und von „friedlichen Lösungsansätzen“ lese, dann frage ich mich nur, warum der Rezensent nicht Nägel mit Köpfen macht und Joachim v. Ribbentrop posthum für den Friedensnobelpreis vorschlägt? Und ich wundere mich eben, dass ich zu einer solchen Rezension keinen einzigen kritischen Kommentar hier finde.“

    Mit ihrem letzten Satz haben Sie sicher nicht unrecht, aber wenn das was ein Autor schreibt, einfach weitestgehend der Weltsicht der Leser eines bestmmten Blogs entspricht, dann kann man nicht unbedingt mit Widerspruch rechnen. Aber Ihnen sind ja sofort einige Punkte aufgefallen, die Sie … ‚irritieren‘, und die haben Sie ja auch umgehend geäußert, was im Sinne der Verlebendigung der Diskussion ausgesprochen begrüßenswert ist. Hoffentlich melden Sie sich auch weiterhin in dieser Weise zu Wort.

  • gast:

    Stefan Scheil über die Rezension seines Buchs von  Schmidt in der FAZ
    Prof. Dr. Rainer F. Schmidt hat in der FAZ mein Buch Churchill, Hitler und der Antisemitismus über die deutsche Diktatur und ihre politischen Gegner in den Jahren 1938/39 besprochen. Götz Kubitschek hat darauf hingewiesen. Da auch diese Besprechung – wie so viele andere – etliche Einzelheiten enthält, die schlicht unzutreffend sind, will ich dies nicht ganz unkommentiert lassen.
    http://www.sezession.de/5480/o-schreck-der-blankoscheck.html#more-5480

  • Sir Toby:

    Aus dem Klick von gast, weil ich es einfach so erhellend finde, noch einmal direkt der folgende Auszug …
     
    Was Schmidt nun als Abschwächung der englischen Garantie deuten will, die sich auf „Unabhängigkeit“ und nicht auf „Territorium“ bezog, ist in Wirklichkeit genau jener Schwenk, der dem Blankoscheck erst den wahren Wert gab. Polen konnte demnach nämlich selbst frei bestimmen, was seine „Unabhängigkeit“ bedrohen würde. Das konnten auch Dinge sein, die sich außerhalb der polnischen Grenzen ereigneten, etwa in Danzig, in Litauen, ja sogar in Deutschland selbst. Der englisch-polnische Vertrag wurde in diesem Sinn genau ausformuliert und er richtete sich ausdrücklich ausschließlich gegen Deutschland. Wenn die deutsche Regierung irgend etwas unternahm, was aus Warschauer Sicht bedrohlich war, oder so dargestellt werden konnte, dann konnte Polen gegen Deutschland den Krieg eröffnen und England war (ebenso wie Frankreich) automatisch gezwungen, an polnischer Seite in den Krieg zu ziehen. Dies war eben keine Garantie für den Fall eines drohenden oder gar stattfindenden deutschen Angriffs auf Polen, sondern eine Ermächtigung zum polnischen Angriff auf Deutschland aus fast beliebigem Grund. Dieser Punkt kann gar nicht deutlich genug betont werden.
     

  • @ Sir Toby,
    ich werde mir Judiths Anregung zu Herzen nehmen und das Buch erst einmal lesen. Trotzdem möchte ich kurz auf Ihre Replik eingehen:
    „Entschuldigen Sie, Manfred, aber kann es sein, dass ich hier einen wichtigen Diskussionsstrang übersehen habe? Denn ich kann mich nicht erinnern wo und von wem diese Behauptung [dass es den Griff Deutschlands nach der Vorherrschaft in Europa nicht gegeben hätte] aufgestellt worden wäre…“
    Sie wird implizit in dem Moment aufgestellt, wo die Dinge so dargestellt werden, als sei die Feindschaft Churchills gegenüber Deutschland willkürlich und grundlos gewesen. Genau so stellt es der Rezensent aber dar.
    Dass einem die etablierte Geschichtsideologie auf die Nerven geht, versteht niemand besser als ich, ich halte nur nichts davon, linke und deutschfeindliche durch rechte und patriotische Dummheiten zu ersetzen. Ich glaube, man schießt ein fürchterliches Eigentor, wenn man sich auf die Methoden linker Ideologieproduzenten einlässt und nur das Vorzeichen der Ideologie wechselt.

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