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Die Rückkehr der alten Städte

Dieser Auszug aus einem längeren Text stammt von Stadtbild Deutschland e.V.: Ein Verein, dessen erkärtes Ziel es ist, alte Architektur der deutschen Städte zu erhalten und, wo sie zerstört wurde, wieder aufzubauen.

Ein großer – viel zu großer – Teil unseres baulichen Erbes ging im Bombenhagel des zweiten Weltkriegs verloren,und damit nicht nur, was Generationen vor uns mit Mühe, Fleiß und Liebe schufen, nicht nur die unbeschreibliche Ausstrahlung vielerorts über Jahrhunderte hinweg gewachsener, mit Bedacht und Sinn für Harmonie ergänzter Stadtbilder, nicht nur die Botschaften und Lehren unserer Ahnen, nicht nur über Zeitalter hinweg gepflegte, ergänzte, vollendete und wiederhergestellte einzelne Kostbarkeiten, nicht nur ein kaum fassbares Maß an Größe und Schönheit, sondern auch ein wichtiger Teil unserer Seele (moderner gesprochen: unsere Identität).

Vieles hätte nach dem Krieg gerettet, vieles vergleichsweise einfach rekonstruiert werden können, doch es fehlte der Wille dazu und manchmal auch die Kraft. Dennoch sollte man anerkennen, dass, obzwar mit großen regionalen Unterschieden, durchaus einiges rekonstruiert wurde. Freilich viel zu wenig. Doch ist es uns Heutigen nicht gestattet, diejenigen anzuklagen, die aus einem Land, das zerstört wurde wie keines zuvor und seitdem, wieder ein bewohnbares machten. Die Mehrheit der Menschen damals hat teils unter großen Mühen und Gefahren ihren Teil geleistet, versagt haben Politiker, Städteplaner, Architekten und Denkmalpfleger der Nachkriegszeit. Auch in den letzten Jahrzehnten wurden immer wieder einzelne Objekte rekonstruiert, fast immer aber erst nach langem Kampf von ersteren gegen den zähen Widerstand von verblendeten und uneinsichtigen letzteren.

Nun ist es an der Zeit, dass auch die jüngeren Generationen ihren Teil dazu beitragen. Wir, die hinter dem Projekt und Verein Stadtbild Deutschland stehen, wurden fast ausnahmslos erst viele Jahrzehnte nach Kriegsende geboren. Das (für die Betroffenen ohne Zweifel viel größere) Grauen von damals mussten wir nicht erfahren, aber wir erfahren oft täglich das Grauen unserer verstümmelten Städte und Orte (insbesondere, wer seine Umwelt offen und reflexiv wahrnimmt);

Neben wunderschönen [und schrecklichen] Fotos bietet die Webseite ausgesuchte Artikel an, wie z.b über den Wiederaufbau des alten Dresden oder Frankfurt am Main – gestern und heute. Weitere Themen sind Denkmalpflege und Architektur aber auch tägliche Neuigkeiten. Anschauen lohnt sich, weil man mitverfolgen kann, wie Teile unserer alten Städte wieder ihre Seele zurück bekommen.

[1] Webseite: Stadtbild-Deutschland. de
[2] Eigener Artikel zum Thema: Deutschlands geklonte Städte der Nachkriegszeit

7 Kommentare zu „Die Rückkehr der alten Städte“

  • Oliver:

    Klasse Netzseite. Der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche hat mir damals das Herz aufgehen lassen. Und ebenso ist die beabsichtigte Wiedererrichtung des Berliner Stadtschlosses -wenn auch in abgespeckter Form- ein nicht nur begrüßenswertes, sondern m.E. notwendiges Vorhaben. Bei den gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen ist aber nicht auszuschließen, dass eine ganz bestimmte Gruppe der Bevölkerung letztendlich Nutznießer dieser Bauleistungen sein wird, auch wenn sie es höchstwahrscheinlich nicht wertschätzen werden bzw. können. Deutschland ist im Absterben begriffen, man will es sich nur nicht eingestehen……

  • Anna Luehse:

    Themenverwandt:  Ein Haus aus Schiffscontainern, die morderne Müllentsorgung oder der Stil der neuen Zeit 🙂
    http://alles-schallundrauch.blogspot.com/

  • AvK:

    „Als ewige Anklage sollten die Trümmer liegen bleiben, das forderte damals die politische Presse.“

    Aus einem Artikel auf der oben verlinkten Webseite. Das passt zu den Schmierfinken der BRD-Presse, damals wie heute. Ansonsten möchte auch ich mich einmal nachdrücklich Bedanken für die Fülle an Hinweisen zu lesenswerten Webseiten. Wieder ein Veweis mehr für meine Favoritenliste.

  • karl-friedrich:

    @ Judith

    Etwas OT:

    Also ich hatte heute auch meine erste Bereicherung. LOL

    Bei uns in der Stadt ist heute ein Fest, alle Straßen sind gesperrt usw. d.h. das dort auch keiner Parken darf, also, ich stand vor einem Haus, da kam ein Auto die Einbahnstr. runter gefahren, also in verkehrter Richtung.

    In dem Auto vier besoffene Osteuropäer, mich hatte das mit der Einbahnstr. nicht tangiert, ich habe da noch nicht einmal darauf geachtet, der Beifahrer machte mich schon als Opfer aus, und war wild am schimpfen und gestikulieren im Auto.

    Ich hatte zwar zu dem Auto geschaut, allerdings ohne Gedanken, der besoffene Heini stieg dann aus dem Auto aus, und pöbelte irgendwelchen Firlefanz vor sich her, meist in seiner Heimatsprache, ich konnte das jedenfalls nicht verstehen.

    Dann wurde er wieder freundlich, er würde hier wohnen, und ich sagte das ich hier nicht wohnen würde, dann wieder: was willst Du hä, wegen der Einbahnstr.? Ich, ne was geht mich das an, und habe dann nur erwidert, das sie das Auto hier lieber nicht stehen lassen soll, weil die Stadt heute Fahrzeuge anschleppt, er meinte dann das er genügend Geld hätte, ja, das kann ich mir vorstellen, fragt sich nur woher, gelle.

    Dann fing der wieder mit seinem Kauderwelch an, zwischen durch kam aber auch mal ganz leise „Scheiss Deutsche“, worauf ich ja überhaupt nicht stehe.

    In dieser Zeit hatten dann die beiden anderen Vögel den vierten Mann aus dem Auto gehoben, der richtig platt (besoffen) war, dann hat er noch ein wenig rum gelabbert, er konnte sich aber auch nicht überwinden zu mir zu kommen, allerdings, wäre das auch nicht gut ausgegangen, ich hatte zwar die beiden anderen im Auge, der vierte war schon fertig.

    Jetzt die Poeinte, ich hatte heute ein Thor Steinar T-Shirt an, mit der Aufschrift „Bergführer“ ich denke, das unterbelichtete Subjekt hatte mich als einen Ordner der Stadt ausgemacht, macht ja Sinn, und deshalb hat er mich mit seiner Anwesendheit bereichert. LOL

    Zu Thor Steinar, ich mag die T-Shirts von denen, erstens, sehr hochwertige Qualität und zweitens tolle Sprüche, was nicht bedeutet, das ich mich zur NPD oder anderen braunen Deppen zähle, aber ich liebe es zu provozieren, wie man heute sieht. LaCH

    Aufgepasst, nicht alle die Thor Steinar T-Shirts anziehen sind Nazis 🙂 aber die T-Shirts haben so was marzialisches, ich finde die Geil.

    Was ist die Quinteszens? man muß sich von so einem zugezogenen Pack auch noch blöde anquatschen lassen, noch ein Tip an die kleineren, bloß kein T-Shirt anziehen wo Bergführer drauf steht, man könnte mit einem Ordner der Stadt verwechselt werden.

    Da von mal ganz abgesehen, das die auch noch besoffen gefahren sind, so sieht es in diesem Land aus.

  • […] 06/14/2009: Die Rückkehr der alten Städte […]

  • Sir Toby:

    Also … ich bin da immer etwas skeptisch. Einerseits verstehe ich die Absicht der Leute und zöge meinen Hut (wenn ich einen hätte) vor ihrer engegierten Arbeit, aber andererseits bezweifle ich eben dann doch, dass man durch Wiederherstellung zerbrochener Formen die Inhalte zurückholt, die diese Formen einst schufen. Ich denke, auch hier steht letztlich der große Mangel – um nicht zu sagen ‚Leere‘ – dahinter: Man weiß nicht mehr, wer man ist. Man versucht wohl letztlich das Gefühl eines Getragenseins durch, und einer Geborgenheit in einer tragenden und bergenden Erfahrung zu erlangen, aber dass das durch die Wiedererrichtung von Gebäuden oder auch nur Fassaden so erreichen ist? Irgendwie paßt da doch nichts mehr zusammen; wenn ich mir vorstelle, die Großstädte in der Alt-BRD werden so in ihren Kernen wiederhergestellt – und dann wimmeln da lauter Türken und Libanesen und weiß-ich-was darin herum … – was haben d i e denn damit zu tun – mit den Inhalten, als deren Ausdruck diese Formen in die Welt kamen? Ach so, ja, ganz vergessen …. die haben ja das Land nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut – wie dumm von mir!

  • Tobias:

    Gerade komme ich aus Bochum zurück. Das Ruhrgebiet steht zu Recht nicht für gelungen Städtebau. So weit, so schlecht. Das was Bochum von dem teils zu Unrecht verschrieenen Frankfurt unterscheidet, ist, dass es zu dem lieblosen Wiederaufbau der 50er Jahre bislang keine Korrektiv gegeben hat. Frankfurt ist nämlich beileibe nicht die Wirtschaftswunderarchitektur-Stadt, als das es berüchtigt ist, viel ist längst weder abgreissen worden und durch höherwertige zeitgenössische Architektur ersetzt worden. In Bochum aber, so scheint es, fehlt Geld und Wille, städtebauliche Fehler zu beheben. Und gibt es m.E. eine interessante Paralele zur gescheiterten Zuwanderungspolitik der BRD. Ziel der Machthaber ist nicht, Zustände zu verbessern, sondern einmal aus mangelndem Verantwortungsgefühl und falsch gewichteten Teilinteressen geschaffene Entwicklungen werden lieblos verwaltet. Zu einer ruckhaften Umkehr aber fehlt der Mut. Der Städtebau der Nachkriegszeit – von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen – ist ein Beleg dafür, dass die Regierenden das Volk nicht liebhaben, sondern in seiner Anwesenheit ein notwendiges, irgendwie durch funktionale Infrastruktur zu ordnendes Übel zu sehen scheinen. 
    Sir Toby, selbstverständlich kann man durch Wiederherstellung zerbrochener Formen Inhalte nicht zurückholen. Aber wollen wir das? Ein Gebäude wie z.B. der Frankfurter Römer (in dem jahrhunderte lang deutsche Kaiser gewählt wurden) hat so viele Generationen und Funktionen beherbergt, dass man nicht sagen könnte, was ein originärer Inhalt wäre. Ich für meinen Teil habe die Ansicht, dass der Anblick bzw. die Verwendung von Gebäuden helfen kann, bestimmte kulturelle Muster einzuüben. Deshalb halte ich es für zwingend, bestimmte historische Gebäude wiedererstehen zu lassen um so Linien die von der Vergangenheit in die Gegenwart reichen deutlich zu machen.
    Einen brutalen Bruch zur als belastet angesehen Vergangenheit zu schaffen, war ja teils erklärtes Ziel der Planer des Wiederaufbaus. Dieser Weg, das wissen wir heute, war falsch. Es gilt, ihn da wo es möglich ist, zu korrigieren.

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