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Der dunkle Banken-Herbst

Die gesamte deutsche Bankbranche habe  im Herbst vergangenen Jahres unmittelbar vor dem Kollaps gestanden. Das gehe aus dem Protokoll einer Krisensitzung in Frankfurt hervor, das der SZ vorliegt – es zeige, dass die Situation der Kreditwirtschaft weitaus dramatischer gewesen sei,  als man uns auf die Nase band.

Ziel der Zusammenkunft war es, die Münchener Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) vor der sofortigen Pleite zu bewahren. Von Freitag bis Sonntag stritten die Unterhändler darum, wie Hilfen aussehen könnten und wer sich mit welchen Milliardenbeträgen beteiligt. Vor allem die Chefs von Deutscher Bank und Commerzbank, Josef Ackermann und Martin Blessing, beschrieben die Lage der Branche im Falle einer HRE-Pleite in düstersten Farben.

So sagte Ackermann, eine solche Insolvenz würde den Tod des deutschen Bankensystems bedeuten. Blessing erklärte, wenn sich die Regierung einer Rettungsaktion verweigere, werde am Montag darauf kein deutsches Kreditinstitut mehr stehen. An anderer Stelle hieß es, es drohe ein schlimmeres Szenario als nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers wenige Tage zuvor.

Das Protokoll zeige, dass auch die Vertreter der Aufsichtsbehörden Angst vor chaotischen Zuständen in Deutschland hatten.

Angst vor dem großen Chaos

14 Kommentare zu „Der dunkle Banken-Herbst“

  • Wahnfried:

    Die SZ ist auch in ihrer Onlineausgabe bestenfalls Klopapier. Die Fälle, in denen ich mich über dieses Blättchen aufgeregt habe, sind Legion. Wieso besagte Zeitung jetzt plötzlich einen unideologischen Blick auf die Dinge, egal worum es im Einzelfall jetzt auch gehen mag, werfen sollte, ist mir nicht ersichtlich.

  • Sir Toby:

    Und das Tolle ist – es wird wiederkommen. Das Szenario. Ob wir beim nächstenmal dann auch noch mit einem blauen Auge davon kommen…? Auf alle Fälle paßt der Titel des Artikels schon mal zum Tag: Dunkel … wie im Herbst.

  • ThePassenger:

    Ich fasse das Gelesene mal so zusammen:
    Ackermann und Blessing haben den Teufel an die Wand gemalt und der Regierung Angst gemacht.

    Ergebnis: Die HRE erhielt Milliarden, mittlerweile fast im 3-stelligen Bereich, die Commerzbank bekam auch einen deftigen Zuschuß, dufte mit dem Geld die Dresdner übernehmen, die sonst als Übernahmekanidat in den Abgrund gerissen worden wäre und die Deutsche Bank spielte ein ähnliches Spiel und bekam Postbank Aktien (Staatsunternehmen) zum Vorzugspreis (ebenfalls Übernahmekanidat).

    Während die Commerzbanker wenigstens so anständig waren die Klappe zu halten und Bescheidenheit zu heucheln stellte sich Hr. Ackermann anschliessend hin, fabulierte wie erfolgreich sein Unternehmen doch sei, dass er keine Staatshilfen bräuchte und 25% Rendite weiterhin keine Illusion wären.

    Wäre die Politik damals nicht auf diese Nötigung eingegangen, es hätte sicherlich heftig gekracht, doch mittlerweile wären wir wohl aus dem Gröbsten raus, die Scherben wären zusammengekehrt und wir auf dem Weg der Besserung.

    Anstatt dessen wird das Spiel weiter gespielt, der Staat wird weiterhin Milliarden, die er nicht hat, in diesen Sektor pumpen.

    So manchmal, nicht wirklich oft, muss ich den Linken leider zustimmen. Was da gelaufen ist, und wir sehen nur die Spitze des Eisbergs, ist eine Sauerei sondergleichen die in der Tat den Glauben in die Grundfesten des kapitalistischen Systems erschüttern kann.

    Warten wir mal ab wie die Lage nach dem September 2009 ist, wenn die echte Rechnung langsam präsentiert werden muss.

  • ThePassenger:

    Noch eine kleine „Illustration“ bzgl. der Commerzbank:

    http://pickhost.eu/images/0001/8139/mainh01_600.jpg

    Das Bild ist kein Fake! Ist die Zentrale in Frankfurt, diese Lokalität wird Großkunden beim Bauchpinsel-Rundgang gerne vorgeführt.

  • karl-friedrich:

    Das ist ja auch kein Wunder, den die HRE ist ja die Bad Bank der DB.

    @ ThePassenger

    Danke für deine Zusammenfassung, sie trifft den Nagel auf den Kopf.

    Diese Jahr werden wir ein sehr spannenden Herbst haben, das ist sicher.

  • virOblationis:

    Allein von der Dramatik der Ankündigungen her, kann man wohl nicht erschließen, wie ernst die Lage war. Denn was für das Klima gilt (http://www.deutschland-kontrovers.net/?p=12070#comments), wird auch für die Bereitstellung von Beihilfen aus Steuermitteln gelten: „Solange wir keine Katastrophe ankündigen, wird uns keiner zuhören.“

  • Anna Luehse:

    Natürlich ist die Nachricht jetzt bewußt lanciert. Ich habe überlegt, welche Wirkung die Meldung auf die nicht so informierte Mehrheit der Leser ( oder Zuschauer der ARD) wohl hat bez. haben soll.
    Ah, wie gut unsere Regierung die Sache im Griff hat? Oder gott sei dank, alles ist noch einmal gut gegangen?
     

  • karl-friedrich:

    Interessanter Leserkommentar auf Hartgeld:

    Bankenpleite Deutschland“ W A R N U N G ! Der Leser liegt mit seiner Annahme vermutlich richtig.
     
    In den Monaten April bis Juni war hier bei Hartgeld und anderen Medien immer wieder von „Warnungen“ der BaFin die Rede, die vor noch kommende Kreditausfällen deutscher Banken warnte.
     
    Die Medien zitierten ein angebliches „Geheimpapier“.
    Stern 19.05.2009 – „BaFin warnt: Viele Kreditausfälle kommen noch“
    Welt Online 19.06.2009 – „Banken drohen immense Kreditausfälle“
    Spiegel Online 24.04.2009 – „BaFin beziffert Kreditrisiken auf 816 Milliarden“

    Handelsblatt 19.06.2009 – „Abschreibungen – Banken vor schweren Zeiten“

    Eine Krise mit Ansage, für die die sich Informieren!

    Man könnte annehmen, dass die Öffentlichkeit vorbereitet wird für den Fall, dass es wieder losgeht: das Letzte Mal hat es so gut funktioniert, wir haben euch gerettet.
     
    Vertraut uns wieder. Soetwas dürfte hinter dieser Veröffentlichung stecken.

  • Sir Toby:

    # The Passenger

    „Wäre die Politik damals nicht auf diese Nötigung eingegangen, es hätte sicherlich heftig gekracht, doch mittlerweile wären wir wohl aus dem Gröbsten raus, die Scherben wären zusammengekehrt und wir auf dem Weg der Besserung.“

    Also ich bin ja kein Fachmann in der Bewertung der tatsächlichen oder nur vermeintlichen Risiken, die damals bestanden haben mögen … aber ich bin ehrlich gesagt verdammt froh, dass die Regierung damals eingesprungen ist. Hatten wir es nicht gerade erst auf diesem Blog, oder war es auf FF oder woanders? – jedenfalls habe ich doch gerade erst gelesen, dass damals die 500-Euro-Scheine praktisch aus waren, weil die Leute schon so in Panik waren, dass sie soviel in diesen Scheinen abgehoben hatten, dass nichts mehr da war. Und ich glaube einfach nicht – ist nur meine Meinung, basierend hauptsächlich auf meinem damaligen Bauchgefühl und dem was ich auf KOPP von Ellen Brown und William Engdahl zu den Hintergründen der Krise in den USA lesen konnte – dass es nur mal ‚kurz & heftig gekracht hätte‘, und dann wären wir über den Berg gewesen.

    Im normalen Wirtschaftsleben heißt es schon, dass 50% der Wirtschaft Psychologie sind – und in einer solchen Lage wie damals sind es vermutlich nicht 50%, sondern eher 90%! Ich denke, wenn damals was schiefgegangen wäre, dann hätten wir jetzt im günstigsten Fall den Ausnahmezustand und würden über Notstandsgesetze regiert, um überhaupt noch irgendeine Ordnung aufrecht zu erhalten. Von uns hat wohl noch keiner eine Massenpanik mit einem echten Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung erlebt …. und das quasi ‚über Nacht‘. Aber ich stelle mir das nicht lustig vor! Und Ackermanns Sprüche, wie gut die DB da steht … und 25% Rendite sind vielleicht eigentlich erst der Anfang … – das hat in der Situation sicher auch eine stabilisierende Wirkung gehabt nach dem Motto: Wenigstens die Deutsche Bank steht … wie ein Fels in der Brandung! Wie oben schon gesagt: Psychologie war und ist in so einer Situation (fast) alles!! Wir haben doch keine Ahnung, was alles möglich geworden wäre, wenn es wirklich gekracht hätte; und ob karl-friedrich dann noch nach Südamerika gekommen wäre – da nimmt man heute wohl in der Regel das Flugzeug, aber was, wenn der Flugverkehr aufgrund einer Panik-Kettenreaktion zusammenbricht? – oder ob Judith noch nach Kroatien gekommen wäre, wo sie sich nach ihrer Aussage ‚ganz gut auskennt‘? Vielleicht hätte sie aber die Leute nicht mehr wiedererkannt, die plötzlich allesamt zu Wölfen geworden wären (homo homini lupus!)?? Ich bin zwar sicher, dass wir dieses Scenario – in leicht veränderter Aufstellung zwar, aber immerhin – wieder bekommen werden (nicht diesen Herbst!), aber ich für meinen Teil bin verdammt froh, dass wir letzten Herbst noch so ‚glimpflich‘ am Abgrund vorbeigeschrammt sind.

  • ThePassenger:

    @Sir Toby

    Es geht nicht prinär darum was in den USA vor sich geht, daran können wir ohnehin nichts ändern. Es geht rein um den deutschen Bankensektor, nur auf diesen kann die Politik Einfluß nehmen. Und da hat sie sich, schlicht und einfach, in Panik versetzten und über den Tisch ziehen lassen.

    Sie hat aktiv daran mitgewirkt dass das marktwirtschaftliche Prinzip mit Steuergeldern ausser Kraft gesetzt wurde. Die Commerzbank erhielt die Unterstützung nicht weil sie akut von der Pleite bedroht war, sondern um das Dauersorgenkind seit mittlerweile 10 Jahren, die Dresdner Bank, zu stemmen. Die Deutsche Bank bekam die Aktien von der Postbank deshalb zugeschachert weil man fürchtete bei sinkenden Aktienkursen könnte sie sich jemand anders einverleiben. Wenn denn Hr. Ackermann die Postbank für eine gute Investition hält, dann soll er doch bitte den vollen marktüblichen Preis bezahlen, warum braucht er dazu indirket mein Geld?

    Es geht nicht darum dass ich behaupte hätten wir hätten die Globale Krise schon hinter uns wenn die Politik seinerzeit anders entschieden hätte, aber wir hätten die Krise unseres eigenen Bankensystem schon im wesentlichen hinter uns anstatt weiter Geld in Institute zu pumpen, die unverantwortlich gehandelt haben und alle Alarmglocken ignoriert haben.

    Die Folgen dieses staatl. Netzes für gierige Manager waren Opel, Schaeffler, Arcandor und wie sie noch alle heissen die Jahrelang die Kohle gescheffelt haben und sich nun retten lassen wollen. Weitere Folge ist das es keinen funktionierenden Markt mehr für Kredite gibt und die Banken das Geld nicht mehr rausrücken, was auf die Wirtschat zurückschlägt. Aber warum sollten sie es auch rausrücken, sie haben ja überhaupt keinen Zwang mehr das Geld zu investieren (der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen), der Staat gibt es ihnen doch auch so!

    Und jetzt rennt die Politik den Banken hinterher und schimpft warum der niedrige Leitzins nicht an die Kunden weitergeben wird… ja geht’s noch?

    Geht eine AG Pleite, und die meisten Banken sind AGs, dann haben nur diejenigen den Verlust zu tragen, die bisher auch den Gewinn in Form von Dividenden und Kursgewinnen eingesteckt haben: Die Aktionäre.

    Ich sehen nicht ein mit meinen Steuern diese zu schützen, wer Aktien kauft weiss spätestens seit dem Zusammenbruch der New-Economy welches Risiko er eingeht.

    Der Staat predigt Marktwirtschaft, Flexibilität und Leistungsbereitschaft und nimmt dann das Geld derer die diese Eigenschaften erfüllen und gibt es denen, die sich verzockt haben, aber gleichzeitig in den guten Zeiten die Hand aufgehalten haben.

    Kein Rettungsschirm für niemanden. Wenn der Staat Liquidität in den Markt pumpen will kann er dies über die Bundesbank bzw. die EZB machen – dort können sich Banken nämlich, ganz offiziell und ohne Politik, Geld leihen. Allerdings verlangt Vater Staat dafür Zinsen, die für die Gelder des Rettungsschirms wohl kaum anfallen dürften (zumindest nicht für Empfänger des Geldes – für den Steuerzahler schon).

    Von den Landesbanken (Staatsbanken) habe ich da noch überhaupt nicht angefangen, die wären nochmal einen Artikel wert.

    Ich würde mir an deiner Stelle nicht immer über alles Sorgen machen. Man sollte sich nicht von Bürgerkriegs- und Endzeit Apologeten Angst machen lassen.

    Vor eingen Tagen las ich den Blog von einem gewissen Herrn Winkler ( http://www.michaelwinkler.de ), ein Mann der genau das tut und beim durchlesen seiner Panikmache geht mir das Messer in der Tasche auf.

    Wenn man das Wort Volks-ver-hetzung mal objektiv interpretiert ist es genau das was dieser Hr. Winkler und andere betreiben – sie bereichen sich an der Angst der Leute, halten bezahlte Vorträge, schreiben Bücher, mancher verkauft Goldmünzen (zum überteuerten Preis), andere verkaufen Überlebenskits mit Campingkocher & Öllampe und verdienen ein Schweinegeld damit. Der werte Herr Ulfkotte zählt mittlerweile mit seinem Bügerkriegsbuch auch dazu.

    Wenn Du Vorsorge betreiben willst, kauf die zwei Palletten Ravioli, drei Kästen Wasser, tausche 1.000-EUR in Schweizer Franken, sieh zu dass dein Auto immer vollgetankt ist und gut ist. Wenn das gloable Wirtschaftssystem nämlich zusammenbricht bringt dir dein Goldbarren nämlich auch nichts mehr.

  • Lt. FTD ist es kein Zufall, dass das Protokoll gerade jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist: Derzeit streiten Regierung und Opposition im HRE-Untersuchungsausschuss über die Umstände der Rettungsaktion. Letzte Woche wurde bereits der Rücktritt von Jörg Asmussen [SPD und Finanzstaatssekretär] mit dem Vorwurf gefordert, er habe zu spät und zu schlecht vorbereitet agiert.

    Hier ist das Protokoll der Finanzaufsicht BaFin im Original

  • Sir Toby:

    # The Passenger

    Theoretisch hast Du sicher recht – was die Deals zwischen Commerzbank + Dresdner, sowie DB und PB angeht. Das Problem für mich ist nur … es ‚fühlt‘ sich so ganz anders an, wenn man mitten drin ist. Ich hatte damals einen Renovierungskredit beantragt über 70.000 Euro, weil an Immobilien unbedingt was gemacht werden mußte, was ich anders zu dem Zeitpunkt nicht finanzieren konnte … und … na ja, wie schon gesagt: Es ‚fühlt‘ sich halt alles so viel schlechter an, wenn man ‚am Ende der Pipeline‘ sitzt und zwar das Grollen dessen hört, was auf einen zurauscht – aber leider überhaupt nicht weiß, was da kommt … nur, dass man von der unkomfortablen Position, in der man sich befindet, dummerweise nicht weg kann.

    „Ich würde mir an deiner Stelle nicht immer über alles Sorgen machen. Man sollte sich nicht von Bürgerkriegs- und Endzeit Apologeten Angst machen lassen.“

    Ich bin bedauerlicherweise ein konstitutionell eher zur Furcht neigender Mensch – und da gilt wie oben: Wenn man nicht selber an eine entsprechende Persönlichkeitsstruktur gebunden ist, sondern die Welt aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur eher hoffnungsvoll betrachtet, dann fällt die Empfehlung ‚Macht Dir keine Sorgen‘ relativ leicht. Sie ist für den, der nun mal ist, wie er eben ist (in diesem Leben) nur leider kaum zu befolgen, da es nicht in seiner Macht steht sich zu einem anderen zu machen, als er nun mal ist.

    Was die Bürgerkriegs- und Endzeitpropheten betrifft, so sehe ich Ulfkotte etwa in der Position dessen, was im Tierreich der Position des (relativ) wehrlosen Einzeltieres entspricht (also kein Schutz durch eine Herdenorganisation), dessen hauptsächlicher Schutz in relativ besseren Wahrnehmungsmöglichkeiten liegt – d.h. der ‚Revierwarner‘ nimmt die Gefahr früher als alle anderen Tiere wahr, kann darauf aber nur reagieren, indem er möglichst laut in die Umwelt trompetet, was er mitbekommen hat. Und natürlich ist die Gefahr vor der er warnt, nicht für alle Tiere gleich gefährlich; ein Löwe etwa wird in den meisten Situationen eher weniger gefährdet sein als ein Beutetier, das zudem vielleicht noch zu alt oder zu jung ist, um wirkungsvoll reagieren zu können. Zu seinem neuen Buch kann ich nichts sagen, da ich es nicht habe – da müßten Sie also schon konkreter werden bezüglich dessen, was Sie ihm vorwerfen. Zu Winkler kann ich auch nur sagen, dass ich nur zwei oder dreimal kurz auf seiner Seite war – einmal, weil er sich über die BRD-Finanzagentur geäußert hatte.

    Es mag sein, dass Ihnen meine Befürchtungen übertrieben vorkommen, aber ich entsinne mich noch gut der Situation vor einem halben Jahr; da las ich bei Herrn Kewil vom Blog Fakten-Fiktionen, der sonst, was etwa Finanzielles angeht, nie Sorgen zu haben scheint, da er immer alles im Griff hat, von …. Angst, die er habe! Und auf seinem Blog tummeln sich ja auch etliche, die ihren Lebensunterhalt nicht unbedingt mit dem Durchwühlen von Mülltonnen und dem Sammeln von Pfandflaschen bestreiten (müssen) – und deren Kommentaren konnte ich in dieser Zeit ein ähnliches Gefühl entnehmen. Von daher denke ich eigentlich nicht, dass ich etwa zu schwarz sehen würde.

    Eigentlich denke ich ganz im Gegenteil: Je klarer und weiter man sieht – umso mehr muß man sich fürchten. Denn wie sieht denn unsere Situation aus? Zumindest schon mal: Einzigartig. Einzigartig, weil wir hier das Zusammentreffen von Faktoren haben, die es in dieser Art und Konstellation noch nicht gegeben hat, und gleichzeitig das Rettende – das ja angeblich dort ebenfalls wächst, wo Gefahr ist – so quälend langsam nur zu wachsen scheint … mir jedenfalls. Was sind das für Faktoren? Nun, als einzigartig sehe ich schon mal, dass die gesamte etablierte politische Klasse – wenigstens für den Bereich West-Europa – offensichtlich die tradierten Völker, als deren Repräsenanten sie sich gleichzeitig ausgibt, ‚überwinden‘ und damit gleichsam abschaffen will, wobei sie tatkräftig von der vierten Gewalt – den klassischen Medien also – unterstützt wird. Wir haben also eine Situation, in der sowohl die ‚rechtsetzende Gewalt‘ (= Politik), wie auch mehr oder weniger große Teile der ‚rechtsprechenden Gewalt‘ (= Justiz) und der ‚weltinterpretierenden Gewalt‘ (= Medien) objektiv gegen ihren Auftraggeber (= Volk) arbeiten und handeln. Verschärfend kommt hinzu, dass der Auftraggeber – das Volk also – zum einen weitgehend entpolitisiert bzw. politisch desinteressiert ist, zum anderen bis ins Mark davon überzeugt scheint, eine Alternative zu wählen sei entweder nicht notwendig oder, da dann ja ‚rechts‘, absolut unmöglich, weil ‚rechts‘ ja gleichbedeutend ist mit Krieg und Auschwitz.

    Wie sehr die Wahrnehmung der Bevölkerung der Wirklichkeit hinterherhinkt zeigt eine Umfrage, die ich heute morgen beim Brötchenholen las; danach tendiert die Bevölkerung zur Zeit zu einer stabilen schwarz-gelben Mehrheit. Das kann doch nur bedeuten, die Leute sehen eine CDU-FDP-Koalition tatsächlich als Alternative! Was ich jetzt auch nicht mehr weiter kommentieren möchte!! Eine weitere kurze Meldung – ebenfalls beim Brötchenholen gesehen (FAZ) – besagt, dass die Staatsverschuldung, die 2008 noch bei, ich glaube, 65% des Bruttoinlandsproduktes lag, bis 2013 auf 82% steigen soll; die Größe der Meldung verhielt sich dabei umgekehrt proportional zu ihrer Bedeutung. Und ähnlich ist es mit der Wahrnehmung der Wirklichkeit durch die Bevölkerung – zumindest mein Eindruck. Und als Krönung des Ganzen haben wir offensichtlich ein Wirtschaftssystem, das so, wie es jetzt strukturiert ist, ebenso offensichtlich immer neue Blasen produzieren muß, die dann natürlich immer wieder platzen (müssen). Dabei kommt wiederum verschärfend hinzu, dass jedesmal nach dem Platzen der jeweiligen Blase aus politischen Gründen (Angst vor der Rache des Wählers = Machtverlust) neue Kompensationen der eigentlich notwendigen Korrektur, die die geplatzte Blase mit ihren Folgen ja darstellt, aufgebaut werden, was logischerweise dazu führt, dass die nächste platzende Blase noch größer wird …. was wiederum eine noch größere Kompensation nach sich zieht, beim Versuch die korrigierenden Folgen er geplatzten Blase abzuwehren – bis die Kompensationsmöglichkeiten irgendwann erschöpft sein werden. Aber die zwischenzeitlich aufgebaute Blase wird dann natürlich trotzdem platzen – und das in eine Situation mit der bekannten Demographie und über 4 Millionen Muslimen im Land, von denen nur eine Minderheit von eigener Arbeit lebt.

    Und wenn wir all diese einzelnen Faktoren als Wellen betrachten, die sich ‚in der Zeit‘ ausbreiten, dann führt das zum Bild einer Monsterwelle, die dann irgendwann entsteht und dann natürlich, wenn sie akut wird, entsprechende Schäden anrichtet. Gut, schon klar … ’sub speciae aeternitatis‘ relativiert sich alles. Dumm ists halt, wenn man davon ausgehen muß noch in seiner Lebenszeit, und das in einem ausgesprochen ungünstigen Lebensalter (wo die Kräfte schon rapide schwinden) wird erleben müssen. Daher vielleicht meine eher pessimistische Einschätzung.

  • Blond:

    ZITAT von ThePassenger vom 8. Juli 2009 um 22:59
    Es geht rein um den deutschen Bankensektor, nur auf diesen kann die Politik Einfluß nehmen.
    HaHaHa – kein schlechter Witz (umgekehrt wird eher ein Schuh d´raus)

  • ThePassenger:

    @Blond

    Ich weiss was Du meinst, aber lies vielleicht dazu das von Judith weiter oben verlinkte Dokument „Protokoll der Finanzaufsicht BaFin im Original“.

    Sicherlich haben sich die Politiker zumindest nötigen lassen, dennoch hatten sie das Heft in der Hand. Sie hatten letzendlich die Entscheidungsgewalt. Man kanne es an den im Amt befindlichen Personen festmachen, sicherlich, aber nicht am Amt selber. Es ist nicht das System das versagt hat, sondern die Personen die dieses Ämter bekleiden.

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