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Forschungsgruppen und Politologen über Nichtwähler

[1] „Niedrige Wahlbeteiligung drückt deshalb weniger Enttäuschung als Zufriedenheit mit den politischen Verhältnissen aus. Tatsächlich gibt es kein gutes theoretisches Argument, die optimale Wahlbeteiligung bei 60, 70, 80 Prozent oder darüber zu verorten.“ [Study of Electoral Systems, ein Projekt vergleichender Wahlforschung in mehr als 40 Ländern]

[2] „Für die niedrige Wahlbeteiligung ist weniger Verdruss oder Europaskepsis verantwortlich, sondern vielmehr Desinteresse und die als gering wahrgenommene Bedeutung der europäischen Parlamentsebene.“ [Forschungsgruppe Wahlen, Wahlanalyse Europa]

[3] Nur in besonders schlechten Zeiten gehen alle zur Urne, lautet ein anderer beruhigender Befund. Eine geringe Wahlbeteiligung sei typisch für stabile Demokratien, in denen es den Menschen im Prinzip gut gehe. Das sei nicht nur in Deutschland so. In viele anderen Ländern, darunter den Vereinigten Staaten, sei die Beteiligung noch geringer“. [ Miersch in WeltOnline: Nichtwähler sind ein Nichtthema]

[4] „Die homogene Partei der Nichtwähler gibt es nicht: Für die Entscheidung gegen die Teilnahme an Wahlen haben Bürger mannigfaltige Gründe“. [Artikel in der Badischen Zeitung vom 28.06.2006]

[5] „Bei der Wahlbeteiligung gibt es keine Grenze nach unten. Man kann nicht einfach sagen: Wenn nur 36 Prozent zur Wahl gehen, ist der Politiker mit den meisten Stimmen nicht mehr legitimiert. Im Idealfall bräuchte man eine Beteiligung von mindestens 50 Prozent. Wenn der Wähler aber nun mal einfach nicht wählen will, dann muss man das akzeptieren. Ein Politiker mit einer Wahlbeteiligung von 70 Prozent ist genauso legitimiert wie einer, der eine Wahl mit nur 30 Prozent Beteiligung gewonnen hat. Das ist vielleicht unbefriedigend, aber so ist es nun mal.“ [Ulrich von Alemann, Politologe an der Heinrich-Heine-Universität im Stern zum Thema Nichwähler]

Fazit: Wer glaubt, mit Nichtwählen könnte er etwas erreichen, oder die Parteien abstrafen, der irrt in gleich zweifacher Hinsicht. Rein rechnerisch zählt er nicht – ändert ergo nichts an der Stimmverteilung. Eine niedrige Wahlbeteiligung wird nicht als Ausweis von Frustration, sondern als Ausweis von Zufriedenheit gewertet – die Parteien können ergo mit einer geringen Wahlbeteiligung sehr gut leben.

4 Kommentare zu „Forschungsgruppen und Politologen über Nichtwähler“

  • Klaus-Dieter:

    „Eine niedrige Wahlbeteiligung wird nicht als Ausweis von Frustration, sondern als Ausweis von Zufriedenheit gewertet.“
    Ich sehe das genauso, weil ich es auch so handhabe. Früher habe ich rechte Parteien gewählt, weil ich für die Einigung von DDR und BRD war. Diese Parteien waren zwar daran nicht beteiligt, aber nach der Vereinigung war Politik für mich erst mal gegessen, weil es mir gut geht.
    Jetzt ist Deutschland und das Deutsche Volk in Gefahr; also muss ich wieder wählen gehen. Wäre das nicht in Gefahr, dann wäre mir die Politik weiterhin ziemlich egal.

  • blacksun87:

    Selbst wenn
    sich die Etablierte selbst wählen
    würden, würden sie weiteregieren
    !

  • CD:

    Rein rechnerisch zählt er nicht – ändert ergo nichts an der Stimmverteilung.

    Das ist ein großer Irrtum. Wenn der Grund fürs Nichtwählen Unzufriedenheit mit den Systemparteien ist, dann geht seine Stimme den Nicht-Systemparteien verloren, ergo ein Verlust für Contra und ein Gewinn fürs System. Dasselbe ist’s mit Ungültigwählen. Allerdings traue ich den Wahlen nicht mehr, gerade weil sich die Meldungen um Wahlmanipulationen in letzter Zeit zu häufen scheinen. Ich könnte mir vorstellen, daß nicht wenige Gutmenschen im hysterischen Kampf gegen Rechts es als durchaus legitim ansehen, Stimmen auf der ‚falschen‘ Seite des Politikspektrums schlicht und einfach heimlich zu vernichten.

  • Blond:

    Die Wahl ham wa noch :
    Die Farbe des Strickes, mit dem wir zur Schlachtbank gefuehrt werden .

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