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Ist die Globalisierung unumkehrbar?

Der französische Philosoph Alain de Benoist fasst mit einem Satz zusammen, was jeder von uns sieht und spürt. Es hat keinen Sinn, die Globalisierung durch einen Frontalangriff anzugehen;denn sie ist Teil unseres Geschehens.

Alain de Benoist versucht eine zeitliche Festlegung des Beginns der Globalisierung heutiger Prägung, ihre Ursachen und Inhalte – und datiert den Beginn auf den Fall der Mauer und den Untergang der Sowjetunion.  Die Grenzen von drinnen und draußen seien damit aufgehoben worden, der Weg für das westliche System frei. Damit einher sei die Elektronisierung unseres Lebens gegangen. Diese habe die Abschaffung von Zeit und Raum bewirkt – was immer auch geschehe, sei nicht mehr an Orte oder zeitliche Verzögerungen gebunden.

 Ohnmacht und Bedeutungslosigkeit des Nationalstaats

Mit dieser Aufhebung von Raum und Zeit verlieren auch die Nationalstaaten in der Globalisierung an Bedeutung. Sie hätten ihre Zentralität und Legitimation eingebüßt und damit immer mehr Handlungsspielraum verloren: Zu klein, um den globalen Problemen zu trotzen, zu groß, um noch die Alltagsprobleme des einfachen Bürgers zu bewältigen.

Einfachstes Beispiel sei die Standortproblematik. Wird ein Staat als Wirtschaftsstandort zu teuer, wandert das globalisierte Kapital einfach ab. Was solle der Staat dagegen schon machen?Der Verlust der Legitimation zeige sich dadurch, dass nichts mehr eine Bindung zwischen Staat und Bürger erzeuge. Parteien, Polizei, einfach nichts mehr, was mit hoheitlicher Gewalt zu tun habe, auf Akzeptanz oder Respekt stoße. Dies sei eine Legitimationskrise der Nationalstaaten.

Geistiges Wesen der Globalisierung

Was ist der Geist der Globalisierung? Dies sei laut Benoist der Vorrang des Kommerzes vor allen geistigen Werten. Der Mensch definiere sich selbst nur noch als Wirtschaftsobjekt, das produziert und konsumiert. Es zähle nur noch Kreditwürdigkeit, Zahlungsfähigkeit und Nachfrage – die Globalisierung erstrebe die gewaltsame Vernichtung der Identitäten der Völker im Namen einer Ideologie der Gleichheit. Die sichtbaren Auswirkungen seien die weltweite Verfügbarkeit gleicher Produkte, die Errichtung gleicher Geschäfte und sogar die Homogenität des weltweiten Städtebaus.

Dynamik und Mächte der Globalisierung

Die Globalisierungsideologie der Gleichheit sei weltweit in den Köpfen der Menschen verankert. Die Möglichkeit eines Ausbruchs aus diesem Denkschema werde weitestgehend unterdrückt. „Die Technologie und das Wirtschaftsmodell des Westens werden uns als unausweichliches Schicksal präsentiert“, meint Alain de Benoist. Unterstützt werde dies durch die Propaganda der Massenmedien, und auch die Politik rede uns die Richtigkeit dieser Lebensweise fortwährend ein.

Gesichert werde der Bestand der Globalisierung durch den allen Ortens sichtbaren Ausbau des Überwachungsstaates. Bedenklich sei in diesem Zusammenhang auch die Verwischung der Grenzen zwischen Polizei und Armee: Die Polizei werde militarisiert, während die Armee zunehmend »internationale Polizeieinsätze« durchführe. Triebkraft dieser Entwicklung seien die USA. Alain de Benoist betont jedoch, dass die USA nicht die Ursache, sondern eben nur Triebkraft der Globalisierung seien [„Die USA sind selbst nur ein untergeordneter Faktor der Globalisierung“]. Die Globalisierung sei, so formuliert Benoist ganz  Philosoph, „das Problem in sich selbst.“

Die Globalisierung sei ein Problem von Netzwerken.  Wie bereits erläutert, spiele die geographische Verortung keine Rolle mehr – in  der Globalisierung gäbe es somit auch kein Zentrum mehr. Krisen und Terrorismus, Kartelle und Verbrechen – sie seien überall zugleich.

Ist die Globalisierung umkehrbar?

Die Geschichte sei ein offener Prozess. Ob die Globalisierung überhaupt umkehrbar sei, könne niemand sagen. Tatsache sei laut Benoist jedoch: „Die Globalisierung wird noch auf Jahrzehnte unser Leben bestimmen.“

Benoist lässt uns mit seiner Analyse dennoch nicht in Hilflosigkeit und Verzweiflung zurück. Im Gegenteil: Er fordert ein Ende des Gejammers, das sich auf ein Gefecht konzentriere, das wir nicht gewinnen können. Es sei jetzt ein Bewusstsein nötig, welches das heute und morgen Machbare in’s Auge fasse, damit man die Schlachten der Zukunft siegreich gegen die Globalisierung führen könne. Einen Denkfehler sieht Benoist in der Rückkehr zu Abschottung und Bunkermentalität.

Mit Identität gegen die Globalisierung

Der identitätszerstörenden Globalisierung stellt Benoist daher die Behauptung der eigenen Identität entgegen, die Frage der eigenen Identität dürfe aber kein „Slogan“  sein. Was es heißt, Deutscher oder Franzose zu sein, müsse vielmehr auf Grundlage unserer Quellen definiert werden. Die Identität ziehe ihren Charakter z.B. aus Traditionen, die heute aber immer weniger gelebt würden. Unter anderem aus diesen Quellen müsse der europäische Mensch wieder schöpfen. Er dürfe dabei aber nicht nur in die Vergangenheit schauen; denn: „Die geschichtliche Erzählung über das eigene Selbst schreibt sich in jedem Augenblick fort.“

Diesen Anspruch auf die eigene Identität müssen wir laut Benoist der Globalisierung entgegensetzen. Es sei der Kampf für die Vielfalt der Völker als Reichtum der Menschheit, welcher den Gegenpol zur Gleichmacherei der Globalisierung darstelle.

Hierzu müßten sich autonome Gruppen auf lokaler Ebene bilden, die auf der Grundlage gleicher Wertvorstellungen eine Zugehörigkeit bilden und sich mit anderen gleichgesinnten Gruppen weltweit vernetzen. »Dem ganz Großen muß das ganz Kleine entgegengesetzt werden«, so Benoist. Durch die Bildung von Netzwerken würde man die Globalisierung mit den Mitteln bekämpfen, die sie selber nutze. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse unser ganzes Bewusstsein sich aber darauf einstellen und unsere ganze Lebensweise sich ändern. Hier müsse die Neuausrichtung unseres Denkens beginnen. Hier würden die Grundlagen geschaffen für identitätsbewußte Kräfte, die der Globalisierung trotzen.

Am Ende stehe Vielfalt statt Gleichheit, die Niederlage des Kapitals und damit das Ende der Ausbeutung der Erde und ihrer Völker.

Alain de Benoist: Vielfalt ist Reichtung und Netzwerke funktionieren wie Viren [pdf-dateien, via UN]

4 Kommentare zu „Ist die Globalisierung unumkehrbar?“

  • El Paradiso:

    Die Globalisierung ist doch ein freiwilliger Prozess, man kann sich dem verschließen, müsste dann aber auch konsequenterweise auf die Vorteile verzichten, die die weltweite Integration in wirtschaftlicher Hinsicht mit sich bringt. Was die Politik anbelangt, so kann man dafür nicht die Menschen oder die Freiheit des Warenverkehrs dafür angreifen, sondern alleine die Menschen, die ihr Volk dann aller Länder Völker zum Fraß vorwerfen, und das ist, genau so wie es erzwungen wurde, umkehrbar, und wie die Politik es anstellt gleichermaßen mit Gewalt und List.

  • virOblationis:

    Benoist schreibt: „Ein weiterer wichtiger Punkt ist, daß sogar die tradierten Identitäten im Westen im wesentlichen nur noch gewählte Identitäten sind. … Man mag sich durchaus noch seiner Wurzeln bewußt sein, aber diese sind nur noch insoweit bestimmend, als man selbst von ihnen bestimmt werden möchte.“

    Das halte ich für unzutreffend. Natürlich erodieren traditionelle Prägungen. Doch dies geschieht m.E. mehr an der Oberfläche. In der Tiefe prägt uns unsere kulturelle Herkunft sehr nachhaltig, auch wenn wir uns nur tw. darüber bewußt sind. Wir werden dessen in den zunehmend häufigeren Begenungen mit Fremden aber gewahr.

    Benoist schreibt: „Vor allem ist die globalisierte Welt eine Welt der Vernetzungen. Netzwerke gruppieren Individuen nach ihren Eigenschaften, ihren Ansichten oder ihren Interessen, ohne Rücksicht auf ihre mehr oder weniger große geographische Nähe.“
    M.a.W. diese Netzwerke ignorieren die durch die jeweilige Herkunft gegebene Identität. Sie leben in der Illusion von „One World“.

    Warum die Netze Viren gleichen sollen, bleibt mir unklar. – Jedenfalls scheint es mir wenig verheißungsvoll, die Arbeitsweise von globalisierenden Netzwerken zu übernehmen. Wie sollte ihnen dadurch etwas entgegengesetzt werden, wenn man ebenso wie sie die Identität von Menschen ignoriert?

    Benoist schreibt: „Völker und Nationen müssen sich künftig auf der Ebene der Kontinente und großen Zivilisationszusammenhänge organisieren. Nur so können sie hoffen, die Kontrolle zurückzugewinnen, die die Einzelstaaten offensichtlich verloren haben. … Eine konsequente Anwendung des Subsidiaritätsprinzips auf allen Ebenen wäre eine der effektivsten Maßnahmen gegen die akuten Übel der Globalisierung. Das würde heißen, nur noch solche Probleme nach oben weiterzuleiten, für deren Lösung auf unteren Ebenen keine konkreten Kompetenzen vorhanden sind.“
    Eine solche Zusammenarbeit von Völkern in Großräumen wäre auch eine Perspektive für Europa und eine Alternative zur EU.
     

  • Seit wann haben gehirngewaschene Menschen einen freien Willen? Die Globalisierung ist kein freiwilliger Prozeß, sondern ein gewollter und durch Massenmanipulation durchgesetzter. Gegen den Willen der meisten Menschen. Es ist der Wille derjenigen wenigen Menschen, die davon profitieren.

    Aber die meisten Menschen profitieren davon nicht, oder zumindest nicht wesentlich. Sicherheit und Wohlstand sind Dinge, die auch eine regional und ethnisch organisierte Menschheit bieten kann.

    Wirkliche Vorteile bietet die Globalisierung nur sehr wenigen Menschen und das sind diejenigen die diesen Prozeß planen und vorantreiben. Alle anderen werden nicht gefragt sondern werden gezwungen mitzuspielen.

    Es gibt nur sehr wenige Probleme, die nicht sinnvoll auf nationalstaatlicher Ebene zu lösen sind und eine Art Weltregierung oder Weltrat verlangen:

    Umwelt- und Ressourcenschutz
    Verhinderung eines Overkill durch blödsinnige Kriegsführung
    Schutz vor Wahnsinnigen die auf dem Gebiet ABC-Waffen oder genetischer Manipulation durchdrehen und Erde u. Menschheit bedrohen
    Schutz vor möglichen außerirdischen Angriffen

    Dafür wäre so was wie ein Völkerbündnis durchaus sinnvoll. Aber das kann man machen ohne daß man alle Identitäten einschmilzt und annuliert, und die Welt in ein globales Slum verwandelt, wie das jetzt gerade passiert.

  • moin moin. Dieser Tage prangte mir in der Schweiz ein großes Plakat entgegen: Freipaß für alle? NEIN. – Wie man sieht, gibt es dort Menschen, die sich gegen Überfremdung durch Globalisierung wehren. Im FS wurde mal die Frage gestellt: „Wieviele Deutsche verträgt die Schweiz?“- Dort versucht man sich zu wehren. Wie wäre es, wenn wir Deutschen endlich anfangen, uns zu wehren?

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