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Die Eurozone bröselt

Wirtschaftsprofessor Hankel ist emeritierter Professor der Uni Frankfurt, Makroökonom und gehört zu den Euro-Kritikern der ersten Stunde. 1997 hatte er mit drei anderen Professoren vor dem Verfassungsgericht geklagt. In der FR  legt Prof. Hankel dar, warum der Euro am besten geordnet abgewickelt und die Mark wieder eingeführt gehört.

Der Hintergrund: Die Eurozone droht auseinander zu fallen – erkennbar am Auseinanderdriften der Zinssätze. Die Geldbeschaffung wird für Staaten, die kurz vorm Bankrott stehen [Irland, Griechenland, Spanien, Portugal, Italien usw], immer teurer.  All diese Länder geraten jetzt innenpolitisch unter Druck und Hankel sieht als Ausweg aus dem Dilemma zwei Optionen:

Entweder die noch stabilen Länder [damit ist vor allem die Zahlkuh BRD und damit wir Steuerzahler gemeint] helfen ihnen –  ersetzen die dort abfließenden Gelder durch Beistandskredite und verhindern den drohenden Bankrott von Banken und Staat. Das geht aber nur solange, solange sie selbst genug Geld haben, sprich ausreichende Leistungsbilanzüberschüsse.

Oder aber die wackeligen Länder müssen sich selber helfen und innere Konjunktur- und Beschäftigungsprogramme auflegen. Das aber zwingt sie früher oder später den Euro zu verlassen.

Lesenswert:  Der Euro blockiert den Kampf gegen die Krise

Der Wirtschaftsjournalist David Marsh legte mit seinem Buch „Der Euro. Die geheime Geschichte der neuen Weltwährung“ eine Darstellung der Ereignisse, die zur europäischen Währungsunion und zum Euro führten. Eine Rezension des Buches findet ihr in Auszügen auf Vaterland: Frankreich, Initiator der Währungsunion: Ärgernis D-Mark

Sehr ausführlich behandelte Eifrei  Marshs Buch: Französische Deutschlandpolitik: Die Deutsche Mark ist gewissermaßen ihre Atomstreitmacht

14 Kommentare zu „Die Eurozone bröselt“

  • Klaus-Dieter:

    Damit dieses eintrifft:

    „Oder aber die wackeligen Länder müssen sich selber helfen und innere Konjunktur- und Beschäftigungsprogramme auflegen. Das aber zwingt sie früher oder später den Euro zu verlassen.“

    und wir Deutschen nicht die Dummen sind:

    „[damit ist vor allem die Zahlkuh BRD und damit wir Steuerzahler gemeint]“

    Gilt es jetzt gründlich zu überlegen, ob man als Besserverdiener nicht das Land verlassen sollte und als Hartz 4 nicht noch ein paar Kinder bekommen sollte.
     
    Was der AntiDeutsche-Block kann, nämlich den inländische Volk zu bekämpfen, das können wir auch. Nur viel besser, weil wir den Staat bekämpfen.
     
    “Gegen die Regierung mit allen Mitteln zu kämpfen ist ja ein Grundrecht und Sport eines jeden Deutschen.” Zitat von Otto Eduard Leopold von Bismarck.

  • Freidenker:

    Das wirklich tragische daran ist das die EU und der Euro im Grunde
    eine tolle Idee ist, (Gegengewicht zun Dollar, leichterer Handel, weniger Bürokratie,……)
    nur die Umsetzung ist sowas von grottenschlecht.  *seufz*

  • ThePassenger:

    Ich glaube nicht dass der Euro wirklich bröselt. Eher werden die wohlhabenden Länder die anderen mit durchschleifen. Solche Geschenke gibt es aber nicht umsonst, die Problemländern sind damit erpressbar, von ihnen ist keine Gegenwehr bzgl. Maßnahmen der EU mehr zu erwarten.

    Die damit einhergehende Verarmung der Gesellschaften in den Geberländern dürfte dabei Teil des Kalküls sein.

    Mit stellt sich die Frage inwieweit Deutschland im Speziellen kein Opfer der EU, sondern Rädelsführer derselben ist.

  • Blond:

    OT OT OT
    Firmen fordern
    Deutsche sollen länger arbeiten – für weniger Lohn
    Jetzt geht es ans Eingemachte: Der deutsche Mittelstand, Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und Wirtschaftsexperten fordern Lohnkürzungen – bei weniger Urlaub und längeren Arbeitszeiten. So sollen die Folgen der Wirtschaftskrise abgefedert und Arbeitsplätze gesichert werden. …
    http://www.welt.de/wirtschaft/article4245518/Deutsche-sollen-laenger-arbeiten-fuer-weniger-Lohn.html

    IST’S DA EIN WUNDER, DASS DER FOLGENDE ARTIKEL ERSCHEINT ?

    Schattenwirtschaft
    Schwarzarbeit steigt wegen Krise stark an
    Die Schwarzarbeit könnte laut Experten um weitere 12 Milliarden Euro auf bis zu 355 Milliarden Euro steigen. Als Hauptgrund wird die Wirtschaftskrise genannt. Denn Kurzarbeiter und Arbeitslose versuchen, ihre Lohnausfälle auszugleichen. Eine befürchtete Mehrwertsteuererhöhung könnte die Situation noch verschlimmern. …
    http://www.welt.de/wirtschaft/article4246602/Schwarzarbeit-steigt-wegen-Krise-stark-an.html

    WEIL :

    480.000 Jobs nicht besetzt
    Arbeitsagentur wegen vieler offener Stellen in Kritik
    Von A. Dowideit, A. Kohnen und F. Wisdorff 2. August 2009, 08:01 Uhr
    Mitten in der Wirtschaftskrise sind bei der Bundesagentur für Arbeit noch 480.000 offene Stellen gemeldet. Das sind viel zu viele, bemängelt nicht nur Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und gibt die Schuld den Arbeitsagenturen. Auch FDP und Grüne kritisieren die Ineffizienz der Jobcenter.
    Die Bundesagentur für Arbeit ist für ihre Vermittlungstätigkeit heftig in die Kritik geraten. „Um Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt besser in Übereinstimmung zu bringen, müssen die Arbeitsagenturen und Jobcenter bei der Beratung und Vermittlung von Arbeitslosen besser werden“, sagte Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), der „Welt am Sonntag“. Zwar hätten die Arbeitsagenturen diesbezüglich „in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt“, sagte der Arbeitgeberpräsident. „Viel zu häufig beklagen die Betriebe aber immer noch, dass die vorgeschlagenen Bewerber dem Stellenprofil nur unzureichend entsprechen.“ …
    http://www.welt.de/wirtschaft/article4238837/Arbeitsagentur-wegen-vieler-offener-Stellen-in-Kritik.html

  • @ ThePassenger

    Doch, die Eurozone bröselt – sogar gewaltig. Die Frage ist, ob unsere Polit-Eliten es schaffen, das Auseinanderbrechen zu verhindern. In einem gebe ich dir Recht: Für die BRD Polit- und [multinationalen] Wirtschaftsunternehmen ist die EU selbstverständlich machterhaltend bzw. ausweitend – ein Grund warum gerade die BRD Hauptmotor der EU ist. Noch. Denn wenn diese kleine Schicht keinen Macht- und Wirtschaftsvorteil durch einen zentralistischen EU-Moloch mehr hat, wird es Änderungen geben. Vorher nicht.

    Was Hankel in seinem Interview und seinen zwei Optionen nicht anspricht ist die ‘No bail out’-Klausel im Maastrichter Vertrag.

    Die Klausel besagt, dass ein Euro-Teilnehmerland nicht für Verbindlichkeiten und Schulden anderer Teilnehmerländer haften oder aufkommen muss. Die No bail out-Klausel war eine DER Grundsätze, um überhaupt eine einheitliche Währung [Euro] in einer Wirtschaftszone mit so unterschiedlich starken Volkswirtschaften, einzuführen.

    Ich bin mir aber sehr sicher, dass die Winkel unter den EU-Advokaten auch diese Klausel zu umgehen wissen – sie feilen schon. [Haftung in Europa]

  • Klaus-Dieter:

    „Mit stellt sich die Frage inwieweit Deutschland im Speziellen kein Opfer der EU, sondern Rädelsführer derselben ist.“
    Deutschland wird 100 % Opfer sein, weil es die USA so wollen. Die Blockpolitker sind nur der längerte Arm von größeren Mächten.
    „die Problemländern sind damit erpressbar“
    Wenn deutsche Blockpoliker im Interesse für Deutschland handeln würden, dann hätten wir schon längst einige Länder in Grund und Boden mit unserer Entwicklungshilfe erpressen können. Aber Deutschland gibt Entwicklungshilfe und nimmt noch die Unterschicht aus diesen Ländern auf. Aber den meisten gehirngewaschenen Deutschen fällt das nicht auf oder ihnen ist es egal was mit Deutschland für ein faules Spiel betrieben wird.
     

  • Freidenker:

    @ Klaus-Dieter

    das würde auch das verhalten der USA hörigen Polnischen Regierung erklären.
    Und sich dann von uns Leopard 2 schenken lassen, und teure Kampfflugzeuge bei den Amis einkaufen gehen mit unseren EU Milliarden.
    Wenn schon unser Geld ausgeben, dann bitte wenigstens Eurofighter kaufen.
    Die Liste ist beliebig fortsetzbar……

  • Volker:

    Die PIGS Länder werden als erst aus dem Euro ausscheren. Ich wette da vor allem auf Italien, nicht wegen der größten Probleme unter den 4en, sondern wegen der Regierung. Ich finde das toll, denn ich habe den Euro immer gehaßt. Nun sehen wir demnächst, was das für eine Schrottidee war.
    Die nächsten Jahre werden jedenfalls sehr spannend mit den ganzen Aufständen, die bald kommen. Viel wird demnächst passieren. Da der jetzige Weg erkennbar in den Untergang führen würde, begrüße ich das Geschehen. Manche Dinge müssen einfach zusammenbrechen, damit es besser wird.

  • Wahr-Sager:

    Die Etablierten schwafeln doch immer, wie ach so toll unsere Demokratie doch ist. Aber wer wurde denn demokratisch nach dem Euro gefragt?

  • Volker:

    @Wahrsager
    Hahaha….Demokratie. Die gab es mal in Griechenland vor 3000 Jahren. Da gab es auch noch ein Scherbengericht, mit dem man ekelhafte Politiker in die Verbannung schicken konnte. Das waren noch Zeiten. Unsere Demokratie hier ist doch ein Witz!
    Wer fragt die Leute auch, ob sie noch 20 Millionen Neger und Moslems haben wollen, wie in der Mittelmeerunion geplant? Wer informiert da das Volk überhaupt drüber? Keiner.
    Ihr solltet mal alle in einer geselligen Runde die Leute fragen, was sie von der Bluecard halten. Bluecard? Ist das ein neuer Handy-Tarif? Wenn man denen dann erzählt, daß 20-50 Millionen aus Nordafrika reingeholt werden sollen, dann denken die, daß man spinnt. Das glaubt einem gar keiner. Was ist das also für eine Demokratie, in der man nicht mal informiert wird? Warum ist der EU Vertrag so unverständlich, daß man ihn gar nicht verstehen kann?
    Mann, das soll alles nur noch vor die Hunde gehen. Ich bin froh, wenn es endlich kracht.

  • Wahr-Sager:

    Schon klar, Volker. „Demokratie“ ist genauso zu einem hohlen Begriff verkommen wie „Toleranz“, „Courage“ blablabla…
    Hoffentlich bekommen es gerade die zu spüren, die uns das alles eingebrockt haben, wenn es kracht.

  • BuergeJoerg:

    @Judith

    läuft der „Bailout“ nicht bereits seit Einführung des Euro?

    Prof. Hankel hatte mal ausgerechnet (längeres Interview auf secretTV), daß der Leistungsbilanzüberschuß der deutschen Volkswirtschaft in den letzten Jahren 200 Mrd. p.a. betrug. (Stand 2007 glaube ich…)
    Die Eurozone kumuliert kam auf gerade mal 10 Mrd.

    Wir subventionieren seit Einführung des Euro die meisten anderen Mitgliedsländer unserer tollen Einheitswährung – es wäre schon interessant zu sehen, wie ein Kampf dieser Länder gegen die Weltwirtschaftkrise mit Lira, Drachmen, usw. ausgesehen hätte.

    Warum wir diesen Umstand nicht in praktische Ausenpolitik umsetzen…..tja wer weiß, wer weiß.
    (vielleicht dürfen wir ja einfach nicht..)

  • Wahnfried:

    BuergeJoerg: Ohne die anderen Länder, die unseren Außenhandelsüberschuß mit ihrem Außenhandelsdefizit wieder ausgleichen, würde die Deutsche Mark gegenüber allen anderen Währungen an Wert gewinnen und unser Export würde noch stärker leiden als ohnehin schon. Es ist wohl richtig, daß mit einer sehr starken Mark die Importe billiger würden, aber wir von billigen Importen auch so viele Arbeitsplätze hätten? Wäre ich mir nicht sicher. Fakt ist, der Euro hat Vor- und Nachteile. Eine Meinung z. Th. sollte beiden Rechnung tragen.

  • BuergeJoerg:

    @Wahnfried

    Vollkommen richtig – wir brauchen die „Anderen“ die sich verschulden, damit wir Exportüberschuß und somit Wachstum generieren können.
    Wo uns diese wirtschaftspolitische Ausrichtung hinführt, erleben wir gerade. Die Bonität unserer „Schuldner“ geht gerade den Bach runter, China und USA fahren die protektionistische Schiene und schon haben wir ein Problem.

    Alle Aspekte, Thesen, Spekulationen hier zu diskutieren würden wir glaube ich nicht schaffen. Da sind sich selbst die Akademiker nicht einig.

    Ich wollte nur eine der wesentlichen Thesen von Prof. Hankel hier einbringen.
    Wie sich eine starke D-Mark aktuell auf unsere Situation auswirken würde ist überwiegend spekulativ. Was sich aber nicht von der Hand weisen läßt, ist die Tatsache, daß wir viel stärker auf währungspolitische Aspekte Einfluß nehmen könnten. Die Stärke der D-Mark wäre von der BuBa begrenzt steuerbar.

    Unsere Exportstärke war/ist nur dann ein Vorteil, solange der Dollar „halbwegs werthaltige“ Weltleitwährung bleibt. Wir haben uns auf Gedeih und Verderben abhängig gemacht, da wir alle Entscheidungen zur Ausenhandelswirtschaft und Währungspolitik an die EU abgegeben haben.

    Hoffen wir, daß die EU nicht nur irgendein Sklave ist….

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