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Operation Putnik

Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, legte mit seinem Buch „Die Täter sind unter uns: Über das Schönreden der SED-Diktatur“ eine ausführliche Analyse zur SED-Diktatur vor.

Operation Putnik bezeichnet die Vorgänge rund um das SED-Parteivermögen und war eine von mehreren konspirativen Vorgängen, die dazu dienten,  das Parteivermögen in „Sicherheit“ zu bringen – restlos aufgeklärt sind die Vermögensverhältnisse bis heute nicht, sicher ist aber: Die SED verfügte direkt nach der Wende über mehrere Milliarden Mark. Der folgende Artikel ist aus Hubertus Knabes Buch entnommen.

Operation Putnik

Wie viel die SED damals genau besaß, weiß bis heute niemand zu sagen. Sie selbst bezifferte ihre Geldbestände zum 31. Dezember 1989 auf 6,1 Milliarden DDR-Mark – Angaben, die sie erst Monate später lieferte, nachdem die Volkskammer 1990 die Offenlegung des Parteivermögens verlangt hatte. Zum 1. Juli 1990 wurde das gesamte Geldvermögen im Zuge der Währungsunion zum Kurs von 2:1 in D-Mark umgestellt. Die von der Partei gelieferten Zahlen stellten sich später als keineswegs vollständig heraus, weil sie unter anderem ihre Geldbestände im Ausland – allein auf Schweizer Bankkonten lagen über elf Millionen D-Mark – verschwiegen hatte. Als die Unabhängige Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR 2006 ihre Arbeit nach sechzehn Jahren abschloss, resümierte sie: „Die SED/PDS verfolgte eine Strategie der Vermögensverschleierung.“

Die SED besaß aber nicht nur Milliardenbeträge, sondern auch zahllose Betriebe und Immobilien. Zu ihrem Firmenimperium – dessen Gewinne zu DDR-Zeiten nicht besteuert wurden – gehörten nicht nur fast alle Zeitungs- und Großdruckereien in Ostdeutschland mit allein 35000 Beschäftigten, sondern auch die DEFA-Filmgesellschaft, diverse Buchverlage, die GENEX Geschenkdienst GmbH oder das Außenhandelsunternehmen Novum. Hinzu kamen mehr als tausend Grundstücke und Gebäude. Teilweise wurden sie von den Parteibetrieben genutzt, teilweise befanden sich dort Büroräume, Schulungszentren oder Erholungsheime für Funktionäre. Ihr Wert wurde nach der Währungsunion auf zehn Milliarden D-Mark geschätzt, von der Partei damals jedoch nur mit 642 Millionen angegeben. Blieben schließlich noch die Panzerschränke des Zentralkomitees, die 1989 mit Dollars, Silberbarren, Münzen, Uhren und einer Reserve an Zahngold für Plomben von Politbüro-Mitgliedern vollgestopft waren.

Unter dem Vorsitz von Gregor Gysi tat die Partei alles dafür, den angehäuften Schatz in die neue Zeit hinüberzuretten.

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4 Kommentare zu „Operation Putnik“

  • Anna Luehse:

    Immer wieder hat man Hubertus Knabe angegriffen. Ich habe sein Buch gelesen. Die Frage nach den Geldern der SED wurde offenbar sehr schluderig behandelt, wenn überhaupt.  Da spielen offenbar die Verbindungen zwischen Ost und West vor der Wende eine Rolle.
    Ein Beitrag von K.H. Weißmann bei Sezession
    http://www.sezession.de/7468/das-elend-des-antikommunismus-i.html

  • Sir Toby:

    Was mich wirklich heftig wundert: Der qua Amt notorisch geldgierige Finanzminister verzichtet mal eben auf einige Milliarden Mark – was man damit alles an Gutem vollbringen könnte. Der halbe Entwicklungshilfeetat der BRD für ein Jahr könnte damit gedeckt werden! Wohl an denn, Genossen – die Möglichkeit zur guten Tat … sie liegt direkt vor euren Füßen – ihr müßt sie nur ergreifen.

    Darüberhinaus: Sollte sie auch nur die Hälfte ihres ‚Vermögens‘ in trockene Tücher gebracht haben, dürfte sie die reichste Partei der westlichen Hemisphäre sein. Gut angelegt können sie dann allein von den Erträgen alle anderen quasi finanziell aussitzen.

  • Anna Luehse:

    # Sir Toby
    In der Tat hat die SED ihr Geld mit Wissen der „Demokraten“ retten können.
    Detlef Kleinert hat sich dazu mehrfach geäußert. Z.B.
    Ein Brief des damaligen Parteivorsitzenden Gregor Gysi an eine Schweizer SED-Tarnfirma läßt keine Fragen offen: »Nachdem eindeutig nachweisbar ist, daß die Orvag AG Baar/Zürich vordem ausschließlich der SED gehörte, weisen wir Sie darauf hin, daß deren sämtliche Rechte uneingeschränkt bei der Partei des Demokratischen Sozialismus weiterbestehen, weil die Partei im Zusammenhang mit ihrer Politik lediglich ihren Namen geändert hat.«
     
    http://www.konservativ.de/epoche/138/epo_138t.htm

  • Sir Toby:

    # Anna Luehse

    „… weil die Partei im Zusammenhang mit ihrer Politik lediglich ihren Namen geändert hat.«“

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

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