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Manipulative Umfragen, II

Auf Weltonline findet sich – wieder einmal – eine höchst manipulative Umfrage. Manipulativ sind Umfragen u.a., wenn sie

  • eine gewisse Fragestellung nicht zulassen, weil sie gegen den [medialen und/oder politischen]  Mainstream verstoßen und/oder
  • die Antwortmöglichkeiten dem selben Diktum unterworfen sind.

Der solcherart Befragte hat dabei überhaupt nicht die Möglichkeit,  eine Meinung zu äußern, die wider das Zeitgeist-Diktum verstößt – er kann nur schweigen oder sich dem Diktum beugen. So erzeugt die Umfrage die Meinungsergebnisse, die die Umfrager wünschen. Manipulation.

Sreenshot re. zeigt die heutige Weltonline-Umfrage.  Danach darf offizielle Meinung nur sein, dass die Integrationsdebatte sich auf mehr positive Beispiele beziehen soll, man die Einwanderer zu nichts zwingen kann und die Bringschuld bei uns Deutschen liegt.

Eine andere  Antwortmöglichkeit, z.B.: „Die Debatte geht nicht tief genug  und muss bedeutend offener geführt werden“  oder „Die Bringschuld liegt bei den Eingewanderten, das muss in den Debatten endlich klar formuliert werden“ steht erst gar nicht zur Auswahl.  Damit wird die Kritik, wie Dr. Sarrazin sie in seinem Interview zur Integration formuliert hat, erneut  als unstatthaft abgelehnt – wenn auch subtiler als bei der ersten Umfrage.

Entlarvend ist außerdem  der Tenor des Artikels, dem die Umfrage beigestellt ist: Über Jahre hinweg wurde in Bochum der orthodoxe Priester Aleksejs Ribakovs wegen seines Glaubens von Muslimen rassistisch schikaniert und letztendlich vertrieben – religiös/ethnische Säuberungen mitten in Deutschland. Ribakovs ist dabei kein Einzelfall, wird dem  Leser dabei ganz nebenbei mitgeteilt. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen fordert jetzt, solche Fälle konsequenter zu ahnden.  Der Weltonlineartikel seinerseits quillt über vor bemühter „Objektivität“:  Man  müsse „differenzieren“ , die den Pfarrer so behandelten, seien vermutlich chancenlose, gescheiterte.  Vor „gefährlichen Verallgemeinerung zum Schaden der Muslime“ wird gewarnt und  dass es ja auch Christen gebe, die Täter sind und Muslime Opfer. Kurz: Das Abwiegeln, das Verharmlosen wird mit jeder Zeile zelebriert.

Gefährlich ist das deshalb, weil, wäre ein muslimischer Geistlicher in einem deutschen Viertel derart rassistisch verfolgt, misshandelt und letztendlich vertrieben worden , die gleichen Blätter schärfste Maßnahmen fordern würden. Es ist dieses Messen mit zweierlei Maß das die Probleme weiter zuspitzen wird.

9 Kommentare zu „Manipulative Umfragen, II“

  • Freidenker:

    Die Freiheit der Presse im Westen, wobei die viel besser ist als anderswo, ist letztlich die Freiheit von 200 reichen Leuten ihre Meinung zu veröffentlichen. 
    Peter Scholl-Latour

  • Wahr-Sager:

    Derartige manipulative Umfragen sind mir schon öfters aufgefallen. Offenbar spekuliert man hier darauf, dass trotz einer eigentlich fehlenden Antwortmöglichkeit eine Antwort gegeben wird, die weitestgehend der eigenen Ansicht entspricht, aber dennoch daran vorbei geht.
    Und weil es zum Thema Zeitung gerade passt:

    Bis zum heutigen Tag gibt es so etwas wie eine unabhängige Presse in der Weltgeschichte nicht. Sie wissen es und ich weiß es. Es gibt niemanden unter Ihnen, der es wagt, seine ehrliche Meinung zu schreiben, und wenn er es tut, weiß er im Voraus, dass sie nicht im Druck erscheint. Ich werde jede Woche dafür bezahlt, meine ehrliche Meinung aus der Zeitung herauszuhalten, bei der ich angestellt bin. Andere von Ihnen werden ähnlich bezahlt für ähnliche Dinge, und jeder von Ihnen, der so dumm wäre, seine ehrliche Meinung zu schreiben, stünde sofort auf der Straße und müsste sich nach einem neuen Job umsehen. Wenn ich meine ehrliche Meinung in einer Ausgabe meiner Zeitung veröffentlichen würde, wäre ich meine Stellung innerhalb von 24 Stunden los. Es ist das Geschäft der Journalisten, die Wahrheit zu zerstören, unumwunden zu lügen, zu pervertieren, zu verleumden, die Füße des Mammon zu lecken und das Land zu verkaufen für ihr tägliches Brot. Sie wissen es und ich weiß, was es für eine Verrücktheit ist, auf eine unabhängige Presse anzustoßen. Wir sind die Werkzeuge und Vasallen der reichen Männer hinter der Szene. Wir sind die Hampelmänner, sie ziehen die Strippen und wir tanzen. Unsere Talente, unser Fähigkeiten und unser ganzes Leben sind Eigentum anderer Menschen. Wir sind intellektuelle Prostituierte.

    John Swinton, US-amerikanischer Zeitungsverleger, 1829-1901; vor Redakteuren im Jahr 1889, zitiert nach: Richard O. Boyer und Herbert M. Morais, Labor’s Untold Story, NY: United Electrical, Radio & Machine Workers of America, 1955/1979

  • Arminius (Original):

    Ist die FAZ und die Welt nicht eine Zeitung, hinter der bekanntlich ein kluger Kopf steckt?
    Dann sind „Meinungsumfragen“ dieser Art eine absolute Frechheit ihren Lesern gegenüber.

  • karl-friedrich:

    Ja genau, ich hatte auch diesen Artikel gelesen, und mich über die Umfrage ein wenig gewundert, ich wollte eigentlich einen Kommentar dazu schreiben, habe es mir dann aber anders überlegt, weil der Kommentar mit aller wahrscheinlichkeit ohnehin gelöscht wird.

    Solche Umfragen sind das allerletzte, wofür machen die sowas überhaupt, blöder geht es nimmer, deppen.

  • Sir Toby:

    # Freidenker

    „Die Freiheit der Presse im Westen, wobei die viel besser ist als anderswo, ist letztlich die Freiheit von 200 reichen Leuten ihre Meinung zu veröffentlichen. 
    Peter Scholl-Latour“

    Seit letzten Herbst dürfte sich die Zahl von ‚200 reichen Leuten‘ ein klein wenig reduziert haben …               😆

  • Jens Gutmensch:

    Klug sind sie, sehr viele Köpfe.
    Nur hilft das niemandem ( auch sich selbst nicht ), wenn der Kopf nicht frei ist.

  • Wahnfried:

    Toby: Das hat Scholl-Latour soweit ich weiß nur zitiert. Original müsste es aus dem mittleren 19. Jahrhundert sein. In der BRD waren die Zeitungen bestenfalls in der Hand von einem Dutzend, wenn überhaupt…

  • Sir Toby:

    # Wahnfried

    Daß das als Zitat durch S-L. verwendet wurde/worden sein soll, wußte ich in der Tat nicht. Danke für die Aufklärung. Aber ich habe die Aussage nie bezogen auf die BRD verstanden, sondern – wie in dem Zitat ja auch angesprochen – die ‚westliche Welt‘. Was die BRD betrifft muß ich spekulieren, denn ich weiß da leider nichts genaues … – aber ich vermute, daß es maximal ein halbes Dutzend Leute sind, die hier die (finanzielle) Möglichkeit haben ‚ihre‘ Meinung zu sagen bzw. als veröffentlichte Meinung zu Papier bringen zu lassen. Judith hatte ja erst vor ein paar Tagen den Eintrag mit den Zeitungen der SPD-Holding – da kommen ja schon einige Blättle zusammen. Diesselbe Zahl noch mal mit 5 multipliziert … und dann ist vielleicht noch die Bäckerblume oder das Mitteilungsblättchen des regionalen Energieversorgers das Unabhängigste an Meinung, das sich finden läßt.

  • […] Haare”. Irgendwie  habe ich ein schlechtes Gefühl in der Magengrube – mir fällt die Geschichte des orthodoxen Priesters Ribakov aus Bochum ein: Der Mann, kam kürzlich raus, war wegen seines Glaubens 5 Jahre von Muslimen schikaniert worden, […]

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