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Kirche light

Thron und Altar funktionierten wieder – wie schon in der Stammzelldebatte, als Huber sich der Kanzlerin als ethischer Legitimationshelfer andiente. Frau Käßmann deutete schon an, demnächst könnte die evangelische Kirche auch den ethischen Konsens mit der katholischen in Sachen Sterbehilfe verlassen und eine Art „terminaler Sedierung“ akzeptieren, deren Grenzen zur aktiven Sterbehilfe unscharf sind. So kann man sich natürlich leicht „in politisch heiklen Fragen“ dominant und prägend fühlen: Durch die geliehene Kraft eines Schulterschlusses mit der öffentlichen Meinung und der (jetzt demokratischen) Obrigkeit.

Eine Kirche, die sich unter diesen Umständen „prägend“ wähnt, merkt gar nicht, dass in Wirklichkeit sie selbst die Geprägte ist – durch jene „Welt“, der sich nicht anzugleichen Paulus eine eindringliche Warnung an die Römer (12,2) wert ist. Sie hält sich lieber an Talleyrand: „Da geht mein Volk, ich muss ihm hinterher, ich bin sein Führer“.

Dr. Andreas Püttmann zur Zeitgeist-Kirche EKD und ihre wiedererweckten Neigungen zur Bindung des Altares an den Thron herrschender Meinung und der Meinung Herrschender – komplett hier zu lesen. Dank an Vir für den Hinweis.

12 Kommentare zu „Kirche light“

  • Saito:

    Der christliche Glaube schwindet seit Kriegsende  kontinuierlich. Das liegt auch daran, dass die Kirchenfürsten es nicht verstanden haben,  dem Glaubensverlust richtig entgegen zu treten. Zu sehr glaubte man, die Schäflein mit den alten Methoden bei der Kirche zu halten und seit die Muslime immer mehr werden im Lande, hat man schon gar keine Argumente gegen  diese Herausforderung vernommen.

    Wo die katholische Krirche zumindest noch etwas vorsichtig ist, versucht
    die evangelische Kirche sich immer wieder an die Spitze des Zeitgeistes  –
    oder dessen was die Gutmenschen dafür halten-  zu setzen.  Die Kirchenaustritte  – noch höher als bei den Katholiken-  zeigen, dass dies keinen Erfolg hat.

    Wofür stehen die Kirchen? Ich weiß es nicht und muß sagen, dass mir dies inzwischen auch völlig egal ist. Der christliche Glaube ist im Schwinden und wird  wohl auch ganz verschwinden,  wenn nicht erneut kraftvolle und überzeugende Persönlichkeiten wie einst Luther oder Ignacio de Loyola  eine Umkehr bewirken.  Dazu bedarf es Mut, der bei den jetzigen Führern vergeblich gesucht wird.

    mit freundlichen Grüßen

  • @ Satio

    Der Einfluss der Kirche schwand eben nicht „nach dem Krieg“ – im Gegenteil. Nach der a-religiösen Raserei der Nationalsozialisten und deren – typisch sozialistischen – Christen-und Kirchenfeindlichkeit waren die Kirchen wieder voll.  Der erneute Kulturbruch begann in der BRD schrittweise mit den 68ern. Und die  Kirche versuchte eben nicht „mit den alten Methoden“  ihre Schäflein zu halten –  ebenfalls  Gegenteil: Mit dem  Zweiten Vatikanischen Konzil schnitt sich die Kirche selbst von ihren Wurzeln ab. Genutzt hat ihr das nichts.

    Und nein, du irrst, der Glaube kehrt zurück, allerdings nicht in die großen Amtskirchen, sondern zu ihren konservativen Flügeln: Evangelikale und Piusbruderschaft verzeichnen Zuwächse. Deshalb schäumt die christenfeindliche Journaille in der BRD auch so.

  • Freidenker:

    Das Christentum ist keine europäische Religion, wenn ich mich nicht irre  glaubten unsere Vorfahren an Odin, Thor, und wie die germanischen Götter sonnst noch hießen. „Erst“ vor 2000 Jahren wurde Jesus geboren, bis die Christenlehre nach Europa kam verginen nochmal ein paar hundert Jahre,
    und das Volk wurde nicht gefragt, sondern hatte den selben Glauben anzunehmen welchen der jeweilige Fürst oder König gerade für politisch von Vorteil empfand.
    Und nun ist halt der Islam auf dem Vormarsch, wenn auch nicht aus eigener Kraft, sondern eher der Dummheit eben dieser Christen geschuldet.
    Nicht das ich diese Entwicklung gut finde, aber so kann man es halt auch sehen.

  • Sir Toby:

    # Freidenker

    Ein paar Unterschiede gibts da schon noch. Beispielsweise fallen zentrale Feste des christlichen Kalenders auf Zeitpunkte, die auch vor dem Christentum bereits als besonders wichtige Punkte im Jahreslauf gefeiert wurden. Sommer- und Wintersonnenwende (Sommersolstitium und Wintersolstitium) wurden vor dem Christentum bereits gefeiert; zumindest die ‚Wintersonnenwende‘ wird im Christentum als Weihnachten gefeiert – der Zeitpunkt, an dem die Dunkelheit (und damit natürlich auch die entsprechenden Kräfte am stärksten sind) am größten ist, und an dem das Licht (wieder-)geboren wird. Ostern (nach dem astrologischen Kalender identisch mit Frühlingsanfang) wurde, wenn ich das recht erinnere, als ‚Ostara‘ gefeiert – Hintergrund ist hier eben der Wechsel von Winter zu Frühjahr, der natürlich auch in den vorchristlichen Kulturen nach dem Lauf der Sonne bestimmt werden konnte. Astrologisch ist die Sonne zu Ostern, das im Tierkreis etwa 0 Grad Widder entspricht,  90 (Tierkreis-) Grad von Weihnachten (im Tierkreis bei 0 Grad Steinbock) entfernt, d.h. die Sonne (= das Licht) kommt auf seinen eigenen Kreuzigungspunkt (entsprechend das Kreuzigungsgeschehen an Ostern, das ja auf Golgatha (= Schädelstätte) stattfindet – und der Schädel wird auch repräsentiert durch das Tierkreiszeichen Widder. Es gibt also jede Menge Bezüge zu vorchristlichen Kulturen – nur werden sie in der Regel nicht verstanden, und Unbekanntes kann eben auch nicht als Wisssen tradiert werden.

    Die Musel feiern ihre Feste aber nach dem Mondkalender, und da gibt es meines Wissens keine Anknüpfungspunkte an vorhergehende Kulturen. Es könnte allerdings sein, daß der Islam – schon von der Symbolik her ja offensichtlich eine Mond-Religion – nur dort eindringen kann, wo die entsprechenden Inhalte (des Archtypisch-Weiblichen, für das der Mond steht) vernachlässigt beziehungsweise nicht bewußt gelebt wurden/werden konnten. Das würde uns dann natürlich auf eine Leerstelle bei uns selber – in unserer Kultur – aufmerksam machen, die wir anders füllen müßten, wodurch die zwangsweise Füllung etwa durch hier nicht hergehörige Muselhorden in ihrer Schicksalsnotwendigkeit aufgehoben würde.

  • Freidenker:

    @ Sir Toby

    In puncto Astrologie und der mit verbundenen Mythologie werde ich wohl nie dein Niveau erreichen.   😉
    Die teilweise übernahme der „heidnischen Feste“ in den christlichen Kalender spricht für die Toleranz welche der Religion innewohnt,
    eine Toleranz welche dem Islam oder dem Judentum fremd ist,
    ich hoffe mal das nicht eben diese Toleranz dem Christentum das Genick bricht.
    Das Christentum hat aktiv in die Politik eingegriffen wenngleich es in Europa nie so etwas wie einen fundamentalistischen christlichen Gottesstaat gegeben hat, dauerte es doch Jahrhunderte um die Politik zumindest größtenteils von der Kirche zu emanzipieren.
    Ich habe schon früher mal darüber geschrieben und die Frage aufgeworfen ob der Islam überhaupt eine Religion ist, oder nicht viel eher eine Staatsform, und somit könne die Politik sich nicht vom Islam emanzipieren weil es dann ein und das selbe wäre.

  • Freidenker:

    Auch wenn es etwas vom Thema abweicht, moslemische und jüdische Jungen werden im Kindesalter auch hier in der BRD beschnitten,und keiner scheint sich darüber aufzuregen ???
    Wir sprechen hier von einem völlig unnötigen medizinischen Eingriff welcher den Tatbestand der Körperverletzung und Verstümmelung erfüllt, auch wenn es mit der weiblichen Beschneidung nicht zu vergleichen ist.
    Wo sind denn hier die Hüter der Menschenrechte ???

  • Saito:

    @Judith

    Natürlich gibt es einen Zulauf der Konservativen zu den Piusbrüdern und anderen Sekten.

    Das sollte aber nicht davon ablenken, dass der christliche Glaube in Europa insgesamt im Schwinden ist. Das 2.Vatikanische Konzil war der Versuch, die Entfremdung zwischen dem -oftmals als feudal- empfundenen Klerus und dem Volk zu beheben, indem man zB die Lithurgie nicht mehr lateinisch abhielt, sondern in der jeweiligen  Landessprache. Obwohl es doch jahrhundertelang lateinisch  funktioniert hatte. Man hat damit  auch die Einheit der katholischen Kirche gespalten, was Papst Benedikt ja jetzt wieder reparieren will. Genützt hat es ohnehin wenig, denn längst ist den Gläubigen Katholiken wie Protestanten aufgefallen, wie sehr sich die (Amts-)Kirchen den jeweils Mächtigen und dem Zeitgeist angepaßt haben.

    @Freidenker

    Die Entfernung der Vorhaut des männlichen Gliedes ist keine Verstümmelung wie die Beschneidung oder gar Entfernung der Klitoris. In den USA wird sie aus hygienischen Gründen bei fast allen männlichen Säuglingen vorgenommen und hat später keine negativen Auswirkungen auf das Sexualleben der betroffenen Männer.

    mit freundlichen Grüßen

  • Freidenker:

    @ Saito

    Ein Eingriff der die Entfernung eines Körperteiles ohne medizinische Notwendigkeit zur Folge hat ist selbstverständlich eine Verstümmelung.
    Im Gegensatz zu diversen Piercings, Brandings,…etc. die Erwachsene freiwillig machen kann sich das Kind nicht einmal wehren.
    Das dies auch in den USA geschieht reicht für mich als Absolution nicht aus, sorry.

  • Sir Toby:

    # Freidenker

    Ich hab nur mal wieder auf die Astrologie rekurriert, weil die Bezüge einfach sehr schön sind, sprich, weil man durch die ‚astrologische Brille‘ betrachtet Zusammenhänge und Zusammenhängendes begreifen kann, das man ansonsten eben nicht begreift … einfach weil wir in unserer Kultur kein anderes entsprechendes Erkenntniswerkzeug haben.

    Das große platonische Weltenjahr etwa ist auch ’nur‘ eine Vergrößerung des (scheinbaren) Jahreslaufes der Sonne durch die Tierkreiszeichen; ein Monat eines Sonnenjahres entspricht dabei also in der Vergrößerung einem ‚Weltenmonat‘ von ca. 2100 Jahren. Christi Geburt (und damit also letztlich die ‚Geburt‘ des Christentums) fällt in den Übergang vom Tierkreiszeichen Widder in das Tierkreiszeichen Fische – wenn man jedes Tierkreiszeichen mit einem Weltenmonat des großen platonischen Weltenjahres identifiziert. Und damit beginnt ein komplett neues Weltenjahr von 12 x 2100 Jahren! Daraus leite ich mir sozusagen astrologisch die besondere, zentrale Stellung des Christentums unter den Weltreligionen ab. Ich denke man muß die Symbolik nicht überstrapazieren, um auf den Gedanken zu kommen, daß es sich bei einer Religion, die genau am Beginn eines neuen Weltenjahres liegt um eine Art religiöse Blaupause für dieses Weltenjahr handelt.

    Ob nun der Islam eine Religion ist, hast Du gefragt? Gute Frage; was ist eine Religion eigentlich?? Ein System zur (Rück-)Verbindung des in der Welt befindlichen ICH mit seinem – außerhalb der Welt befindlichen – metaphysischen Urgrund. Die Engeldolmetscherin Alexa Kriele (hab ich auch schon ein paar mal erwähnt) gibt im 2. Band der vierteiligen Reihe ‚Wie im Himmel so auf Erden‘ einen Überblick über die Himmelsstruktur, d.h. welche Hierarchien in welcher Rangordnung zueinander stehen. Natürlich hab ich diesen 2. Band grade irgendwo verschlampt; ich weiß nur noch, daß mit den Erzengeln der ‚Fall‘ beginnt – d.h. es gibt beispielsweise gefallene Erzengel als höchste der abgefallenen Hierarchien … und natürlich das, was noch darunter befindlich ist, kann auch ‚gefallen‘ sein. Das sind die sogenannten ‚Hierarchien zur Linken‘ (kein Zusammenhang mit der politisch Linken – obwohl mir der Gedanke schon desöfteren gekommen ist, wenn man die Beschreiungen so liest). Und diese arbeiten sozusagen ‚auf eigene Rechnung‘ …. versuchen sozusagen ein eigenes Reich zu errichten. Und ich halte, seit ich das gelesen habe, den Islam eigentlich für eine ‚Religion der Hierarchien zur Linken‘, d.h. das menschliche ICH wird schon mit einem metaphysischen Aspekt verbunden … aber nicht unbedingt mit einem mit dem man verbunden sein möchte! Aber letztlich muß sich halt doch jeder sein eigenes Bild machen … und natürlich auch die Suppe auslöffeln, die er sich eingebrockt hat.

  • Freidenker:

    @ Sir Toby

    Hmm, ich geh wie so oft von einer sehr viel pragmatischaren Sichtweiße an die Sache heran.
    Wenn man davon ausgeht das ein Staat sich durch eine Verfassung und deren Geltungsbereich, also das Staatsgebiet definiert, bei der BRD ist es halt das Grundgesetz, ist das vorhandensein dieses „Wertesystens“ von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit.
    In der Bibel sind es die recht allgemein gehalten 10 Gebote, keine Gesetze, sondern Gebote, ein kleiner aber feiner Unterschied.
    Der Islam hat die Scharia, und hier schaut die Sache schon ganz anders aus,
    ein klares Regelwerk, sogar mit den entsprechenden Stafen bei Verfehlungen, und mit so ziemlich allen westlichen Verfassungen unvereinbar.
    Hiervon leitete ich meine Frage ab, versteht sich der Islam „nur“ als Religion, oder aber trägt er den Anspruch einer Staatsform in sich ???

  • Sir Toby:

    # Freidenker

    Hmm, ich geh wie so oft von einer sehr viel pragmatischaren Sichtweiße an die Sache heran.

    Verschiedene Sichtweisen erweitern den Horizont.           😆

  • Sir Toby:

    # Freidenker

    Hiervon leitete ich meine Frage ab, versteht sich der Islam “nur” als Religion, oder aber trägt er den Anspruch einer Staatsform in sich ???

    Ja, da hab ich dich mißverstanden. Der Islam versteht sich – in deinem Sinne – selbstredend nicht nur als Religion, sondern als ein sämtliche Bereiche des Lebens er- und umfassendes System, das natürlich auch all das was es umfaßt, regelt und bestimmt.

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