Inhaltsverzeichnis

Hölle Hoheneck: Strafvollzug im roten Sozialismus

Vorgestern zeigte der Privatsender VOX eine Reportage über das Frauengefängnis Hoheneck und die dortigen Zustände in der SED-Diktatur: Unter Verschluss – Die geheimen Schicksale der DDR-Frauen. Hoheneck galt als der schlimmste Strafvollzug der DDR, inhaftiert wurden dort auch Frauen, die vom real existierenden Sozialismus die Nase voll hatten und die Flucht wagten.

Bis zu 48 Frauen in kalten „Verwahrräumen“ eingepfercht, Spezialverliese für Einzel- und Dunkelhaft, Wasserzelle,  katastrophale Hygienebedingungen, perverse Aufseherinnen, die Selbstmordrate exorbitant hoch. Ein Gefängnis, das keinen Vergleich mit dem Strafvollzug der braunen Sozialisten zu scheuen brauchte.

Sobald jemand ein Video der VOX-Reportage auf Youtube dazu hochlädt, stelle ich es ein – die Reportage ist eine hervorragende Therapie für Alt- und Neo-Ostalgiker. Zwei Webseiten und ein Kurzvideo zu Hoheneck habe ich im Netz gefunden.

[1] Die offizielle Webseite des Frauenzuchthaus Hoheneck
[2] Ein privates Blog , geführt von einer Frau, die weiß, wovon sie schreibt, weil sie selbst dort war: Hoheneck Blog

11 Kommentare zu „Hölle Hoheneck: Strafvollzug im roten Sozialismus“

  • Faber:

    Schade, hätte ich gerne gesehen. Ausgerechnet die taz wundert sich:

    Nicht ganz so klar ist, warum solch ein Thema bei den Sendern, die de facto einen Bildungsauftrag haben, bisher kaum oder gar nicht vorkam.

    http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/das-gesetz-von-hoheneck/

    Ich sags Euch, warum das nicht vorkommt. Weil wir noch ganz viel über die Nazis lernen müssen, damit das nie wieder vorkommt, mit den „Rechten“. Und weil man die SED, die immerhin in der Regierung sitzt, also demokratisch wie sonst was ist, nicht so bloßstellen kann. Das wäre kleinkariert.

    So wurden zum Beispiel Wasserzellen betrieben, in denen die Frauen angekettet wurden und bis zu sieben Tage in mindestens hüfthohem kalten Wasser und ihren eigenen Fäkalien stehen mussten.

    http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/aktuell/1/564

  • virOblationis:

    Es sei daran erinnert, daß auch Kempowskis Mutter sechs Jahre in Hoheneck einsaß:
    http://projekte.adk.de/p/kempowski/walter-kempowski_biografie.html
    „1948
    Besuch in Rostock, am 8. März Verhaftung, am 20. August zusammen mit seinem Bruder von einem sowjetischen Militärtribunal wegen Spionage zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, seit Anfang September im Zuchthaus Bautzen. Verurteilung der Mutter zu zehn Jahren Strafarbeitslager im Frauengefängnis Hoheneck wegen ‚Nichtanzeigens von Agenten des ausländischen Nachrichtendienstes‘ (sc. wegen ‚Nichtanzeigens ihrer Söhne‘).

    1954
    Im Januar Haftentlassung der Mutter, die nach Hamburg geht. …“

  • Sir Toby:

    Allerdings mangelte es im Gefängnis Schloss Hoheneck nicht an Arbeit. Die Frauen produzierten größtenteils Bettwäsche, Hemden und Strumpfwaren für den Export in die BRD, nähten die Häftlingskleidung aus alten Lumpen und die Bettwäsche selbst und betrieben einen Stall mit Schweinen und Hühnern. Bei Arbeitsverweigerung kamen sie unter Umständen mehrere Wochen in Einzelhaft. Da sie aber nur zum Essen und Arbeiten aus den Zellen durften, war dies ein seltener Vorfall. Folterung standen in der Weiberzuchtanstalt Hoheneck vor allem bis in die 60er Jahre auf der Tagesordnung. So wurden zum Beispiel Wasserzellen betrieben, in denen die Frauen angekettet wurden und bis zu sieben Tage in mindestens hüfthohem kalten Wasser und ihren eigenen Fäkalien stehen mussten. Angewendet wurde diese Methode, wenn sich Frauen umbringen wollten, weil das eine Erleichterung gewesen wäre und kein Absitzen der Strafe. Aber auch Arrestzellen, in denen sie bis zu 16 Stunden überwacht stehen mussten oder Dunkelzellen, die zwischen drei Tagen und 6 Wochen als Bestrafung dienten, waren üblich.

    Diese Frauen waren zweifellos Nazis (oder heißt es Nazissinnen?) und somit war auch ein etwas schärferers Durchgreifen absolut berechtigt.

  • Die Reportage war schrecklich, weil sie die ganze Brutalität der roten Nazis zeigt.

    Wenn diese Frauen heute hören und sehen, wie die einstigen Schergen schon wieder die Klappe aufreißen dürfen, wie sie bräsig in Talkshows sitzen und über Demokratie schwadronieren, die ehemalige Stasi-Spitzelin Anetta Kahane, die heute anderen „Menschenfeindlichkeit“ per Studie attestiert und als Fachfrau gehandelt wird,  alle hofiert von der Journaille, ein dümmliches Publikum, das klatscht und die Scherzchen eines Gysi bei Will und Maybrit goutiert – ich glaube, diese Frauen, die Hoheneck überlebten,  sterben dabei jedes mal  ein Stück mehr.

  • Ich muss los, die Arbeit ruft.

  • Mcp:

    Ich bin Traditionalist und insofern empört mich Gewalt gegen Frauen in besonderer Weise.
    Aber ich bin mittlerweile doch vorsichtig geworden, weil dieser natürliche Instinkt von Männern für ganz andere Zwecke missbraucht wird.
    Immer, wenn neuerdings tragische Frauenschicksale als etwas Besonderes hervorgehoben werden, werde ich misstrauisch. Insbesondere hier: Denn nicht das Geschlecht war bevorzugtes Opfer roter Gewalt. Dass Männer über erlittene Erniedrigungen nicht sprechen, gehört zu ihrem Naturell. Das heißt aber nicht, dass die Kommunisten Frauen als besondere Opfergruppe auserkoren hätten.
    Ich halte absolut nichts davon, solche Themen geschlechtsspezifisch „aufzuarbeiten“. Der rote Terror hatte abweichende Meinungen zum Ziel und den Staatssadisten war das Geschlecht des Opfers schlicht egal.

  • Axel Heinzmann:

    <!– @page { margin: 2cm } P { margin-bottom: 0.21cm } A:link { so-language: zxx } –>
    Als ehemaliger “politischer” Insasse von Cottbus muß ich aber auch feststellen, daß die Justiz der BRD mit tatkräftiger Unterstützung alter DDR-Seilschaften, z.B. aus rot-roten Koalitionen, heute mehr Menschen wegen mißliebiger, nichtsdestotrotz aber friedlicher Meinungsäußerungen, strafzuverfolgen versucht, als die NS-Justiz in Friedenszeiten bzw. die SED-Justiz in den Honecker-Jahren das taten!  Allein wegen „rechter“ Meinungsäußerungen wird jährlich , wie sich Verfassungsschutz und Justizminister sogar rühmen, bundesweit ca. 20 000 mal strafverfolgt(Volksverhetzung, Verunglimpfung des Staates, Propagandadelikte usw.),  während das im Nationalsozialismus (Heimtückgesetz usw. ) bzw. Kommunismus (Staatsfeindliche Hetze usw.)  jeweils unter          5 000 Fälle waren, hier sogar einschließlich der Verfolgung anderer politischer Richtungen bzw. Religionen usw.!
    Kein Grund zum Feiern also im 20. Jahr des Mauerfalls und aller Grund dafür, endlich wirkliche Demokratie und Freiheit in der BRD herzustellen!
    heinzmann.axel@web.de

  • Freidenker:

    Haargenau die gleichen Betten hatten wir bei der Bundeswehr, seltsam ???

  • Anna Luehse:

    # Mcp
    „Ich halte absolut nichts davon, solche Themen geschlechtsspezifisch „aufzuarbeiten“. Der rote Terror hatte abweichende Meinungen zum Ziel und den Staatssadisten war das Geschlecht des Opfers schlicht egal.“
     
    Im Grundsatz trifft der Satz zu. Nur sehe ich nicht, daß hier „geschlechtsspezifisch“ abgearbeitet wird. Es war nun mal ein Frauengefängnis. Ich kann nur jedem empfehlen, auch die anderen Gefängnisse aufzusuchen und sich am Ort des Geschehens, ein Bild des Staates zu machen, der Leute wegen unliebsamer Meinung einsperrte und quälte. In Bauzen z.B. wissen die wenigsten Besucher, daß es außer dem „gelben Elend“ noch ein politisches Gefängnis gab und das mitten in der Stadt.
     
    Und nicht wenige aus der alten BRD – auch hier bei weitem nicht nur „Linke“ – hatten regen Kontakt zu den Genossen. Auch ein Grund, warum die Seilschaften weiterbestehen und die Verbrechen des „Arbeiter- und Bauern-Staates“ nicht aufgearbeitet werden.

  • Jörg S.:

    Als Bewohner von Stollberg konnte ich miterleben, wie nach der Schließung  die Menschen  vor dem Gefängnis Schlange standen.
    Viele von ihnen konnten sich zum ersten mal ein Bild über die wahren Zustände der DDR-Diktatur machen.
    Und jetzt muß ich erleben, daß in Stollberg sowie seiner Umgebung die Mauermörder-Partei bei den Wahlen 25-30 Prozent ereicht.
    Wie soll man das noch verstehen.
     
     

  • virOblationis:

    Axel Heinzmann schrieb: „Als ehemaliger “politischer” Insasse von Cottbus muß ich aber auch feststellen, daß die Justiz der BRD … heute mehr Menschen wegen mißliebiger … Meinungsäußerungen, strafzuverfolgen versucht, als die … die SED-Justiz in den Honecker-Jahren …!  Allein wegen ‚rechter‘ Meinungsäußerungen wird jährlich … bundesweit ca. 20 000 mal strafverfolgt, … während das im … Kommunismus … unter 5000 Fälle waren …“
    Berücksischtigt man jedoch, daß die Bevölkerungszahl Mitteldeutschlands bis 1990 wesentlich niedriger war als die der wiedervereinigten BRD seitdem, kommt man vielleicht doch auf vergleichbare Zahlen.
    Dazu noch eine aktuelle Meldung:
    http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.154+M5b92fb89e67.0.html
    Der „Kampf gegen rechts“ bedarf keiner allgemeinen Gesetze mehr, da das Grundgesetz insgesamt eine entsprechende Ausrichtung habe, da es sozusagen ein „GG gegen rechts“ sei.
     

Kommentieren