Inhaltsverzeichnis

”In einer Halle liegen 4.000 Kisten mit verstorbenen Deutschen”

Ich habe länger überlegt, ob ich diesen Artikel posten soll. Aber  im Licht des Volkstrauertags und des Enke-Medienrummel passt er – traurigerweise – hervorragend, weil er  die ganze kranke Verfasstheit Deutschlands aufzeigt.
……
„In einer Halle liegen 4.000 Kisten mit verstorbenen Deutschen“, titelt die tschechische Tageszeitung Mlada Fronta Dnes nüchtern im März 2006.

Die verstorbenen Deutschen – das sind die Knochen von über 4000 Wehrmachtssoldaten, die dort schon seit ca. 3 Jahren in Pappkisten gelagert waren. In einer Fabrikhalle in Aussig. Jahre vorher hatte die Deutsche Kriegsgräberfürsorge sie aus verschiedenen anonymen Massengräber in Nordböhmen geborgen und wollte sie auf einem eigens zu renovierenden Friedhof im Prager Stadtteil Strasnice bestatten.

Das Vorhaben wurde nicht umgesetzt, weil kein Geld dafür vorhanden war: 2,5 Millionen Euro konnte die Kriegsgräberfürsorge nicht aufbringen und die Bundesregierung war nicht bereit, das Projekt zu finanzieren:  Es sei kein Geld dafür da, so ihre  Auskunft an die Kriegsgräberfürsorge. Deshalb waren die Pappschachteln mit den Gebeinen in der Fabrikhalle  „zwischengelagert“ worden.

Als die Geschichte im März 2006 bekannt wird, sorgt das  für erhebliches Aufsehen in deutschen wie tschechischen Medien: „Eine Schande für Deutschland“, zitiert BILD z.B. den ehemaligen tschechischen Diplomaten Václav Bartuska.

Die Sudetenpost informiert in einem Hintergrundartikel, dass, obwohl die tschechische Seite konsequent von „sterblichen Überresten von 4000 Wehrmachtssoldaten“ spreche, ein Drittel der Gebeine von deutschen Zivilisten stamme, u.a. von jenen 257 Zivilisten, die 1997 aus einem Massengrab der ostböhmischen Stadt Rovensko geborgen worden waren. Die Toten waren 1945 nach einem Massaker auf dem örtlichen Sportplatz verscharrt worden.

Die Jf berichtet außerdem von den Grabräubern, die sich an den sterblichen Überresten mehrfach bereichert hatten: Ihnen wurden die Gebisse herausgerissen, die Uniformknöpfe abgeschnitten oder die Erkennungsmarken entwendet, um das Diebesgut dann an entsprechende Händler zu verkaufen.

Die Medienberichterstattung hilft: Ende April 2006 transportiert die tschechische Armee die sterblichen Überreste auf ein Armeegelände im mittelböhmischen Brdy. Gute zwei Jahre später – im vorigen Sommer also – werden die ersten 450 Toten auf der neuen Kriegsgräberstätte im westböhmischen Cheb  beigesetzt.
….

Nachdem ich den obigen Artikel fertiggestellt hatte,  recherchierte ich interessehalber , welche Summen an deutschen Steuergeldern für welche Projekte von 2003 bis 2006 so geflossen sind. Heißt:  Wofür sonst so alles Geld da war. Danach war mir ein wenig übel und die Auflistung der einzelnen Summen spare ich mir.  Nur soviel: Es ist viel Geld geflossen.

11 Kommentare zu „”In einer Halle liegen 4.000 Kisten mit verstorbenen Deutschen”“

  • Wahr-Sager:

    2,5 Millionen Euro – eine geradezu lächerliche Summe. Dafür wird umsomehr  für den Krampf gegen rechts investiert.
    Unbedingt lesen: Bestmenschen gegen Rechts: Anmerkungen zu einem anthropologischen Superlativ

  • Anna Luehse:

    # Judith
    Mir geht es auch so. Sobald ich über diese Sache tiefer nachdenke, je schlechter geht es mir.

  • @ Anna

    Für mich als Nachgeborene,  dazu noch ohne Vertriebene als Angehörige, sind das relativ „neue“ Schicksale, heißt: Vollumfänglich bewusst, was da passierte und wie seit Jahrzehnten mit deutschen Opfern umgegangen wird, ist es mir seit ca. 3 -4  Jahren.

    Ich empfinde dabei eine kalte Wut – eine, die das Hirn nicht vernebelt, eine die klar denken lässt und deshalb sehr viel Kraft spendet. Und auch Platz lässt für die schönen und lustigen Dinge des Lebens.

    Es ist ein gutes Gefühl.

  • ostseestadion:

    dafür ist kein geld da. so,so.
    mit verlaub, liebe bundesregierung , das ist erbärmlich .

  • Der Klaus:

    Tote Teutonen sind in der Behämmerten Republik Deutschland nichts wert. Egal ob vom Adolf, oder der Angela in den Tod geschickt, man möchte nicht damit belästigt werden. Du must schon Torwart oder Ausländer sein, sonst bist du nur ein Knochenhaufen.

  • Ich weiß nicht, was mich mehr anficht: Dass die Menschen in diesem Land nicht einmal für die Kriegsgräberfürsorge zu Spenden bereit sind, oder, dass unsere Regierung sich weigert, in einer Notlage auch nur ausnahmsweise einzuspringen.

  • Friedland:

    Wenn man schon über ein sudetendeutsches Thema berichtet, sollte Eger
    Eger bleiben und nicht Cheb, sonst wird die ganze Darstellung unglaubwürdig!
    Dieses Land, das sich erst wieder Deutschland nennen darf, wenn es sich in
    freier Selbstbestimmung eine neue Verfassung gegeben hat, befindet sich in einem erbärmlichen moralischem Zustand. In noch keinem der vergangenen Jahrhunderte ist man mit den eigenen Kriegstoten so würdelos umgegangen. Hier war sogar das vielgescholtene Mittelalter humaner!
    Wenn man nur die Opfer und Toten anderer Länder anerkennt, die eigenen
    aber nicht, bedeutet dies ein Zersetzungsprozess von innen heraus und das
    Ende einer Kulturnation.

  • @ Nörgler

    Spenden? Für Nazis? Ich bitte  dich [Sarkasmus aus].

  • Anna Luehse:

    # Noergler
     
    Ich weiß von einer ganzen Reihe Bürger, die in der Vergangenheit regelmäßig gespendet haben – z. Teil auch keine kleinen Beträge, die aber inzwischen davon Abstand genommen haben, weil die Kriegsgräberfürsorge sich ebenfalls dem Kampf gegen Rechts angeschlossen hat.

  • Canuck:

    Tote Teutonen sind in der Behämmerten Republik Deutschland nichts wert.

     
    Diese sterblichen Reste stehen stellvertretend für alles was eine Nation, ein Volk, eine zusammen gehörende Kultur ausmacht. Deutschland insbesondere gemeint, aber keine Ausnahme.

    Hier kommt es nur besonders krass zum Ausdruck.
    Man möchte alles entsorgen, aber am besten unbemerkt und unerkannt damit ungeheuerliche Ziele durchgesetzt werden können.

    Wenn man nur die Opfer und Toten anderer Länder anerkennt, die eigenen
    aber nicht, bedeutet dies ein Zersetzungsprozess von innen heraus und das Ende einer Kulturnation.

    So ist es…
    wenn man sich nicht dagegen wehrt
     

     

  • Freund86:

    ERBÄRMLICH!

    Dank an die BRD AG!!!!

Kommentieren