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Die Beziehung zwischen der Türkei und den USA

sind für uns  Deutsche interessant und wichtig zu wissen, weil beide Länder innen- und außenpolitischen Einfluss auf unser Land ausüben.  Die Beziehungen Türkei/USA  lassen sich traditionell als gut bezeichnen, es kam aber auch immer wieder zu Irritationen – ein knapper  geschichtlicher Abriss.

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Gegenseitiger Nutzen

Durch ihre Unterstützung und Bindung an die USA versuchte die Türkei stets ihre westliche Orientierung unter Beweis zu stellen und ihrer strategischen Lage in der internationalen Politik Gewicht zu verleihen. Aber auch von Seiten der USA besteht besonderes Interesse an einer guten Beziehung zur Türkei: Neben Israel ist die Türkei der wichtigste Verbündete der USA im Nahen Osten – und auch mit Blick auf Zentralasien ist die Türkei von Bedeutung.

Enge Kontakte, die  zwischen den beiden Ländern bestehen,  sind alt : So förderten die USA Schulprojekte und Missionsprojekte bereits im Osmanischen Reich, mit denen das Land eine Stärkung der christlichen Minderheit in der Türkei verfolgte. Zudem spielte die Türkei für die US-Regierung bei der Erschließung der Öl- und Gas-Vorkommen in der zentralasiatischen Region und als Transitland für Rohstoffe nach Europa eine wichtige Rolle.


WK I und WK II

Nach dem Ersten Weltkrieg standen die Zeichen für die amerikanisch-türkischen Beziehungen jedoch vorübergehend schlecht. Die jungtürkische Unabhängigkeitsbewegung machte sich aus Sicht der US-Regierung durch ihr Bündnis mit der Sowjetunion als kommunistische Bewegung verdächtig.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs lehnte sich die Türkei wieder verstärkt an die USA an und schloss sich der Kriegserklärung an Deutschland an. Damit sicherte sich das Land die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen. Im Gegenzug verschlechterten sich die türkisch-sowjetischen Beziehungen zusehends, was sich unter anderem in Gebietsforderungen Stalins an die Türkei ausdrückte. Vor diesem Hintergrund sagte der amerikanische Präsident Truman in seiner Doktrin vom 12. März 1947 allen von der Sowjetunion bedrohten Staaten, in erster Linie der Türkei und Griechenland, materielle und wirtschaftliche Hilfe zu. Bereits 1947 erfolgte die erste Rüstungshilfe, worauf eine Vielzahl militärischer und wirtschaftlicher Kooperationsabkommen folgte.


Dollarhilfen für die Türkei und der erste Streitfall

Zwischen 1947 und 1971 erhielt die Türkei 3,2 Milliarden US-Dollar Militär- und 1,5 Milliarden Dollar Wirtschaftshilfe aus dem Marshall-Plan. Dafür war es dem US-Militär gestattet, bei Adan Nuklearraketen zu stationieren und dreißig Militärstützpunkte auf türkischem Territorium zu errichten. Im Gegenzug leistete die Türkei den Amerikanern im Korea-Krieg [1951-53] Gefolgschaft, indem sie 6000 türkische Soldaten nach Korea entsandte, wobei die türkischen Streitkräfte hohe Verluste zu beklagen hatten.

Der erste Streitfall der Nachkriegszeit zwischen den USA und der Türkei war die Zypern-Frage. Die USA lehnten das interventionistische Vorgehen der Türkei besonders nach 1964 strikt ab und ermahnten die türkische Regierung mehrmals, von weiteren Maßnahmen abzusehen. Die Türkei ging jedoch auf die amerikanischen Forderungen nicht ein, sondern verstärkte ihre Angriffe auf Zypern. Als die Türkei Nordzypern am 20. Juli 1974 besetzte, verhängten die USA im September 1974 ein Waffenembargo, das erst vier Jahre später wieder aufgehoben werden sollte.

 

Entwicklung ab dem zweiten Golfkrieg

Im Zweiten Golf-Krieg [1990-1991] verbesserte sich das Verhältnis wieder zusehends, als die türkische Regierung dem amerikanischen Präsidenten George Bush bei der Befreiung Kuwaits Gefolgschaft leistete. Ankara stellte dabei Flugplätze in der Südosttürkei zu Verfügung, von denen aus amerikanische Flugzeuge ihre Einsätze in die Kriegsregion flogen.

Die positiven Beziehungen zwischen den beiden Staaten wurden in den letzten Jahren wieder mehrfach getrübt: In ihrer ersten Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 sicherte die Türkei den USA zwar ihre Unterstützung zu, auch bei einem eventuellen Militärschlag gegen die Taliban. Darüber hinaus wurde der türkische Luftraum für die amerikanische Nutzung geöffnet und über die Bereitstellung von Basen im Osten beziehungsweise Südosten der Türkei verhandelt. Im Jahr 2002 beteiligte sich die Türkei an der internationalen Friedenstruppe für Afghanistan [ISAF] und übernahm schließlich die Führung des Einsatzes. Im März 2003 entschied sich das türkische Parlament jedoch gegen die Entsendung türkischer Truppen in den Irak und lehnte zudem den Einmarsch amerikanischer Truppen in den Irak über türkisches Territorium und damit die Eröffnung einer zweiten Front an der türkisch-irakischen Grenze ab. Diese Absage stürzte die bilateralen Beziehungen in eine tiefe Krise.


Anerkennung des Genozids an den Armeniern und EU-Beitritt

Als weitere Schwächung des Verhältnisses erwies sich die Anerkennung des Genozids an den Armeniern zwischen 1915 und 1917 durch den Auswärtigen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses im Oktober 2007. Die Türkei zog daraufhin zeitweise ihren Botschafter aus Washington ab, die türkischen Medien kritisierten die Entscheidung der USA lautstark.

Auch in der türkischen Bevölkerung kühlten die Sympathien gegenüber den USA auf dem Gefühlsbarometer der „Transatlantic Trends 2007“ ab: Im Vergleich zum Vorjahr bewerteten die Türken 2007 ihre Gefühle gegenüber den USA um 9 Punkte schlechter, das heißt mit 11, wobei 100 die bestmögliche Bewertung darstellt.

Nach wie vor große Unterstützung erhält die Türkei von den USA allerdings mit Blick auf den türkischen EU-Beitritt. Die US-Regierung unterstützt die EU-Mitgliedschaft der Türkei nicht zuletzt deswegen, weil man die Türkei als wichtigen strategischen Partner in dieser Region für Europa nicht verprellen dürfe. Die USA befürchtet im Falle eines Scheiterns der Beitrittsverhandlungen die Abwendung der Türkei vom Westen und eine Orientierung hin zu Staaten des Nahen Ostens, was einen gravierenden Einflussverlust der USA in der Region bedeuten würde.

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[1] Quelle: Centrum für angewandte Politikforschung
[2] Wieviel Geld die EU ihrerseits der Türkei im Rahmen diverser „Förderprogramme“ bereits zugeschustert hat,  können Sie hier nachlesen: Geld für Ankara

8 Kommentare zu „Die Beziehung zwischen der Türkei und den USA“

  • karl-friedrich:

    Interessante Terminologie, mit anderen Worten: Damit die Amis sich weiter gut fühlen, müssen die Europäer das aushalten.

    Ohne Worte.

  • Freidenker:

    Die Türkei hat sich die Geostrategisch günstige Lage des Landes merfach von der Nato vergolden lassen.
    Ausgemusterte aber noch im guten Zustand befindliches Gerät der Bundeswehr wurde meist als Millitärhilfe in die Türkei geschikt, dort sieht man heute noch die alten 630 MAN und auch schon das Nachfolgermodell MAN Kat.
    Wenn ich mich nicht irre ging auch ein Großteil des NVA Gerätes als Hilfe in die Türkei.

  • ThePassenger:

    Interessanter und aufschlußreicher Artikel, er fasst vieles des bisher zu diesem Thema gesagtem schlüssig zusammen.

    Aktuell bleibt abzuwarten wie die Türkei auf die erneute Offerte der USA, das Land in die EU zu pressen, reagiert. Die EU-Mitgliedschaft scheint für die Türkei nicht mehr das Non-Plus-Ultra zu sein. Man scheint dort endlich begriffen zu haben, dass der Beitritt keine Verhandlungssache ist, sondern die Europäer die Türkei ernsthaft nicht im Club haben wollen.

    Die zunehmende Schwäche der USA scheint bei den Türken grundsätzlich die Frage aufzuwerfen ob sich die Gefolgschaft noch lohnt.

    Hinzu kommt, dass Sympathien in Richtung USA im säkulären Teil der Bevölkerung zu Hause sind. Durch die Re-Islamisierung der Türkei schwindet der Rückhalt. Zuletzt gab es einen Prozess wegen Verschwörung gegen hochrangige Vertreter des Militärs, was die Schwächung dieser Fraktion demonstriert.

    Die Türkei hat eine Kolonialgeschichte, die sie bei anderen islamischen Ländern extrem unbeliebt gemacht hat, insofern muß die Türkei einen Weg zwischen Nationalstaat und Mitglied der Umma finden.

    Die Beziehungen der Türkei zu Israel waren lange Zeit vom Willen beider Seiten zur Vertiefung geprägt, man hielt gemeinsame Manöver etc. pp. ab Dies fand mit einem Schlag ein Ende, als Erdogan in der Fernsehdisktussion von einen Israli (Juden?) angegriffen wurde und vor laufenden Kameras austickte.

    Mein Eindruck ist derzeit, dass die Türkei an einer EU-Mitgliedschaft kein ernsthaftes Interesse mehr hat und die Liebe zu den USA nahezu erloschen ist. Die türkische Option ist die Wieder-Verbrüderung mit den den zentralasiatischen Turkvölkern, die über grosse Mengen an Öl und Gas verfügen.

    Durch die Pipeline fällt der Türkei die Rolle des Händler für diese Ressourcen zu, es besteht eine gewisse Abhängigkeit. Hierhin liegt auch ein Konflikt mit Russland begründet, da die zentralasiatischen Länder von Russland nach wie vor als dessen Domäne angesehen wird.

    Die Pipeline hat die Türkei in Lage versetzt die EU über Energielieferungen unter Druck zu setzen.

  • Die Amerikaner werden sich das noch überlegen. Und wir Europäer sollten uns überlegen, ob wir die Türkei wirklich in der EU wollen. In der Tat fährt Ankara derzeit einen eindeutig antiwestlichen Kurs.

  • Druidenstein:

    Die Türkei ist der einzige Staat, der den letzten dreißigjährigen Krieg 1914/1945 gewonnen hat. Großbritannien, Frankreich, Italien, Belgien, und Deutschland werden heute von den Musels derart ausgenommen, daß die finanziellen Kosten des Versailler Diktates gegegen nur ein Klacks sind.

  • Bzgl. dem türk. Märchen: „die ‚Türken sind nach dem Krieg von Deutschland geholt worden, und haben das Land wieder aufgebaut“

    http://www.formelheinz.de/index.php/20090908274/Kultur/Wiederaufbau-in-Deutschland-Beitrag-der-Gastarbeiter.html

  • […] ich einen Abriss übr die Beziehung zwischen der Türkei und den USA postete, folgt  nun eine Übersicht über das Verhältnis zwischen der Türkei und Russland […]

  • […] I:   Die Beziehung zwischen der Türkei und den USA Teil II: Die Beziehung zwischen der Türkei und […]

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