Inhaltsverzeichnis

Auge um Auge

1995 sollte John Sacks Geschichtsreport „An Eye for an Eye“ im Piper-Verlag erscheinen: Auge um Auge.  In diesem Buch beschreibt John Sack, Reporter und ehemaliger Kriegskorrespondent der CBS,  Juden, die gegenüber Deutschen und Polen Greultaten verübten – quasi als Rache für den Massenmord am jüdischen Volk. Aber auch Juden, die damit nicht einverstanden waren oder davon abließen und internierten Deutschen halfen. Dabei führt Sack namentlich  u.a. Lola Potok und Schlomo Morel auf.

Der staatliche Sicherheitsdienst Polens, so berichtete John Sack, unterhielt insgesamt 1.255 Lager für Deutsche, darunter viele kleine. Praktisch in jedem von ihnen starben zwanzig bis fünfzig Prozent der Insassen an Hunger, Krankheit und unfaßbaren Greueltaten – Sack schätzte zwischen 40.000 und 80.000.  Er erwähnt in seinem Geschichtsreport diese Fakten, behandelt aber nur einen regional und zeitlich begrenzten Ausschnitt: Oberschlesien 1945. 

Lt. der von Sack zitierten Schätzung des Sekretärs des Sicherheitsdienstes für Schlesien, Pinek Maka, sind in Oberschlesien – aber nur dort – zeitweilig fast 75 % [rund 160] der höheren Offiziere des kommunistischen staatlichen Sicherheitsdiensts, der die Internierungslager führte, Juden gewesen. Sack nahm an, dass die sowjetisch gesteuerte Organisation absichtlich Überlebende der Judenvernichtung auf hohe Posten setzte.

Der Münchner Piper-Verlag stoppte dann die Auslieferung von „Auge um Auge“  und 6000 bereits gedruckte Exemplare wurden eingestampft. So weit so schlecht. Mir stellt sich die Frage, wieso ein Buch, wie das von Sack eingestampft wird, während  Tarantinos Streifen „Unrühmliche Mistkerle“  [Inglourios Basterds] nicht nur hoch bejubelt sondern auch mit deutschem Steuergeld gefördert wurde. Beide haben das selbe  Thema: Verbrechen von Juden an Deutschen als Rache für den Holocaust. Der Unterschied zwischen Buch und Film ist lediglich der, dass Tarantinos Filmhandlung fiktiv ist, Sacks Buch Fakten nennt.

[1] John Sack in DieZeit: Ich bin Reporter und Jude
[2] Dorothea Hauser im Spiegel zum Streit über den Geschichtsreport „Auge um Auge“: Zu heiß zum Anfassen?

16 Kommentare zu „Auge um Auge“

  • virOblationis:

    „Mir stellt sich die Frage, wieso ein Buch, wie das von Sack eingestampft wird, während  Tarantinos Streifen “Unrühmliche Mistkerle”  [Inglourios Basterds] nicht nur hoch bejubelt sondern auch mit deutschem Steuergeld gefördert wurde. “
    Ich kenne zwar weder Film noch Buch, doch so wie ich die Berichte darüber verstehe, werden diejenigen, die die Greuel verüben, im Film glorifiziert, im Buch wohl nicht.
     

  • @virOblationis

    Das kann sein, ja. Aber selbst in den USA,  wo es auch ordentlichen Zoff um das Buch gab, war man baff erstaunt, dass, und wie schnell der Piper-Verlag nachgegeben und das Buch eingestampft hat.

    Ich habe Auge um Auge auch noch nicht gelesen, werde es aber auf jeden Fall tun. Die Erklärung des Buchverlags – man wolle Antisemiten  keine Nahrung geben [oder so ähnlich] –  ist m.E. absurd. Mit der Rücknahme des Buches haben sie solchen Leuten mehr Nahrung gegeben, als wenn sie es veröffentlicht hätten.

  • Frontinus:

    Wird nicht auch Marcel Reich-Ranicki als „Eichmann von Kattowitz“
    bezeichnet?

  • @ Frontinus

    Ja. Sowohl Eifrei als auch die Weltwoche thematisierten M. R-R.s dubiose Rolle in Kattowitz und beim kommunistischen Geheimdienst, die wohl nicht ganz so schön war, wie es die Heiligsprechung in der BRD insinuiert.

    Pakt mit dem Teufel

    Die wahre Geschichte des Marcel Reich-Ranicki

  • sobaka:

    Ich habe Auge um Auge auch noch nicht gelesen, werde es aber auf jeden Fall tun. Die Erklärung des Buchverlags – man wolle Antisemiten keine Nahrung geben [oder so ähnlich] – ist m.E. absurd. Mit der Rücknahme des Buches haben sie solchen Leuten mehr Nahrung gegeben, als wenn sie es veröffentlicht hätten.

    Judith, das Buch kostet antiquarisch ca. 90-120 €.
    Ich borge es Ihnen gern .

  • Freidenker:

    Ist schon lustig wenn in der Glotze immer die Bilder der Bücherverbrennung bei den Nationalsozialisten gezeigt werden, und ein Satz später behauptet wird zum Glück haben wir das überwunden und sind nun frei und aufgeklärt.  😉

  • @ Soboka

    Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich  bekomme das Buch  als Weihnachtsgeschenk.  Trotzdem Danke für das Angebot.

  • @ Freidenker

    Tja, unsere diversen Regierungen wollten halt immer nur das Beste für uns und uns vor „verderblichem Einfluss“ schützen/Sarkasmus off.

    Heute ist die Büchervernichtung ja auch sauberer – wo sie früher im Feuer landeten, besorgt das heute elegant der Reißwolf.

  • aloha:

    Es ist immer wieder schockierend, zu was Menschen fähig sind. Oft wird dann der Ruf nach Vergeltung laut. Durch das Prinzip „Auge um Auge“ wird aber eine Endlosschleife von Greueltaten in Bewegung gesetzt. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, hat Jesus ja Vergebung gepredigt und gelebt. Es gibt aber ein Problem dabei: Man kann jemandem nur vergeben, wenn dieser seine Schuld zugibt. Solange die Siegermächte ihre Verbrechen nicht zugeben,wird es auch keine echte Versöhnung geben.

  • Anna Luehse:

    Ich hatte mir das Buch vor einigen Jahren aus der Uni-Bibliothek Ffm. geliehen. Im Vor- und Nachwort beschreibt Sack seine Überlegungen, warum dieses Buch seiner Meinung nach geschrieben werden mußte. Er belegt, daß ihm nicht nur in Deutschland, sondern auch in USA – u.a. Havard Universität – Lügen unterstellt worden sind, die er allesamt widerlegen konnte. 
    Hier ein Ausschnitt aus dem Nachwort:

    „Als dieses Buch im November 1993 in den USA veröffentlicht wurde, enthielt es einen eklatanten Fehler.  Im Vorwort schrieb ich, 1945 hätten einige Juden, die den Holocaust überlebt hatten, Tausende deutscher Zivilisten umgebracht: Männer, Frauen, Kinder, Babys. Diese Aussage war zwar richtig, doch dann fuhr ich fort: „Wenn ich darüber berichtete, dann wäre das – nennen wir es Chuzpe; denn ich konnte mir denken, was die Welt dazu sagen würde.“ Zu dem Zeitpunkt hatte ich sieben Jahre an dem Buch gearbeitet und war fest überzeugt, daß die Welt nichts sagen konnte, was ich nicht schon vorweggenommen hätte. (…) aber selbst in meinen wildesten Spekulationen hätte ich nie angenommen, daß ein herausragender Intellektueller bei einem großen TV-Sender mich als „einen Mann namens John Sack“ bezeichnen und eine andere Intellektuelle den Ausspruch tun würde: „Nun, diese Leute sind zuallererst Antisemiten, und zweitens sind sie Neonazis.“ Vor zehn Jahren habe ich einen Enthüllungsbericht über die Nazis verfaßt, der auf Channel Two in Los Angeles ausgestrahlt wurde – ich stand immer noch auf der Abschußliste der Nazis und hatte nicht damit gerechnet, daß Wissenschaftler mich mit ihnen in einen Topf werfen würden.
    Ich hatte auch nicht damit gerechnet, daß man Auge um Auge eine ungeheuerliche Lüge nennen würde.  Immerhin war ein großer Teil des Buches auf die Richtigkeit der Fakten hin überprüft worden: von drei bedeutenden Nachrichtenmagazinen und einer Zeitung, deren Herausgeber sagte: „Das ist vielleicht die am exaktesten recherchierte Story in der Geschichte des amerikanischen Journalismus.“ Außerdem noch von 60 Minutes; die Redakteure spürten acht Augenzeugen auf, die ich nicht ausfindig gemacht hatte, und fanden 1580 Totenscheine, unterzeichnet von einem jüdischen Kommandanten, und deshalb hatte ich nicht mit Rezensionen gerechnet, deren Titel lauteten: Falscher Zeuge und Die große Lüge.  Eine bekannte jüdische Zeitung schrieb: „Sack schreibt ein durchsichtiges Dokudrama“ und „Sack treibt Handel mit eingebildeter Wirklichkeit“ und behauptete später, Lola, die Zentralfigur, könne nicht das Gefängnis für Deutsche, den zentralen Schauplatz in Auge um Auge, befehligt haben. Lola selbst hatte mir gesagt: „Ich war die Kommandantin“, fünfunddreißig Menschen (darunter auch der derzeitige Gefängnisdirektor) bestätigten ihre Aussage; ich hatte das Dokument, mit dem sie eingestellt worden war, und ein weiteres Dokument, das sie selbst als naczelnika, Kommandantin, signiert hatte, doch die Zeitung schrieb: „Die Unwahrscheinlichkeit ist überwältigend.“ In einer anderen Rezension steht Lolas Name stets in Anführungszeichen, als hätte ich sie mir ausgedacht. (…)

    Im vierten Kapitel des Buches sagte ich, daß drei Viertel der Offiziere – die Leutnants, Hauptleute und Majore – im  Amt für Staatssicherheit in der Stadt Kattowitz im Februar 1945 Juden gewesen seien, doch eine Zeitschrift unterstellte mir, ich hätte behauptet, drei Viertel aller Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes in ganz Polen seien Juden gewesen, und in einer Zeitung hieß es gar, nach meiner Aussage seien drei Viertel aller „Faktoten“ in ganz Polen Juden gewesen.  Nach Verfälschung dieser Zahlenangaben fuhren die Rezensenten damit fort, sie zu widerlegen.  Ein Harvard-Professor schrieb:

    Wir wissen, wie viele Juden im Amt für Staatssicherheit mitgearbeitet haben.  Nach einer statistischen Auszählung vom 21.  November 1945 von Bolestaw Bierut, damals Staatspräsident von Polen, arbeiteten 438 Juden im Staatlichen Sicherheitsdienst. 438!  Nicht die von Sack behaupteten 75 Prozent, sondern 1, 7 Prozent…

    Nun, ich war in Harvard, dessen Motto veritas lautet, Wahrheit, und damit hätte ich nie gerechnet.  Allerdings leugnete der Harvard-Professor nicht, daß der Leiter des Amtes Jude war und alle oder fast alle Abteilungsleiter ebenfalls Juden waren; aber vergessen wir das.  Vergessen wir auch, daß dieses Jahr ein polnischer Professor ein geheimes Adreßbuch der 1100 Spitzenoffiziere in Warschau fand – zwischen 1944 und 1953 waren ungefähr dreißig Prozent Juden.  In meiner Naivität hielt ich es für ausreichend, in dem Buch zu schreiben, daß „bereits im Juni 1945“ Juden aus dem Staatlichen Sicherheitsdienst ausschieden, daß bis September 1945 „Hunderte von Juden aus dem Sicherheitsdienst flohen“ und daß „alle bis auf eine Handvoll Juden zu ‚Mora und Talmud zurückkehrten und bis Dezember 1945 den Staatlichen Sicherheitsdienst verlassen hatten“.  Wenn es am 21.  November 1945, wie der Harvard-Professor schrieb, noch 438 Juden im Amt für Staatssicherheit gab, dann sind das sechzigmal mehr, als ich in Auge um Auge je erwähnt habe – und ich hätte auch nie vermutet, daß man mir nicht erlauben würde, diese Tatsache zu berichten.  Als ich an den Herausgeber, der denn Text des Harvard-Professors veröffentlicht hatte, einen Brief schrieb, weigerte sich dieser, ihn zu veröffentlichen, und sogar nachdem ich 425 Dollar für eine Anzeige bezahlt hatte, verweigerte mir der Herausgeber die Veröffentlichung der Anzeige.  Dann bezahlte ich eine Anzeige in der Studentenzeitung von Harvard, aber die Studenten veröffentlichten sie nicht.
    (…) Angesichts dessen muß ich Ihnen, der Leserin und dem Leser, danken, weil Sie sich nicht von Rezensionen haben abschrecken lassen, die Sie zum Beispiel aufforderten: „Tun Sie mir einen Gefallen – lesen Sie dieses Buch nicht.“ Und ich hoffe, was so wenigen Rezensenten auffiel, aber sonderbarerweise fast allen Lesern, die mir schrieben: daß dieses Buch von der rettenden Gnade der jüdischen Religion handelt – als Lola zur Religion zurückkehrte, fand sie in ihr Erlösung und Liebe. Ich hoffe, daß Sie trotz allen Krawalls festgestellt haben, daß  keiner, weder Jude noch Deutscher, noch Pole, der 1945 dabei war (außer jenen, die sagten „Ich hab’s nicht getan“), je eine Aussage in diesem Buch und in den Anmerkungen geleugnet hat.  Das Buch, das so viele Rezensenten zur Weißglut gebracht hat, ist haargenau dasselbe, das Sie lesen, bis hin zu den traurigen, arglosen Worten: „Ich konnte mir denken, was die Welt dazu sagen würde.“ Siehe Vorwort. November 1994/April 1995  John Sack „

  • sobaka:

    zu aloha.
    Das betrifft nicht nur die Siegermächte, sondern auch die „Mitsieger“
    Polen, Tschechen.
    Solange diese Staaten ihre Fehler und auch Verbrechen vertuschen kann und wird es kein friedliches miteinander geben, selbst wenn der deeutsche Staat
    in seinen Vertretern sich auf dem Bauch im Staube windet.
    Da sind die persönliche Einzelbeziehungen zwischen Deutschen, Polen, Tschechen und anderen schon weiter.

  • Wahr-Sager:

    Nanu, bin ich hier gesperrt?

  • F. Heusinger:

    4. Ausgabe herausgegeben von John Sack ISBN 0-9675691-0-9
    Fuer weitere Informationen: books@johnsack.com
    Die o.g. Ausgabe ist fuer $11,95 erhaeltlich bei: National Vanguard Books, P.O. Box 330, Hillsboro WV24946, USA (http://www.natvan.com)

  • […] Soweit Wikipedia zu der Causa Morel. Einen weiteren Artikel zu Salomon Morel finden Sie im Focus: Braune Baracke, Leiter Jude und in John Sacks Buch Auge um Auge. […]

Kommentieren