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Die Beziehung zwischen der Türkei und Russland

Nachdem ich einen Abriss über die Beziehung zwischen der Türkei und den USA postete, folgt  nun eine Übersicht über das Verhältnis zwischen der Türkei und Russland – ein ambivalentes Verhältnis, das sich immer wieder änderte.

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Unter Mustafa Kemal

Da sich die anatolische Unabhängigkeitsbewegung sowohl gegen europäische Mächte wie Frankreich, Italien und Großbritannien als auch Griechenland und Armenien richtete, konnte die Jungtürken unter Mustafa Kemal nur von der Sowjetunion Unterstützung erwarten. Schon im Sommer 1920, also noch vor der Ausrufung der türkischen Republik, erkannten sich beide Staaten gegenseitig an und nahmen diplomatische Beziehungen auf. Mit diesem Bündnis machte sich die Unabhängigkeitsbewegung in den Augen der USA zur bolschewistischen Bewegung. Für Mustafa Kemal bedeutete das Bündnis jedoch keinesfalls einen ideologischen Schulterschluss. Vielmehr war sich dieser der Notwendigkeit der Unterstützung Lenins bewusst, nachdem sämtliche europäische Staaten als Besatzer vertrieben waren und damit als Partner ausschieden.

Aufnahme in den Völkerbund

In den darauf folgenden Jahren entwickelte sich das Verhältnis zwischen beiden Staaten weiterhin positiv. Im Jahr 1921 wurde ein türkisch-sowjetischer Vertrag über „Freundschaft und Brüderlichkeit“ unterzeichnet. Im gleichen Jahr legten beide Staaten ihre gemeinsamen Grenzen im Vertrag von Kars fest. Im Jahr 1925 einigten sich beide Staaten auf einen „Nichtangriffs- und Neutralitätspakt“, in dem sich die Türkei und die Sowjetunion dazu verpflichteten, keinem Bündnissystem beizutreten, das ihre Beziehungen gefährden könnte. Dieser Vertrag wurde noch zweimal, 1929 und 1935, verlängert. Auch die Aufnahme der Türkei in den Völkerbund (1932) kam mit Hilfe der Sowjetunion zustande.

Nach dem WK II

Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich das zuvor betont freundschaftliche Verhältnis jedoch abrupt. Im Jahr 1946 verkündete Stalin, den „Nichtangriffs- und Neutralitätspakt“ nicht verlängern zu wollen. Zudem stellte er territoriale Forderungen, die zwei nordöstliche Städte in der Türkei betrafen. Ferner forderte er das Recht auf Mitverwaltung der Meerenge des Marmara-Meers und kündigte damit den Vertrag von Montreux (1936) auf, der eine Internationalisierung der Region um Marmara-Meer, Dardanellen und Bosporus vorsah. Die Reaktion der Türkei lief auf ein Bündnis mit den USA hinaus, die die Türkei gegen den Expansionsdrang der UdSSR schützte und in den folgenden Jahren militärisch und finanziell unterstützte. Mit ihrem Beitritt zur NATO im Jahr 1952 bezog die Türkei eine eindeutig anti-sowjetische Stellung im Ost-West-Konflikt und wurde damit zu einem Einflussgebiet der Westmächte an den Grenzen der Sowjetunion.

Aktuell

In jüngster Zeit zeichnet sich das russisch-türkische Verhältnis vor allem durch die wachsende Konkurrenz um den Status als Energielieferanten für Europa und die USA und durch die Rivalität um die Stellung als regionale Vormacht aus. Die russische Monopolstellung vor allem für den europäischen Erdgas- und Erdölmarkt wird zusehends von Pipelines, die aus dem zentralasiatischen Raum unter Umgehung des russischen Territoriums durch die Türkei nach Europa führen, beeinträchtigt. Die europäischen Staaten unterstützten den Bau neuer Zulieferstrecken, um ihre Energie- und Lieferquellen zu diversifizieren und damit unabhängiger von Russland zu werden.

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Quelle: Centrum für angewandte Politikforschung

5 Kommentare zu „Die Beziehung zwischen der Türkei und Russland“

  • Eigendlich hat es schon immer eine Konkurenzsituation gegeben ! erst hatte das Osmanische Reich dweite Teile des Nordlichen Schwarzmeergebietes erobert dann hat Rußland (auch als Beschützer der Slaven) erst die Gebiete Nördlich und Östlich des Schwarzmeeres zurückerobert und dann auch noch Bulgarien beim unabhängigkeitskrieg unterstützt!
    das hat sich bis Heute nicht geändert!
    Das Wortprotokoll der letzten Kölner Ratssitzung liegt ausgewertet vor
    viele Wortbeiträge von Uckermann und Rhous ….weiter:
    Rat Köln 03.S. 20091119

    Gruß Andre
    Patriotisch-Proisraelisch-Antiislamisch!

  • ThePassenger:

    Mit dem NATO-Beitritt der Türkei erklärte sich diese bereits amerik. Atomwaffen auf ihrem Territorium stationieren zu lassen. Dies war in der damaligen Zeit von besonderer Bedeutung, da die Trägerraketen seinerzeit noch nicht über die ent. Reichweite verfügten. Neben der Reichweite war (und ist) die Möglichkeit des Erstschlages (nat. nur präventiv – haha) von entscheidender Bedeutung.

    Die Türkei hatte sich damit mit einem Schlag auf die Liste der Atombombenziele des Warschauer Paktes katapultiert. Meines Wissens wurden diese Waffen als Gegenleistung im Kuhandel um die Nuklearwaffen auf Cuba abgezogen.

    So sehr man sich über die Türken auch ärgern mag, sie haben sich freiwillig auf die Seite der NATO geschlagen und dabei ein erhebliches Riskio in Kauf genommen.

    Dies ist den Türken nat. auch bewusst, sie hatten gehofft damit die Eintrittskarte in den West-Club erworben zu haben. Man muß dazu sagen, daß zu dieser Zeit die Türkei faktisch vom Militär regiert wurde, der Kemalismus war das Maß aller Dinge, der Islam eine Art Folklore. Hier liegt eine der Wurzeln türkischen Nationalismus.

    Als die NATO nach ’89 in die Sinnkrise geriet musste auch die Türkei sich umorientieren. Man war mit einem Schlag geostrategisch nicht mehr wirklich voin Bedeutung. Die inneren Spannungen gewonnen wieder die Oberhand (eine Erfahrung, die wir in Europa auch gemacht haben).

    Folge dessen, zumindest aus meiner Sicht, ist die Re-Islamisierung der Türkei. Jenseits der wirtschaftlichen Fragen hat sich damit die Türkei den Weg in den Westler-Club selber verbaut. Aber es stellt sich durchaus die Frage ob dies Ursache oder Wirkung war.

    Aus türkischer Sicht ist das Versprechen nie eingehalten worden. Als die Türken sich einen Teul des Iraks unter den Nagel reissen wollten haben die USA ihnen das nicht erlaubt. Das grosse Versprechen der USA war die Türkei zum EU-Mitglied zu machen, auch dieser Traum scheint sich erledigt zu haben.

    Der Umgang mit der Türkei hat auch Bedeutung für andere Staaten, vorallem die zentralasiatischen. Dort schaut man sehr genau wie die EU mit der Türkei umgeht und zieht seine Schlüsse daraus.

    Aber lange Rede, kruzer Sinn:
    Wir haben uns, als uns das Wasser bis zum Halse stand, den „kranken Mann am Bospurus“ zum Verbündeten genommen. Dieser hat seine Verpflichtungen auch immer eingehalten. Wir haben ihn als Gegenleistung auch immer kräftig unterstützt, keine Frage. Die grossen Versprechungen wurden aber nie eingelöst. Aus türkischer Sicht ist man, um es platt zu sagen, betrogen worden.

    Auch der Türkei ist sicherlich klar daß keine Nation, erst recht keine so nationalistische wie die Türkei, an Grösse gewinnt wenn Millionen ihrer Bürger im Ausland weilen – das ist eine offene Wunde im Selbstverständnis. Der Islam ist aus meiner Sicht nur eine Art Ersatzidentität, weil die nationalen Träume allesamt geplatzt sind. So wird auch klar warum die Türkei alles tut um ihre Emmigranten so eng wie nur möglich an sich zu binden. Sie bleiben Türken, egal wo sie sind – das ist so gewollt und wird auch nicht verheimlicht, siehe div. Erdogan Reden. Letzendlich schwebt den Türken wohl so etwas wie „Heim ins Reich“ vor Augen – was aber nur funktionieren kann, wenn die wirtschaftl. Lage das auch hergibt. Solange man mit Hartz4 in Deutschland besser leben kann als mit ehrlicher Arbeit in der Türkei wird dies nicht der Fall sein.

  • Saito:

    @The Passenger
    Ganz richtig.
    Allerding hofft Erdogan wohl auch, über die Türken mit deutschem Paß  hier in Deutschland an Einfluß auf die Politik zu gewinnen. So hat ma ja den Türken empfohlen, sich einbürgern zu lassen, um wählen zu können. Die hiesigen Türken sind die 5. Kolonne Ankaras.

    Wenn auch nicht jeder Türke dabei mtmachen dürfte, so trifft es doch auf die Mehrheit zu.

    mit freundlichen Grüßen

  • ThePassenger:

    @Saito

    Man hat aus der Not eine Tugend gemacht und bemüht alte Geschichten aus der Eroberungsphase des osmaischen Reiches. Den Türken soll vorgegaukelt werden, sie würden die in den Aufnahmegesellschaften eine wesentliche Rolle spielen.

    In der Tat, der Einfluß ist stets gewachsen, allerdings nicht weil man sich diesen in irgendeiner Art erarbeitet hätte, sondern weil die Aufnahmegesellschaften ach-so Tolerant sein wollten.

    Der Scheitelpunkt dieser Entwicklung liegt hinter uns, von jetzt an wird der Gegenwind stärker. Das einheimiche Volk interessiert es wenig ob die Türkei sich vor 50 Jahren auf die Seite der NATO geschlagen hat, die Leute haben einfach die Schnautze voll (womit sie auch Recht haben).

    D.h. faktisch daß die nächste Niederlage der Türken nur eine Frage der Zeit ist, die 5.Kolonne ist in gesitiges Niemandsland einmarschiert, langsam formiert sich aber Widerstand auf der vollen Breite der Gastgesellschaften.

    Die Zeche dafür zahlen die türk. Migranten die sich, aufgestachelt von den Schergen Ankaras, der Intergration in ihren Gastländern verweigern und über Generationen in perekären Verhältnissen verharren.

    Ich schrieb es schonmal: Irgenwann werden die türk. Immigranten erkennen, wie sehr sie hinters Licht geführt wurden. Die Gutmenschen haben und hatten nie ein wirkliches Interesse an den Migranten, der türk. Staats ist mittelfristig in Auflösung begriffen. Die Story von den gut ausgebildeten Migranten, die in die Türkei zurückkehren um dort das Land ausbauen ist eine Mär. In dem Fall wohl eine, die man sich bei den Isrealis abgeschaut hat. Würde man die gescheiterten Türken in ihr Land zurückschicken, die Türkei würde in wenigen Monaten komplett kollabieren. Ähnliches gilt für andere islamische Länder, die uns ihre Unterschichten rüberschicken.

    Und als ob es nicht schlimm genug wäre redet die Politik nicht mit den Migrantenvertretern, welche die Situation zum Besseren wenden könnten (z.B. Seyran Ates & Co.), sondern mit Betonköpfen in garnicht so geheimer Mission Anakras, wie Kenan Kolat & Co.

    Sie tun damit weder den Türken in den Gastländern, noch der einheimischen Bevölkerung in diesen Ländern noch auch dem türk. Staat einen Gefallen.

    Es gibt aus meiner Sicht drei Alternativen:
    1.Wir schicken die Türken zurück – die Türkei kollabiert
    2.Alles bleibt beim Alten, wir sind weiter die Deppen – mir deucht es, diese Zeiten neigen sind langsam aber sicher ihrem Ende entgegen
    3.Wir helfen der Türkei ihr wirtschaftl. Problem zu lösen und machen es zum „gelobten Land“ für alle Türken

    Das sind aus meiner Sicht die Eckpunkte, innerhalb derer sich die Sache abspielt. Der EU-Beitritt war eine Schnapsidee, aber eine „privilegierte Partnerschaft“ hat meiner Ansicht nach eine Berechtigung. Ansonsten können wir uns nur noch aussuchen, ob der Kessel in der Türkei oder in Europa hochgeht.

  • […] Teil I:   Die Beziehung zwischen der Türkei und den USA Teil II: Die Beziehung zwischen der Türkei und Russland […]

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