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Ausländische Streitkräfte auf DDR-Boden

Der Stellenwert der ehemaligen DDR  für den  strategischen Nutzen der Sowjetunion lässt sich aus den Angaben über Truppengebiete, Truppen – und Waffenstärke ablesen. Die Sowjetischen Streitkräfte hatten zwischen Ostsee und Erzgebirge insgesamt 350.000 Hektar DDR-Boden in Besitz. Um die Größenordnung bildlich darzustellen: Eine Fläche von der Größe des Saarlandes.

Davon waren ca. 70 % Truppenübungsplätze, Flugplätze und Raketenstationierungsorte, inklusive ca. 200 Atombomben – einige  davon auf  vier Flugplätzen in Brandenburg.  „Dass die Hälfte der 16 Standorte in der damaligen DDR sich in Brandenburg befand, lag vor allem an den zahlreich vorhandenen Flugplätzen und der Nähe zur Hauptstadt der DDR“, erklärte der Berliner Luftfahrtexperte Stefan Büttner, der diesen – bis dahin unbekannten – Teil des kalten Krieges veröffentlichte.

Insgesamt verzeichnete das Bundesvermögensamt 1.026 einzelne Liegenschaften auf dem damaligen Boden der DDR mit ca. 530. 000 sowjetischen Angehörigen. Davon waren ca. 338.000 Soldaten und Offiziere, knapp 45.000 Zivilangestellte und ca. 163.000 Familienangehörige.  In Wünsdorf [Brandenburg] saß das  Oberkommando: Außer den 2.700 Einwohnern lebten zu Spitzenzeiten dort 50.000 bis 60.000 sowjetische Männer, Frauen und Kinder – für die Deutschen war das militärische Arreal Sperrgebiet. 

 In der Befehlshierarchie standen die sowjetischen Besatzungstruppen über sämtlichen Truppen der NVA und anderen paramilitärischen Organisationen der DDR. Somit war die Westgruppe [Bezeichnung für die Sowjet-Truppe nach 1989] nicht nur die größte und bestgerüstete Truppe des Warschauer Pakts außerhalb der Sowjetunion, sie war faktisch auch der wirkliche Macht-Haber in der DDR. Vom vollen Ausmaß der Besatzung hatte weder die sonst allwissende Stasi noch die allmächtige Partei eine klare Vorstellung – nicht einmal das DDR-Verteidigungsministerkennt kannte genaue Zahlen [Der düstere Freund]. Der Unterhalt für die sowjetische Armee kostete den SED-Staat von 1970 bis 1984 zwischen 622 und 812 Millionen DDR-Mark jährlich.

Am 12. Oktober  1990, drei Tage nach Herstellung der deutschen Einheit, schlossen die  Regierungen in Bonn und Moskau einen Vertrag [Teil des Zwei-plus-Vier-Vertrags] über den befristeten Aufenthalt der sowjetischen Militärtruppen im nun wiedervereinigten Deutschland bis Ende 1994. Am 31. August 1994 verließen die letzten Einheiten deutschen Boden.
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[1] Auf dieser Seite finden Sie  detaillierte Angaben über die jeweiligen Standorte, Aufgaben und Truppenstärke plus Kartenmaterial:  Das MGFA [Militärgeschichte Forschungsamt]

[2] Gleiche Thematik und Übersicht für die BRD [noch aktuell]: Ausländische Streitkräfte auf BRD-Boden.

5 Kommentare zu „Ausländische Streitkräfte auf DDR-Boden“

  • eo:

    —-Um die Größenordnung bildlich darzustellen: Eine Fläche von der Größe des Saarlandes.—-

    was in etwa auch der Fläche des Großherzogtum  Luxemburg entspricht.
    Oder die vierfache Fläche von Berlin.

    Aber die sind gottlob wieder abgezogen.
    Und nur die riesige, äh russische  Botschaft Unter den Linden
    kündet von dem einst bestimmenden Einfluß.

  • @ eo

    Aber die sind gottlob wieder abgezogen.

    Stimmt. Die ehemalige gigantische Truppenstärke veranschaulicht aber m.E. warum Ost und Westdeutschland  Besatzungstruppen dieser Größenordnung  als Aufmarschgebiet  diente – wobei ich keine Aussage wage, wer hier bei wem nachgezogen hat. USA gegenüber Sowjetunion oder Sowjetunion gegenüber USA. Vermutlich ist jeder der beiden Supermächte überzeugt, er habe nur auf die Präsenz des „Gegners“ reagiert. Evt. gab’s auch interne Absprachen. Egal.

    Die Russen sind weg, die USA haben ihre Streiftkräfte auf deutschem Boden drastisch reduziert.  Mal schauen ob und wann die USA endgültig deutschen Boden verlassen. Und ob das unsere Politelite überhaupt möchte.

  • Freidenker:

    Die USA wird nicht abziehen, sie braucht die BRD als logistisches Sprungbrett, quasi ein riesiger Flugzeugträger der sozusagen als Zuckerle auch noch von den Besetzten mitfinaziert wird.
    Der Irakrieg würde ohne den Vorposten BRD noch viel schwieriger zu führen sein.

  • @ Freidenker

    Komplett abziehen, nein das glaube ich auch nicht – ich bin aber davon überzeugt, dass das unsere Politiker auch gar nicht wollen. 24 000 Mann [so groß soll das Kontingent bis 2012 sein] sind aber gegenüber einer halben Millionen [so war es vor dem Mauerfall] in jedem der Teildeutschlands schon einmal ein drastischer Abbau.

    An den jeweiligen Truppenstärke im damaligen Ost-und Westdeutschland kann man jedenfalls gut abschätzen, wofür D. bestimmt war, wäre es zu einem Krieg zwischen der Sowjetunion und der USA gekommen – wir wären das Schlachtfeld gewesen.

  • Freidenker:

    @ Judith

    Schon klar, wenn man dem aber gegenüberstellt das als Grund der Stationierung zuletzt der kalte Krieg herhalten musste, der nun seit fast 20 Jahren vorüber ist, kann man die Glaubwürdigkeit unserer „Freunde“ schon in Zweifel ziehen.
    Es ist halt nicht normal das ein freies Land zig tausend fremder Truppen im Land hat, und diese auch noch verköstigen darf, dies geht bei weitem über ein paar Kompanien die als Art Städtepartnerschaft im millitärischen Sinne mehr von symbolischer Natur sind.
    Soweit ich informiert bin nutzt die US-Armee den Flughafen Leipzig, hatten nicht die Russen als Bedingung keine Amis in der ehemaligen DDR ???
    Zumindest zeugt es von einem schlechten Stil der Amis den Rückzug der Russen so auszunutzen.
    Der Bunzeldepp hat hierbei ja sowiso nicht mitzureden.

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