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Die kommende militärische Großmacht

ist China und auf dem Weg dahin bereits weit vorangeschritten – wenn die chinesische Führung das auch nicht an die große Glocke hängt und sich auf der Weltbühne der Selbstdarsteller sehr zurückhält. De facto Weltmacht ist das Land sowieso schon länger.

Im Jahr 2007 hat die chinesische Führung unter Hu Jintao den Militär-Etat um 17,8 % und 2008 noch einmal um fast 18 % aufgestockt, wobei ein großer Teil in neue High-Tech-Waffen floss – in diesem Jahr wurde noch einmal um ca. 14 % aufgelegt.

Experten schätzen, dass die offiziellen Angaben Chinas nur einen Teil der tatsächlichen Budgeterhöhung wiedergeben. Wenn das stimmt, handelt China sehr klug. Atommacht ist das Land sowieso schon lange und im August 2007 konnte der interessierte Leser außerdem folgendes nachlesen:

Peking hatte bereits in seinem Ende letzten Jahres veröffentlichten „Weißbuch zur Armee“ den Ausbau von Hightech und die Modernisierung offensiv nutzbarer Waffengattungen wie Marine, Luftwaffe und Raketen angekündigt. Militärstrategen verlangen inzwischen öffentlich nach dem Bau von Flugzeugträgern, die angeblich schon geplant würden. Die Armee wiederum stellte im Januar mit einem zuerst geheim gehaltenen Test unter Beweis, dass sie Satelliten vom Boden aus abschießen kann – und schockte damit das Ausland.

Weiteres plus für China: Das Land gehört zu den ältesten Zivilisationen und Hochkulturen der Menschheit. Als Träger dieser Kultur und dominierende Volksgruppe haben sich in der langen Geschichte Chinas die Han-Chinesen etabliert – und sind aktuell ein 1,3 Milliarden Volk, das fast vollständig ethnisch homogen [92 % Han-Chinesen gegen gerade mal 8 % ethnischer Minderheiten – wobei diese 8 % sich auf 55 verschiedene Kleinst-Grüppchen verteilen] und tief mit seinem Land verwurzelt ist.

Die Strategie der USA, aber auch der EU und Russland, innerstaatliche Konflikte mit Hilfe  von NGOs und den schönen Schlagworten von „Minderheitenschutz“, „Demokratie“ und „Menschenrechte“ zu schüren und so das Land zu destabilisieren, wird in China ergo nicht so einfach gelingen. Die Chinesen selbst zeichnen sich außerdem – auch militärisch – durch eine ungeheure Disziplin, Fleiß, Selbstaufopferungs- und Gehorsamsbereitschaft aus.

Das ist nur ein ganz knapper Anriss. Wer tiefer in die Materie einsteigen will:

[1] China-Guide: Eine Webseite, die sowohl die komplette Geschichte Chinas als auch aktuelle Entwicklungen dieses riesigen Landes darlegt.
[2] Die SWP-Studie über Chinas militärische Entwicklung [pdf-Datei] vom Oktober dieses Jahres.
[3] Studie über die Verbindung China/Afrika, in der aufgeschlüsselt ist, wie China seine Machtstrukturen in Afrika innerhalb der letzen Jahre enorm ausbaute. – pdf-datei

Letztere Studie ist zwar von 2006, Veränderungen gab es in diesen 3 Jahren aber nur nach oben. Es versteht sich von selbst, dass mit dem Aufstieg Chinas zur globalen Supermacht sich auch die Politik der EU und ihrem treusten Vasall, der BRD, unweigerlich verändern wird.

8 Kommentare zu „Die kommende militärische Großmacht“

  • Markus:

    Als Tourist habe ich in einer ostchinesischen Großstadt viele Moslems im Straßenbild gesehen. Zur Stärke der ethnischen Minderheiten habe ich verschiedene Zahlenangaben gesehen, sicher ist, daß diese von der Ein-Kind-Politik ausgenommen sind und mehr Kinder haben dürfen und auch haben als die Han-Chinesen, auch Minderheiten, von denen schon Terrorismus ausging, wie die Uiguren. Und dies, obwohl Chinas Führung ansonsten nicht gerade zimperlich ist. Das Staatsvolk der Han-Chinesen, dem auch Chinas Führung entstammt wird geschwächt und China schafft sich ohne Not ein gewaltiges Minderheitenproblem.

    Es stellt sich die Frage, warum Chinas Führung so eine dumme, langfristig selbstmörderische Politik betreibt. Die einzige Erklärung, die ich habe, ist, daß Chinas Führung ihrem Volk zutiefst mißtraut und deshalb die Wiedergeburt eines chinesischen Nationalismus durch Entwurzelung und Vermischung bekämpft.

  • Freidenker:

    China ist de faktio eine Diktatur, und dies hat auch Vorteile, während in unserere Demokratiesimulation kluge Ansätze zerredet werden, und jeder Landesfürst Herrscher spielen darf, kann China „durchregieren“.
    Nicht das ich diesen Zustand erstrebenswert finde, aber gepaart mit einer klugen Wirtschaftspolitik ist sie unseren „Demokratien“ zumindest wirtschaftlich überlegen.
    Den Rest besorgen Synergieeffekte die bei über einer Milliarde Menschen von ganz alleine kommen.

  • Saito:

    China ist sicher auf dem Weg nach oben. Allerdings sind die sozialen Spannungen im Land noch viel größer als in Europa. Die Kluft, die sich zwischen den Reichen in den boomenden Städten und den Armen auf dem Land auftut, ist für Europa kaum vostellbar.
    Es kam bereits zu gewaltsamen Ausbrüchen. Möglich, daß sich daraus für die Zukunft noch größere Probleme ergeben.

    Übrigens rückt China bereits wieder vorichtig von der 1-Kind-Politik ab.

    @Allen ein FROHES FEST!

    mit freundlichen Grüßen

  • virOblationis:

    @ Markus
    Ich vermute, man hat die Ein-Kind-Politik nicht auf die ethnischen Minderheien ausgedehnt, um dem Vorwurf, man wolle sie – zugunsten der Han-Chinesen – ausrotten, den Boden zu entziehen.

  • marc:

    Ich glaube, so einen kriecherischen, unpatriotischen Text habe ich das ganze Jahr noch nicht gelesen. …und das zu Weihnachten!
     

    Die Chinesen selbst zeichnen sich außerdem – auch militärisch – durch eine ungeheure Disziplin, Fleiß, Selbstaufopferungs- und Gehorsamsbereitschaft aus.

    Sicher ist das faszinierend von außen anzuschauen. Die selbe Faszination ergreift mich, wenn ich einen Ameisenhügel beobachte. Aber in so einer Gesellschaft leben möchte ich nicht. Vielleicht mag es ja das richtige für China sein, für uns ist es das definitiv nicht. Statt den chinesischen Kollektivismus über den grünen Klee zu loben, würde die Autorin gut daran tun, auch die vielen negativen Aspekte fair darzustellen.
     

    Die Strategie der USA, aber auch der EU und Russland, innerstaatliche Konflikte mit Hilfe  von NGOs und den schönen Schlagworten von “Minderheitenschutz”, “Demokratie” und “Menschenrechte” zu schüren und so das Land zu destabilisieren, wird in China ergo nicht so einfach gelingen.

    1. Ich glaube, russische NGOs, die an Demokratie interessiert sind, haben alle Hände voll im eigenen Land zu tun und beschäftigen sich nicht mit China. 😉
    2. Will die Autorin mir ernsthaft weismachen, dass Menschenrechte/Demokratie/Minderheitenschutz für den Westen kein Selbstzweck sondern lediglich Vorwand sind? Das Ziel des Westens ist nicht die Destabilisierung Chinas sondern die Reformierung und damit Stabilisierung des Landes. (Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und was mit China passieren wird – wie sich die abgrundtiefen Ungleichgewichte des Landes entwickeln werden. Aber die Geschichte hat gezeigt, dass offene Gesellschaften solche Spannungen besser aushalten können und auch effizienter beseitigen als autokratische.)
     

    Als Träger dieser Kultur und dominierende Volksgruppe haben sich in der langen Geschichte Chinas die Han-Chinesen etabliert – und sind aktuell ein 1,3 Milliarden Volk, das fast vollständig ethnisch homogen [92 % Han-Chinesen gegen gerade mal 8 % ethnischer Minderheiten – wobei diese 8 % sich auf 55 verschiedene Kleinst-Grüppchen verteilen] und tief mit seinem Land verwurzelt ist.

    Ist das ein Argument für irgendwas oder wollte die Autorin nur einen Fakt nennen? …Jedenfalls hat es wenig Sinn, diesen Zusammenhang lediglich relativ zu betrachten und die absoluten Zahlen außer Acht zu lassen. 8% von 1,3 Milliarden sind über 100 Millionen (weit mehr Menschen als in der Bundesrepublik leben).
     
    Wo ich mit der Autorin übereinstimme, ist, dass die deutsche Außenpolitik China zu lange als bemitleidenswertes Entwicklungsland betrachtet hat (obwohl es das eigentlich nie wirklich war) und zu spät als Konkurrenten. China ist nicht nur wirtschaftlich ein Konkurrent für den Westen, sondern stellt auch unsere gesellschaftlichen und politischen Werte infrage. Allerdings sollten wir nicht den Fehler machen, die Menschen Chinas als Gegner zu betrachten. Der Gegner ist das chinesische System. Wie ein bekannter ostdeutscher Liberaler sagte: „Ein liberaler Chinese steht mir näher als ein deutscher Kommunist.“

  • marc:

    @Saito

    China ist sicher auf dem Weg nach oben. Allerdings sind die sozialen Spannungen im Land noch viel größer als in Europa. Die Kluft, die sich zwischen den Reichen in den boomenden Städten und den Armen auf dem Land auftut, ist für Europa kaum vostellbar.
    Es kam bereits zu gewaltsamen Ausbrüchen. Möglich, daß sich daraus für die Zukunft noch größere Probleme ergeben.

    Das ist sogar noch untertrieben. Nicht dass man darüber etwas in unseren Medien hören würde (ganz zu schweigen von den chinesischen Medien), aber es kommt fast permanent irgendwo in dem riesigen Land zu gewalttätigen Aufständen. Die Gründe dafür sind vielfältig und längst nicht auf das Armutsgefälle beschränkt. Vielmehr sind die politische Unfreiheit, die staatliche Bürokratie, Intransparenz, Korruption, Vetternwirtschaft und Willkür die wichtigsten Gründe; dazu kommt noch die haarsträubende Umweltbelastung.

  • Will die Autorin mir ernsthaft weismachen, dass Menschenrechte/Demokratie/Minderheitenschutz für den Westen kein Selbstzweck sondern lediglich Vorwand sind?

    In sehr vielen Fällen – Ja.

    Ansonsten habe ich noch nie eine so logikbefreite Replik gelesen. Verbietet Patriotismus, die kulturellen Leistungen eines anderen Volkes anzuerkennen? Zumal das Eigenschaften sind, die wir Deutschen mit den Chinesen teil(t)en.

  • gast:

    OT Der Verfassungsschutz ist besorgt über die steigende linke Gewalt

    Deutschlands Verfassungsschützer warnen: Ihrer Beobachtung nach geht rechtsextrem motivierte Gewalt zurück, während Linksextreme deutlich öfter gewalttätig werden. Wegen der starken Konzentration auf den Islamismus fürchten Insider allerdings, dass diese Gefahr aus dem Blickfeld gerät.

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article5645869/Verfassungsschutz-besorgt-ueber-linke-Gewalt.html;jsessionid=F93BAF2E9A03F559E72F84CC84CE9C5D#vote_5645892

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