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Bevorzugung

„Störungen haben Vorrang“, so lautet einer der Grundsätze der sog. Themenzentrierten Interaktion zur Zerstörung jeglicher Ordnung. – Affekte etc. sollen bei der gemeinsamen Arbeit nicht zurückgestellt werden. Der Mensch soll also nicht mehr seiner vernünftigen Einsicht folgen, sondern sich seinen momentanen Gefühlsregungen ausliefern.

Wie tief solches Denken in unserer Gesellschaft verankert ist, sei an mehreren aktuellen Geschehnissen aufgezeigt:

Nachdem die EKD-Vorsitzende Käsmann in einer Predigt den Afghanistan-Einsatz kritisiert hatte – ob zu recht oder zu unrecht sei dahingestellt – wurde sie vom Verteigigungsminister eingeladen.

Leider ist selbst der Vatikan von solchem Verhalten nicht frei; dabei soll natürlich nicht bestritten werden, daß es recht ist zu verzeihen, wenn man darum gebeten wird.

Überraschenden Besuch und Geld gibt es für den Jemen, nachdem von dort ein (gescheitertes) Attentat ausging.

6 Kommentare zu „Bevorzugung“

  • Ohne jetzt psychologisieren zu wollen, fällt mir da die Grundannahme der VP ein: Diese Grundannahme ist, vereinfacht formuliert, die, dass jedes Verhalten, das belohnt [Aufmerksamkeit etc.] auch wiederholt wird.

    Nach dieser Grundannahme der VP forciert die Themenzentrierte Interaktion regelrecht Störungen, eben weil Störer Vorrang bekommen [ergo belohnt werden]. Damit wird dann tatsächlich jede öffentliche Ordnung zerstört.

  • virOblationis:

    @ Judith
    Mein Gedanke war einfach der, daß keine Ordnung aufrecht erhalten werden kann, wenn man – in welchem Sinne auch immer – Störungen, die sich ihrer Natur nach ja dagegen richten, bevorzugt.
    Als Anhänger der arsitotelischen Anthropologie gehe ich von drei Seelenaspekten des Menschen aus, dem rationalen, dem animalischen mit Triebregungen, Affekten, sinnlicher Wahrnehmung, sowie dem vitalen, der lebendig macht und die Möglichkeit zu Wachstum und Erhalt gibt. Darum meine ich, daß ausschließlich bei Tieren eine unterhalb der Ratio, also auf der Gefühlsebene, angesiedelte Ordnung Bestand haben kann, weil Tiere Instinkten folgen. Die menschliche Ordnung hingegen muß auf den Geist gegründet sein, auch wenn sie anderen Bedürfnissen Raum geben mag. Insofern muß z.B. die TZI, die dies nicht anerkennen will, zerstörerisch wirken, bin ich überzeugt.

  • @ vir Oblationis

    Das teile ich, erlaube mir aber einen Hinweis: Tiere, vor allem solche, die in Rudel oder Verbänden leben, sind einer klaren  Hierarchie unterworfen und können ganz und gar nicht jedem ihrer Affekte nachgeben – vielmehr müssen sie sie „rudelkonform“  ausleben.

    Wer  je beobachtet hat, wie z.B.  Jungtiere diszipliniert werden, weiß, dass gruppenverträgliches Verhalten auch unter Tieren regelrecht  „erzogen“ wird.

  • virOblationis:

    @ Judith
    Die Lenkung der Lebewesen durch Instinkte stelle auch ich mir um so weniger starr vor, je höher eine Art im Tierreich angesiedelt ist. Dem gemäß sind natürlich auch Tiere lernfähig; die sinnliche Wahrnehmung ist ihnen zugänglich. Nur zur Begriffsbildung sind die Tiere auf Grund fehlender Möglichkeit zur Abstraktion nicht fähig. M.a.W.: Der Affe wird irgendeine Banane wohl als verwandt mit einer anderen erkennen, doch wird er nie in der Lage sein, die abstrakte Idee der Banane zu definieren.

  • Ein fast beliebiges Beispiel für die gegenwärtig gepflegte Vorherrschaft der Affekte:
    Auf „welt online“ werde ich gefragt:
    „Haben Sie Angst vor einer Islamisierung der Gesellschaft?“
    Wieso heißt es nicht:
    „Wollen Sie eine Islamisierung der Gesellschaft?“ bzw.
    „Wollen Sie keine Islamisierung der Gesellschaft?“
    Ob ich mich zusätzlich davor fürchte oder nicht, ist doch sekundär.

  • @ vir Oblationis

    Diese Fragestellung ist mir auch aufgefallen, allerdings glaube ich in dem Fall weniger an die Vorherrschaft der Affekte sondern eher an Kalkül. Heißt: Die dritte Möglichkeit  „Furcht habe ich nicht, aber ich lehne die Islamisierung ab“, wurde m.E. absichtlich nicht erlaubt.

    Dem so durch Vorauswahl Befragten sind nur systemkonforme Antworten möglich: Entweder  „Islamophob“ [wer den Button „Ja“ anklickt“]  oder „Aufgeklärter“  [wer den Button „Nein“ anklickt].

    Ist jedenfalls meine Einschätzung bei dieser Art von Umfragen.

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