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Hybris

Ein Kennzeichen des modernen Menschen besteht in seinem – vorsichtig ausgedrückt – Optimismus hinsichtlich seiner Möglichkeiten. Er meint das Weltklima steuern zu können. In letzter Zeit kam sogar die Idee auf, das eigene Geschlecht unabhängig von den Vorgaben der Natur zu bestimmen: Genderismus. Der antike Mensch hätte von Hybris gesprochen, von Anmaßung, Selbstvergötzung.

„Niemand untersteh‘ sich großer Ding, die ihm zu tun unmöglich sind.“

In den verschiedensten Lebensbereichen wirkt sich dies aus, auch in der modernen Bauweise, die mit Vorliebe Beton und Glas verwendet, so daß die Gebäude aussehen, als wären sie von einem anderen Stern auf die Erde gefallen, von einem toten Stern.

Ein berühmtes Beispiel moderner Architektur liefert der 1907 geborene Brasilianer Oscar Niemeyer, der Schöpfer der Hauptstadt Brasilia, vorgebliches Teil des Weltkulturerbes seit 1987. Dort errichtete er z.B. die Unterkünfte für die Ministerien ohne Rücksicht auf die natürliche Umwelt, so daß vormittags wie nachmittags die Tropensonne in die großen Fenster scheint und die Insassen des Hauses brät. Ein berüchtigstes Beispiel Niemeyer’scher Baukunst stellen auch die 500 Betonklötze Rios dar, in denen Schulen untergebracht sind. Zur Verbesserung der Kommunikation wurden die inneren Wände nicht bis zur Decke hochgezogen, so daß während des Unterrichts im gesamten Gebäude unerträglicher Lärm herrscht, da jeder Lehrer sich gegen die Geräusche von nebenan verständlich zu machen sucht.

Niemeyer sollte ein Freizeitbad in Potsdam errichten. Man war schon gespannt. Doch dann wurde doch nichts daraus. Was mag Brandenburgs Hauptstadt damit alles erspart geblieben sein.

4 Kommentare zu „Hybris“

  • zappafrank:

    Besonders die Sache mit den Schulen ist einfach köstlich! „Zur Verbesserung der Kommunikation…“. Herrlich!

    Die Anmaßung der regierenden „Eliten“ (EU) gegenüber uns, dem Volk, nimmt langsam aber sicher auch groteske Züge an. Siehe Bananennorm oder Glühbirnenverbot…

  • Karl Eduard:

    1000 000 € mal so hinausgeworfen, Potsdam muß es ja dicke haben. Nur gut, daß es keine persönliche Haftung für derlei Verschwendungssucht gibt, die Strassen wären voll von bettelnden Stadträten und Bürgermeistern, was aber gut wäre.

  • Kassandra:

    Die Sucht, sich ein Denkmal für die Ewigkeit zu setzen ist weit verbreitet. Wenn diese Leute die Denkmäler doch nur auf eigene Kosten oder mit eigener Leistung errichten würden.

    Warum nur muss ich dabei immer an die Geschichte von der Versuchung Jesu im NT denken? Es zeigt der Teufel ist aktiv und die meisten Menschen sind nicht resistent.

  • Saito:

    Hybris oder einfach nur arrogante Blödheit?

    Vor 40 Jahren wurden in Deutschland Schulen ohne Fester gebaut mit dem Argument: „So können sich die Kinder besser auf den Unterricht konzentrieren.“
    Natürlich mußten bald darauf Fenster eingebaut werden.
    Das zeigt nur, wie wenig gesunden Menschenverstand es oftmals an entscheidender Stelle hat.

    mit freundlichen Grüßen

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