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Welches Niveau!

Eben hörte ich das „Dlf-Magazin“., weil ich zufällig erfahren hatte, daß dort ein Beitrag „Die Bedeutung der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft“ kommen sollte, sicherlich wegen des bevorstehnden Williamson-Prozesses, dachte ich. – So war es natürlich auch. Doch statt der erwarteten Schmähungen allein der Bruderschaft, wurde die Kirche insgesamt in ungeheuerlicher Weise herabgesetzt: Sie sei bis zum II. Vat. „antisemitisch“ gewesen – und sinngemaäß: Dahin wolle die Piusbruderschaft zurück.

Antisemitisch! Was für eine Frechheit!

Aber was meint man damit? Nun, Ausgangspunkt war die Bemerkung, die Karfreitagsfürbitte für die Bekehrung der Juden sei antisemitisch. Was hätte der Wunsch, daß auch sie zu ihrem Heiland finden mit Rassismus zu tun?

Dahinter stand ganz deutlich der unausgesprochene Gedankengang: Diese Bitte der alten Liturgie wurde mit dem II. Vat. (1962 – 1965) abgeschafft, deshalb ist die Kirche seitdem nicht mehr antisemitisch; das ist natürlich sachlich unrichtig: Die Bitte fiel der Liturgiereform (ab 1969) zum Opfer.

Weiter ging es Die alte Liturgie wurde von Benedikt XVI. wieder zugelassen; in Gedanken mußte der Hörer ergänzen: Also erlaubt der Papst erneut den schon überwundenen Antisemitismus.

Und diese Liturgie wird auch von der Piusbruderschaft gepflegt. Deren Bischof Williamson aber – nun kommt’s – ist ein Holocausrelativierer bzw. – leugner. Damit ist, so muß der Hörer wieder ergänzen, der Kreis geschlossen, und der Antisemitismus der kath. Tradition noch einmal von anderer Seite her erwiesen. Die Distanzierung der Bruderschaft von Williamsons politisch-geschichtlichen Aussagen wurde nicht erwähnt.

Welches journalistische Niveau!

5 Kommentare zu „Welches Niveau!“

  • Freidenker:

    Ich kritisiere auch gerne mal die Kirchen, das bleibt als denkender Mensch nicht aus.
    Aber diese Kampagne welche in letzter Zeit gegen die Kirchen, insbesonders die katholische, von fast allen Medien gefahren wird spottet jeder Beschreibung.
    Das hat mit Fakten und objektiver Berichterstattung nichts mehr zu tun.
    Kirche ist halt auch Traditionspflege, bewahren von Werten, und wieder dem Zeitgeist, das alleine macht sie für viele schon zum Feindbild.

  • Wahnfried:

    Ich stehe dem Religionsverständnis, das durch die Karfreitagsfürbitte zum Ausdruck kommt, mit gemischten Gefühlen gegenüber. Nicht etwa, weil ich besonderen Anteil an den (Über)Empfindlichkeiten der Juden nehmen würde, sondern weil die andere Religionen, mit denen ich mich, wenn auch nur oberflächlich, beschäftigt habe, auf ihre eigene Weise eine Berechtigung haben.

    Mir stellt sich immer die Frage, wieso sich Gott nur uns Christen offenbart haben soll, während er Millarden Fremdgläubige in einem, nach streng katholischer Sicht schlimmen Irrtum beläßt. Mir erschiene dies kaum nachvollziehbar. Hier und da frage ich mich schon, ob sich Gott nicht auch anderen Religionen offenbart haben könnte, denn abseits aller Theologie haben die großen Religionen einen, wie ich finde, ähnlichen Wesenskern.

    Das Problem an solchen Überlegungen ist allerdings, daß Religion eben nichts Relatives sein kann. Dann wird der Glaube beliebig, was die RKK ja mit dem Vatikanum II leidvoll erfahren mußte und immer noch muß. Eine Religion, die sich selbst nicht mehr über anderen wähnt, kann im Grunde genommen einpacken. Schwierig.

    Aber um zum eigentlichen Thema zu kommen. Ich finde die Piusbrüder dürften, selbst wenn sie es nicht sind, ruhig ein wenig antisemitisch sein. Schließlich gibt es antichristliche und ganz besonders antikatholische Juden massenhaft, aber das findet sich seltsamerweise nie in der Presse…

  • virOblationis:

    @ Wahnfried
    Anmerkung zum Begriff Antisemitismus
    Der Gegensatz zwischen Synagoge und Kirche ist religiöser Art. Der Antisemitismus verlegt ihn in das Gebiet der Rasse oder zumindest Völkischen. Daher kann die Kirche nach ihrem Selbstverständnis den Standpunkt des Antisemitismus nie teilen. Sie will die Juden für sich gewinnen, nicht einen Gegensatz argumentativ festigen. – Natürlich gibt es eifrige Bemühungen von nicht-kirchlicher Seite, den religiösen Gegensatz als „Antijudaismus“ zu einer Vorstufe des Antisemitismus zu erklären, damit die Kirche, die den Antisemitismus ablehnt, auch ihren religiösen Absolutheitsanspruch wegen des vermeintlich darin enthaltenen Antijudaismus‘ aufgebe und die Synagoge (und danach alle übrigen Religionen) als eigenen Heilsweg anerkenne, doch läßt sich dies mit dem Selbstverständnis der Kirche nicht vereinbaren, denn Christus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“

  • Wahr-Sager:

    „Bis zum heutigen Tag gibt es so etwas wie eine unabhängige Presse in der Weltgeschichte nicht. Sie wissen es und ich weiß es. Es gibt niemanden unter Ihnen, der es wagt, seine ehrliche Meinung zu schreiben, und wenn er es tut, weiß er im Voraus, dass sie nicht im Druck erscheint. Ich werde jede Woche dafür bezahlt, meine ehrliche Meinung aus der Zeitung herauszuhalten, bei der ich angestellt bin. Andere von Ihnen werden ähnlich bezahlt für ähnliche Dinge, und jeder von Ihnen, der so dumm wäre, seine ehrliche Meinung zu schreiben, stünde sofort auf der Straße und müsste sich nach einem neuen Job umsehen. Wenn ich meine ehrliche Meinung in einer Ausgabe meiner Zeitung veröffentlichen würde, wäre ich meine Stellung innerhalb von 24 Stunden los. Es ist das Geschäft der Journalisten, die Wahrheit zu zerstören, unumwunden zu lügen, zu pervertieren, zu verleumden, die Füße des Mammon zu lecken und das Land zu verkaufen für ihr tägliches Brot. Sie wissen es und ich weiß, was es für eine Verrücktheit ist, auf eine unabhängige Presse anzustoßen. Wir sind die Werkzeuge und Vasallen der reichen Männer hinter der Szene. Wir sind die Hampelmänner, sie ziehen die Strippen und wir tanzen. Unsere Talente, unser Fähigkeiten und unser ganzes Leben sind Eigentum anderer Menschen. Wir sind intellektuelle Prostituierte.“
    (John Swinton, US-amerikanischer Zeitungsverleger, 1829-1901; vor Redakteuren im Jahr 1889, zitiert nach: Richard O. Boyer und Herbert M. Morais, Labor’s Untold Story, NY: United Electrical, Radio & Machine Workers of America, 1955/1979)

  • Lepanto1:

    ich habe den Beitrag – en passant- gehört, habe aber leider zu spät eingeschaltet und daher nicht den ganzen Zusammennhang mitgekriegt.
    Mir ist jedoch sehr sehr unangenehm aufgestoßen, dass in jedem zweiten Satz als Merkmal des Rechtsextremismus dargestellt wurde, gegen Juden und/oder Moslems zu sein. So wurde unterschwellig jedem eingesäuselt: Wer etwas gegen den Islam hat, ist genauso rechtsradikal wie ein Antisemit.
    Obwohl der Islam ja gar nicht Thema war. Da fragt man sich doch, cui bono? In wessen Interesse ist die ganze Anti-Kirchen-Kampagne eigentlich?

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