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Geht der Kelch vorüber?

Ein vereinzeltes Geschehen mag bezeichnend sein für die Politik eines Landes oder auch atypisch. Wenn aber verschiedene Ereignisse in dieselbe Richtung weisen, dann darf man schon schlußfolgern, wohin sich ein Land bewegt.

Trotz eines Militärabkommens von 1996 zwischen der Türkei und Israel verschlechterte sich das bilaterale Verhältnis z.B. durch Schüren anti-jüdischer Stimmung im Fernsehen. Ein Nato-Manöver ließ die Türkei im vergangenen Herbst wegen der geplanten Teilnahme Israels platzen.

Im türkisch besetzten Norden Zyperns haben diejenigen die jüngste Wahl gewonnen, die einer Wiedervereinigung wenig günstig gesonnen sind, sprich Separatisten.

Der hochgelobte Aussöhnungsprozeß zwischen Armenien und der Türkei ist von Armenien für beendet erklärt worden, nachdem 100.000 Armeniern mit Ausweisung gedroht worden war; dies als türkische Reaktion darauf, daß Parlamente in den USA und Schweden den Massenmord an den Armeniern „Völkermord“ genannt haben.

Wenn sich die Türkei von den benachbarten Staaten Israel, Zypern und Armenien entfernt, wem nähert sich Ankara denn dann wohl an? Jedenfalls nicht dem Westen.

Geht der Kelch eines türkischen Beitrittes also an der Eu vorüber? – In diesem Falle sind diejenigen der hiesigen Türken, die sich einer Assimilierung verweigern, langfristig nicht mehr ein Vorposten Ankaras, sondern sie könnten sich durchaus als Nachteil für die Türkei erweisen, sollten sie einmal politischem Druck ausgesetzt sein.

10 Kommentare zu „Geht der Kelch vorüber?“

  • Ich habe die Wahl des Separatisten Eroglu interessiert verfolgt – ob es den Türkei-Beitritt zur EU verhindern wird? Ich denke, nein.

    Das setzte nämlich voraus, dass die EU vertragliche Vereinbarungen als verbindlich erachtet. Dass sie das nicht tut, sondern alles Zuwiderlaufende letztendlich geschmeidig ihrer Staatsdoktrin unterordnet, zeigt gerade der Fall Griechenland eindrucksvoll. Warum sollte es beim Türkei-Beitritt anders sein – er ist ein Herzensanliegen der EU.

    Aber mal etwas anderes: Hast du heute schon Zeitung gelesen? Ein neuer Fall von extrem christenfeindlichen Kirchenvandalismus

    In einem hohen Bogen müssen die Täter die Figur der Heiligen Muttergottes die Steintreppen nahe des ehemaligen Wildgeheges im Park des St.-Elisabeth-Heims hinuntergeschleudert haben. Denn dort liegt sie immer noch.

    Die Täter haben insgesamt acht der 15 Kreuzwegstationen zerstört. Mit brutaler Gewalt sind die Figuren, die Jesus auf den verschiedenen Stationen seines Leidenswegs zeigen, geköpft oder gänzlich zertrümmert worden

    Selbstredend, dass die Nachricht kein großes mediales Echo auslöst – außer in der oben verlinkten Quelle, konnte ich sonst nirgends etwas finden.

  • virOblationis:

    @ Judith
    Nein, davon hatte ich noch nicht gehört.

    Zur EU: Deren Haltung sehe ich wie Du. Ich meine nur – bildlich gesprochen – daß die Türkei vor der EU zurückweicht. Diese mag ihr nachsetzen, doch ob sie sie aufhalten kann, weiß ich nicht.

  • Freidenker:

    Vielleicht ist die Bankrott-EU so langsam nicht mal mehr für die Türkei attraktiv ???

    Russland, die asiatischen Staaten, oder sogar China wäre eine Alternative, der Westen in seiner jetzigen Form hat seinen Zenit überschritten, die neuste Aufführung der griechischen Tragödie genießen die Türken schließlich von einem Logenplatz.

    Trotzdem halte ich mich mit Prognosen lieber mal zurück.

  • Wahnfried:

    Naja… Zenit überschritten… Ich denke bei uns wird es so ähnlich ablaufen wie in Russland nach dem Fall des Kommunismus, wenn unsere Zeit gekommen ist. Schaue ich heute nach Russland, dann sehe ich, wie auf der Asche der alten SU ein neues Russland wächst, in dem der orthodoxe Glauben und Patriotismus wieder an erster Stelle stehen. Etwas in der Art würde ich mir auch für Deutschland bzw. Europa wünschen.

  • eo:

    Ein Beitrag
    nicht viel anders
    wie ein Furz – was für ein
    garstiger gast. Und was er bloß
    gegen Spargel hat ? Ach,
    ist mir keine weitere
    Überlegung
    wert.

  • @gast

    Antideutsche haben ein Faible für Fäkal-Sprache. Vor allem der urinale Trakt scheint es ihnen angetan zu haben – fiel mir schon bei diesem kruden Blumentritt-Pamphlet auf. Andererseits ist das nicht überrraschend: Rassisten aller Coloeur pflegen gegenüber dem Objekt ihres Rassismus einen Fäkal -und Ungeziefer-Jargon. Es ist ihr einigendes Band, sozusagen.

  • @virOblationis

    Dass die Türkei sich von der EU abwendet? Kann natürlich auch sein – evt. ist es aber auch nur eine aufgebaute Drohkulisse, um den Beitrittsverhandlungen mehr Nachdruck zu verleihen.  Kürzer gesagt: Ich kann es nicht einschätzen.

  • ThePassenger:

    Trotz der grossen Reden die Erdogan schwingt ist er doch ein Pragmatiker. Er wendet sich immer demjenigen zu, der ihm die aktuell die grössten Vorteile bietet. Wenn man ihn nicht vor die Wahl stellt, versucht er auf jeder Hochzeit zu tanzen.

    Erdogan bietet für jeden Etwas, seine Haltung zu Israel dürfte insgeheim bei bei nicht wenigen in der EU auf Gegenliebe stossen, auch wenn dies nat. nicht offiziell gesagt wird. Seine Hinwendung hin zum Iran ist zwar in Richtung Europa der Aufbau einer Drohkulisse, aus türkischer Sicht aber nur konsequent. Was spräche aus seiner Sicht dagegen iranisches Öl & Gas ebenso durch die Pipeline gen Westen zu schicken? Derzeit ist der Iran doch nur aus pol. Gründen nicht am Netz.

    Momentan überlässt Erdogan den Beitritt seinen Befürwortern innerhalb der EU, auch dürfte er erkannt haben dass aufgrund der Krise der EU ein Beitritt derzeit einfach nicht drin ist, selbst wenn der pol. Wille da wäre. Daher ist seine Devise derzeit auf Zeit zu spielen, welcher er zur Wersteigerung zu nutzten.

    Dies versucht die Türkei indem sie demonstrativ versucht Einfluß auf die zentralasiatischen Rohstoffvorkommen zu erlangen, dank der von Europa finanzierten Pipeline stehen die Chancen auch garnicht schlecht.

    Innepolitisch lässt sich daraus bei den Nationalisten Kapital schlagen indem man die Idee des Großtürkischen Reiches verfolgt. Dabei dringt Erdogan aber in die Russlands Sphäre vor, um dies zu tun braucht er die Rückendeckung aus den USA. Dank des Schwächlings Obama lässt man ihm in Washington seine antiisraelische Haltung auch ohne Weiteres durchgehen, erst Recht nach der Obamas Charmeoffensive in Richtung islamische Welt.

    Indem Erogans in seinem letzten Statement bzgl. EU diese ‚Christenclub‘ bezeichente biederte er sich überdeutlich der islamische Welt an. Wie gesagt: Erdogan hat für jeden Etwas zu bieten.

    Für die islamischen Länder des nahen Ostens ist die Türkei ein attraktiver Partner, man gibt sich zwar islamisch, pflegt aber doch nach Aussen hin gute Beziehungen zur EU und den USA.

    Ein weiterer Grund den EU-Beitritt derzeit nicht aktiv voranzutreiben dürfte auch in einer abwartenden Haltung begründet liegen, wissen doch die Europäer derzeit selber nicht so genau wie es weitergehen soll.

    Die Frage ob der Kelch an uns vorübergeht ist also im wesentlichen davon abhängig wie es mit der EU, intern wie extern, weitergeht, ob die Türkei in Sachen Pipeline weiter an Boden gewinnt und ob Hr. Obama seinen Haltung weiterhin beibehält, und wenn ja, ob er in eingen Jahren erneut Präsident wird.

    Was Obama betrifft so sehe ich ernste Zeichen für eine Kehrtwende, zu einem weil der Schmusekurs bis dato ohne Erfolg bleibt, zum anderen weil Mr. ‚Yes we can‘ seit Amtsantritt vorallem dadurch auffällt, das er eben nicht ‚can‘. Die Vorschußlorbeeren des Hr. O. sind mittlerweile aufgebraucht und er verliert im politischen Alltagsbetrieb massiv an Ansehen in der eigenen Bevölkerung.

    Das jüngste Abrüstungsabkommen USA/Rußland dürfte Hr. Erdogan eine erste Warnung gewesen sein dass man sich auf Washingtons Rückendeckung bei einem so wankelmütigen Präsidenten wie dem Hr. O. nur sehr bedingt verlassen kann. Fällt diese Deckung weg, hat Erdogan drei offene Flanken: Beziehungen zum Iran, Haltung zu Israel, Konflikt mit Russland. Die jüngsten Veränderungen in der Ukraine dürften daher Hr. Erdogan nicht gerade zur Freude gereichen.

    Die Frage des Türkeibeitritts ist also von so vielen Variablen abhängig dass man derzeit beim besten Willen keine Vorhersage treffen kann, allerdings kann man versuchen den Entscheidungsprozess zu verstehen und dementsprechen tagesaktuell seine Schlüsse daraus zu ziehen.

    Während der Griechenlandkrise entbldöete sich die Presse nicht zu verlautbaren, dass die Türkei wesentlich besser dastünde als Griechenland. Das dürfte derzeit auch der Wahrheit entsprechen. Allerdings vergisst man dabei dass erst der Euro Griecheland in die Lage versetzt hat das Geld so zu verschleudern. Die Regierung in Athen hat sich über den Euro durch kreditfinanzierte sozialistische Wohltaten die Gunst der Wähler erkauft. Wäre die Türkei in der EU würde genqu dieser Effekt dort auch eintreten. Portugal, Italien, Spanien & Irland sind, mit Wissen der EU-Granden, diesen Weg ja auch gegangen.

    Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage ob die Gralshüter der EU erkannt haben dass dieses Verhalten der ärmeren Mitglieder so weiter betrieben werden kann, schliesslich steht man ja deshalb kurz vorm Abgrund. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage unter welchen Bedingungen die Türke, aus Sicht der Gralshüter, ein Gewinn für EU wäre gänzlich neu – und Erdogan weiss das.

    Nebenbei bemerkt: Wäre ich Türke, ich wäre wohl auch ein Erdogan-Befürworter, er vertritt ohne Rücksicht auf Irgendjemanden die Interessen seines Landes, lässt sich dabei alle Optionen offen und bedient trotzdem nationalistsiche wie islamistische Kräfte im eigenen Land. Respekt für diese Leistung, ohne die Schwäche des Westens wäre das so nicht möglich. Es liegt daher letzendlich in den Händen des Westens ob Erogan so weiter machen kann oder nicht.

  • Saito:

    Die Türkei hat den Beitritt zur EU doch nicht
    verfolgt, um zu dem Christenclub dazu zu gehören, sondern um der Subventionen willen, die man sich davon versprach und auch wegen der Möglichkeit weitere Millionen azs der Unterschicht zur Versorgung in die EU-Länder zu schicken.

    Dabei dürften zumindest die türkischen Eliten längst bemerkt haben, was in der EU los ist.Das fing 2005 an, als die Polen mehr Geld forderten und Schröder nicht mehr zahlen wollte und auch kein Land zugunsten der Polen auf einen Teil seiner Subventionen verzichten wollte. Damals schlug Blair die Umwandlung der EU in eine reine Zollunion vor. Erst als die (neugewählte) Kanzlerin 2Mrden € mehr zu zahlen bereit war, herrschte wieder Frieden. Jetzt steht der Zerfall des €uro an, egal wie lange es noch dauern wird. Jeder weiß, daß der Zefall der
    Währungsunion nicht mehr zu verhindern ist.
    Da können sich die Türken doch ausrechnen, was für sie noch an Subventionen herausschauen wird und sie überlegen sich eben, ob sich nichts Besseres finden läßt.

    Übrigens sollten wir die EU nicht mit Rußland vergleichen. Rußland ist sehr groß und verfügt über greiche Bodenschätze, die der EU fehlen.

    mit freundlichen Grüßen

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