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Lamsdorf

Dr.Heinz Esser beschreibt in seinem Buch „Die Hölle von Lamsdorf“ das Lager, das in Polen nach Beendigung des Krieges im Juli 1945 für Deutsche errichtet wird.

Bild  entdeckte das Thema 45 Jahre nach Kriegsende. Genauer:  am 19. Mai 1990. Ich stelle den alten Artikel  komplett ein.

Noch etwas: Auf  Wunsch des Deutschen Bundestages wurde vom Bundesarchiv in Koblenz, in dem sich Tausende Dokumente über diese Verbrechen befinden, eine Geheimstudie erstellt, die dem Parlament am 8. Mai 1974 vorgelegt wurde. Ich konnte sie im Internet nicht finden – ja ich weiß, deshalb ist es ja auch eine Geheimstudie, trotzdem: wer einen Link hat, oder weiß, wo man sie evt. doch einsehen kann – bitte eine Mail schicken. Jetzt zum Artikel von Bild.

 Häftlinge mit Gewehrkolben ins Feuer getrieben

0815hollBildZtgAm Holzzaun des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Lamsdorf (Oberschlesien, heute Lambinowice) hängt ein Schild in verwaschenem Rot: „Staatliche Hühnerfarm“. Dahinter, zwischen Akazien und Buchen, blühen Vergißmeinnicht auf einer Wiese. Abends spielt hier die Dorfjugend Fußball. Sie spielen auf dem Massengrab der deutschen Opfer von Lamsdorf; 6488 Leichen sind hier verscharrt. „Die Kapos waren kriminelle Lustmörder“, sagt der polnische Politologe Walter Swierc (56).

Was im Lager geschah, enthüllen Gerichtsakten, die erst jetzt von der polnischen Geheimpolizei freigegeben wurden. Swierc arbeitet an einem Buch darüber: „Frauen, die nebeneinander saßen, wurden von hinten erschossen.“ Aufseher ritzten Insassen (meist Bauern) Hakenkreuze in die Haut, sperrten sie tagelang in Keller, in denen fauliges Wasser ein Meter hoch stand.

Die Bäuerin Agnes Haiduk (72) wohnt nur einen Kilometer entfernt. Sie steht gebückt in ihrer Wohnküche in Lamsdorf, Haus Nummer 16. „Sie holten uns morgens um acht. Sie trieben das ganze Dorf in einer langen Kolonne ins Lager.“ Das war am 8. Februar 1946. Es hatte geschneit, 20 Grad minus. Die Mutter von fünf Kindern hatte ihren Kleinsten, Karl-Heinz (3), auf dem Arm. Er weinte.

Bäuerin Haiduk ist die einzige der 400 Deutschen aus Lamsdorf, die das Lager bis heute überlebt hat. Sie vergräbt ihr Gesicht in beide Hände, spricht im Flüsterton: „Meinem Mann haben die Aufseher einen Stahlhelm aufgesetzt und mit dem Vorschlaghammer draufgeschlagen.“ Emanuel Haiduk, Postassistent, erblindete. Andere bekamen einen glühenden Stahlhelm aufgesetzt. Sie waren sofort tot.

„Ihr müßt alle dran glauben“

Einmal kam ein Kommandant in die Baracke: „Wenn der da drüben nicht in einer Stunde tot ist, müßt ihr alle dran glauben.“ Der Angesprochene war Gastwirt. Er erhängte sich selbst, um die anderen zu retten. Maria Springer (87), Bäuerin aus Ellguth-Hammer: „Meinen Nachbarn steckten sie in ein Faß, in das von außen Nägel eingeschlagen waren. Sie rollten das Faß so lange, bis er tot war.“ Landwirt Karl Kaplytta (68) erinnert sich genau an die Nacht vom 4. Oktober 1945. Die Kommandanten zündeten Baracke 12 an, trieben Häftlinge mit Gewehrkolben zum Löschen. „Dann stießen sie sie ins Feuer.“

Er war auch als Zeuge im Prozeß gegen Lagerleiter Czeslaw Geborski und dessen Stellvertreter Ignacy Szypulla geladen. Das war 1957. Er sagte nichts, aus Angst. Die zwei Kommandanten wurden freigesprochen. Der Stellvertreter, ein Alkoholiker, stürzte im Rausch vor 18 Jahren vom Balkon im siebten Stock eines Krankenhauses. Geborski (heute 70), der Chef, Ex-Oberst der polnischen Stasi, lebt heute unter dem falschen Namen Sucho in der „Straße des 1. Mai“ in Kattowitz, Hausnummer 48, dritter Stock. Er sagt: „Ich weiß nichts mehr. Ich bin schwer herzkrank.“

Noch dieses Jahr werden die Leichen der Lageropfer exhumiert. Am Fußballplatz der Dorfjugend von Lamsdorf ist ein Mahnmal geplant.

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Aber auch das gehört dazu: Am 16. September 2002 fand die Einweihung des Friedhofes für die Opfer des Lagers statt. Die Namen der Opfer wurden in steinernen Tafeln festgehalten [Denkmal des Maryriums]. Die Bilder dazu können Sie hier und hier anschauen.

Weitere Links zum Thema

[1] ZDF: Lamsdorf – Internierungslager für Deutsche
[2] Die Hölle von Lamsdorf

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