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Guttenberg, Afghanistan und "die Gesellschaft"

Solche Spielchen ärgern mich wirklich.  Da versucht wieder ein Politiker, politische Verantwortlichkeit zu relativieren und orginär politische Fehlentscheidungen nachträglich auf das ganze Volk abzuwälzen . Aktuell wird dieser Kniff auf den Afghanistan-Krieg angewendet, den Krieg zu nennen, Politiker sich erst kürzlich durchringen konnten.

Was Jung noch „Brunnenbauen“ nannte, hieß Guttenberg erst einen „nichtinternationalen bewaffneten Konflikt“, später rang er sich zu „Krieg“ durch – wenn auch nur „Krieg im umgangssprachlichen Sinn“, wie er  nicht müde wurde zu betonen. Befasst man sich mit dem UN-Mandat für Afghanistan, weiß man auch warum. [Afghanistan: Warum der Krieg nicht Krieg heißen darf]

Bekräftigte zu Guttenberg im April, dass die BW in Afghanistan bleibt und stimmte uns elegant auf weitere zu erwartendeTote ein:

„Tod und Verwundung sind Begleiter unserer Einsätze geworden, und sie werden es auch in den nächsten Jahren sein, nicht nur in Afghanistan.“

 – wohlgemerkt: Tote gleich für die nächsten Jahre und nicht nur in Afghanistan – wagte er gestern die unverschämte These, „Politiker und Gesellschaft“ hätten „zu lange die Augen vor der Bundeswehr-Mission verschlossen“.  Man beachte auch die Wortwahl: Mission. Die Traute ist historisch. Dabei war die „Gesellschaft“ mehrheitlich und seit langem gegen die „Mission“ – sogar so konstant, dass  Politer der CDU, SPD und Grüne 2008 forderten, man müsse „mehr Werbung für den Einsatz“ betreiben, man müsse „seine Erfolge besser darstellen“.

Indes, die Propaganda entfaltete keine rechte Wirkung und Umfragen von 2009 und diesem Jahr zeigen das immer selbe Ergebnis : Die Mehrheit sagt nein.  Das nervte u.a.  den scheidenden Wehrdienstbeauftragten Robbe [SPD] so sehr, dass er  kürzlich anmerkte, die ständigen Umfragen zum Afghanistan-Krieg sollte man besser lassen. Eben. Hat das Volk eine den Interessen der Polit-Elite zuwiderlaufende Meinung, wird es eben gar nicht mehr befragt.

Und  natürlich wurde und wird „die Gesellschaft“ nicht gehört, egal bei wie vielen Umfragen sie anrufen oder anklicken durfte. Und muss sich nun anhören, sie habe zu lange die Augen verschlossen.  Wo einzig die Polit-Eliten  rumhampelten, lächerliche Euphemismen pflegten, unverdrossen den Krieg verlängerten, die Truppen weiter aufstockten und „die Gesellschaft“ mit Durchalteparolen aus dem Kanzlerbunker malträtierten. 

Aber dazu  ist man schließlich Polit-Elite: Erfolge werden privatisiert, Fehleinschätzungen sozialisiert. Gegen alle Fakten. Ganz elitär.
……
Weiter Artikel zum Thema Guttenberg und PR für Afghanisten:

Der Gemachte“ plus Dossier über von und zu Guttenberg – ein  Kind der Netzwerke und des Young-Leader-Programms.
PR für den Krieg in Afghanistan: Nachdem die niederländische Regierungskoalition im Februar am Streit über den Afghanistan-Einsatz zerbrach, schrillten beim „großen Bruder“ von  über dem Teich die Alarmglocken. CIA Red Cell, für unkonventionelle Lösungsansätze zuständig, entwarf eine PR-Strategie für Frankreich und Deutschland.

7 Kommentare zu „Guttenberg, Afghanistan und "die Gesellschaft"“

  • Freidenker:

    Zu diesem unseligen Thema laß ich vor kurzem einen Bericht in dem anklagend Behauptet wurde das die Afgahnen/Taliban ja nicht aus wirklicher Überzeugung kämpfen würden, sondern von reichen Hintermännen dafür bezahlt werden. (was ich nicht abstreite)
    Ein Glück kämpfen „unsere Jungs“ aus Überzeugung, und die 110 Euro „Brunnenbauzulage“ muss man ihnen geradezu mit Gewalt in die Tasche stecken.
    Ein Lösungsvorschlag des Autors war es den Afgahnen/Taliban einfach mehr Geld zu zahlen als es die reichen Hintermänner tun, mein Lehrer sagte bei derartigen unqalifizierten Äuserungen einfach „setzen, sechs“.

    Wenn wir erst mal von der Schweiz „eingemeindet“ worden sind gibt es eine Volksabstimmung, und die Soldaten können ihre Heckler&Koch endlich wieder dahin stellen wo sie hingehört, zuhause in den Besenschrank.
    😉

  • Anna Luehse:

    Hallo Judith,
    ich teile Deinen Ärger uneingeschränkt.
     
    Gruß Anna

  • Anna Luehse:

    Zwar in einer anderen Sache, zeigt aber die Abgehobenheit deutscher Politiker gegenüber dem Bürger.
    Der Mitschnitt eines Telefonates mit dem Büro v. Klaeden, wer die Kosten für die Teilnahme v.K. an der Bilderbergerkonferenz übernommen hat.
     
    Mal reinhören: http://alles-schallundrauch.blogspot.com/

  • Freidenker:

    Erst hat man den Deutschen per Reeducation beigebracht das sie ein Verbrechergen in sich tragen, und deshalb nieeeeeee wieder ein deutscher Soldat einen Stiefeladruck außerhalb der BRD-Grenzen hinterlassen darf.
    Und nun wollen sie deutsches Millitär für verschiedene „NWO Missionen“ in der ganzen Welt herum schicken.
    Eine über Jahrzehnte perfektionierte Volksverdumung um 180 Grad zu drehen geht nur scheibchenweise via Salamitaktik, deshalb auch die Endlosdiskussionen ob es nun Krieg genannt werden darf, oder Stabilisierungseinsatz.
    Und hier noch 500 Soldaten mehr, und da noch ein Panzer……
    Egal wie, Volksverdummung bleibt Volksverdummung, nur die Richtung hat sich geändert.
    Die BW und Guttenberg schmücken sich gerne mit dem Eisernen Kreuz, dieser Orden wurde von Preussen ins Leben gerufen um Soldaten auszuzeichen die sich im Kampf GEGEN die damalige Besatzungsarmee verdient gemacht haben.
    Heut schmückt das EK Panzer deren Auftrag es ist Versallendienste für die Besatzer zu leisten. so ändern sich die Zeiten.

  • […] 15. Juli 2010Kurzurlaub in Offenbach 15. Juli 2010 Vaterland Guttenberg, Afghanistan und “die Gesellschaft” 15. Juli 2010Nichts wie weg 15. Juli 2010Burkaverbot 14. Juli 2010 Blaue […]

  • Freidenker:

    Eine grundsätzliche Frage, man kann sie auch als Gretchenfrage bezeichen, wurde uns bis heute nicht beantwortet, wie hat man sich denn einen „Sieg“ der Nato in Afgahnistan vorzustellen ?
    Wenn Afgahnistan eine reguläre Armee aufgebaut hat, und die wiederum auf neue „NWO-Missionen“ geschickt werden kann ???

    Also in Deutschland hat selbst das nicht´s gebracht, die Amis und die Engländer sind immernoch da.

  • Freidenker:

    „Was ist das für ein Volk, das seine „Großvätergeneration“ in Ausstellungen als Mörder verunglimpft und gleichzeitig seine „Enkelgeneration“ als „Fremdenlegionäre der US-Polizei“ in dieselben Partisanengebiete schickt?“ Werner Nixdorf, 1999

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