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Sarrazin und die soziale Erwünschtheit

In der Demoskopie kennt man den Begriff und seinen Effekt schon lange. Umfragen zu den verschiedensten Themen berücksichtigen diesen Effekt und fließen in Analyse und Auswertung ein. Soziale Erwünschtheit meint dabei schlicht die Tendenz von Menschen, Fragen so zu beantworten, dass der gesellschaftliche Konsens – heute würde man sagen Mainstream – nicht verletzt wird und das eigene Selbstbild intakt bleibt.

Besonders betroffen sind natürlich heikle oder peinliche Fragen, wie z.B. Einkommensfragen, Fragen nach dem Akoholkonsum, der Gewaltneigung oder -last but not least – Fragen nach politischen Präferenzen. Man braucht nicht viel Phantasie um zu ahnen, dass die Frage in Bezug auf Rechte Parteien in D. ein ganz besonders heikles Item ist und Umfragen dazu sehr verzerrte Ergebnisse generieren. Deshalb kann die Aussage des Wahlexperten Thorsten Faas vom Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung auch nicht überraschen, eine Sarrazin-Partei käme bei Wahlen vermutlich auf mehr als den öffentlich prognostizierten 18 %.

Mich hat eher überrascht, dass die 18 % überhaupt öffentlich publiziert worden sind, weil die Hüter der öffentlichen Meinung durchaus Mittel, Methoden und Energie haben, ihren Interessen zuwiderlaufende Ergebnisse zu verschleiern. Evt. hat sich aber auch bis in diese Kreise herumgesprochen, dass das in Zeiten des Internet  zuverlässig einem  Schuß in’s eigene Knie gleichkommt.

4 Kommentare zu „Sarrazin und die soziale Erwünschtheit“

  • hutlos:

    man kann in der brd von einem fünftel grundsätzlich unzufriedener ausgehen, die sofort bereit sind, eine neue partei zu wählen. siehe schill, siehe hohmann, siehe emnid.
     
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,715751,00.html
     
    daß sarrazin von anhängern der linkspartei den höchsten zuspruch erhält, daß gauck als führer einer neuen (rechten) partei noch mehr zuspruch erhalten würde, zeigt aber auch, daß diese unzufriedenen großteils unpolitische dumpfe masse ist. die kann jeder einsammeln, der etwas geschickt ist.
     

  • @Hutlos

    Wenn ich Sie lese, fällt mir sofort Jan Fleischhauers Film ein. Schreiben Sie doch ein wenig mehr, ich les das so gerne.

  • Freidenker:

    @ hutlos

    Die Linkspartei ist im Osten der BRD eine Art Heimatpartei in der sich viele Einheitsverlierer tummeln. Manche wählen sie auch ganz pragmatisch, und erhoffen sich dadurch eine Erhöhhung ihrer Sozialbezüge, die man aber dann nicht mit Ali teilen will.
    In diesen Gruppen ist die Angst vor einer Überfremdung aus gut nachvollziehbaren Gründen höher als im Rest der Bevölkerung/Volk.

    Die überzeugten Multikultiphantasten, welche sich zumeist aus besserverdienenden im Staatsdienst zusammensetzen, wählen eher die Grünen.

    Will sagen die meisten wählen aus ganz pragmatischen Gründen eine Partei, mit einer tieferen politischen Überzeugungung hat das weniger zu tun.

  • Wahr-Sager:

    Cem Gülay über Thilo Sarrazin: Handelt es sich hierbei etwa um eine Drohung?

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