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Vorausgeworfener Schatten?

In einer Rezension von Carl Schmitts „Großraumordnung“ heißt es in Manfreds „Politischen Korrektheiten“: „… Auffallend ist jedenfalls, dass innerhalb eines Zeitraumes von höchstens fünfzehn Jahren beide Länder (sc. GB und USA) …sich scheinbar ohne zwingenden Grund gegen Deutschland wandten; … Ich kann es nicht beweisen, halte es aber für eine plausible Hypothese, dass Deutschland ausgeschaltet werden musste, weil es einem solchen Projekt (sc. der Schaffung einer liberalen Weltordnung) durch seine schiere Macht, aber auch durch seine nichtliberalen Traditionen im Wege stand. …

Vielleicht wäre eher noch Frankreich als Verbündeter GB’s an Stelle der USA zu nennen, die erst 1917 in den 1. WK eintraten. GB und F hatten gemeinsam den Krimkrieg (1853 – 1856) geführt sowie den 2. Opiumkrieg (1856 – 1860). Zwar konkurrierte F als Kolonialmacht mit GB, doch dürften beide – im Gegensatz zu D – nach vergleichbaren Regeln agiert haben; insofern stellte F trotz Konkurrenz einen weit geringeren Störfaktor dar als D.

Die USA hatten sich auf Grund der Monroe-Doktrin (1823) auf die Vorherrschaft auf dem amerikanischen Doppelkontinent konzentriert, doch unter Präsident Theodore Rossevelt (1901 – 1909) änderte sich diese Haltung (ab 1904), so daß die USA schließlich an der Seite GB’s und F’s in den Krieg gegen D eintraten (1917).

Eigenartig, daß auch das zaristische (später sowjetische) Rußland Bestandteil der anti-deutschen Allianz war, die bis heute als PC-Koalition fortwährend wirksam zu sein scheint. Doch bestand 1914 eine gemeinsame Grenze zwischen D und Rus, so daß man bei einer Einkreisung des Gegners nicht auf Rus verzichten durfte. Man stelle sich gar ein russisches Bündnis mit den Mittelmächten vor, das sich für den Westen verheerend ausgewirkt hätte.

Nun könnte man meinen, daß die Koalition der vier alliierten Siegermächte des 2. WK’s, die sich schon zu Beginn des 1. WK’s 1914 abzeichnete, erst mit dem industriellen Aufstieg D’s, also gegen Ende des 19. Jh’s, zusammengefunden habe, um einen reaktionären Störenfried gegen dessen Willen in eine liberale Weltordnung zu integrieren.

So dachte ich zumindest bisher. Doch nun fiel mir auf, daß exakt dieselben vier Mächte –  GB, F, USA, Rus – bereits den 2. Opiumkrieg (1856 – 1860) gegen China führten, gegen ein Land, das zwar Luxuswaren exportierte (Tee, Seide), sich aber gegen Importe abschottete, insbesondere gegen das für die Briten so lukrative Rohopium. Schon mit dem Sieg im 1. Opiumkrieg (1839 – 1842) hatte GB das Chinesische Kaiserreich zum Import des Suchtmittels gezwungen. China hatte allerdings seine staatliche Eigenständigkeit noch behaupten können. Da aber ein Bauernaufstand China (ab 1851) schwächte, nutzte man die Gelegenheit, das Land in einem 2. Opiumkrieg gänzlich niederzuwerfen: GB und F stellten die Truppen, und die (am Opiumhandel beteiligten) USA sowie Rus unterstützten diese beiden Kolonialmächte. Rußland, gerade erst Gegner im Krimkrieg, mußte schon wegen der gemeinsamen Grenze mit China berücksichtigt werden und dehnte sein Territorium auf Kosten Chinas aus. 1860 zählte Rus wie GB, F und die USA zu den Siegermächten: China bildete von da an kaum mehr als die gemeinsame Kolonie der vier Alliierten. – Während der Niederschlagung des Boxer-Aufstandes (1900 – 1901) suchte sich auch das preußisch dominierte Kleindeutschland in die Reihe der Kolonialherren Chinas einzureihen, doch der 1. WK (1914 – 1918) revidierte dies.

3 Kommentare zu „Vorausgeworfener Schatten?“

  • Meyer:

    Das mittel- und osteuropäische Verständnis von Nation und Staatlichkeit ist weder das französische, von der Revolution geprägte, noch das britische und schon gar nicht das beide aufnehmende amerikanische Verständnis.
    Diese drei Staaten folgten den antiseptischen Theorien irgendwelcher Philosophen (die hier nicht benannt werden müssen). Danach folge die Nationaliät der Staatlichkeit.
     
    In Deutschland, Polen und Rußland und vielen anderen Staaten ist die Staatlichkeit von der Nation getrennt. Die Nationalität geht der Staatlichkeit vor. Das kann man schon an der folgenden Problematik feststellen. Wenn nach den Prinzipien der oben genannten westlichen Staaten (und heute auch der Bunesrepublik) ein eingebürgerter Türke ein Deutscher sei, wie lautet dann die Bezeichnung derjenigen, die nicht eingebürgert wurden? Früher gab es darauf eine Antwort: Reichsdeutscher und Volksdeutscher.
     
    Dies verdeutlicht das der deutschen und östlichen Nationen innewohnende Prinzip des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen; d.h. die Eigenstaatlichkeit der Nation als Form dieser Selbstbestimmung. Aus diesem starken Prinzip leitet sich dann auch die Souveränität des Staates ab, als das Recht, über seine Angelegenheiten selbst zu bestimmen.
     
    Das westliche Modell kennt dieses Nationalitätsprinzip nicht. Sie waren schon immer Mischnationen. Das gilt für Frankreich genauso, wie für Großbritannien. Die so gewachsene Unabhängigkeit der staatlichen Existenzen von den Nationen birgt das Prinzip der Beliebigkeit in sich, der ein solcher unverständiger Unfug wie das „nation building“ folgt, den man in Berlin gehirnlos und befehlsgetreu nachplappert. erst kommt der Staat. Danach folgt die Nation, die mit dem Staatsvolk identisch ist.
     
    Dieses grundunterschiedliche Verständnis hat die geistigen Wurzeln des zweiten Dreißigjährigen Krieges gelegt. Wir Deutschen blicken auf eine ungebrochene Geschichte seit der Völkerwanderung zurück. Das kann keine einzige westliche „Nation“ von sich behaupten, nahezu aber jede östliche.
     
    Nur die letzte Niederlage dürfte das drastisch in unserem Selbstbewußtsein geändert haben. Und wer auf dieser Klaviatur spielt, „outet“ sich damit postwendent als ein Feind der Deutschen, als Fäkalabgang der westlichen Alliierten. Daß die Juden, die eben keine Deutschen im engeren Sinne, sehr wohl aber deutsche Staatsbürger sind, verdenke ich diese Absicht nicht, das Staatsvolk umzudefinieren und von der vorstaatlichen und den Staat bestimmenden Nation zu trennen. Sie würden somit zum originären Staatsvolk gehören. Dazu gehört zweifellos auch die permantente Betonung der „jüdisch-christlichen“ Wurzeln seitens der Pseudokonservativen. Daß dieser Begriff falsch und blödsinnig ist, habe ich mal woanders dargestellt.
     
    Ich für meinen Teil bin stolz darauf, einer Nation anzugehören, die in ungebrochener Tradition weit mehr als 2000 Jahre zurückblicken kann und halte die Fortsetzung dieser Tradition un die Aufrechterhaltung dieses Bewußtseins für verteidigenswert. Und das bei vollem Bewußtsein des Neides der anderen und deren Willen, die Welt in eine ihnen zugewandte und die ORIGINÄRE Nation verneinede, vernichtende Ordnung zu transformieren. Das wird ihnen nicht gelingen. Da steht eine andere zukünftige Weltmacht vor, die auf eine noch längere nationale Geschichte zurückblicken kann.
     
    Ich denke, wir können uns noch zu Lebzeiten auf ein Scheitern der westlichen Prinzipien freuen, auch wenn dies in den Nachwehen schrecklichste Gewalt bedeuten dürfte. Auch einen dritten Dreißigjährigen Krieg werden wir durchstehen und bestehen; solange wir unsere Prinzipien stolz und wehrhaft bewahren. Was die Taliban können, können wir schon seit Arminius.

  • Karl Eduard:

    Ich bin inzwischen überzeugt, daß Deutschland nach der Reichseinigung als Konkurrenz ausgeschaltet werden mußte und daß an dieser Politik unvermindert festgehalten wird.

  • Freidenker:

    Ich gehe mal davon aus das D, wenn auch nur durch den ersten Weltkrieg bedingt, in China nicht so viel Schaden anrichten konnte wie die USA, F, GB, und Rus.
    Dies ist ein Umstand den man nicht unterschätzen sollte, die Chinesen sind nicht so Geschichtsvergessen wie die Deutschen.
    Dies ist vielleicht auch ein Grund warum die Chinesen momentan deutsche Produkte kaufen als gäbe es kein Morgen mehr.

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