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Die Leisetreter

Hans Olaf Henkel kritisiert die Haltung deutscher Politiker gegenüber ausländischen Forderungen: Deutsche Politiker seien duckmäuserisch und leisetreterisch wenn es darum ging,  unangemessene Forderungen des Auslands zurückzuweisen. Henkel bezieht sich dabei auf die sich anbahnende Transfer-EU, die von deutschen Politikern aller Parteien – wenn auch nicht von allen zustimmend so doch als alternativlos –  hingenommen würde. Das sei ein „Putsch“ gegen die Verfassung und „Untreue“.  Zudem sei Deutschland eine „Maulkorb-Republik“, in der Tabus und eine falsche Moral die Meinungsfreiheit einschränkten.

Interessant finde ich, wo Henkel die Gründe für dieses Verhalten verortet: In seinem neuen Buch „Rettet unser Geld“ vermutet er  u.a. die Niederlage von 1945 und die Uno-Feindstaatenklauseln als Ursache dieser Bauchrutscherei.

Das mag sicher bei dem einen oder anderen Politiker zutreffen aber in dieser Gesamtheit der politischen Klasse? In dieser Konstanz über Jahrzehnte hinweg? Ist das vorstellbar? Oder ist es nicht doch so, dass sich unsere Politiker das Wohlwollen des Auslands einfach deshalb mit Geld kaufen, weil es

a. nicht ihr Geld ist und sie
b. aus eigener Überzeugung den Ausverkauf nationaler Rest-Souveränität bejahen und vorantreiben. 

Umso mehr,  da  ihr eigenes Amt davon ja nicht beeinträchtigt wird und sie bei einem Maximum an persönlichem finanziellem Gewinn ein Minimum an persönlicher Verantwortung übernehmen müssen. Genaugenommen brauchten wir ja weder einen Außenminister noch einen Wirtschaftsminister, denn deutsche Außenpolitik wird in den USA gemacht und deutsche Wirtschaftspolitik in Brüssel. Trotzdem hat sich die Anzahl gutdotierter Ministerposten auf nationaler Ebene stetig erhöht.

Angst als einzig auslösendes Moment für politisches Wohlverhalten gegenüber ausländischen Forderungen scheint mir da als Erklärungsansatz etwas dürftig.

15 Kommentare zu „Die Leisetreter“

  • Freidenker:

    Natürlich hängt es mit der Niederlage von 45 und dem Status der BRD zusammen.
    Mit Henkel wagt es nun erstmalig einer aus dem Establishment dies auszusprechen. Bin mal gespannt wie lange es dauert bis er als Rechtsextremer oder Verschwörungstheoretiker diffamiert wird ?

    Hier noch ein nettes Filmchen zum Thema….

    http://www.youtube.com/watch?v=YZ3HCHTV9fI&feature=related

  • @Freidenker

    Glaubst du wirklich Verheugens Behauptung, Deutschland würde als Problem empfunden werden und müsste deshalb eben zahlen, entspräche der absoluten Wahrheit? Ich glaube eher, die Verheugens dieser EU wollen diese Transferunion selbst und um das durchzusetzen, berufen sie sich eben auf WK II und das Ausland.

    Nicht, dass das Ausland die Hitlerkeule nicht einzusetzen wüsste. Das tut es. Dass das aber reibungslos funktioniert, liegt m.E. daran, dass diese Politik deutschen Politiker in die eigenen Pläne passt.

  • Freidenker:

    @ Judith

    Heute werden wir uns nicht einig.  😉

    Hm, die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen, was Urache und was Wirkung ist, wird nicht genau auszumachen sein.

    Andere Länder haben aber dieses Problem mit ihren Politikern nicht, und ich glaube nicht das z.B. Engländer per se über mehr Rückrad verfügen ?
    Also muss es noch andere Gründe geben.

  • @Freidenker

    Wir sind ja nicht hier um uns in allem einig zu sein, sondern um Ansichten auszutauschen.

    Und doch, andere Länder haben diese Probleme auch. Nimm nur Schweden und die moralisierende Beschwichtigungs-und Bestrafungspolitik schwedischer Politiker, wenn es darum geht, Kritiker der desaströsen Zuwanderung mundtot zu machen. Und Schweden hatte keinen Adolf Hitler.

  • Freidenker:

    In der BRD sind die Rahmenbedingungen eben so gesteckt das die „Verheugens“ dieser Republik bei ihrer politischen Laufbahn stets einen starken Rückenwind spüren.
    Nun kann man natürlich die berechtigte Frage stellen wie diese Rahmenbedingungen zustande gekommen sind ?
    Und hier denke ich schon das die Niederlagen von 18 und 45 eine Rolle spielt.
    Ohne diese „Rahmenbedingungen“ wäre ein Verheugen für 2200 Euro brutto im Monat für die Gemüsetheke eines Edekas zuständig. Und im Wissen um diesen Umstand findet er es halt nicht schlimm das die BRD für ganz Europa bluten muss.
    So sehe ich es, grob vereinfacht.
    Mit den Gegebenheiten in Schweden kenne ich mich nicht aus, und da ich kein Politiker bin, werde ich deshalb dazu nichts sagen. 😉

  • Freidenker:

    Ich sag doch was zu Schweden 😉

    Diente die Angst vor dem Teufel und das Fegefeuer dem Machterhalt der Kirche im Mittelalter, so dient heute die Angst vor Hitler den Linken.

    Und Linke gibt es spätestens seit Marx und die Verbreitung seiner Schrift weltweit, also auch in Schweden.
    Deshalb halte ich es auch für möglich das die Linke in Schweden mit Hitler Politik macht.
    So wie eine Mutter ihrem Kind mit der Drohung von Knecht Ruprecht Gehorsam abverlangt, so drohen die Linken mit Hitler.
    Es wurde glaube ich sogar hier mal geschrieben, gäbe es keinen Hitler, die Linken müssten ihn glatt erfinden.
    Und „Links“ ist ne Weltanschauung, und Weltanschauungen haben die Eigenschaft erst dann zu funktionieren wenn die ganze Welt von ihr „beglückt“ wurde. Im Umkehrschluss wird das Scheitern immer damit begründet, das eben nicht die ganze Welt mitgemacht hat.
    Und deshalb wollen Linke immer die ganze Welt in ihr Land, das es nach linker Logik eh nicht gibt, holen.
    So könnte es auch in Schweden sein ???
    Natürlich ist das alles Schwachsinn, aber es scheint zu funktionieren ???

  • Bei http://runder-tisch-niederbayern.de wurde dieses Problem mal kurz mit einigen Verweisen zusammengefasst. Die Politiker scheren sich einen Dreck um unsere Verfassung und Eigenstaatlichkeit. Verheugen ist keine Einzelmeinung, auch Genscher zelebrierte sich heute in der Münchner Runde wieder als EU Fanatiker. Für diese beschränkte Sicht ist das eben alternativlos (das Lieblinswort unserer Kanzlerin und ihrer Hofschranzen).

  • ThePassenger:

    Welt-Online berichtete gerade nichts gringeres als dass die Währungsunion i ihrer derzeitigen Form am seidenen Faden hängt:
     
    Merkels letzte Chance, den harten Euro zu retten

    Wenn die EU-Partner auch diese rote Linie nicht akzeptieren, sind sie es, die unsolidarisch sind. Die Frage nach Alternativen ist dann unvermeidbar.

    http://www.welt.de/debatte/article11627315/Merkels-letzte-Chance-den-harten-Euro-zu-retten.html
    Ich denke die Analysephase haben wir hinter uns, was wären die Konsequenzen? Wie kommen wir raus, was kostet uns das, was werden die anderen tun, wie geht es weiter?
     
    Sind Verheugen, Genscher & Co nur verwirrte alter Männer oder ist was dran? Was wird Onkel Sam dazu sagen wenn wir wirklich flügge werden? Ist jetzt die Zeit in der sich zeigt wer die echten Freunde Deutschlands sind?

  • diegedankensindfrei:

    Es gibt keine Freundschaften unter Staaten sondern nur gemeinsame Interessenslagen. Eine kluge Außenpolitik sucht in wesentlichen Punkten Übereinstimmungen und in anderen, divergierenden,  die Verhandlungslösung. Gibst du mir, geb ich dir. Deutschland erscheint mir aber hier wie der entmündigte Erbonkel. Wenn der aufbegehrt kommt eben die Zwangsjacke.

  • @The Passenger

    Was die Rückkehr zur D-Mark kosten würde

    M.E. sind es nicht die monetären Kosten, weshalb deutsche Politiker die Wiedereinführung ablehnen – der Euro ist wie die EU kein Projekt ausschließlich wirtschaftlicher Prämissen. Wenn es auch so verkauft wird und jeder Widerspruch mit Hinweis auf WK II und Adolf Hitler niedergebügelt wird. Ich glaube, dass Herrn Henkel jetzt erst dämmert, dass die Währungsunion zu keiner Zeit ein ausschließlich wirtschaftliches Projekt war.

    Deutschland hat keine Freunde. Kein Staat hat Freunde sondern höchstens Verbündete -solange die Interessen nicht kollidieren. Die Frage ist also: Wieviel Potenz und Wille besitzt Deutschland, um eigene Interessen durchzusetzen. Und damit meine ich die Deutschen als Volk, nicht ihre Politiker. Welchen Preis sind die Deutschen bereit zu zahlen? Wenn ich mir das ständige Gejammer und die Fixiertheit auf Sozialleistungen, Sozialleistungen und Sozialleistungen anschaue denke ich: Gar keine.

  • ThePassenger:

    @Judith
     
    Danke für den aufschlussreichen Link, er vermittelt einen guten Eindruck zum wirtschaftlichen Hintergrund.
    Zudem habe ich noch folgendes gefunden:
    EU-Krisenländer schulden Deutschland über 500 Milliarden Dollar
    http://www.shortnews.de/id/866681/EU-Krisenlaender-schulden-Deutschland-ueber-500-Milliarden-Dollar
     
    Intteressant: Die Gesamtforderungen an die PIGS (ohne Italien) belaufen sich auf 2,2 Billionen, Deutschland ist also mit grob 25% mehr als überdurchschnittlich dabei.
     
    Die Forderungen dürfen nicht verfallen, sind aber in Euro, ent. Verluste wären bei eine Wiedereinführung der D-Mark gegeben. Desweiteren dürfte der Euro nach einem Austritt weiter im Wert sinken und so den Verlust noch mehr erhöhen. Der Effekt würde aber bei einer Beibehaltung des Euro ebenso eintreten, Entschuldung über Inflation ist zu verlockend.
     
    Zu beachten wäre dass nach einem Austritt wohl einige Staaten einen Bankrott hinlegen würden, die Forderungen also auf absehbare Zeit nicht begleichen können.
     
    Zum Vergleich: Der Bundeshaushalt 2010 betrug 327,7 Milliarden Euro.
     
    Interessant dürfte auch die Stunde der Wahrheit werden wenn die Kleinanleger (Lebensversicherungen etc., nicht die Zocker) merken wo ihr Geld wirklich investiert wurde – und das es nicht mehr da ist.
     
    Unter dem Strich dürften wir uns von einem guten Teil der 500 Mrd. sofort verabschieden, der Rest wird durch Inflation weiter entwertet. Wenn wir 50%  zurückbekommen können wir, glaube ich, die Hand zumachen.
     
    Der wichtigste Punkt in Bezug auf Verheugen, Onkel Adi und den WKII scheint mir aber zu sein was denn die „Sieger“ an Gegenmaßnahmen in Petto haben. Der Ausspruch der Euro wäre ein „Versailles ohne Krieg“ wäre also zu korrigieren: Der Euro ist eine Art Versailles, allerdings als Spätfolge des Krieges. Was faktisch nichts ändert.
     
    Würde Frankreich das Saarland besetzen? Würden die Euro-Alliierten ihre Besatzungszonen beanspruchen? Wie käme das auf dem globalen Parkett an? Was wäre der politische Preis für eine Rückkehr zur D-Mark?
     
    Würde ein Austritt aus dem Euro vor dem Hintergrund nicht mit der Aussetzung des Versailler Vertrages gleichgesetzt?
     
    Wo wären wir nach dem Austritt? Wir hätten ein wirtschaftlich starkes Deutschland, mehrer kleiner Länder (Nordländer) auf Augenhöhe und den verarmten Rest. Eine Situation die es historisch bereits mehrmals gegeben hat.
     
    Da die Sache mit Euro langsam ernst wird meine ich ist an der Zeit sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, das reflexhafte „Die D-Mark war aber besser“ sollte mit durchdachten Argumenten unterfüttert werden, das scheint mir nur bei einem Bruchteil der D-Mark Befürworter der Fall zu sein. Schliesslich wird es das Volk sein dass die Zeche zu zahlen hat. Anders gefragt: Wenn Otto Normalverbraucher klar wird wieviel von seinem Sauerverdienten durch den Wechsel zur D-Mark verloren geht, würde er nicht doch wieder umfallen?
     
    Da schliesst sich die innenpol. Frage an ob man damit eher Druck vom Kessel nimmt oder ihn nicht sogar erhöht.
     
    Die Option Nordeuro/Südeuro würde an den finanziellen Folgen kaum etwas ändern, Deutschland aber pol. nicht isolieren. In Abwägung der derzeit bekannten Fakten & Einschätzungen wäre das wohl die zu präferierende Option. Ein Deutschland in der Mitte Europas dass zwischen allen Stühlen sitzt scheint mir doch etwas zu gewagt.

  • @ ThePassenger

    Das denke ich auch. Vor allem eine Isolierung Deutschlands muss verhindert werden. Das gilt zwar im Prinzip für alle Staaten, doch für Deutschland im besonderen Maß. Ich glaube, Henkel schlug diese Option, Nordeuro/Südeuro, auch vor.

  • Freidenker:

    Und warum haben gerade deutsche Banken den wirtschaftlich schwachen Ländern ihr Geld geradezu aufgedrückt ?
    War es vielleicht politisch gewollt ?
    Für mich stellt sich die Situation eher so da, das mit Einführung vom Euro eine Goldgräberstimmung herrschte, und in einer Art Wettrennen wollten alle dabei sein. Vielen war zwar klar das das auf Dauer nicht funktionieren konnte, aber sollte der Schwindel auffliegen, werden alle Staaten so tief drinhängen das sie wohl oder übel gute Miene zum bösen Spiel machen müssen.
    Erinnert mich stark an die „Bankenkrise“, oder „Immobilienkrise“, die Strickmuster sind die gleichen, und die Deppen sind auch die gleichen, mal wieder die Steuerzahler.

  • Paul:

    Wie, warum und womit wir unsere Nachbarn „gefährden“, erläutert Verheugen bedauerlicherweise nicht. Weiß vielleicht Wikileaks was von geheimen Wunderwaffen? Oder sind die so geheim, dass nicht mal Westerwelles Büroleiter dahinterkam?

    Verheugen lässt uns mit unseren düsteren Ahnungen im Regen stehen. Er ist aber kein Unmensch. Um uns die Zeit zu vertreiben, führt er ein intellektuelles Kunststück der erlesenen Sorte auf: Nachdem er die Europäische Union zu Deutschlands Gefängnishof erklärt hat, fordert er nämlich von uns Inhaftierten, wir sollten unseren Wärtern auch noch zutiefst dankbar sein und „ein Stück der Solidarität zurückgeben, die wir über Jahrzehnte erfahren haben“.
    So, so: Der ewige Hauptnettozahler soll „ein Stück der Solidarität zurückgeben“, die ihm die freundlichen Nettoempfänger „über Jahrzehnte“ gnädig gewährt haben. Dieser Satz muss ganz langsam den Gaumen runter, um sein volles Aroma zu entfalten – bevor es einem unweigerlich wieder hochkommt.

    Aus: Wochenrückblick mit Hans Heckel
    http://www.preussische-allgemeine.de/zeitung/nachrichten/artikel/eine-schande.html

  • Freidenker:

    Verheugen und Junker spielen ein gefährliches Spiel, die Kernaussage ihrer Sätze ist doch die: Sollte Deutschland nicht im wirtschaftlichen Interesse anderer Länder funktionieren, so kann ein Krieg nicht ausgeschlossen werden.
    Zum Glück hat die Umerziehung so gut funktioniert, sonnst könnten doch tatsächlich ein paar BRD-Insassen auf die Idee kommen, von diesen Standpunkt aus die Geschehnisse von 1914 und 1939 noch mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

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