Inhaltsverzeichnis

Reise nach Jerusalem

Wer kennt das Spiel nicht: Es ist immer ein Stuhl weniger vorhanden, als Stuhlanwärter. Alle umrunden den Stuhlkreis – dann ertönt ein Signal: Wer jetzt nicht sitzt ist raus aus dem Spiel.  Am Schluss gibt es immer nur einen Gewinner und viele Verlierer.

Das Spiel fiel mir spontan ein, als ich von der Reise der sechs Vetreter von FPÖ, Vlaams Belang, Schwedendemokraten und Die Freiheit nach Israel las. Wobei „Die Freiheit“ bisher noch nicht einmal zu irgendeiner Wahl angetreten ist.

Wer letztendlich der Gewinner unter den zahllosen Stuhlanwärtern sein wird, ist noch nicht vorausszusehen. Ein gewitzter Spielleiter wird dafür sorgen, dass immer genügend Ersatzspieler vorhanden sind, falls er mal einem sich stabil sitzend wähnenden Kandidaten den Stuhl unter dem Hintern wegzieht – und wer die Musik scheußlich findet, kann sowieso nicht gewinnen: Selbst wenn er sitzt, sitzt er nach ekligem Gedudel. Außerdem, und das lernen intelligente Kinder bereits im Kindergarten,  ist der tatsächliche Gewinner immer der Spielleiter: Er muss sich nicht balgen, er bestimmt die Musik, er bestimmt das Signal. Es ist ergo viel viel erstrebenswerter, Spielleiter zu sein als Stuhlanwärter.

Doris Neujahr hat die Reise samt Erklärung am besten auf den Punkt gebracht. In „Haste mal ’ne Kippa“ u.a. damit:

Wie will man damit dem Problem der Islamisierung und den europäischen Realitäten und Interessen insgesamt gerecht werden? Der Islam gewinnt hier an Stärke, weil die Staaten sich als schwach erweisen. Die Schwäche drückt sich unterschiedlich aus: in der Destruktion nationaler Identitäten, des Rechtsstates, der parlamentarischen Strukturen und der Sozialsysteme; in der fortschreitenden Abhängigkeit der Politik von den internationalen Finanzzentren; im Transfer nationaler Souveränität und Verantwortlichkeit an transnationale Organisationen, die sich jeder Verantwortlichkeit entziehen, die den Demos entmündigen und zum politischen und finanziellen Ausbeutungsobjekt herabwürdigen. […]

hofft aber, dass die EU-Rechten eine Strategie ala Machiavelli leitet. Und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Der ganze JF-Artikel Neujahrs ist heute online gestellt: Haste mal ’ne Kippa?

3 Kommentare zu „Reise nach Jerusalem“

  • Freidenker:

    Die Reise der Rechtsparteien nach Israel hat mich gelinde gesagt auch irritiert.
    Anhänger der jüdischen Weltverschwörungstheorie werden durch diese Reise sicher bestärkt.
    Vielleicht soll die Reise auch eine Art codierte Botschaft sein, rational ist sie für mich jedenfalls nicht mal ansatzweise erklärbar.
    Ob man seine Politikfähigkeit ausgerechnet dadurch beweist, das man sich mit religiösen Fundamentalisten zeigt, und um nichts anderes handelt es sich bei den Siedlern, möchte ich mal schwer in Frage stellen.
    Aber in einem bin ich mir ziemlich sicher, sollten wir um den Kampf gegen die Islamisierung Europas aufzunehmen, wirklich die Absolution Israels nötig haben, dann hat Europa sich seine Islamisierung wirklich verdient.

  • Freidenker:

    Israel hat gerade mal wieder ein paar Luftangriffe gegen die Palestinänser geflogen, so ist es eben im Spon zu lesen, und im Forum kratzen sich die 2 Parteien mal wieder die Augen aus.
    Da ich dort nicht angemeldet bin, und auch nicht gedenke es zu tun, missbrauche ich mal eben diesen Blog, passt aber auch so irgendwie zum Artikel.

    Ich verurteile den Luftangriff Israels aufs schärfste, auch ohne über die genauen Umstände bescheid zu wissen !!!
    Und ich erlaube mir an Israel einen höheren moralischen Maßstab anzulegen als an die Palestinenser, das mag ungerecht erscheinen, aber hierzu habe ich handfeste Gründe.

    1. Weil Israel ein Land ist das von Deutschland HiTec-Waffen geliefert, ja sogar geschenkt bekommt, und auch sonnst massivst unterstützt wird.

    2. Weil Israel seinen Sonderstatus unter anderem dadurch begründet, die einzigste rechtstaatliche Demokratie im nahen Osten zu sein, rechtstaatliche Demokratien sollten sich nun mal an das Völkerrecht halten, auch beim Siedlungsbau.

    3. Weil Israel seine Existenz der Uno verdankt, sich aber um die von der Uno festgelegten Grenzen einen feuchten Kehricht schert.

    4. Weil Israel die Judenverfolgung dazu nutzt sich selbst moralisch zu überhöhen, diesen Anspruch selbst aber in keinster Weise gerecht wird.

    5. Weil Israel behauptet die Palästinenser würden auch dann weiterkämpfen wenn sich Israel auf seine völkerrechtlichen Grenzen zurückziehen würde.
    Die ist eine klassische Nebelkerze. Zum einen ist es eine reine Spekulation.
    Und selbst wenn die Kämpfe weitergeführt werden, so würde in diesem Fall niemand Israel sein Recht auf Verteidigung absprechen.

    Hinzu kommt noch das Israel den Palästinensern finanziell und millitärisch so ca. um den Faktor 1000 überlegen ist (eben nicht nur aus eigener Kraft), und es nun mal eine menschliche Eigenschaft ist mit dem Schwächeren zu sympathisieren.

  • Habicht:

    Antreten zum Befehlsempfang und zur Überprüfung.
    Mehr kann man dazu nicht sagen.
    Es sollen wohl Nachfolgeparteien der etablierten Parteien aufgebaut werden, da die Lügen der Altparteien nicht mehr verfangen.

Kommentieren