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Trotz Problemen: Anteil an Christen in Israel wächst

Als die Sowjetunion in den neunziger Jahren zusammenbrach, wanderten mehr als eine Millionen ehemalige Sowjetbürger nach Israel ein. Dabei handhabte der Staat Israel das „Rückkehrgesetz“ liberaler, als die Halacha, nach der nur Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat. Dem israelischen Staat reichte bereits der Nachweis jüdischer Großeltern um direkt einzubürgern.

Viele dieser aus der ehemaligen Sowjetunion Zugewanderten empfinden sich aber nicht als Juden sondern als Christen. Und: Der Anteil an Christen in Israel wächst – in 15 Jahren um mehr als 26 % auf mehr als 150.000. Hinzu kämen Zehntausende, die nicht registriert seien, sagt Aristobulos, der griechisch-orthodoxe Priester aus Jerusalem. Allerdings birgt diese doppelte Identität einige Probleme:

„In Israel sind christenfeindliche Vorurteile weit verbreitet“, sagt Rabbiner Ron Kronish, Direktor des Interreligiösen Koordinierungsrats. 2000 Jahre kirchlicher Judenhass hätten Narben hinterlassen. Hinzu käme eine zunehmend ausländerfeindliche Tendenz in der Regierung, die in der wachsenden Zahl christlicher Staatsbürger ein Problem sieht: „Viele fürchten, dass man Juden bekehren könnte“, sagt Kronish.

Äußerlich leicht erkennbare Christen wie Bruder Goosan Aljanian vom armenischen Patriarchat berichten von Übergriffen durch ultraorthodoxe Juden: „Wir werden angespuckt oder angepöbelt“, sagt er und fügt hinzu, dass „unsere jungen Mönche ihnen nie etwas schuldig bleiben“.

Nun ist die Rechtfertigung, die sich auf angeblich 2000 Jahre kirchlichen Judenhass beruft, ähnlich unehrlich, wie die Christenfeindlichkeit in Teilen der muslimischen Welt “ auf Grund der Kreuzzüge“, weil dabei beide , Juden und Muslime, die vorangegangene eigene Verfolgung des Christentums vollkommen ausblenden. Aber zurück zum Thema: Bereits im Februar offenbarte die FAZ die Schikanen, unter denen Christen in Israel zu leiden haben – strenggläubige Juden bespucken und demütigen sie so sehr, dass sich im Herbst 2009 die Kirchenvertreter an die israelische Regierung mit Bitte um Hilfe wandten.

[1] Bespuckt und gedemütigt in der Heiligen Stadt
Im vergangenen Herbst haben Kirchenvertreter die israelische Regierung um Hilfe gebeten. Der Grund: Strenggläubige Juden demütigten wiederholt Christen. Bei der Vermittlung half schließlich deutsches Geld. Nun scheint sich die Lage zu beruhigen.

Allerdings – auch das gehört zur ehrlichen, umfassenden Berichterstattung- verurteilte Beth Din Tzedek, das Gericht der orthodox-jüdischen Gemeinschaft und zugleich seine höchste Instanz , die religiös-rassistischen Übergriffe scharf und veröffentlichte einen entsprechenden Brief:

„In jüngster Zeit haben sich Nichtjuden wiederholt darüber beschwert, dass sie mehrfach schikaniert und beschimpft worden seien, von verantwortungslosen Jugendlichen an verschiedenen Orten in der Stadt, insbesondere in der Umgebung der Shivtei Yisrael Straße und nahe des Grabs von Shimon dem Gerechten. Geistliche und Ordensfrauen wurden bespuckt und einige Christen mit Steinen beworfen. Christenfeindliche Graffiti prangten an Kirchen und Heiligen Stätten.

Abgesehen von der Entweihung des Heiligen Namens, was schon allein eine schwere Sünde darstellt, ist das Provozieren von Nichtjuden unseren Weisen zufolge, gesegnet sei ihr heiliges und gerechtes Angedenken, verboten und für tragische Konsequenzen für unsere Gemeinschaft verantwortlich.“

Eine klare Stellungnahme der Nichtchristen. Doch hat sich die Lage für die Christen in Israel tatsächlich entspannt, wie die FAZ im Februar annahm? Liest man den Artikel von Gil Yaron – eher nicht. Trotzdem leben Christen in Israel bedeutend sicherer und besser, als in vielen muslimischen Ländern, in denen sie massiv verfolgt, gequält und teilweise vertrieben werden. Möge das Christentum in Israel weiter blühen und gedeihen.

8 Kommentare zu „Trotz Problemen: Anteil an Christen in Israel wächst“

  • Freidenker:

    Israel wurde angeblich geründet als „Fluchtburg“ der verfolgten Juden in aller Welt, hierzu wurde die Hologeschichte geradezu überstrapaziert.
    Ob man das nun gut oder schlecht findet, bleibt jedem selbst überlassen.

    Aber was bewegt nun Menschen die nichts mehr mit dem Judentum zu tun haben, sich selbst gar als Christ empfinden, und vielleicht mal einen jüdischen Opa hatten, wenn überhaupt, nach Israel zu gehen ???

    Mir drängt sich in diesem Zusammenhang das Wort Wirtschaftsflüchtling geradezu auf, auch muss ich an Russen denken die sich eine jüdische Identität „besorgt“ haben um in der BRD Privilegien zu genießen, die es angeblich nicht gibt.

    Das strengläubige Juden nicht begeistert sind wenn die Rassengesetze nicht eingehalten werden liegt auf der Hand, dies war keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal des Österreichers mit dem Bärtchen.

  • @Freidenker

    Die Idee eines Judenstaates wurde lange vor dem Massenmord an den Juden formuliert und auch in Grundzügen umgesetzt. Dass er die Staatenwerdung Israels beschleunigte ist sowohl wahr als auch verständlich.

    Weißt du Freidenker, ich bin nun wahrlich keine Anhängerin der politischen Instrumentalisierung des Massenmords an den Juden, aber seine implizite Abwertung ist genau so abgeschmackt wie seine Aufwertung in den Rang einer Religion. Solche Gruppierungen sind Zwillinge im Geiste und nähren sich gegenseitig.

    Zweitens: Wo, wenn nicht im Nahen Osten, der Wiege des Christentums, soll man denn auf ein blühendes und gedeihendes Christentum hoffen?

  • Freidenker:

    @ Judith

    Du gehst davon aus das die russischen Christen aus religiöser Überzeugung nach Israel gingen, ich kenne in diesem Zusammenhang nicht die Fakten, halte es aber eher für unwahrscheinlich.

    Soweit ich mich mit dem Leben und Wirken von Jesus auseinandergesetzt habe, vor dem ich im Übrigen allerhöchste Hochachtung empfinde, auch wenn ich mich selbst nicht als gläubig bezeichnen würde.
    Also soweit ich Jesus verstanden habe, ist es völlig gleichgültig wo man sich körperlich befindet um ein Christ zu sein.
    Und wenn ein Christ nach Israel übersiedelt um dort ein besserer Christ zu werden, oder sich so näher an Gott wähnt, so hat er vermutlich was falsch verstanden.
    Das ist natürlich eine religiöse Frage/Ansichtssache, und die wird wie alle religiösen Fragen hier auf Erden wohl nicht entgültig zu beantworten sein.

  • virOblationis:

    @ Freidenker
    Auch der hl. Hieronymus (geb. ca. 347, gest 419/420) meinte, es sei gleichgültig, wo man als gläubiger Christ lebe; in Palästina ist man Gott nicht näher als in Italien oder anderswo. Dennoch hat sich Hieronymus selbst in Bethlehem niedergelassen, um dort ein Kloster zu gründen, in dem er bis zu seinem Lebensende wohnte und als Gelehrter arbeitete (Vulgata-Übersetzung).

  • @ Freidenker

    Sicher ist man Gott überall nahe, trotzdem wäre es schön, wenn gerade in der Wiege des Christentums das Christentum neu aufblühen könnte.

    Ob die Einwanderung nach Israel wirklich nur wirtschaftlichen Interessen folgte, kann ich sowenig beurteilen wie du, allerdings bot die BRD da bedeutend größere Anreize. Wäre es also ausschließlich darum gegangen, wäre die BRD m.E. eher der Ort der Wahl gewesen.

  • ThePassenger:

    Ob die Einwanderung nach Israel wirklich nur wirtschaftlichen Interessen folgte…

     
    Das ist einfach: Bei den jüdischen Auswanderern handelt es sich um Kontingentflüchtlinge, eine Art deutscher Greencardverlosung:
    http://www.aufenthaltstitel.de/stichwort/konti.html

  • hutlos:

    man sieht an diesem beitrag beispielhaft, daß christen, juden und moslems geistig wie geografisch aus der gleichen asiatischen ecke kommen.
     
    wie vor 2000 jahren durch die römer das asiatische christentum mit den sklavenheeren nach europa eingeschleppt wurde, so wird heute der islam durch armutswanderungen nach europa eingeschleppt.

  • Wahr-Sager:

    Ist es eigentlich legitim, auch so manchem Juden in aller Deutlichkeit einen schlechten Charakter zu bescheinigen, oder fungiert das schon unter dem Mantra Antisemitismus?
    Es gibt ein YouTube-Video, auf dem ein Junge jüdischen Glaubens hasserfüllt zu einem Reporter sagt: „You and your fucking Jesus can kiss my ass“ sowie „Fuck you, you Nazi“ und „We’re killed Jesus, we’re proud of it“.
    Schlimm wäre es, wenn es nur solche Juden gäbe. Aber das ist zum Glück ja nicht der Fall. Ansonsten wäre eine Pauschalisierung in der Tat Antisemitismus – und nur dann; und nicht, wenn es ein Michel Friedman und Konsorten so will.

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